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Neue Krebsmedikamente: Wie sich Nebenwirkungen am Auge behandeln lassen – und was sich in der Versorgung ändern muss

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Moderne Krebsmedikamente wie Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs) und
Immuntherapien können schwerwiegende Nebenwirkungen am Auge bis hin zur
Erblindung verursachen. Doch unser Gesundheitssystem ist strukturell auf
diese Patientinnen und Patienten nicht eingestellt, deren Zahl künftig
noch wachsen wird, warnt die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V.
(DOG).

Daher fordert die Fachgesellschaft eine engere Verzahnung von
Onkologie und Augenheilkunde sowie neue Versorgungspfade. Auf der
Kongress-Pressekonferenz am Donnerstag, den 25. September 2025, stellte
ein DOG-Experte Lösungsansätze vor.

„Die Fortschritte in der Onkologie sind beeindruckend, aber sie haben aus
augenärztlicher Perspektive mitunter einen Preis“, stellt Professor Dr.
med. Philipp Steven vom Centrum für Integrierte Onkologie der Uniklinik
Köln fest. Vor allem neuartige Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs)
zeigen zwar vielversprechende Effekte gegen Tumoren, können jedoch auch
toxische Veränderungen an der Hornhaut hervorrufen. „Wir sehen sogenannte
Pseudomikrozysten, die sich in die optische Achse bewegen und das
Sehvermögen massiv beeinträchtigen können“, erläutert Steven, Experte für
onkologische Nebenwirkungen am Auge.

Diese Nebenwirkungen sind nicht nur belastend, sie können auch einen Stopp
der Krebstherapie erzwingen, um das Augenlicht zu erhalten. „Umso
wichtiger ist es, die vorgeschriebenen augenärztlichen Kontrollen vor und
während der ADC-Therapie konsequent umzusetzen“, betont er. Ähnliches gilt
für klassische Therapien wie Chemotherapie und Bestrahlung – sie können
das Auge dauerhaft schädigen, von der Netzhaut bis zur Tränendrüse.
Gravierend sind auch die Folgen nach Knochenmarktransplantationen: Von
jährlich 4000 Transplantierten entwickeln bis zu 1200 eine schwere
behandlungsbedürftige Augennebenwirkung. „Umfragen zeigen, dass aber nur
10 bis 20 Prozent der Betroffenen in spezialisierten Zentren versorgt
werden“, berichtet der DOG-Experte.

Diese Zahl wirft ein Schlaglicht auf das grundsätzliche Problem. „Es gibt
keine flächendeckend etablierten Vor- und Nachsorgestrukturen für
Nebenwirkungen am Auge, die infolge neuer Krebstherapien auftreten“,
stellt Steven fest. Noch handle es sich bei den ADCs um eine relativ
geringe Zahl an Patientinnen und Patienten, die innerhalb von Studien
behandelt werden. „In Zukunft aber ist zu erwarten, dass viele weitere
Tumorerkrankungen mit ADCs oder anderen Immuntherapien behandelt werden“,
meint Steven. Dementsprechend würde auch die Rate an okulären
Nebenwirkungen ansteigen, die einer Therapie bedürfen.

Wirksame Ansätze zur Behandlung gibt es bereits. „Wir empfehlen
Tränenersatzmittel, je nach Befund auch Cortison-Augentropfen“, so Steven.
„Gute Erfahrungen haben wir außerdem mit Spezialkontaktlinsen und
Eigenblut-Augentropfen gemacht.“ Entscheidend sei jedoch die enge
Kommunikation zwischen onkologischem und augenärztlichem Fachpersonal. „Am
effektivsten ist, gemeinsam die Dosis der Krebsmedikamente anzupassen“,
erläutert Steven. So könne die Toxizität begrenzt und in vielen Fällen
eine vollständige Abheilung erreicht werden.

Für die Zukunft fordert der DOG-Experte ein gestuftes Versorgungskonzept:
Kurzfristig sollten spezialisierte (Studien-)Zentren die Betreuung dieser
Patientinnen und Patienten übernehmen, mittelfristig augenärztliche
Schwerpunktpraxen; langfristig müsste das Thema in der Facharztausbildung
verankert werden. „Wir müssen jetzt handeln, um die Lebensqualität der
Patientinnen und Patienten zu sichern“, betont der Augenarzt.

Die Kosten dafür blieben überschaubar. „Die zusätzlichen Untersuchungen
erscheinen im Vergleich zu den Therapiekosten verschwindend gering“, sagt
Steven. Strukturen wie in der Ambulanten Spezialärztlichen Versorgung
(ASV) oder der „Besonderen Versorgung“ könnten prinzipiell als Modell
dienen, müssten aber kostendeckend kalkuliert sein. „Die Augenheilkunde
ist gefordert, sich aktiv in die onkologische Versorgung einzubringen –
und die Zukunft mitzugestalten.“

Die DOG 2025, der Kongress der medizinisch-wissenschaftlichen
Augenheilkunde, findet vom 25. bis 28. September 2025 im Berliner Estrel
statt.

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