Herzgesundheit ist kein Zufall: Jetzt gegen „Big Five“-Risikofaktoren für Herzinfarkt aktiv werden
Weltherztag: Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weiterhin Todesursache
Nummer eins in Deutschland und verursachen viele Tausend Fälle schwerer
Invalidität. Die Deutsche Herzstiftung, der Bundesverband Niedergelassener
Kardiologen (BNK) und die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher
Apothekerverbände sensibilisieren für die aktive Vorsorge der wichtigsten
fünf Risikofaktoren Bluthochdruck, hohes LDL-Cholesterin, Übergewicht,
Diabetes und Rauchen
Jährlich sterben über 348.000 Menschen an den Folgen von Herz-Kreislauf-
Erkrankungen wie Koronare Herzkrankheit (KHK), Herzinfarkt, Schlaganfall
und Herzschwäche. Verursacht werden diese Erkrankungen (neben der
erblichen Veranlagung) vor allem durch diese fünf Risikofaktoren:
Bluthochdruck, hohes LDL-Cholesterin, Übergewicht, Diabetes und Rauchen.
„Diese Risikofaktoren nennen wir die ,Big Five‘. Sie schädigen über viele
Jahre hinweg auf unterschiedliche Weise Herz und Gefäße – manche lange
unbemerkt im Stillen wie Bluthochdruck und hohes LDL-Cholesterin. Das
Schlimme ist, sie multiplizieren sich in ihrer Wirkung. So gravierend sie
sich auf die Herzgesundheit auswirken: Wir haben viel gegen sie in der
Hand, indem wir im besten Fall bereits mit 35 Jahren Cholesterin,
Blutzucker und Blutdruck checken lassen und durch einen gesunden
Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung und ausgewogener Ernährung unsere
Herzgesundheit schützen“, betont der Kardiologe Prof. Dr. Heribert
Schunkert, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen
Herzstiftung. „Und mit dem Rauchen sollte man am besten gar nicht erst
anfangen oder so schnell wie möglich wieder damit aufhören“, so der
Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen am TUM Klinikum
Deutsches Herzzentrum München.
„Herzgesundheit ist kein Zufall – mach die ,Big Five‘ zur Prio1!“
Unter diesem Motto startet deshalb die Deutsche Herzstiftung gemeinsam mit
dem Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK) und der ABDA –
Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände zum Weltherztag (29.9.) eine
bundesweite Aufklärungsaktion mit Info-Paketen für Apotheken, Arztpraxen
und Interessierte. Die Aktionspakete können noch angefordert werden unter
https://www.herzstiftung.de/we
viele Betroffene und auch herzgesunde Menschen über Herz-Kreislauf-
Erkrankungen zu informieren. Sie alle sollen mit Hilfe der Aktion
verstehen, warum Prävention so wichtig ist und wie sie selbst aktiv werden
können, um wirkungsvoll Einfluss auf ihre Herz-Kreislauf-Risiken zu
nehmen.
Denn Millionen Frauen und Männer in Deutschland leiden bereits an Herz-
Kreislauf-Erkrankungen. Die koronare Herzkrankheit (KHK) liegt mit rund
4,7 Millionen Betroffenen dabei an der Spitze. Die Folge sind
Durchblutungsstörungen des Herzens, die bis zum Herzinfarkt voranschreiten
können. Die KHK wird gefolgt von der Herzinsuffizienz (Herzschwäche) mit
vier Millionen Betroffenen. Bei den Risikofaktoren liegt der Bluthochdruck
mit über 20 Millionen Menschen in Deutschland vorne.
Mit 50 im grünen Bereich bei den „Big Five“: Gewinn an Lebensjahren
Eine internationale Studie (1) hat kürzlich zeigen können: Wer im Alter
von 50 Jahren einen normalen Blutdruck, normale Cholesterinwerte und ein
gesundes Körpergewicht hat, nicht raucht und nicht an Diabetes erkrankt
ist, bleibt im Vergleich zu Personen mit allen fünf Risikofaktoren länger
von Herzkrankheiten verschont und lebt insgesamt länger: Frauen ohne
Risikofaktoren sterben 14,5 Jahre später als Personen, die im mittleren
Alter alle fünf Risikofaktoren aufweisen; Männer sterben 11,8 Jahre
später.
„Diese Studie demonstriert zum einen: Je eher man vorsorgt durch Bewegung
und gesunde Ernährung, desto besser. Und wer frühzeitig seine Risiken
kennt, etwa erhöhte Cholesterin-, Blutzucker- und Blutdruck-Werte, der
kann ebenfalls noch gut durch Lebensstilmaßnahmen und gegebenenfalls eine
medikamentöse Therapie der gefäßschädigenden Wirkung dieser Faktoren
gegensteuern“, unterstreicht der Kardiologe Dr. Norbert Smetak,
Bundesvorsitzender des BNK mit eigener kardiologischer Arztpraxis in
Kirchheim Teck. „Zum anderen zeigt die Studie: Für Prävention ist es nie
zu spät: Auch im mittleren Alter lohnt es sich noch immer, seine
Risikofaktoren anzugehen und zu behandeln – für mehr Lebensqualität und
Gewinn von Lebensjahren“, so der BNK-Vorsitzende. Der BNK ist ein
Zusammenschluss von über 1.200 niedergelassenen Fachärztinnen und
Fachärzten mit dem Schwerpunkt Kardiologie in ganz Deutschland.
Die Folgen unbehandelter LDL-Cholesterinwerte im Blut, eines unbehandelten
Diabetes mellitus und Bluthochdrucks sind gravierend, da sich die Gefahr
für Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenschäden um ein Vielfaches erhöht.
Wie die genannte globale Studie (1) zudem ergab: Je mehr Risikofaktoren
gleichzeitig vorliegen, desto stärker geht dies zu Lasten der
(herzgesunden) Lebenszeit. Rauchen und Diabetes hatten unter den
untersuchten Faktoren den stärksten lebenszeitverkürzenden Effekt (Rauchen
um 5,6 Jahre/Diabetes um 6,4 Jahre).
Gefahr durch leise „Gefäßkiller“ Bluthochdruck, LDL-Cholesterin und
Diabetes
Bluthochdruck, erhöhtes LDL-Cholesterin und Diabetes mellitus, die
Hauptrisikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall, sind wegen ihrer
meist schleichenden Symptomatik („leise Gefäßkiller“) besonders
gefährlich. Oft bleiben sie lange unerkannt und damit unbehandelt. Doch
selbst, wenn sie diagnostiziert wurden, sind sie häufig unzureichend
behandelt. Betroffene sehen oft nicht die ernsthafte Notwendigkeit, „weil
ja nichts weh tut“ und darunter leidet dann möglicherweise auch die
Therapietreue. Um Herz-Kreislauf-Risikofaktoren frühzeitig zu erfassen,
empfiehlt die Deutsche Herzstiftung den regelmäßigen Gesundheits-Check-up
bei der Hausärztin oder dem Hausarzt. Dieser kann ab 18 Jahren einmalig
und ab 35 Jahren dann alle drei Jahre erfolgen (bezahlt von der
gesetzlichen Krankenkasse). Durchgeführt wird der Check von
Allgemeinmedizinern, praktischen Ärzten und Internisten. Das EKG in Ruhe
und unter Belastung sowie die Ultraschalluntersuchung des Herzens ergänzen
das Untersuchungsspektrum. Darüber hinaus erlauben es etwa
Ultraschalluntersuchungen der Halsschlagadern oder der Becken- und
Beingefäße, frühzeitig Gefäßverkalkungen zu erkennen, die für die
Betroffenen noch ohne Symptome sind.
Apotheken unterstützen in Prävention und Gesundheitsförderung
„Wir leisten in den Apotheken einen wichtigen Beitrag, Patientinnen und
Patienten beispielsweise mit erhöhten Blutdruck-, Blutzucker- und
Cholesterinwerten zu identifizieren und ihnen eine zeitnahe ärztliche
Untersuchung anzuraten“, betont ABDA-Präsident Thomas Preis. „Dabei kann
sich im Zuge einer Messung herausstellen, dass Betroffene zwar in
Behandlung wegen ihres Bluthochdrucks oder ihrer Lipidstörung sind, aber
nicht merken, dass ihre Werte nicht gut eingestellt sind. Hier bilden wir
eine Brücke zum behandelnden Arzt.“ Auch unterstützen Apotheken durch
beraterische Leistungen und fachliche Informationen bei erhöhtem Diabetes-
Risiko. Sie unterstützen bei der Tabakentwöhnung und bei Mangel- und
Fehlernährung, um Übergewicht zu vermeiden oder zu reduzieren und helfen
bei der richtigen Einnahme von Medikamenten.
Beispiel Bluthochdruck: Die Überprüfung der Blutdruckeinstellung können
Apotheken im Rahmen der pharmazeutischen Dienstleistung ,Standardisierte
Risikoerfassung hoher Blutdruck‘ einmal pro Jahr bei Hochdruckpatientinnen
und -patienten mit einer Beratung in Abhängigkeit der gemessenen
Blutdruckwerte anbieten. Die altersabhängigen Empfehlungen zur Bewertung
der gemessenen Blutdruckwerte in der Apotheke wurden gemeinsam von der
ABDA und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und
Kreislaufforschung (DGK) entwickelt. Die ABDA ist die Spitzenorganisation
aller Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland. Infos unter:
https://www.abda.de/pharmazeut
Die „Big Five“-Risikofaktoren im Überblick:
Bluthochdruck: Bluthochdruck ist weltweit der häufigste und relevanteste
kardiovaskuläre Risikofaktor. Bluthochdruck schädigt unbemerkt die
Gefäßwände und erhöht drastisch das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall
und Nierenschäden.
TIPP: Wenn Sie Ihren Blutdruck nicht selbst kontrollieren können, nutzen
Sie zum Beispiel die Möglichkeit, für einen unkomplizierten Blutdruck-
Check in einer öffentlichen Apotheke oder den nächsten Arzt-Termin. Bei
Beschwerden oder unerklärlichen Schwankungen sollte ein Arzt die Werte
nochmals prüfen. Mehr Infos unter
https://www.herzstiftung.de/bl
Hohes Cholesterin: Zu hohe Cholesterinwerte fördern Ablagerungen (Plaques)
in den Arterien – das kann sie stark verengen. Das ist typisch bei einer
koronaren Herzkrankheit (KHK), der häufigsten Ursache für einen
Herzinfarkt oder plötzlichen Herztod. Reißen zum Beispiel die sogenannten
atherosklerotischen Plaques, kann sich ein Blutgerinnsel bilden und ein
Herzgefäß komplett verschließen. Eine Erhöhung ist meist Folge einer
genetischen Veranlagung. Mehr Infos unter
https://www.herzstiftung.de/ch
Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit): Übergewicht belastet Herz und
Kreislauf dauerhaft, fördert Entzündungen im Körper und auch das Entstehen
von Gefäßablagerungen (Atherosklerose). Und das erhöht wiederum das Risiko
für Bluthochdruck, Diabetes, Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen. Mehr
Infos unter https://www.herzstiftung.de/ue
Rauchen: Rauchen/Nikotinkonsum verengt die Blutgefäße und beschleunigt die
Gefäßverkalkung – das macht dann Herzinfarkte und andere schwere
Folgeerkrankungen wie COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und
pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit) wahrscheinlicher und
verkürzt die Lebenszeit. Infos zum Rauchstopp: https://www.herzstiftung.de
/rauchen-aufhoeren
Diabetes: Zu viel Zucker im Blut, wie es bei Diabetes typisch ist,
schädigt auf mehreren Wegen langfristig Blutgefäße und Nerven – besonders
am Herzen. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzschwäche ist
bei Diabetes verdoppelt. Mehr Infos unter:
https://www.herzstiftung.de/di
Herzkrankheiten und Risikofaktoren immer behandeln
Herzerkrankungen und ihre Risikofaktoren sind vor allem gefährlich, wenn
sie unentdeckt oder unbehandelt bleiben. Deshalb raten Herzstiftung, BNK
und ABDA zu regelmäßigen Kontrollen. Symptome wie Brustschmerzen sind
eindeutige Warnsignale. Doch auch Beschwerden wie eine schnelle
Ermüdbarkeit und ein schnelles außer Atem kommen sollten nicht vorschnell
auf Alter oder Stress geschoben, sondern ernst genommen und zeitnah
medizinisch geklärt werden. Nur so können therapeutische Maßnahmen
eingeleitet und schwerwiegende Folgen wie Herzinfarkt, Schlaganfall,
Herzschwäche oder plötzlicher Herztod verhindert werden.
(wi/Online-Red.)
Literatur
(1) Magnussen C. et al. (2025): Global Effect of Cardiovascular Risk
Factors on Lifetime Estimates. doi: 10.1056/NEJMoa2415879
Service-Infos zum Weltherztag
Website zum Weltherztag mit Bestellmöglichkeit von Aktionspaketen:
https://www.herzstiftung.de/we
HerzFit – Gesund blieben mit dem Smartphone
Die HerzFit-App bestimmt das Herzalter und hilft dem Herzinfarkt
vorzubeugen. Die App ist kostenfrei im Apple- oder Google Play Store
erhältlich. Infos zur HerzFit-App sind unter https://www.herzstiftung.de
/herzfit-app abrufbar.
Weltherztag 2025
Der Weltherztag ist eine Initiative der World Heart Federation (WHF), in
der sich die Herzstiftungen und kardiologischen Fachgesellschaften von
mehr als 100 Ländern zusammengeschlossen haben. Die Interessen von
Deutschland werden von der Deutschen Herzstiftung e. V. vertreten. Der
Weltherztag findet jedes Jahr am 29. September statt und regt zu
Aufklärungskampagnen unter anderem zur Frage an, was jeder Einzelne tun
kann, um Risiken für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder einen
Schlaganfall vorzubeugen.
Weitere Infos zum Thema Herz-Kreislauf-Gesundheitschec
https://www.herzstiftung.de/he
Podcast zum Thema Adipositas mit Dr. Norbert Smetak:
https://www.herzstiftung.de/po