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Ein studentisches Architekturprojekt der Hochschule Koblenz hat eine
Förderung in Höhe von 156.000 EUR vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt,
Energie und Mobilität RLP erhalten. Der Kontakt wurde durch den Holzbau-
Cluster RLP hergestellt. Das Projekt "HIVE HOME – Wohnen in der Stadt der
Zukunft" unter der Leitung der Professoren Jo Ruoff und Stephan Jost
widmet sich der Realisierung eines prototypischen, ökologischen
Experimentalbaus aus Holz, entworfen von Studierenden der Hochschule
Koblenz, der auf minimaler Fläche komfortables Wohnen ermöglicht. Die
Vorstellung des wabenförmigen HIVE HOME fand nun am Campus Koblenz statt.

Das Projekt ging aus einem Seminar zur Bauwende hervor, in dem Studierende
verschiedene Aspekte der erforderlichen Transformation von theoretischen
Betrachtungen bis zum Entwurf von konkreten, baulichen Lösungsansätzen
untersuchten. „Architektinnen und Architekten spielen bei der Gestaltung
einer nachhaltigeren Bauwirtschaft eine zentrale Rolle“, betont Ruoff,
Professor für Bauphysik, Klimagerechte Architektur und Entwerfen an der
Hochschule Koblenz. „Eine der in diesem Seminar entstandenen Visionen war
so überzeugend, dass wir sie für die Realisierung im Selbstbau durch
Studierende ausgewählt haben.“
Auch das „selber Hand anlegen“ gehört zu den Zielen des Projektes: „Die
praktische Umsetzung von Entwurfsideen, das Sägen und Schrauben, verwerfen
und besser machen sind von großem Wert in der Ausbildung zukünftiger
Architektinnen und Architekten“ erläutert Stephan Jost, Professor für
Technische Gebäudeausrüstung und Entwerfen.

Der Entwurf des HIVE HOME stammt von Victoria Peil und Lena Schleicher,
die ihr Architekturstudium inzwischen abgeschlossen haben. „Unser Ziel war
es, ein Haus mit möglichst niedrigem Platz- und Energiebedarf zu
entwerfen, erneuerbare Energien zu nutzen und nachhaltige Materialien zu
verwenden. Die modulare Bauweise ermöglicht nicht nur eine effiziente
Nutzung des Raums, sondern trägt auch zur ökonomischen Umsetzbarkeit bei“,
so Lena Schleicher.

Der Grundriss des HIVE HOME verfügt über ca. 14 m² nutzbare Fläche. Er
umfasst ein Badezimmer, eine Küche und, als Kernelement, ein dreiteiliges
Möbelstück, das die Funktionen Schlafen, Arbeiten und Freizeit vereint.
Dieses Möbelstück hat die Form eines liegenden Zylinders, der sich
entsprechend der Tageszeit in die jeweils benötigte Position drehen lässt
und mal als Schlafzimmer, als Wohnzimmer oder als Esszimmer dient. „Die
effiziente Nutzung von Raum, die durch das innovative Drehmodul ermöglicht
wird, steht im Einklang mit der Frage, wie viel Raum ein Mensch wirklich
benötigt“, erläutert Architekturstudent Nils Kießling, der im aktuellen
Semester an dem Projekt mitarbeitet.

Das ganz wesentliche Baumaterial des HIVE HOME ist Holz, das mit dem neuen
„Holz von Hier“ Siegel ausgezeichnet ist. So kann gewährleistet werden,
dass es sich um Material aus tatsächlich nachhaltig bewirtschafteten,
lokalen Wäldern handelt. Dies spiegelt sich auch in der Fassade wieder,
die ebenfalls mit heimischen Hölzern gestaltet ist. Aber es werden auch
andere Ziele des klimagerechten Bauens verfolgt: So wird die
Energieversorgung durch Photovoltaikanlagen unterstützt, Grauwasser dient
zur WC-Spülung und geheizt und gekühlt wird mit einer Wärmepumpe. Ein Teil
der Dämmung besteht aus einem Recyclingprodukt: Verpackungsnetze wie sie
etwa von Zwiebel- oder Kartoffel-Verpackungen bekannt sind, wurden auf
Anregung von Studierenden gesammelt: Füllt man sie in die Hohlräume der
Fassade, entstehen recht passable Dämmwerte.

Zukunftsvision: Wohnen statt Parken

Das HIVE HOME passt zur Vision einer im Zuge der Verkehrswende weniger vom
ruhenden Verkehr belasteten Stadt, indem es auf die Fläche von 1,5 PKW-
Stellplätzen pro Modul dimensioniert ist. So werden aus Parkplätzen
Wohnplätze.

HIVE HOMEs können auch addiert werden: Der Entwurf von Peil und Schleicher
sieht vor, dass die Haus-Waben nebeneinander, aber auch übereinander zu
Wohnheimen zusammengestellt werden können und so einen Beitrag zu der
prekären innerstädtischen Versorgung mit temporärem Wohnraum leisten
können.
Vorerst steht aber die Realisierung der ersten Einheit im Fokus: Noch in
diesem Jahr soll mit dem Bau der ersten Teilmodule begonnen werden, die zu
Transportzwecken demontierbar konzipiert wurden. Am Ende der durch das
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität RLP geförderten
Projektlaufzeit im August 2025 soll das fertige HIVE HOME in Bahnhofsnähe
in Koblenz ausgestellt werden, bevor es zurück auf den Campus geholt wird.
Hier muss es dann seinen Tauglichkeitstest bestehen: Semesterweise sollen
Studierende das HIVE HOME bewohnen.