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Die VIGITIA-Partner mit einem ersten Entwurf des Systems, das im Rahmen des Projekts entwickelt wird.  Andreas Schmid, Universität Regensburg
Die VIGITIA-Partner mit einem ersten Entwurf des Systems, das im Rahmen des Projekts entwickelt wird. Andreas Schmid, Universität Regensburg

Tische sind aus unserem Alltag kaum wegzudenken: Wir sitzen um sie herum,
essen und trinken und unterhalten uns miteinander. Wir arbeiten an
Tischen, schreiben und lesen, kochen, basteln, machen Hausaufgaben oder
spielen auf ihnen. Das Möbelstück ist von zentraler Bedeutung in unserem
Leben und unterstützt eine Vielzahl von ganz unterschiedlichen Aktionen –
und doch tut es das bisher nur ganz passiv.

Im Forschungsprojekt „VIGITIA“ (Vernetzte Intelligente Gegenstände durch,
auf und um interaktive Tische im Alltag) entwickeln Universität
Regensburg, Bauhaus-Universität Weimar und die EXTEND3D GmbH mit Sitz in
München jetzt eine intelligente Lampe, die Informationen und digitale
Werkzeuge auf Esstisch, Schreibtisch oder Arbeitsflächen projiziert. Das
System soll „intelligente“ und „weniger intelligente“ Gegenstände erkennen
und in die Interaktion am Tisch integrieren – vom Smartphone bis zum
Teelöffel.

Die Tische selbst werden dabei jedoch kaum verändert. Stattdessen nimmt
das Kamera-Projektor-System über eine oder mehrere Kameras in Echtzeit die
Tischoberfläche und darauf befindliche Objekte auf. Der integrierte
Projektor – an der Decke oder an einem Schwenkarm befestigt – stellt dann
die gewünschten Informationen oder Hilfsmittel millimetergenau und ohne
Verzerrungen auf der Tischplatte bzw. den Objekten dar.

Dadurch können zusätzliche Informationen und Interaktionsmöglichkeiten zu
den Objekten eingeblendet und bestehende „analoge“ Arbeitsprozesse digital
unterstützt werden.
Beispielsweise soll das System auf Wunsch Lineale, Schnittmuster oder
kontextabhängige Informationen einblenden können. Über virtuelle
Wurmlöcher soll man Daten mit dem Smartphone oder anderen Tischen
austauschen können. Auch gemeinsame Brettspiele mit Freunden auf der
ganzen Welt sollen durch die Projektion möglich gemacht werden.

Die Stadt Regensburg ist als assoziierter Partner mit an Bord: Ab 2020
sollen erste Prototypen der interaktiven Tische im Kreativzentrum
DEGGINGER in der Regensburger Altstadt installiert werden. Dort können
Besucher das System noch in der Entwicklungsphase testen. Akteure aus der
Kultur- und Kreativwirtschaft sind eingeladen, eigene Wünsche und Ideen im
Rahmen von Workshops einzubringen.

„Wir haben vor allem die Alltagstauglichkeit und Nachhaltigkeit im Blick“,
erklärt Dr. Raphael Wimmer, Koordinator des Projekts und Leiter der
ZD.B-Nachwuchsgruppe „Physical-Digital Affordances“ an der Universität
Regensburg. „Statt immer mehr ‚intelligente‘ Gegenstände in unseren Alltag
einzubauen, die nach ein oder zwei Jahren nur noch Elektroschrott sind,
können existierende Tische, Werkzeuge und Gegenstände weiter benutzt
werden. Im Vordergrund steht für uns das gemeinsame Erleben, das durch die
Technik nur auf Wunsch unterstützt wird. Das sehen wir als wichtigen
Vorteil gegenüber anderen Augmented-Reality-Systemen, bei denen alle
Nutzer Display-Brillen aufsetzen müssen.“

Das Verbundprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im
Rahmen des Forschungsprogramms „Technik zum Menschen bringen“ gefördert.

An der Universität Regensburg sind bei VIGITIA die
ZD.B-Nachwuchsforschungsgruppe „Physical-Digital Affordances” am Lehrstuhl
für Medieninformatik unter Leitung von Dr. Raphael Wimmer und Prof. Dr.
Gunther Hirschfelder, Lehrstuhl für Vergleichende Kulturwissenschaft,
beteiligt.