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Aufklärung über Reiseschutzimpfungen wie Malaria,
Typhus, Hepatitis A und B gehört zum Standartverfahren bei den beratenden
Ärzten und Praxen. Allerdings werden aktuelle Empfehlungen der Ständigen
Impfkommission (STIKO) zu diesem Thema nicht immer wahrgenommen. Verreisen
ohne oder mit inkomplettem Schutz kann gesundheitliche Folgen haben. Dr.
med. Burkhard Rieke informiert in der Zeitschrift Arbeitsmedizin
Sozialmedizin Umweltmedizin (ASU) über den aktuellen Stand.

Malaria
Insgesamt sind Malariafälle auf der Welt in den letzten Jahren
zurückgegangen. Die WHO geht von weltweit etwa 219 Mio. (2 Mio. mehr
gegenüber dem Vorjahr) klinischen Episoden aus, die Todesfallzahlen sind
auf 435 000 (–16 000) zurückgegangen. Zu Hauptverbreitungsländern gehören
Nigeria, Demokratische Republik Kongo und Mosambik. In Krisenstaaten wie
Venezuela, Jemen, Burkina Faso, Norden Namibias sowie Nordosten Südafrikas
werden dagegen Rückschläge verzeichnet. Neben der Weltkarte mit Malaria-
Risikozonen wurde eine Reihe von Regionalkarten (Lateinamerika, südliches
Afrika, Südasien, Südostasien) erstellt. Neu ausgewiesene Regionen mit
Prophylaxeempfehlung sind etwa Teile von Honduras, Nicaragua, Kolumbien,
Peru, Brasilien, Namibia, Botswana, Südafrika, Indien, Pakistan,
Kambodscha und Palawan (Philippinen). Verbesserungen sind in Panama,
großen Teilen Indiens, Thailands und Indonesiens oder auch in China zu
sehen. Letzteres wird möglicherweise bald für malariafrei erklärt.

Zum Malaria-Schutzkonzept werden folgende Methoden empfohlen:
Expositionsprophylaxe, Notfallselbstbehandlung (NSB) sowie
Prophylaxeeinnahme. Basis des Malariaschutzes ist in allen
Verbreitungsgebieten der Schutz vor Mückenstichen durch Aufenthalt in
moskitosicheren Räumen von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. Wer dennoch
draußen unterwegs sein muss, sollte lange, körperbedeckende Kleidung
tragen und die für Mücken frei zugänglichen Hautpartien mit einem
Repellent (einem Wirkstoff zur Abwehr von stechenden Insekten) einreiben.
Am besten ist es, unter einem intakten Moskito¬netz zu schlafen. Die
Mitgabe einer Notfallselbstbehandlung ist dann gerechtfertigt, wenn die
Malaria realistisch droht und eine Abklärung der Fieberursache entlang des
Reiseweges aus Gründen der Infrastruktur für 48 Stunden (früher: 24
Stunden) nicht möglich ist. Eine eher geringe Malariagefahr rechtfertigt
nur die Expositionsprophylaxe. Wer länger als 7 Tage bei schlechter
medizinischer Versorgung im Malariagebiet unterwegs ist oder nach
Aufenthalt im Malariagebiet in schlecht versorgtes Gebiet reist, sollte
eine Notfallselbstbehandlung zur Verfügung haben. In jedem Fall sollten
die Ursachen des Fiebers von einem Arzt abgeklärt werden.

Typhus
Die internationale Epidemiologie bei Typhus hat sich geändert: Während die
Krankheitslast in Südamerika, insbesondere in den Andenstaaten
zurückgegangen ist, hat sie in Süd- und Südostasien eher zugenommen.
Verstädterung sowie Monsunregen führen zu erheblichen Überschwemmungen mit
Auswaschung von Fäkalmaterial aus Latrinen und Abwassergräben. Besondere
Vorsicht wird deshalb beim Verzehr der Rohkost im Ausland empfohlen. 2018
wurden laut Robert Koch-Institut 58 Fälle in Deutschland verzeichnet, 79 %
der Fälle stammen aus Asien (Indien, Pakistan und Nepal), 93 % waren
ungeimpft. In Deutschland steht ein injizierbarer Polysaccharid-Impfstoff
zur Verfügung, allein oder in Kombination mit Hepatitis-A-Impfstoff, der
tendenziell einen längeren Impfschutz vermittelt als die störanfälligere
Schluckimpfung.

Hepatitis A
Die Impfung gegen Hepatitis A zählt inzwischen zur klassischen
Reiseimpfungen. Ansteckungsgefahr ist erhöht bei mangelnder Hygiene,
Abwasserkontakt sowie bei Sexualkontakten unter Männern. Aktuell sind
Robert Koch-Institut 1043 Fälle und sechs Todesfälle bekannt. Nur sechs
von diesen Fällen waren korrekt geimpft, so dass ein Impfdurchbruch
möglich ist. Die Todesfälle betrafen Personen über 50 Jahren, da in dieser
Altersgruppe die Hepatitis A gefährlicher wird, während sie im
Vorschulalter oft ohne Symptome verläuft. Bei 61 % der Fälle wurde
Deutschland als Infektionsland angegeben. Zwei größere Ausbrüche waren
durch importierte Erdbeeren bzw. Datteln bedingt.

Hepatitis B
Eine Hepatitis-B-Impfung ist fortwährend sinnvoll. Rund 3,5 % der
Weltbevölkerung sind laut WHO chronisch mit dem Hepatitis-B-Virus
infiziert, einem sehr umweltresistenten Keim, der den Körper mit jeder
Flüssigkeit verlässt und nur kleine Virusmengen für die Infektion
benötigt.
In Deutschland werden alle Kinder und Jugendlichen gegen Hepatitis B
geimpft. Weitere Indikationen sind berufliche Gründe (Medizin, Ersthelfer,
Polizei etc.), privates Risiko (Drogenkonsument, ungeschützter Kontakt mit
wechselnden Sexualpartnern) oder als reisemedizinische Maßnahme. Einer
Ansteckung ist man sowohl in der Medizin allgemein (Einmalspritzen,
Verbandsmaterial, OP-Wäsche, Dauerkatheter) als auch in der Zahnmedizin
ausgesetzt. Eine Hepatitis-B-Impfung ist daher für Vielreisende ein Muss,
für den Urlaubsreisenden eine vernünftige Ergänzung des Impfschutzes. 2018
wurden insgesamt 4507 Hepatitis-B-Virusnachweise gemeldet. Nur 32 % der
Betroffenen waren in Deutschland geboren. Das belegt auch, warum das
Konzept der Kindheitsimpfung nicht in der Lage ist, die Fallzahlen zu
senken. Zu viele nicht geimpfte Erwachsene infizieren sich im Ausland –
und die ins Land gekommenen Migranten haben das bundesdeutsche
Kinderimpfprogramm nicht durchlaufen. Auch wenn daher von einer
Reiseimpfung gesprochen wird, so liegt der gesundheitliche Vorteil des
Impfschutzes doch in Deutschland.

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie im Beitrag „Malaria, Typhus und die
Hepatitiden“ von Dr. med. Burkhard Rieke in der aktuellen Ausgabe der
Zeitschrift Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umweltmedizin (ASU) unter:
<https://www.asu-arbeitsmedizin.com/praxis/malaria-typhus-und-die-
hepatitiden>