Tumoren den Nährboden entziehen
FAU-Forschende stellen neuen Ansatz im Kampf gegen Lebermetastasen vor
Im Kampf gegen Leberkrebs verfolgt ein interdisziplinäres Forschungsteam
der Friedrich-Alexander-Universitä
Uniklinikums Erlangen eine neue Taktik.
Dabei werden nicht wie bisher die
Krebszellen ins Visier genommen, sondern die Leberumgebung. Grundlage des
neuen Ansatzes ist ein von der Leber produziertes Eiweißmolekül, durch
welches die Leber zum attraktiven Einnistungs-Ziel für gestreute
Krebszellen wird. Die Forschenden haben ihren neuartigen therapeutischen
Ansatz zur Behandlung von Lebermetastasen in Proceedings of the National
Academy of Sciences (PNAS) vorgestellt.
Ein Kommunikationskanal zwischen Krebszelle und Leber
Im Mittelpunkt der Forschung steht die NPY-Y5R-Signalachse. NPY wird in
der Leber produziert und vermittelt positive Signale für Zellmigration,
Zellwachstum und Zellüberleben. Dadurch wird in der Lebernische ein
stimulierendes Micromilieu etabliert. Krebszellen wiederum produzieren auf
ihrer Oberfläche einen „Sensor“ für NPY – den Rezeptor Y5R –, wodurch sie
die fruchtbare Umgebung nutzen können, um in der Leber heimisch zu werden.
Wird diese Kommunikation gezielt gestört, fällt es den Krebszellen
deutlich schwerer, in der Leber Fuß zu fassen.
„Wir adressieren die Nische, nicht den Tumor“
„Therapieformen, die direkt gegen den Tumor gerichtet sind, scheitern
häufig an Problemen wie der schlechten Erreichbarkeit der Krebszellen,
einer zu geringen Spezifität, starken unerwarteten Nebenwirkungen oder
einer raschen Resistenzentwicklung“, erklärt Dr. Laura Wormser vom
Lehrstuhl für Biochemie und Molekulare Medizin und Erstautorin der
Publikation. In einem vielversprechenden Ansatz adressierte die
Forschungsgruppe daher die Lebernische, anstelle der Krebszellen. In ihrer
Studie konnten die Forschenden nun die Kommunikation zwischen Tumorzelle
und Lebernische in präklinischen Modellen stören und so die
Lebermetastasierung erfolgreich einschränken. „Wir zeigen, dass man die
‚Sprache‘ der Leber so verändern kann, dass Metastasen gar nicht erst
heimisch werden“, sagt Laura Wormser. „Der Schritt weg von der Tumorzelle
hin zur Organ-Nische eröffnet therapeutische Optionen, die bislang nicht
erreichbar waren.“, ergänzt Dr. Peter Dietrich, Leiter der Studie. „So
wird dem Tumor der „Nährboden“ entzogen, den er für die Ansiedelung und
für das Wachstum in der Leber benötigt.“
Von der experimentellen Erkenntnis zur klinischen Anwendung
Metastasen sind die Hauptursache für krebsbedingte Todesfälle – und die
Leber ist besonders häufig betroffen, unter anderem bei Schwarzen
Hautkrebs-, Darm-, Bauchspeicheldrüsen, Magen- und
Brustkrebspatienten/-innen. Wird die Nische beeinflusst, können
Ansiedelung und Ausbreitung von Tumorzellen deutlich erschwert werden.
„Als nächste Schritte folgen der Feinschliff der Therapieform,
Sicherheitsprüfungen und der Weg in die frühe klinische Anwendung an“,
sagt Dr. Laura Wormser. „Bis zu Anwendungsreife ist es aber noch ein
weiter Weg.“
Direkt zur Studie:
https://www.pnas.org/doi/10.10
