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Rudolf Buchbinder c Peter FischliBesetzung und Programm:

Rudolf Buchbinder  Klavier

Robert Schumann (1810–1856)
Fantasie C-Dur op. 17

Franz Liszt (1811–1886)
Paraphrase de concert sur «Rigoletto» S 434

Robert Schumann (1810–1856)
Sinfonische Etüden op. 13

Rezension:

Im ersten Konzertteil Werke zweier Komponisten, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Hier der introvertierte, leis – poetische Romantiker Robert Schumann, dort der umjubelte Star Franz Liszt, der gefeierte Salonlöwe Europas, der exzentrische, extrovertierte Frauenheld, der umjubelte Mittelpunkt bei den Hauskonzerten der Haute Volée in den europäischen Städten. Unermüdlich auf Tourneen, entschädigt mit absoluten Spitzengagen für die damalige Zeit. Trotzdem waren beide voneinander beeindruckt, nachdem sie sich einmal persönlich getroffen hatten. Schumann goutierte zwar nicht, dass Liszt sich zirkushaft aufführte, er bewunderte aber dessen technische Brillanz und seinen beseelten Ausdruck auf der Bühne.

Buchbinder interpretierte zu Beginn Schumanns Fantasie C Dur, gewidmet Franz Liszt, für dessen Projekt eines Denkmals in Bonn zu Ehren des, von Schumann und auch Liszt bewunderten Musikgenies Ludwig van Beethoven, der in Bonn geboren wurde. Er hielt sich präzis an die von Schumann vorgegebene Werkbeschreibung, wirkte dabei sehr elegant und souverän, erhaben über die technischen Stolpersteine, welche den Werken Schumanns, oft in Nebenpassagen versteckt, eben doch eigen sind.

Dann, problemlos der Paradigmenwechsel zur raffinierten Paraphrase des „Rigoletto“ von Liszt. Bei diesem, relativ kurzen Werk, jagt, typisch Liszt, eine Höchstschwierigkeit die andere, sehr auf Effekt und zur Publikumsverblüffung ausgerichtet. Dem Auditorium gefielen beide, doch sehr unterschiedlichen Kompositionen, sehr. Dies verlieh es auch mit langanhaltendem kräftigem Applaus Ausdruck, bevor man sich in die Pause begab.

Der zweite Konzertteil beinhaltete die „Sinfonischen Etuden“ von Robert Schumann, einschliesslich der fünf nachgelassenen Variationen. (17 Jahre nach dessen Tod von Johannes Brahms veröffentlicht). Auch hier blieb Buchbinder nah an der Werkbeschreibung, verlieh dem Werk aber trotzdem seine persönliche Handschrift, etwas lebhafter und rasanter als üblich, aber nie treibend, gar verschwommen.

Der schlaue erfahrene Konzertfuchs weiss natürlich ganz genau, wie er die Zuhörer abholen kann, welche Passagen er wie gestalten muss, um das Auditorium in seinen Bann zu ziehen.

Das Publikum spendete denn auch tosenden, langanhaltenden Applaus, applaudierte den Künstler immer wieder auf die Bühne zurück, bis er die gewünschte Zugabe doch noch gewährte, dies in Form der Gigue aus der Partita Nr. 1 B-Dur von Johannes Sebastian Bach, die natürlich die Zuhörer zu noch mehr Applaus anspornte und Buchbinder weiterhin noch nicht entliess. Nach erneutem mehrmaligen Applauskaskaden setzte sich der Altmeister nochmals an den Konzertflügel und gab seine „Phantasmen“ von Johann Strauss zum Besten. Dabei konnte er seine Wurzeln nicht verbergen und liess dem Wiener Temperament Lauf, worauf sich das Publikum zu einer definitiven stehenden Akklamation erhob. Damit bot Buchbinder eine Woche vor seinem 70sten Geburtstag am 1. Dezember einmal mehr ein Weltklassekonzert, er, der seit 50 Jahren auf allen grossen Bühnen dieser Welt gefeiert wird.

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.lucernefestival.ch

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