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Staus sind teuer und belasten die Umwelt.
2017 kosteten sie den deutschen Staat etwa 30 Milliarden Euro. Einen
großen Anteil daran haben Ferienstaus. Am Donnerstag starteten mit
Hamburg und Brandenburg zwei weitere Bundesländer in die
Sommerferien. Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ziehen am
Montag nach. Dann werden 13 der 16 Bundesländer zeitgleich in den
Sommerferien sein. Dies bedeutet eine weitere Anreisewelle, die zum
Ende dieser Woche anrollt - und ein insgesamt erhöhtes Stauaufkommen
im Gesamtmonat Juli.

Abhilfe soll ein erweitertes LKW-Fahrverbot für Sonnabende in den
Monaten Juli und August schaffen, das auch in einigen europäischen
Nachbarländern gilt. Für echte Entlastung auf deutschen Straßen -
nicht nur in der Ferienzeit - sind laut dem Planungs- und
Beratungsunternehmen Arcadis länderübergreifende Initiativen
notwendig.

Zeitversetzt startende Sommerferien entspannen die Verkehrssituation
auf Deutschlands Autobahnen nur zum Teil. Eine sechswöchige
Sommerurlaubszeit kann für insgesamt 16 Bundesländer nicht ohne
Überschneidungen aufgeteilt werden. So kommt es im Juli trotzdem zu
einem hohen Verkehrsaufkommen, das die Umwelt und die Wirtschaft
schädigt - und in der Bevölkerung für Missmut sorgt. Gründe sind
unter anderem, dass noch immer viele Reisende aufs Auto setzen
anstatt alternative Verkehrsmittel wie Bahn oder Fähren zu nutzen.
Außerdem reisen die meisten trotz einer Ferienlänge von sechs Wochen
gleich in den ersten Tagen an beziehungsweise erst kurz vor Ende
zurück. Dazu kommt der Durchreiseverkehr aus anderen Ländern:
Deutschland ist nicht nur beliebtes Urlaubsland, sondern auch
beliebtes Transitland.

"Die Bundesregierung sollte noch stärker über Ferienzeiten und
Hauptreiserouten im In- und Ausland aufklären, strategisch gute An-
und Abreisezeiten empfehlen und alternative Reiserouten mit Bus und
Bahn besser vermarkten", sagt Marcus Herrmann, CEO von Arcadis Europe
Central.

Erweiterte LKW-Fahrverbote bringen nur leichte Entlastung

Um zumindest an Wochenenden für Entspannung zu sorgen, haben mehrere
europäische Länder ergänzende LKW-Fahrverbote in der Ferienzeit
eingeführt. So hat das Bundesministerium für Verkehr im Rahmen einer
neuen Ferienreiseverordnung Fahrverbote für LKW ab 7,5 Tonnen an
allen Sonnabenden in der Hauptferienzeit vom 1.7.-31-8.2018 erlassen.
Die Verbote gelten für besonders belastete Strecken zwischen 7 und 20
Uhr. Sie betreffen insgesamt 19 Autobahn-Abschnitte, vor allem im
Ruhrgebiet, im Rheinland und im Bereich München sowie für die
Bundesstraßen B 331 und B 96. Ausgewählt wurden die Strecken von den
Bundesländern selbst. Auch die Nachbarländer Frankreich, Österreich,
die Schweiz, Italien, Polen und Tschechien schränken den
Berufsverkehr in der Ferienzeit gesondert ein. Laut Arcadis sind für
eine echte Entlastung deutscher Straßen jedoch vor allem
länderübergreifende Verkehrsplanungsinitiativen wichtig.

Verkehrsplanung erfordert europäische Kooperation, nicht nur zur
Ferienzeit

"Verkehrsrouten enden nicht an Ländergrenzen. Entstehen dahinter
Staus, fehlen gute Verbindungen oder ist der Verkehr dort einfach
nicht optimal geplant, wirkt sich das auch im eigenen Land aus", sagt
Michael Hanita, Director Infrastructure Europe Central. Auch Routen
für alternative Verkehrsmittel wie Züge und Fähren sollten für
länderübergreifende Reisen europäisch geplant und vermarktet werden.
Zum Beispiel sollten Umsteigezeiten und Tarif-Optionen bestmöglich
abgestimmt werden. Idealerweise benötigt der Reisende nur ein Ticket
für die gesamte Reise. Ein gutes Beispiel dafür ist das Projekt
EurekaRail, bei dem Arcadis dabei unterstützt, schnelle,
grenzüberschreitende Zugverbindungen zwischen Deutschland, den
Niederlanden und Belgien zu ermöglichen.