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Misa Hasegawa (Klavier) an der Seite des Festivalleiters Luz Leskowitz
Misa Hasegawa (Klavier) an der Seite des Festivalleiters Luz Leskowitz
Meine lieben Freunde ! Die Salzburger Solisten, seit 34 Jahren ein fester Bestandteil des Mai Festivals,  feiern dieses Jahr 40-jähriges Jubiläum. Das sind in unserer schnelllebigen Zeit fast zwei Generationen. Was waren das damals für ruhige Zeiten, ohne Handys, ohne Internet. Ich gründete 1970 mein erstes Festival, die Harzburger Musiktage, Ich schrieb Briefe auf der Schreibmaschine, ging zur Post usw. Und alles funktionierte. Die schönsten Konzertreisen kamen so zustande und die Festivals wuchsen …..

Bis 1978 trafen wir uns jeden Sommer zu den damals schon vier von mir gegründeten Musik Festivals. Es  waren Professoren vom Mozarteum, Konzertmeister und Mitglieder  der Berliner wie der Wiener  Philharmoniker sowie anderer Orchester, da kam regelmäßig Wolfgang Boettcher und Eberhard Finke, beides damals Solocellisten der Berliner Philharmoniker, da war jedes Jahr Ludwig Streicher, österr. „Star-Kontrabassist“, mein unvergesslicher Lehrer Ernst Wallfisch mit seiner Frau Lory und viele andere. Nach wunderbaren Konzerten verabschiedeten wir uns und freuten uns auf das nächste Jahr. Im  Sommer 1977 wuchs die Idee, diese wunderbare Kammermusik in Form eines neuen Ensembles das ganze Jahr über zu präsentieren. Der Name „Salzburger Solisten“ lag nahe, Gedacht….getan.

Im Juli 1979 fand das Gründungskonzert im Rahmen der 10. Harzburger Musiktage statt. Damals das Forellenquintett mit Jeremy Menuhin am Klavier und Mette Hanskov am Kontrabass.  Das Ensemble kann für sich – bis zum heutigen Tage – die Einmaligkeit in Anspruch nehmen, dass jedes Mitglied auch als Solist auftritt um sich im Dialog Gleichgesinnter und Gleichgestellter zu präsentieren. Alsbald konzertierten wir in sämtlichen Hauptstädten und Musikzentren Europas, unternahmen Konzertreisen nach Südamerika, nach Japan, nach Korea und nach Russland. 1991 wurden die Salzburger Solisten das „Hausensemble“ der Salzburger Schlosskonzerte, die ich 25 Jahre leitete. Wir hatten Sternstunden mit Kollegen wie Paul Badura Skoda, Ingrid Haebler, Jörg Demus, Elly Ameling, David Geringas, Mstislav Rostropovitsch, Hakan Hardenberger, Karl Leister, Michala Petri, Abdel Rahman El Bacha, Hermann Baumann, Igor Oistrach, Sergei Nakariakov, mit Mitgliedern des Amadeus Quartettes, mit dem Bartok Quartett, mit dem Kocian Quartett, mit dem Amati Ensemble und viele, viele andere. Für 10 verschiedene Firmen haben wir LPs und CD’s aufgenommen.

Zu unserem 25. Jubiläum widmete uns unser „Hauskomponist“, Vladimir Mendelssohn (seit 35 Jahren bei den Salzburgern) drei Bearbeitungen, Clair de lune von Debussy, Träume von Wagner und Beethovens Violin Romanze. Und jetzt zum 40. bekommen wir eine Komposition als Uraufführung. „Urban Larc 3“, mit Misa Hasegawa als Gast am Klavier,  Aylen Pritchin („Newcomer“ bei den Salzburger Solisten), Vladimir Mendelssohn ( 35 Jahre Salzburger Solist), Ingemar Brantelid (34 Jahre Salzburger Solist) und Mette Hanskov (40 Jahre Salzburger Solistin). Die Partitur betrachtend, fühlt  Vlady sich seiner Heimat Rumänien verbunden. Ich danke meinen lieben Kollegen, die sich zum Teil seit Jahrzehnten den Salzburger Solisten verbunden fühlen und ich wünsche uns allen noch viele gesunde Jahre des Musizierens

Am 10. Mai haben wir in Wien eine Musikerlegende zu Grabe getragen. Jörg Demus hat uns am 16. April für immer verlassen. Er stürzte Anfang März während einer Konzertreise in Italien in einem Hotel, wurde in Wien operiert und erholte sich danach nicht mehr. Er vollendete letzten Dezember sein 90. Lebensjahr. Mit Jörg Demus verlieren wir einen der letzten ganz großen Interpreten der österreichischen / deutschen Klassik und Romantik. Ihm war jegliche Show abhold, Jörg Demus machte Musik und war Musik. Ich persönlich habe ihm viel zu verdanken, abgesehen davon, dass wir seit 55 Jahren zusammen musizierten, hat er mich und später die Salzburger Solisten an all seine Konzertagenturen europaweit empfohlen. In Rellingen war Jörg Demus ebenfalls mehrere Male zu Gast.

Gerade von „Show“ gesprochen. Immer öfter dängen sich mir die Gedanken auf: „Musica, quo vadis?“  Haben wir noch Zeit, Musik in Ruhe zuzuhören? Junge Musiker, oder junge Musikstudenten, wie ich sie erlebe, sie haben kaum noch Zeit einen langsamen Satz wirklich langsam zu spielen. Alles muss schnell gehen, weil die nächste Nachricht auf Facebook schon wartet. Bei Wettbewerben spielen  junge Musiker so schnell und perfekt wie nie zuvor. Ist es das, was der Mensch hören will. Sensation? Event? N E I N ! Immer wieder denke ich an unser Maifestival. Ich möchte diesen Ort mit Hilfe meiner Kollegen als eine Stätte der echten Musik solange wie möglich erhalten. Unsere Seele verändert sich nicht, und wird sich nie verändern. Wir brauchen die Musik, die Musik beruhigt, tröstet, heilt und bringt uns auf bessere Gedanken. So wie in der Oper „Thais“ von Massenet, wo sich, während der wundervollen Meditation, Thais entschließt, ein besserer Mensch zu werden und den Weg der Entsagung zu gehen …..(Uraufführung Paris 1894, Handlung in Ägypten 4.Jahrhundert n.Chr.)

Um all die schönen Ideen verwirklichen zu können, brauchen wir Sie alle, die uns bisher die Treue halten und die Musikliebhaber, die keine Show erleben wollen sondern sich die Zeit nehmen, die Musik zu erleben. Ich bedanke mich, auch im Namen meiner Kollegen, bei jedem einzelnen Konzertbesucher, der den Weg zu uns in diese wunderbare Kirche findet. Und bitte bringt Eure Kinder mit!

Mein / unser Dank gilt den vielen sichtbaren und unsichtbaren Helferinnen und Helfern, die das Mai Festival vorher, während und danach unterstützend begleiten. Der Vorstand des MRK sei bedankt für die jedes Jahr wieder aufgebrachte Geduld mit dem „fliegenden Festival Chef“ ….. Danke an die Gasteltern, die auch dieses Jahr wieder in den „Startlöchern“ stehen, und auf „ihre“ Musiker warten …..

Ein Dank an die Medien bzw. an die Musik Journalisten, die sehr viel dazu beitragen, solche „Schätze“ wie Rellingen zu erhalten.

Und zu guter Letzt, wie sagt man in Wien: „ohne Geld ka‘ Musi“. Nachdem doch das Publikum im Vorfeld immer eine große „Unbekannte“ ist, sind wir für jede Unterstützung dankbar. Wir bedanken uns bei allen Sponsoren und Gönnern – es möge bitte in Zukunft auch so bleiben. Nächstes Jahr haben wir 35 Jahre Mai Festival Rellinger Kirche !

http://www.mrk-rellingen.de/

http://www.luz-leskowitz.at/