Pin It

Zürcher KammerorchesterBesetzung und Programm:
Zürcher Kammerorchester | Marc Piollet, Dirigent | Zoran Todorovich, Tenor

Rossini Ouvertüre zu: Il barbiere di Siviglia
Verdi Arie «Di’ tu se fedele», aus: Un ballo in maschera
Dvořák Slawischer Tanz op. 72 Nr. 2 | Arie «Vidino divná», aus: Rusalka
Rossini Ouvertüre zu: L’italiana in Algeri
Bizet Arie «La fleur que tu m’avais jetée », aus: Carmen
Gounod Walzer aus: Faust | Arie «L’amour, l’amour …», aus: Romeo et Juliette
Lehar Arie «Freunde, das Leben ist lebenswert», aus: Giuditta
J. Strauss Ouvertüre zu: Der Zigeunerbaron
Kálmán Arie «Wenn es Abend wird, grüss mir mein Wien», aus: Gräfin Mariza
Brahms Ungarischer Tanz
Tauber Arie «Du bist die Welt für mich», aus: Der singende Traum
J. Strauss An der schönen blauen Donau
Lehar Arie «Dein ist mein ganzes Herz», aus: Das Land des Lächelns

Rezension:

Die Zürcher scheinen es nicht so einfach zu haben mit ihrem Silvesterkonzert zum Jahresende. Musste letztes Jahr die Mezzosopranistin Elina Garanca kurzfristig krankheitsbedingt Forfait geben und durch die in der Schweiz lebende Vesselina Kasarova umbesetzt werden, erkrankte diesmal der vorgesehene polnische Tenor Piotr Beczała. Den Verantwortlichen gelang es aber erneut, dank guten Beziehungen, unermüdlichen Bemühungen und dem Tipp einer amerikanischen Musikagentur innert 24 Stunden mit dem serbisch stämmigen, in Hannover wohnhaften Zoran Todorovich einen ebenbürtigen Ersatz zu verpflichten. Es  mussten aber geringfügige Retuschen am Programm vorgenommen werden. Einem Programm, das perfekt abgestimmt war zur Einstimmung auf den bevorstehenden Jahreswechsel, also nicht zu schwere, gar düstere Musik, sondern anregend beschwingt, mit vielen bekannten Operettenmelodien, was den zahlreichen Zuhörern sichtlich gefiel und sie zu stürmischen Zwischenapplausen animierte.

Dirigent, Marc PiolletDer französische Dirigent führte das Orchester zum Auftakt sehr zügig vorantreibend durch die Ouvertüre des „Barbiere di Siviglia“, dies mit vollem Körpereinsatz, wirkte bei seiner geschätzten Grösse von fast zwei Metern manchmal etwas ungelenk, trotzdem glaubhaft engagiert. Es folgte der erste Auftritt von Zoran Todorovich, der doch etwas nervös angespannt wirkte, was sich aber nach einigen Takten legte. Ebenso wich sein gequälter Gesichtsausdruck einem strahlenden Selbstbewusstsein als er sich bei seinen  Mitmusikern zu Hause und bei Verdis Arie aus „Il ballo in maschera“ in seinem Element fühlte, was mit reichlich Applaus honoriert wurde.

Antonin Dvorak`s slawischer Tanz, wehmütig sehnsüchtig dargeboten, war das ideale Intermezzo dem die Arie "Kuda, kuda" aus Eugene Onegin von Tschaikowski folgte, die anstelle der programmierten Arie aus „Rusalka“ dargeboten wurde. Auch hier überzeugte Todorovich mit seiner Umsetzung, besonders in den leisen Passagen, feinfühlig emotional.

Die Ouvertüre zu L`Italiana in Algeri von Rossini dann wieder schwungvoll mit sehr viel Temperament, wunderschöne Bläser mit der herausragenden Oboistin Maria Alba Carmona Tobella.

Auch als Don José mit „La fleur que tu m`avais jetée » aus Carmen von Bizet überzeugte der Tenor

Von Charles Gounod wurde der Walzer aus „Faust“ vom Orchester fröhlich genüsslich, im Takt wiegend, voller Spielfreude interpretiert, bevor Todorovich mit „Elucevan le stelle“ aus Puccinis Tosca, anstelle der Arie aus „Romeo et Juliette“ von Gounod, seine Darbietung in der ersten Konzerthälfte krönte, frenetisch applaudiert vom Auditorium, das sich dann gutgelaunt in die Pause begab.

Zoran Todorivich, TenorDer zweite Konzertteil beinhaltete, ausser dem „Ungarischen Tanz“ von Brahms, ausschliesslich Werke von Komponisten aus der K & K Donaumonarchie. Auch die Arien aus den diversen Operetten liegen dem Tenor ganz offensichtlich und das Zürcher Orchester setzte mit der Ouvertüre zu „Der Zigeunerbaron“ von Johann Strauss ein musikalisches Ausrufezeichen. Ein akustischer Hochgenuss folgte auf den andern und der tosende Schlussapplaus forderte natürlich nach einer Zugabe, die uns die Protagonisten in Form eines besonderen Leckerbissens auch gewährten. Todorovich richtete einige persönliche Worte an das Publikum, sich für, von ihm gefühlte Unsicherheiten entschuldigend. Er wage sich jetzt aber trotzdem an „Nessun dorma“ aus „Turandot“ als Zugabe. Auch diese Herausforderung meisterte er mit Bravour, unterstützt von einem hervorragenden Klangkörper und einem, nicht nur körperlich überragenden  Marc Piollet. Fazit: Trotz dem erneuten Ungemach mit Erkrankung des Solisten hatten die Zürcher alles im Griff und büssten in keiner Art und Weise an Qualität ein, souverän, gelassen, schlicht meisterhaft gekonnt. Chapeau!

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Wikipedia und  zko.ch/Home

Marc Piollet – To Lead and Let Go

vimeo.com/146393018

TOSCA, „E lucevan le stelle“ wyk. Z.Todorovich, M.Winkler. Bregenz ‚2007

www.youtube.com/watch?v=OfC-3E2rHN4

Homepages der andern Kolumnisten: www.irenehubschmid.ch

www.marvinmueller.ch www.gabrielabucher.ch
Paul Ott/Paul Lascaux:www.literatur.li

Autoren- und Journalisten-Siegel von European News Agency - Nachrichten- und Pressedienst