Das komplett neugestaltete Vogelgehege liegt im bewaldeten Nordteil des
Zoogeländes. Es ist zu finden, wenn man bei den Kamelen abbiegt. Die
gestaltete Anlage ist in Eigenregie der Zoomitarbeiterinnen und
–mitarbeiter umgesetzt worden. Dabei ist die große alte Pferdekutsche,
die in der Vergangenheit für Kutschfahrten im Zoo eingesetzt worden ist,
einem neuen Verwendungszweck zugeführt worden. Die eingebrachten
Strukturen sind für Besucher optisch ansprechend, für die hier gehaltenen
Tiere sind sie Struktur. Hier leben Rabengeier (Coragyps atratus) und
Truthahngeier (Cathartes aura)
Beide Arten leben in weiten Teilen Nord-, Mittel- und Südamerikas. Im
Süden reicht das Verbreitungsgebiet bis zu den Falklandinseln. Bevorzugte
Lebensräume sind lichte Laubwälder, dessen Ränder und angrenzendes
Kultur- und Ackerland. Auch Baum- und Buschsteppen werden gerne
besiedelt. Den Rabengeier findet man auch manchmal auf Müllkippen, wo er
sich von den menschlichen Hinterlassenschaften ernährt. In den
gemäßigten, tropischen und subtropischen Gebieten ist der Truthahngeier
ein Standvogel, in bestimmten Verbreitungsgebieten, insbesondere in
Kanada und den nördlichen Vereinigten Staaten, als Zugvogel, der den
Winter in südlicheren Regionen verbringt.
Truthahngeier als auch Rabengeier sind Aasfresser. Nur selten macht er
aktiv Jagd auf kleinere Tiere wie Nager und kleine Reptilien. In ihrem
Lebensraum gelten sie als die Gesundheitspolizei. Auf der Suche nach
Kadavern fliegen sie in großer Höhe über ihren Lebensraum. Es ist aber
nicht der Sehsinn, sondern der Geruchssinn, der den Truthahngeier zu
seiner Nahrung führt. Dies ist in der Welt der Vögel ungewöhnlich und
selten. Der Rabengeier wiederum folgt dem Truthahngeier oder anderen
Aasfressern, um zur Nahrung zu gelangen. Die Klauen an den Füßen beider
Arten sind aufgrund ihrer Vorliebe für bereits tote Nahrung deutlich
weniger entwickelt als bei Greifvögeln ähnlicher Größe.
Von den beiden hier kurz beschriebenen Neuweltgeiern lebt jeweils ein
Paar im Zoo der Westfalenmetropole. Mit der Neugestaltung der Voliere
sind beste Voraussetzungen geschaffen, auch einmal Nachwuchs zu bekommen.
Bis dahin kann es aber noch dauern – denn Neuweltgeier haben als Vögel,
die alt werden können, viel Zeit im Leben. Geduld ist gefragt, aber die
Voraussetzungen sind geschaffen.