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 Luzerner Theater Ariadne auf NaxosLuzerner Theater Ariadne auf Naxos

Oper in einem Akt mit einem Vorspiel von Richard Strauss

Text von Hugo von Hofmannsthal

In deutscher Sprache

Produktionsteam

Howard Arman Musikalische Leitung
Holger Müller-Brandes Inszenierung
Philipp Fürhofer Bühne und Kostüme
Astrid Noventa Kostüme
David Hedinger Licht
Dr. Christian Kipper Dramaturgie

Besetzung

Todd Boyce Harlekin, Flurin Caduff Musiklehrer, Carlo Jung-Heyk Cho Bacchus, Szymon Chojnacki Truffaldin, Marie-Luise Dressen Komponist, Wieslaw Grajkowski Ein Offizier, Eva Herger Perückenmacherin, Utku Kuzuluk Brighella, Tanzmeister, Robert Hyunghoon Lee Ein Lakai, Eun-Kyong Lim Dryade, Carla Maffioletti Zerbinetta, Robert Maszl Scaramuccio, Léonie Renaud Najade, Gabriela Scherer Ariadne, Simone Stock Haushofmeister/Echo

Luzerner Sinfonieorchester

Grundsätzliches zu Ariadne auf Nexos:

Oper als Welttheater – nichts Geringeres schwebte Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss vor, als sie ihr Gemeinschaftsprojekt «Ariadne auf Naxos» in Angriff nahmen. Das Ziel war nicht neu, der Weg dahin schon. Nach einer ersten Fassung (1912), die unter Verwendung von Molières Komödie «Le Bourgeois gentilhomme» (1670) Schauspiel, Tanz und Oper miteinander verband, entwickelten sie aus aufführungspraktischen Gründen eine zweite Version (1916), die mit auskomponiertem Vorspiel und folgender Oper auf die Selbstreflexion der Gattung fokussiert.

Rezension:

Prachtvolles Frühlingswetter, trotzdem Anzug und Krawatte anziehen und in die Oper? Für eine Première am Luzerner Theater macht man das immer gerne, da es sich meistens mehr als lohnt. Mit „Adriadne“ steht nicht grad ein sehr viel gespieltes Werk im Programm, dafür ein äusserst spannendes und forderndes  von der Musik,  als auch von der Handlung her. Das anspruchsvolle Werk in Kombination mit dem aussergewöhnlich schönen warmen Wetter waren wohl dafür verantwortlich, dass die Première nicht ganz ausverkauft war.

Umso besser, dass in der Luzerner Inszenierung die an und für sich schon sehr verzwickte Geschichte gradlinig, schlank, schnörkellos und ohne Effekthaschereien daherkommt. Die Szenerie mit dem Hintergrundspiegel liess viele Perspektiven zu, verdichtete, duplizierte manchmal das Geschehen aber produzierte oft auch sehr ungewöhnliche weite Raumgefühle.

Beim Vorspiel brillierte Marie – Luise Dressen als Musiklehrer, konfrontiert mit den ständig wechselnden aussergewöhnlichen Ansprüchen und Forderungen des Gastgebers,  Auftraggebers. Ausdrucksstark überzeugend, gesanglich als auch schauspielerisch war sie die dominierende Figur des Prologs, spielte und sang die andern fast an die Wand  (die in diesem Fall ein Spiegel war). Vereinzelte Bravorufe vermischt mit stürmischem Applaus waren dafür die verdiente Anerkennung.

Szenenwechsel in ruhigere Gewässer, die die Insel Naxos umfliessen. Die einsame unglückliche Ariadne, von ihrem Geliebten schnöde auf dieser  wüsten Insel ausgesetzt, fristet ihr elendes hoffnungsloses Dasein, nichts sehnlicher als den Tod herbeiwünschend.  Dem setzen die lebenslustige, quirlige Zerbinetta und ihre Entourage Lebensfreude und Aufmunterung entgegen in der Hoffnung, die deprimierte aus ihrer Lethargie ins Leben zurückzuholen. Dies ganz im Stile einer Commedia dell`Arte, mit Harlekin usw. aber trotzdem vergeblich. Ariadne entzieht sich allen Bemühungen und  versinkt mehr und mehr in Depression, sich zurückziehend in die völlige Isolation.

Alle Rollen dieser Sequenzen optimal besetzt bis in kleinste Nebenrollen, überzeugend besonders auch die drei Nymphen der Ariadne. Amüsant die Wechselspielchen zwischen der lebenslustigen umschwärmten Zerbinetta und ihren 4 Verehrern, gesanglich sehr gute Koloraturen  von Carla Mafioletti, mit Leichtigkeit, mühelos interpretiert in Kombination mit der schauspielerischen Umsetzung ihres Parts ein Glanzpunkt der Inszenierung, immer sehr gut supportiert von Harlekin Todd Boyce, besonders, als er sie hinter einer Art Paravent in ein hellblaues Wunder verwandelt, später fast gar in eine brasilianische Sambagöttin. Aber alles nützt nichts, Ariadne wünscht sich noch immer den Todesboten Hermes herbei.

Dann verkünden die Nymphen ein Wunder: Statt Hermes erscheint der eben der verführerischen Circe entronnene junge Gott Bacchus. Der anfänglichen gegenseitigen Skepsis folgt eine innige Zuneigung, beide geben sich vorbehaltslos ihren Gefühlen hin und verkünden ihr Glück in schönem gemeinsamen Gesang der mündet in einer kollektiven Glückseligkeit aller, besonders auch von Zerbinetta, die ihre positive Lebensphilosophie vollauf bestätigt sieht. Gabriela Scherer (Ariadne) und Carlo Jung-Heyk Cho (Bacchus) brillieren in ihrem Duett mit der sensibel-anrührenden  und doch kraftvollen musischen  Interpretation ihres Gemütszustandes.

Die Première überzeugte in allen Belangen und hätte ein volles Haus mehr als verdient. Ein weiteres Mal wurde im Haus an der Reuss schwieriges Rohmaterial in verständlicher, trotzdem künstlerisch hochstehender Form einem dankbaren Publikum vermittelt, dies auch mit der, wie immer hochklassigen instrumentalen Unterstützung des Luzerner Sinfonieorchesters unter Howard Arman.

Langanhaltender Applaus des beeindruckten Publikums belohnte diese grandiose Vorstellung.

Fotodiashow von Toni Suter:

www.fotogalerien.wordpress.com/2015/04/19/luzerner-theater-ariadne-auf-naxos-premiere-19-april-2015-besucht-von-leonard-wust/

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: www.luzernertheater.ch Toni Suter http://www.ttfoto.ch

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