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Welt Rheuma Tag 2025: DGRh warnt vor dramatischer Unterversorgung – Politik muss handeln

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Anlässlich des Welt Rheuma Tages am 12. Oktober weist die Deutsche
Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e. V. (DGRh) auf
die sich zuspitzende Versorgungssituation von Patientinnen und Patienten
mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (ERE) in Deutschland hin. Rund
zwei Millionen Menschen sind betroffen, doch bereits heute fehlt es an
ausreichender fachärztlicher Betreuung.

Die Fachgesellschaft appelliert
daher eindringlich an die Politik, die Versorgung nachhaltig zu sichern.
Ein aktuelles Beispiel aus Rheinland-Pfalz könnte Vorbild sein, so die
DGRh.

Dank moderner Medikamente lassen sich die Krankheitsverläufe von ERE heute
oft erfolgreich kontrollieren. Viele Betroffene können ein weitgehend
normales Leben führen. Schwerwiegende Folgeschäden lassen sich vermeiden –
jedoch nur, wenn die Therapie frühzeitig beginnt. In der Realität wird das
Ziel, innerhalb von sechs Wochen nach Symptombeginn eine rheumatologische
Erstvorstellung zu ermöglichen, jedoch klar verfehlt: Die Wartezeit
beträgt häufig mehr als drei Monate. „Aufgrund des demografischen Wandels
und des Hineinwachsens der geburtenstarken Jahrgänge ins höhere
Lebensalter ist in den kommenden Jahren zudem mit einer weiteren Zunahme
entzündlich-rheumatischer Erkrankungen zu rechnen“, erläutert DGRh-
Präsident Prof. Dr. med. Ulf Wagner aus Leipzig.

Die aktuelle Versorgungssituation ist angespannt und wird sich weiter
verschärfen. So waren Ende 2024 bundesweit nur 1.161 Rheumatologinnen und
Rheumatologen berufstätig, während für eine bedarfsgerechte ambulante
Versorgung mindestens 1.400 erforderlich wären. Schon jetzt fehlen etwa
700 Fachärzt:innen. Zudem ist ein Drittel der Ärzt:innen über 60 Jahre alt
und wird in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen. Die Zahl der
neuen Facharztabschlüsse reicht nicht aus, um diese Verluste
auszugleichen. Hinzu kommt, dass viele Rheumatolog:innen in Teilzeit tätig
sind. Auch die regionale Versorgung ist ungleich verteilt: Während Berlin
2,5 Rheumatolog:innen pro 100.000 Erwachsene aufweist, sind es im Saarland
nur 0,8. Im Bundesdurchschnitt liegt die Quote bei 1,7, für die ambulante
Versorgung bei 1,0.

Die DGRh sieht dringenden politischen Handlungsbedarf und verweist in
diesem Zusammenhang auf ihr aktuelles Memorandum. Darin fordert sie die
Schaffung von mindestens 100 zusätzlichen Weiterbildungsstellen bis 2029
sowie eine strukturelle Stärkung der Rheumatologie in der universitären
Lehre. Bisher verfügen nur zehn der 38 staatlichen Universitäten über
eigenständige Lehrstühle. Um mehr Studierende zu erreichen, müssten alle
36 medizinischen Fakultäten in Deutschland rheumatologische Lehre
anbieten. Mindestens jede zweite Fakultät sollte über einen eigenständigen
rheumatologischen Lehrstuhl verfügen. Zudem müssten sektorenübergreifende
Versorgungsmodelle wie Frühsprechstunden, die Delegation an
Fachassistenzpersonal, strukturierte Patientenschulungen und digitale
Konzepte unterstützt und finanziert werden. Auch der Gemeinsame
Bundesausschuss (G-BA) sieht Handlungsbedarf: Bisher ist ein
Versorgungsanteil von acht Prozent der Fachinternist:innen für
Rheumatologie reserviert, eine Anhebung auf zehn Prozent bis Ende 2026
wird geprüft.

Der kürzlich vorgestellte Aktionsplan „Stärkung der rheumatologischen
Versorgung in Rheinland-Pfalz“ zeigt beispielhaft, wie eine Versorgung von
Menschen mit rheumatischen Erkrankungen gelingen kann. Er stärkt
Ausbildung und Weiterbildung in der Rheumatologie, unter anderem durch ein
neues Wahlfach im Medizinstudium und zusätzliche Weiterbildungsstellen in
Kliniken. Innovative Projekte wie TELE-RHEUMA plus fördern die
telemedizinische Zusammenarbeit zwischen Hausärzt:innen und
Fachärzt:innen, um Diagnosen früher zu stellen und Therapien zu
verbessern. Zudem werden nichtärztliche Fachkräfte zu rheumatologischen
Assistent:innen qualifiziert und mobile Informationsangebote wie der
„Rheumabus“ unterstützen Aufklärung und Versorgung. Dass rheumatologische
Versorgung als zentrale gesundheitspolitische Aufgabe erkannt und deren
Verbesserung so entschlossen vorangetrieben werde wie in Rheinland-Pfalz,
sei auch für andere Bundesländer wünschenswert, so die DGRh.

Vor dem Hintergrund des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes
(KHVVG) fordert die DGRh zudem gemeinsam mit dem Verband Rheumatologischer
Akutkliniken (VRA), die besonderen Bedürfnisse der Rheumatologie in der
Krankenhausplanung zu berücksichtigen und statt einer pauschalen
Fallzahlkonzentration eine differenzierte Planung für eine flächendeckende
qualitätsgesicherte Versorgung sicherzustellen.

„Wir haben hochwirksame Medikamente und sektorenübergreifende Ansätze
entwickelt – doch sie können nur wirken, wenn genügend Rheumatologinnen
und Rheumatologen zur Verfügung stehen und die Versorgung – ob stationär,
ambulant oder sektorenübergreifend – angemessen finanziert wird“, betont
Prof. Wagner. Die DGRh appelliert daher an Politik und Kostenträger, jetzt
zu handeln, um auch in Zukunft Millionen Patientinnen und Patienten
flächendeckend stabil versorgen zu können.

Bei Abdruck Beleg erbeten.

Daten und Fakten zu Rheuma und der Versorgungssituation in Deutschland:
Rheuma in Zahlen: Betroffene Menschen in Deutschland
https://dgrh.de/Start/DGRh/Presse/Daten-und-Fakten/Rheuma-in-Zahlen.html

Zahlen zur Versorgungssituation:
https://rhmtlgy.de/kampagne/forderungen-und-ziele

Quellen:
Memorandum der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische
Immunologie 2024. Verfasst von: J. Braun, K. Albrecht, J. Callhoff, I.
Haase, A. Krause, H.-J. Lakomek, D. Meyer-Olson, R. Schmale-Grede, U.
Wagner, J. Zeidler, S. Zinke, A. Voormann, C. Specker, die Kommission
Versorgung der DGRh, Springer Medizin Verlag GmbH, Heidelberg, August
2024; DOI https://doi.org/10.1007/s00393-024-01539-2

Albrecht, K., Strangfeld, A. & Callhoff, J. Quo vadis rheumatologische
Versorgung in Deutschland? Neue Fachärztezahlen zum 31.12.2024. Z
Rheumatol (2025). https://doi.org/10.1007/s00393-025-01720-1

Stellungnahme der DGRh und des Verbandes Rheumatologischer Akutkliniken
(VRA) zum Referentenentwurf des
Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG). 13. März
2024https://dgrh.de/Start/Publikationen/Positionen/3.-Stellungnahme-zum-
Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz.html


Gemeinsamer Bundesausschuss: Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses
über die Bedarfsplanung sowie die Maßstäbe zur Feststellung von
Überversorgung und Unterversorgung in der vertragsärztlichen Versorgung.
(Bedarfsplanungs-Richtlinie). über die Bedarfsplanung sowie die Maßstäbe
zur Feststellung von Überversorgung und Unterversorgung in der
vertragsärztlichen Versorgung Abruf 30.09.2025

Pressemeldung Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz,
2. Oktober 2025, https://mwg.rlp.de/service/pressemitteilungen/detail
/gesundheitsminister-clemen-hoch-wir-verbessern-die-versorgung-fuer-
rheuma-patienten-im-land


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Über die DGRh
Die DGRh ist mit mehr als 1750 Mitgliedern die größte medizinisch-
wissenschaftliche Fachgesellschaft im Bereich der Rheumatologie in
Deutschland. Sie repräsentiert hierzulande seit 90 Jahren die
rheumatologische Wissenschaft und Forschung und deren Entwicklung. Als
gemeinnütziger Verein arbeitet die DGRh unabhängig und ohne Verfolgung
wirtschaftlicher Ziele zum Nutzen der Allgemeinheit.

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