Personalisierte Brustkrebstherapie: neuer Behandlungsansatz für Patientinnen mit eingeschränkter Tamoxifen-Wirkung
Das Dr. Margarete Fischer-Bosch Institut für Klinische Pharmakologie in
Stuttgart hat einen zukunftsweisenden Therapieansatz für
Brustkrebspatientinnen entwickelt, bei denen die Wirkung des
Standardmedikaments Tamoxifen eingeschränkt ist. Die innovative
Kombinationstherapie wurde unter dem Namen TAMENDOX erfolgreich in einer
klinischen Studie getestet. Die Ergebnisse sind nun in der renommierten
Fachzeitschrift Clinical Cancer Research veröffentlicht worden. Gefördert
wurde das Projekt durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie
und Raumfahrt.
Stuttgart, 6. Oktober 2025 – Brustkrebs ist weltweit die häufigste
Krebserkrankung bei Frauen (WHO, 2023). Das Dr. Margarete Fischer-Bosch
Institut für Klinische Pharmakologie (IKP) hat nun in einer klinischen
Studie eine neue Therapie entwickelt, die die Hormonbehandlung bei
Brustkrebs individuell an die Patientin anpasst. Ziel ist es, die
Wirksamkeit von Tamoxifen – einem seit Jahrzehnten eingesetzten Medikament
bei hormonabhängigem Brustkrebs – bei Patientinnen zu verbessern, bei
denen das Mittel bisher nicht wie gewünscht anschlägt.
Tamoxifen hemmt das Wachstum hormonempfindlicher Brustkrebszellen, indem
es das Hormon Östrogen daran hindert, an seinen Rezeptor in den
Tumorzellen zu binden. Damit das Medikament jedoch optimal wirkt, muss es
im Körper in die aktive Form (Z)-Endoxifen umgewandelt werden. Bei etwa
einem Drittel der Patientinnen ist dieser Stoffwechselprozess über das
Enzym CYP2D6 eingeschränkt. Diese Variabilität ist genetisch bedingt und
kann zu einem erhöhten Rückfallrisiko der Brustkrebspatientinnen
beitragen.
TAMENDOX setzt genau hier an: Es ergänzt gezielt (Z)-Endoxifen, um die
unzureichende Umwandlung von Tamoxifen auszugleichen und die Therapie
wirksamer zu machen.
Unter der Leitung des IKP und in Zusammenarbeit mit 38 Kliniken in
Deutschland wurden 235 Patientinnen mit hormonrezeptorpositivem, also
hormonabhängigem Brustkrebs im Frühstadium im Rahmen einer Multicenter-
Studie behandelt. Je nach individuellem genetischen Profil oder
Wirkstoffspiegeln im Blut erhielten die Patientinnen über einen Zeitraum
von sechs Wochen entweder Tamoxifen alleine (Monotherapie) oder in
Kombination mit (Z)-Endoxifen. Es zeigte sich: Brustkrebspatientinnen mit
Kombinationstherapie erreichten die gewünschte Wirkstoffkonzentration im
Blut, wie die, die bei Patientinnen mit Tamoxifen-Monotherapie und einer
normalen Verstoffwechslung gefunden wurde.
„Mit TAMENDOX bieten wir erstmals eine effektive Lösung für ein lange
bekanntes Problem: Die unzureichende Wirkung von Tamoxifen bei einem
erheblichen Teil der Patientinnen“, sagt Prof. Dr. Matthias Schwab, Leiter
des Dr. Margarete Fischer-Bosch Instituts für Klinische Pharmakologie am
Bosch Health Campus. „Die Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, wie durch
gezielte personalisierte Medizin die Wirksamkeit bestehender Therapien
erheblich verbessert werden kann – zum direkten Nutzen der Patientinnen.“
Die neue Behandlungsmethode wurde von den Patientinnen sehr gut vertragen.
Nebenwirkungen waren mild und traten in gleichem Maße auf wie in der
Gruppe, die die Tamoxifen-Monotherapie erhielt.
Besonders Frauen vor der Menopause könnten von diesem neuen
personalisierten Therapieansatz profitieren, da für sie alternative
Therapien, wie z.B. der Einsatz von Aromatasehemmern eingeschränkt ist.
Aktuell arbeitet das IKP an einem Konzept zur Arzneimittelzulassung für
TAMENDOX, um das bisher bestehende Therapieangebot bei Brustkrebs zu
erweitern.
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der Robert Bosch Stiftung im Bereich Gesundheit mit den vier Säulen
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Zum Bosch Health Campus gehören das Robert Bosch Krankenhaus, das Dr.
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