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9. Kolumne von Léonard Wüst: Szenen aus Kitzbühel: Über ein Leben am Rande

 


Hüttenwart Paul Hechenberger, genannt PauliDort, wo der internationale Jetset, der Hoch- und Geldadel seine rauschenden Feste feiert, führt Paul Hechenberger, genannt Pauli, zusammen mit seiner Familie seit 27 Jahren ein Leben am Rande, nicht der Gesellschaft, sondern am Rande der berühmtesten, spektakulärsten Abfahrtspiste des Skiweltcups. So lange ist er schon Hüttenwart auf der Seidlalm, direkt neben einer Schlüsselstelle der „Streif“,(Hahnenkammabfahrt in Kitzbühel) oberhalb der Hausbergkante.

Das Tiroler Urgestein Pauli, geboren 1950 in Kitzbühel, besuchte dort auch die Schulen, absolvierte eine Lehre als Automechaniker, arbeitete anschliessend im elterlichen Gastbetrieb als Kellner, bewarb sich spontan bei einer norwegischen Reederei als Steward, wurde engagiert und zog während den nächsten ca. 4 Jahre über die Ozeane in die weite Welt hinaus. Bei dieser Gelegenheit lernte ich ihn auch als Arbeitskollegen kennen, 1972/1973 auf der MS „Royal Viking Star“. Seitdem trifft sich der harte Kern der Viking Veteranen alle 2 Jahre, mal in der Schweiz, in Oesterreich oder in Deutschland. Beimvorletzten Treffen im September 2009 in Bad Aussee entstand dann auch die Idee, den Pauli mal über seine Erlebnisse auf der Seidlalm zu befragen, über die berühmte und weniger berühmte Kundschaft. Da sich aber der Pauli, begreiflicherweise, in Interviewform keine Würmer aus der Nase ziehen lässt über einzelne Personen, halte ich das ganze in einem kleinen Bericht fest, über einen verwurzelten Bergler, der in der ganzen Welt zu Gast war und bei dem heute die ganze Welt zu Gast ist. Nach seiner Seemannskarriere arbeitete Pauli in verschiedenen renommierten Gastbetrieben in Kitzbühel und als sich 1985 die Möglichkeit ergab, auf der Seidlalm als Chef die Zügel selbst in die Hand zu nehmen, packte er zu, wie es seiner Art entspricht. Er selbst ist die Hahnenkammabfahrt selbstverständlich auch schon gefahren, natürlich nicht rennmässig, sondern mit dem nötigen Respekt und mit der gebotenen Vorsicht. Das rennmässige überliess er dann lieber seinen Kindern, die sich verschiedentlich bei Juniorenrennen auszeichnen konnten. So veranstaltet Paulis Sohn heute auch nebenbei verschiedene Sportevents, nebst der harten Arbeit auf der Hüttn, wo die ganze Familie engagiert ist. Ist schon ein verrücktes Gefühl, wenn die weltbesten Abfahrer alle Jahre wieder spektakulär in der Hocke quasi durch den Vorgarten preschen, über den Seidlalmsprung Richtung Hausbergkante und Zielschuss und in der Hütte die Anwesenden sich begeistern, ob den tollen Leistungen dieser wilden Hunde, egal welcher Nationalität und dann beim gebührenden Feiern auf der Seidlalm die Stimmung am Kochen ist und sich alle darauf freuen, auch nächstes mal beim Pauli und seiner Familie wieder dabei zu sein. Die Idee zum Alpinen Skiweltcup wurde nämlich 1966 auf der Seidlalm geboren.Zum 30-jährigen Weltcupjubiläum wurde von Bob Beattie, Toni Sailer und Serge Lang eine Gedenktafel an der Seidlalm angebracht

Noch heute treffen sich Ski-Asse der Vergangenheit und Gegenwart auf der Seidlalm und plaudern über ihre Erlebnisse und Erinnerungen

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