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Auto/Motor

„14-jährige gehören mit Elektro-Rollern nicht auf die Straße“ - DVW kritisiert Mindestalters und zulässige Verkehrsflächen bei Elektrokleinstfahrzeugen

Elektrokleinstfahrzeuge wie Elektro-Roller, genauer gesagt E-Scooter, haben das Potential, die urbane Mobilität sinnvoll zu ergänzen. Sie müssen aber die Verkehrssicherheit gewährleisten. Im neuen Entwurf der Verordnung für Elektrokleinstfahrzeuge (eKFV) hat das Bundesverkehrsministerium die Anforderungen für die Nutzung im Straßenverkehr gegenüber der ersten Version deutlich gelockert. Das betrifft unter anderem die Herabsetzung des Mindestalters auf 12 beziehungsweise 14 Jahre sowie die Erlaubnis zur Benutzung auf Gehwegen. Die Deutsche Verkehrswacht (DVW) sieht die Überarbeitung kritisch und befürchtet zusätzliche relevante Unfallrisiken.

Prof. Kurt Bodewig, Präsident der DVW.: „Kleine Elektro-Roller sind Kraftfahrzeuge und keine Spielgeräte! Ihre Zulassung und sichere Nutzung verlangt einen verantwortungsvollen Umgang. Mit solch einem Fahrzeug und 12 km/h haben zwölfjährige Kinder auf den Gehweg nichts zu suchen. Schon gar nicht gehören 14-Jährige Heranwachsende mit 20 km/h ungeschützt auf die Straße, ohne vorher Kenntnisse der StVO nachweisen zu müssen.“

Laut dem neuen Entwurf der eKFV dürfen Elektrokleinstfahrzeuge nun auch ohne die eigentlich vorgesehene Mofa-Prüfbescheinigung genutzt werden. Bereits ab 12 Jahren soll mit einer Höchstgeschwindigkeit von 12km/h der Gehweg befahren werden dürfen, in Ausnahmen aber auch Radwege. Wer 14 Jahre oder älter ist, dürfe schon mit bis zu 20 km/h auf Radverkehrsanlagen unterwegs sein. Auch hier kann dann je nach Situation vor Ort ebenfalls die Straße benutzt werden.

 

Mit Hinblick auf die Sicherheit junger Verkehrsteilnehmer, Fußgänger und auch Radfahrer fordert die DVW, die Nutzung von E-Scootern und ähnlichen Fahrzeugen stärker zu beschränken und nicht für Kinder und Heranwachsende zuzulassen. Ausnahmen sollen für Jugendliche ab einem Alter von 15 Jahren gelten, wenn diese eine Mofa-oder Führerscheinprüfung bestanden haben und damit Kenntnisse für eine sichere Verkehrsteilnahme nachweisen können. Außerdem muss kritisch überprüft werden, ob und inwiefern die sichere Benutzung von Gehwegen für diese Fahrzeugklasse überhaupt möglich ist.
Die DVW appelliert an Bundes- und Länderminister, diese Punkte in der eKFV zu berücksichtigen.

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Autonomes Fahren mit Blockchain: Bayreuther Studierende siegen im internationalen MOBI-Wettbewerb

Selbstgebaute Modellfahrzeuge veranschaulichen die innovative Idee des Bayreuther Teams, autonomes Fahren und ein Blockchain-basiertes Vergütungssystem zu kombinieren.  Foto: Enes Kucevic.
Selbstgebaute Modellfahrzeuge veranschaulichen die innovative Idee des Bayreuther Teams, autonomes Fahren und ein Blockchain-basiertes Vergütungssystem zu kombinieren. Foto: Enes Kucevic.

Ein Studierenden-Team der Universität Bayreuth hat in der weltweiten MOBI
Grand Challenge den dritten Platz erzielt. Der Wettbewerb prämiert
innovative Anwendungen der Blockchain-Technologie auf den Gebieten
Transport und Automobilität. Mit einem neuen Konzept, das autonomes Fahren
und ein Blockchain-gesteuertes Vergütungssystem kombiniert, konnten sich
die Studierenden aus Bayreuth in der Endrunde gegenüber 21 anderen Teams
durchsetzen – unter anderem gegen Teams hochrangiger Universitäten aus den
USA. Im Anschluss an die Endrunde am 15. Februar 2019 in München nahm das
Team unter der Leitung von Prof. Dr. Gilbert Fridgen die mit 21.000 US-
Dollar dotierte Auszeichnung entgegen.

Matthias Babel, Jonas Brügmann und Nicolas Ruhland, Studierende der
Wirtschaftsinformatik an der Universität Bayreuth, haben gemeinsam ein
innovatives Konzept für ein marktfähiges „Platooning“ entwickelt. Der
Begriff bezeichnet einen Vorgang, bei dem zwei oder mehrere Fahrzeuge in
einem sehr geringen Abstand hintereinander fahren. Die Fahrzeuge tauschen
ihre Sensordaten ständig miteinander aus, so dass Lenkräder, Gas- und
Bremspedale der nachfolgenden Fahrzeuge mit hoher Präzision automatisch
gesteuert werden. Durch diesen Datenaustausch sind alle beteiligten
Fahrzeuge wie durch eine unsichtbare Deichsel miteinander verkoppelt und
können eine Kolonne bilden. Das Fahrzeug an der Spitze wird von einer
Person gesteuert, die Passagiere in den nachfolgenden Fahrzeugen haben das
Erlebnis eines autonomen Fahrens, ohne dass sie nicht-menschlichen
Systemen die volle Kontrolle geben müssen.

Mit dem Austausch der Sensordaten haben die Bayreuther Preisträger ein
Vergütungssystem kombiniert, bei dem IOTA – eine Weiterentwicklung der
Blockchain-Technologie – zum Einsatz kommt: Die Sensordaten bilden die
Basis für parallel ablaufende Zahlungsströme, mit denen die entstehenden
Kosten nahezu zeitgleich vergütet werden. Diese neue Anwendung von IOTA
haben die Studierenden im BlockchainLab der Fraunhofer Projektgruppe für
Wirtschaftsinformatik entwickelt, die mit der Universität Bayreuth eng
kooperiert.

„Wir waren alle sehr überrascht, aber zugleich auch stolz, als wir
erfahren haben, dass wir zu den Finalisten der MOBI Grand Challenge
zählen“, sagt Jonas Brügmann. „Es war beeindruckend, wie Jonas, Matthias
und Nicolas zu einem Team zusammengewachsen sind und mit einer
unglaublichen Intensität daran gearbeitet haben, die internationale Jury
zu überzeugen“, ergänzt Jannik Lockl M. Sc., der die Studierenden seitens
der Bayreuther Blockchain-Forschungsgruppe betreut hat. Er ist Mitarbeiter
bei Prof. Dr. Gilbert Fridgen, dem Leiter des BlockchainLab, der an der
Universität Bayreuth eine Professur für Wirtschaftsinformatik und
Nachhaltiges IT-Management innehat.

Um der Jury anschaulich vorzuführen, wie Platooning mit einem
Vergütungssystem auf der Basis von Blockchain kombiniert werden kann, hat
das Bayreuther Team Modellautos gebaut, die das neue Konzept in die Praxis
umsetzen. Die Prototypen zeigen beispielhaft, wie ein wirtschaftlich
erfolgreiches Platooning schon in naher Zukunft im Automobilmarkt
realisiert werden kann. „Die Vision des autonomen Fahrens, die noch vor
wenigen Jahren als unrealistischer Wunschtraum abgetan wurde, rückt heute
immer mehr in greifbare Nähe. Dazu tragen auch die innovativen Ideen
unseres erfolgreichen Studierenden-Teams bei. Das Platooning stellt einen
wichtigen Schritt hin zum vollautonomen Verkehr dar und wird
möglicherweise schon bald einen festen Platz in modernen,
umweltfreundlichen Transportsystemen erobern“, meint Projektleiter
Fridgen.

Hintergrund:

Die MOBI Grand Challenge, die 2018/19 erstmalig stattfand, ist ein
internationaler Wettbewerb, den die Mobility Open Blockchain Initiative
(MOBI) und die Trusted IoT Alliance (TIoTA) gemeinsam auf den Weg gebracht
haben. MOBI ist das weltweit größte Konsortium zur Erforschung und Nutzung
der Blockchain-Technologie im Automobilsektor. Es vereint mit mehr als 30
teilnehmenden Unternehmen über 70 Prozent des weltweiten Automobilmarktes.
Namhafte Global Player, wie beispielsweise BMW, Bosch, GM und IBM, sind
Partner der MOBI Grand Challenge.

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Deutscher Verkehrssicherheitsrat Infrastruktur muss folgen: Neuer Entwurf der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung

Im Zusammenhang mit dem Entwurf für eine Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV) weist der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) auf eine zunehmende Schwierigkeit in den Städten hin: „Die geplanten Regelungen verschärfen das Problem mangelnder Fläche für Radfahrer und Fußgänger im Straßenraum weiter“, sagt DVR-Präsident Professor Walter Eichendorf. Er regt eine gesellschaftliche Diskussion über die gerechte Aufteilung des Straßenraumes an.

Elektrokleinstfahrzeuge: Unfallrisiko für Fußgänger unklar

„Für Fußgängerinnen und Fußgänger können Elektrokleinstfahrzeuge das Unfallrisiko erhöhen“, stellt der DVR-Präsident klar. Der Referentenentwurf sieht vor, dass Elektrokleinstfahrzeuge, die mindestens 6 km/h, aber weniger als 12 km/h fahren, den Gehweg nutzen sollen. Elektrokleinstfahrzeuge, die 12 km/h bis 20 km/h schnell fahren, müssen Radwege und gegebenenfalls die Fahrbahn nutzen. In beiden Fällen sollte, so die Forderung von Eichendorf, die Unfallstatistik in den nächsten zwei Jahren kritisch betrachtet werden, um eventuelle Veränderungen des Unfallrisikos frühzeitig zu erkennen und dann nachsteuern zu können.

Infrastruktur muss Bedürfnisse des Rad- und Fußverkehrs stärker berücksichtigen

Knackpunkt aus Sicht des DVR-Präsidenten ist aber die überfällige Aufteilung des Straßenraumes durch die Kommunen und Landkreise. Radwege müssten so gestaltet werden, dass alle, die sie nutzen, sicher ankommen. Konkret bedeute das, die Breiten von Radwegen, Schutzstreifen und Radfahrstreifen anzupassen. „Es muss möglich sein, sich auf diesen Wegen gefahrlos zu überholen. Zudem müssen insbesondere Kreuzungssituationen für alle Verkehrsteilnehmer sicher gestaltet werden“. Hier sieht der DVR-Präsident die Kommunen, Landkreise und Länder in der Pflicht.

Damit mehr Sicherheit auf Radwegen erreicht werde, müssten entsprechende Regelwerke wie die geplanten neuen Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) die neuen Fortbewegungsmittel berücksichtigen. Insgesamt müssten die infrastrukturellen Planungen zukünftig viel stärker die Bedürfnisse des Rad- und Fußverkehrs berücksichtigen. Das könne gegebenenfalls auch zu Lasten des
Kfz-Verkehrs gehen.

Kampagnen müssen über richtiges Nutzungsverhalten aufklären

Allerdings seien auch alle, die Elektrokleinstfahrzeuge nutzen aufgefordert, sich an die im Verordnungsentwurf genannten Regeln, insbesondere die gegenseitige Rücksichtnahme, zu halten. Voraussetzung dafür sei es, dass sie transparent und deutlich vermittelt würden. Dies sollte über eine bundesweite Kampagne geschehen, empfiehlt der DVR-Präsident. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat werde sich bei einer derartigen Kampagne gerne einbringen.

Weiterhin begrüßt Eichendorf die geplante wissenschaftliche Begleitung der Verordnung. „Entscheidend ist, dass Unfallrisiken und Unfallzahlen in Zusammenhang mit Elektrokleinstfahrzeugen in die Evaluierung einfließen“, so der DVR-Präsident. Auf dieser Grundlage könne man dann fundiert darüber diskutieren, an welchen Stellen die Verordnung gegebenenfalls nachzubessern sei.

 

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Deutscher Verkehrssicherheitsrat Erschreckende Unfallbilanz: DVR-Präsident zeigt sich erschüttert

„Das Ziel der Bundesregierung, die Zahl der Getöteten von 2010 bis 2020 um 40 Prozent zu senken, rückt in immer weitere Ferne“, kommentiert Professor Walter Eichendorf, Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) die vorläufigen Unfallzahlen für das Jahr 2018. Im vergangenen Jahr wurden 3.265 Menschen auf Straßen in Deutschland getötet, das sind 2,7 Prozent oder 85 Getötete mehr als noch 2017. Auch die Zahl der Verletzten stieg um 1,1 Prozent an.

Angesichts der im Koalitionsvertrag von CDU, SPD und CSU vereinbarten Vision Zero, sei  er gespannt, so Präsident Eichendorf, welche Maßnahmen die Bundesregierung ergreifen wolle, um die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten und Schwerverletzten deutlich zu senken. Eichendorf forderte Bund, Länder und Gemeinden zu einem konzertierten Vorgehen auf.  

Straßenraum sicher für Radfahrer gestalten

Besonders schockierend: Im Vergleich zum Vorjahr kamen deutlich mehr Menschen ums Leben, die mit dem Fahrrad- oder Kraftrad unterwegs waren. „Der Trend aus den Vorjahren hat sich noch einmal verschärft“, sagt der Präsident. Beide Gruppen seien im Straßenverkehr besonders gefährdet. In den vergangenen Jahren hätten der Bund, die Länder und Kommunen die Sicherheit von Radfahrern und Bikern zu sehr vernachlässigt. „Das betrifft vor allem die Infrastruktur: Der Radverkehr nimmt besonders innerorts zu. Dort steigen auch die Unfallzahlen. Der Straßenraum muss so gestaltet werden, dass Rad- und Kraftradfahrer sicher ankommen können“, so Eichendorf. Das bedeute auch, dass die neu geplanten Empfehlungen zu Radverkehrsanlagen (ERA) dem gewachsenen Verkehr Rechnung tragen müssten. Hier seien besonders die Länder gefordert.

Merkblatt MVMot in allen Bundesländern umsetzen

Auch um das Motorradfahren sicherer zu machen, seien infrastrukturelle Maßnahmen notwendig. Priorität müsse die Schaffung von Schutzplanken mit Unterfahrschutz haben, vor allem vor Bäumen. Diese und weitere Empfehlungen zur Sicherheit von Motorradfahrern sieht auch das Merkblatt zur Verbesserung der Verkehrssicherheit auf Motorradstrecken „MVMot“ vor. „Die Vorschläge des MVMot sollten schnellstmöglich von allen Bundesländern umgesetzt werden“, so der Präsident.

 

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