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Studierende der Frankfurt UAS entwerfen nachhaltige, energieautonome
Raumwunderhäuser

So soll das Haus des Siegerteams „the holistic“ von außen aussehen  Diana Danne & Manuel Mickler, mit Bildmaterial von www.skalgubbar.se und www.mrcutout.com
So soll das Haus des Siegerteams „the holistic“ von außen aussehen Diana Danne & Manuel Mickler, mit Bildmaterial von www.skalgubbar.se und www.mrcutout.com

Qualitativ hochwertiger und dennoch bezahlbarer Wohnraum steht im
Mittelpunkt der gesellschaftlichen Diskussion. Insbesondere in
Ballungsgebieten wie dem Rhein-Main-Gebiet herrscht akuter Mangel an
preiswertem Wohnraum. Gleichzeitig erobern neue Technologien und smarte
Anwendungen unseren persönlichen Lebensbereich und verändern die Art zu
Wohnen. Studierende des Fachbereichs Architektur, Bauingenieurwesen,
Geomatik der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS)
haben deshalb nach Lösungen gesucht, nachhaltige, energieautonome
Raumwunderhäuser zu konzipieren. Ihre Ideen und Entwürfe haben sie in
einem Wettbewerb der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt
(NHW) präsentiert.

„Für uns sind die Belastbarkeitsprobe und die Praxistauglichkeit sehr
wichtige Aspekte in der Lehre. Die im Studium entwickelten Ideen von
Praxisvertreterinnen und -vertretern auf Tauglichkeit und Umsetzbarkeit
testen zu lassen, ist für die Studierenden ein Gewinn und bietet ihnen
zudem schon früh Berufsperspektiven“, erklärt Prof. Dr. sc. Volker Ritter,
Professor für Technische Gebäudeausrüstung. Deshalb ist es für ihn
wichtig, in der Lehre auf praktische Fragestellungen zu setzen. Darum hat
er sich im Wintersemester 2020/21 gemeinsam mit Dipl.-Ing. Arch. (TU)
Dieter Blome, Lehrbeauftragter für Energieberatung und
Ressourcenoptimiertes Bauen, dafür entschieden, den Studierenden dieselbe
Aufgabenstellung zu geben wie die Nassauischen Heimstätten in ihrem
Wettbewerb zu Smart Micro Housing. Da es jedoch im Rahmen des
Studienmoduls „Gebäudetechnik und Energieberatung“ im Master-Studiengang
„Zukunftssicher Bauen“ nicht leistbar war, die Entwürfe tatsächlich zu
bauen, wie von den Nassauischen Heimstätten gefordert, haben sich Ritter
und Blome dafür eingesetzt, dass die Studierenden außer Konkurrenz in
einem eigenen kleinen Wettbewerb unter den Studierendengruppen, den
Vertreterinnen und Vertretern der Praxis ihre Entwürfe präsentieren
durften. Diesem Wunsch ist die Nassauische Heimstätte | Wohnstadt sehr
gerne nachgekommen. Blome, der sich mit seiner Arbeitsgruppe
http://Greenbyte.house an dem offiziellen Wettbewerb der NHW ‚Smart Micro
Housing’ qualifizierte, konzipierte das Modul entsprechend und übertrug
die Wettbewerbsaufgabe für die Studierenden.

Der Wettbewerb und das Siegerteam
Gegenstand beider Wettbewerbe waren Ideen für urbanes Wohnen auf einer
Fläche bis 20 Quadratmeter, bei denen neuste technische und technologische
Verfahren und Systeme zur Erhöhung der Wohn- und Lebensqualität, der
effizienten Energienutzung und der Nachhaltigkeit (smart living) zur
Anwendung kommen. Energieautarkie/-autonomie für mindestens zwei Personen
musste gegeben sein.

Als Gewinnerteam kürte die Jury das interdisziplinäre Team aus Architektin
Diana Danne und Bauingenieur Manuel Mickler mit dem Beitrag „the
holistic“. Die beiden setzten bei ihrem Entwurf auf Erweiterbarkeit und
eine Vollautarkie. Zum Einsatz sollen nachhaltige Baustoffe wie
Seegrasdämmung und Holz, unterschiedliche Photovoltaikanlagen, eine
gesundheitsfördernde Wohnumgebung mit großen Fenstern für viel Tageslicht
und Biomasse als Brennstoff kommen. Highlight und Alleinstellungsmerkmal
ist die eigene Sumpfpflanzenkläranlage auf dem Dach. Neben den vielen
Vorteilen eines normalen Gründaches, zum Beispiel für die PV-Anlage und
den Wohnkomfort, kann das anfallende Grau- und Regenwasser vollständig
geklärt und wiederverwendet werden. Die Strom-, Frischwasser-, Warmwasser
und Wärmeversorgung liefe autark ab. Das Haus biete genug eigenen Strom
für zwei Personen bei ganzjährigem Aufenthalt. Durch den modularen Aufbau
wäre das Konzept auch unkompliziert erweiterbar für zwei und mehr
aneinanderhängende Module. „Der größte Anreiz dieses Wettbewerbes war es,
ein autarkes und innovatives Gebäudekonzept zu entwickeln und uns dabei zu
verdeutlichen, was mit erneuerbaren Energien alles möglich ist, um die
Welt etwas grüner zu machen“, erklärt Diana Danne die Motivation des
Teams. Das Gewinnerteam ist noch auf der Suche nach Partnern, um ihren
herausgearbeiteten Entwurf Wirklichkeit werden zu lassen.

Von den insgesamt sieben Gruppen, haben vier Beiträge für den Wettbewerb
in Form eines ca. zehn-minütigen Videofilms eingereicht. „Da wir hierauf
keine Creditpoints vergeben konnten, freut es uns umso mehr, dass so viele
Studierende die Zusatzarbeit nicht gescheut und die Chance zur Teilnahme
genutzt haben. Die Einschätzungen der Jury sind für sie ein echter Benefit
im weiteren Studium und späteren Berufsleben“, so Ritter.

Zur Jury gehörten Holger Lack, Regionalcenterleiter Frankfurt am Main und
Karin Hendricks, Unternehmensbereichsleiterin Modernisierung &
Großinstandhaltung von der Nassauischen Heimstätte | Wohnstadt sowie Prof.
Dipl.-Ing. Erik Röthele, Professor für Energiedesign und Energieeffizienz
für Gebäude im Planungs- und Bauprozess an der Frankfurt UAS. Organisiert
und moderiert wurde der gemeinsame Termin von Dr. Simone Planinsek,
Fachbereichsleiterin Projekte & Innovation und Frieda Gresch,
Mitarbeiterin im Projekt-&Innovationsmanagement der NHW. Die Juryexperten
aus der Praxis, Holger Lack und Karin Hendriks, zeigten sich begeistert
über die Entwürfe der Studierenden. „Die Auswahl ist mir sehr
schwergefallen, da alle Einreichungen ein höchstes Maß an Qualität gezeigt
haben“, so Karin Hendricks. Auch Holger Lack bestätigte: „Die Anforderung
an das Smart Micro House wurden mehr als erfüllt; beeindruckend sind die
vielfältigen Ideen zu Modularität, Nachhaltigkeit und Autarkie.“

Experimentiergebäude auf dem Campus in Planung
Um den Studierenden in der Zukunft noch realere Bedingungen aufzuzeigen
und theoretisches Wissen direkt praktisch anwenden zu können, plant die
Hochschule derzeit die Einrichtung zweier „Tiny-Labs“. Das Projekt hat zum
Ziel, auf dem Campusgelände der Frankfurt UAS zwei Experimentiergebäude zu
realisieren. Diese erlauben es den Studierenden, praktische Erfahrungen
bei der Planung, dem Bau, dem Betrieb und dem Rückbau von Gebäuden zu
sammeln, erlerntes Wissen anzuwenden und interdisziplinär zu arbeiten. Ein
Tiny-Lab wird auf einen aktiven, das andere auf einen passiven Betrieb
ausgerichtet. An diesem Projekt sind unterschiedlichen Studiengänge aktiv,
die alle das Ziel verfolgen, die Gebäude besser für die Herausforderungen
der Zukunft auszurichten.

Balance von aktiven und passiven Gebäudekomponenten
Für das Tiny-Lab-aktiv wird ein Grundgerüst errichtet, an dem
unterschiedliche Fassadenbauteile montiert werden können. Dies erlaubt den
Studierenden, neue Bauteile, Baustoffe und technische Anlagen, die aktuell
in Forschungs- und Entwicklungsprojekten entwickelt werden, praxisnah im
Betrieb auszuprobieren. Weiterhin erlaubt die Modularität des Grundsystems
z.B. auch den Einbau von Einsatzelementen mit aktuellen Innovationen der
Bauindustrie.

Für das Tiny-Lab-passiv wird zunächst eine Bodenplatte zur Lastverteilung
aus Stahlbeton realisiert, auf der in Stampflehmbauweise eine Gebäudehülle
errichtet wird. Die Dachkonstruktion wird aus Holz mit
Zwischensparrendämmung als Einblasdämmung erfolgen. Der
Herstellungsprozess der Stampflehmwände mit der Gemeinschaft der
Studierenden ist daher ein wichtiger Teil des Projekts. Ziel ist, das
Gebäude mit so wenig technischen Anlagen zur Raumkonditionierung zu
betreiben wie nötig. Die Studierenden überprüfen damit, wie thermische
Behaglichkeit bereits durch die Auswahl der Baustoffe möglich wird. An
diesem Gebäude werden nicht nur baukonstruktive Aspekte intensiv studiert
und ausprobiert, sondern auch Raumqualität in Bezug zur Materialität
untersucht. Das Gebäude dient weiterhin auch dazu, Konstruktionskonzepte
für Regionen der Welt zu prüfen, in denen eine reduzierte Haustechnik zum
Einsatz kommen kann.

Weitere Informationen zu den geplanten Experimentiergebäuden auf dem
Campus <https://www.frankfurt-university.de/de/hochschule/fachbereich-1
-architektur-bauingenieurwesen-geomatik/forschungsinstitut-ffin/tiny-
lab/
>; mehr zum Wettbewerb der Nassauischen Heimstätte | Wohnstadt: <https
://smart-microhousing.de/> und der Unternehmensgruppe selbst
<https://www.naheimst.de/>.