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Krebsforschung: Doktorandin aus Serbien entwickelt neue Therapie an der Hochschule Coburg

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Triple-negativer Brustkrebs (TNBC) ist eine der aggressivsten Formen von
Brustkrebs – und besonders schwer zu behandeln. Weltweit sind bis zu 20
Prozent aller Brustkrebspatientinnen betroffen, jährlich sterben rund
150.000 Frauen daran. Eine Doktorandin aus Serbien forscht jetzt an der
Hochschule Coburg an einem neuen Therapieansatz.

Von Andreas T. Wolf



Katarina Pecić promoviert in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Stefan
Kalkhof im Promotionszentrum Analytics4Health der Hochschule Coburg in
Kooperation mit dem Institute for Information Technologies der Universität
Kragujevac (Serbien). In Zusammenarbeit mit dem Team rund um Dr. Claudia
Müller aus der Abteilung Präklinische Entwicklung und Validierung des
Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie – IZI in Leipzig
arbeitet sie an neuen Wegen, Krebsbehandlungen wirksamer und verträglicher
zu machen.

Palladium statt Platin

„Ich habe mich während meiner Forschung nach dem Masterabschluss für
dieses Thema begeistert“, erinnert sich Pecić. „Als ich begann, mit neu
synthetisierten Verbindungen – insbesondere Palladium-Cumarin-Komplexen –
zu arbeiten, fiel mir ihre starke Wirkung auf unterschiedliche
Krebszelllinien auf.“
Klassische Chemotherapien basieren häufig auf Platin-haltigen Wirkstoffen,
die die DNA von Krebszellen schädigen, um ihre Vermehrung zu stoppen – mit
teils erheblichen Nebenwirkungen. An ihrer Heimuniversität in Kragujevac
hatten die neuen Palladium-Komplexe bereits vielversprechende Ergebnisse
bei verschiedenen Krebsarten gezeigt. Daher nahm Pecić eine der größten
Herausforderungen an: das triple-negative Mammakarzinom – eine Krankheit,
die sie auch persönlich kennt.
„Meine Großmutter war an Brustkrebs erkrankt“, erzählt sie. „Zu sehen, wie
sie die Behandlung durchstehen musste, hat mir vor Augen geführt, wie
dringend wir bessere Therapien brauchen. Das hat mich motiviert, meine
Arbeit der Entwicklung wirksamerer und schonenderer
Behandlungsmöglichkeiten zu widmen.“

Krebs auf molekularer Ebene verstehen

Allein in Deutschland verursacht TNBC Schätzungen zufolge jedes Jahr rund
3.700 Todesfälle. Aufgrund der schlechten Prognose und begrenzten
Behandlungsoptionen gilt diese Krebsform als eine der größten
Herausforderungen der onkologischen Forschung.
Pecić konzentriert sich auf bioanalytische Untersuchungen, um zu
verstehen, wie neue Palladium-Verbindungen auf Krebszellen wirken. „Ich
teste diese Substanzen, um zu sehen, wie sie das Überleben und Absterben
von Zellen beeinflussen“, erklärt sie. „Mithilfe moderner zellbasierter
Testsysteme und proteomischer Analysen kann ich Tausende von Proteinen
untersuchen und die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen aufdecken.“
Ihr Ziel ist es, zentrale molekulare Zielstrukturen zu identifizieren, mit
denen die Verbindungen interagieren, und ihr Potenzial als selektivere und
wirksamere Krebsmedikamente zu bewerten. Darüber hinaus arbeitet sie an
verbesserten Methoden für den Wirkstofftransport und testet die Substanzen
in 3D-Tumormodellen, die reale Tumorbedingungen nachbilden.

Von Serbien nach Deutschland

Die Entscheidung in Deutschland zu promovieren, fiel ihr nicht leicht:
„Aus familiären Gründen – und weil Bewerbungen aus einem Nicht-EU-Land oft
recht kompliziert sind – habe ich zunächst gezögert. Doch nach einem Jahr
an der Hochschule Coburg und am Fraunhofer-Institut konnte ich wertvolle
internationale Forschungserfahrung sammeln und das nötige Selbstvertrauen
gewinnen, um meine wissenschaftliche Arbeit im Ausland fortzusetzen. Diese
Zeit hat mir gezeigt, wie viel Fortschritt durch länderübergreifende
Zusammenarbeit entstehen kann.“

Internationale Forschungserfahrung an der Hochschule Coburg

Die Kooperation zwischen dem Team von Prof. Dr. Stefan Kalkhof an der
Hochschule Coburg und der Arbeitsgruppe von Prof. Zoran Marković am
Institute for Information Technologies in Kragujevac besteht bereits seit
drei Jahren. In dieser Zeit haben die Forschenden eng bei der Entwicklung
neuer metallorganischer Verbindungen zur Behandlung aggressiver Tumore
zusammengearbeitet – mit dem Ziel, Alternativen zu herkömmlichen
platinbasierten Chemotherapeutika zu entwickeln. Im Rahmen dieser
Kooperation konnte ein einjähriges Promotionsstipendium für Katarina Pecić
eingeworben werden. Dieses wurde auf der Basis der überzeugenden
Ergebnisse der ersten Phase inzwischen verlängert und ermöglicht die
Fortsetzung ihrer Forschung.
Mittlerweile ist Pecić im dritten Jahr ihrer Promotion und schätzt das
professionelle und unterstützende Forschungsumfeld in Deutschland. Unter
der Betreuung von Prof. Dr. Kalkhof hat sie sich dem Promotionsprogramm
Analytics4Health angeschlossen – einer interdisziplinären Initiative, die
perfekt zu ihren Forschungsinteressen passt.
„Die Hochschule Coburg hat ein sehr offenes und internationales Umfeld“,
sagt Pecić. „Ich schätze die Unterstützung durch Professorinnen,
Professoren und Kolleginnen und Kollegen sehr. Coburg selbst ist ein
ruhiger, charmanter Ort – ideal, um sich auf Forschung und persönliche
Entwicklung zu konzentrieren.“
Nach Abschluss ihrer Promotion möchte Pecić ihre Karriere in der
Krebsbiologie und Bioanalytik fortsetzen. „Mich interessiert besonders die
Verbindung von akademischer Forschung mit praxisnahen Projekten, die
medizinische oder pharmazeutische Relevanz haben. Mein Ziel ist es, in der
Wissenschaft zu bleiben und durch Forschung zur Verbesserung der
menschlichen Gesundheit beizutragen.“
Ihre Arbeit wird derzeit durch ein Stipendium des Bayerisch-
Hochschulzentrums für Mittel-, Ost- und Südosteuropa (BAYHOST)
unterstützt, das vom Freistaat Bayern finanziert wird.