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Aragon im Tierheim
Aragon im Tierheim

Das Tierheim beherbergt zurzeit zehn Schäferhunde, die sich ein neues
Zuhause wünschen.

Bis vor drei Wochen beschränkte sich Bodos Welt auf wenige Quadratmeter
eines Zwingers in Dortmund-Kirchlinde. Nur selten durfte der siebenjährige,
wunderschöne deutsche Schäferhund diesen verlassen. Bodo fing an, sich
Beschäftigung zu suchen: Der Rüde begann, seinen eigenen Schwanz zu jagen,
sich in ihn zu verbeißen. Er verletzte sich selbst, der halbe Schwanz
musste amputiert werden. Daraufhin wurde Bodo an eine enge Kette gelegt.
Als das Haus, bei dem Bodo lebte, schließlich verkauft wurde, wurde er
zurückgelassen und von den neuen Eigentümern im Dorstfelder Tierheim
abgegeben.


Aragon, ein sechsjähriger altdeutscher Schäferhund, lebte bis Herbst 2016
auf einem eingezäunten Grundstück, wurde bis auf die Fütterung sich selbst
überlassen - keine Spaziergänge, keine Sozialkontakte zu anderen Hunden
oder Menschen. So wurde Aragon zu einem extrem vorsichtigen und
zurückhaltenden Hund, der allem Unbekannten scheu begegnet. Zwar hat er
seine Ängste im Umgang mit „seinen“ Tierpflegern inzwischen abgelegt und
genießt die täglichen Spaziergänge an der Hallerey, kommen aber Besucher an
seine Tierheimbox, zieht er sich lieber in den Innenbereich zurück und
bleibt dort, bis die Luft für ihn wieder rein ist.


Neben Bodo und Aragon sitzen weitere sechs deutsche Schäferhunde monate-,
teilweise jahrelang im Dortmunder Tierheim: Nemo, Monty, Lucky, Ronja,
Petro und Luna, allesamt deutsche Schäferhunde. Nimmt man ihre belgischen
Artverwandten, die Malinois-Rüden Tik und Joe mit hinzu, warten zurzeit
zehn Schäferhunde auf ihre Chance, ein richtiges Hundeleben führen zu
dürfen.


Schäferhunde waren noch bis in die 90er Jahre hinein - neben Dackel, Pudel
und Boxer - der typisch deutsche Familienhund. Sie gelten als treu und
mutig, menschenbezogen und arbeitswillig. Inzwischen hat sich das Bild
geändert: Auch Hunderassen unterliegen Modetrends. Labradore sind schon
lange die neuen Klassiker unter den Familienhunden, Golden Retriever oder
Sennenhunde inzwischen Standards bei deutschen Hundehaltern. Neue
Mischlingszuchten wie „Goldendoodle“ oder „Puggle“, verdrängen altbekannte
Hunderassen aus der Gunst der Hundehalter.


„Leider müssen wir trotzdem feststellen, dass gerade Schäferhunde es
besonders schwer haben, ein neues Zuhause zu finden. Nicht alle unserer
Schäferhunde haben ähnlich schwere Verhaltensprobleme wie Bodo oder Aragon.
Die mangelnde Nachfrage mag daran liegen, dass Schäferhunde auf Grund von
Überzüchtungen einen eher schlechten Ruf hinsichtlich ihrer Gesundheit
haben – andererseits scheint es immer weniger Menschen zu geben, die Ihrem
Hund neben dem „Gassigehen“ eine auslastende Beschäftigung gewährleisten
wollen und können – und gerade Schäferhunde brauchen diese Aufgaben, um
ausgeglichen in einer Familie leben zu können.“ erläutert Tierheimleiter
Dirk Rojahn.


Mit Bodo, Aragon und den anderen Schäferhunden wird weiterhin im Tierheim
geübt, um sie auf ein normales Hundeleben in einer Familie vorzubereiten.
Es fehlen nun für die meisten Hunde noch Menschen mit etwas Hundeerfahrung,
die den Vierbeinern ein eigenes Zuhause bieten möchten.

Redaktionshinweis: Angehängt an diesen Text erhalten Sie drei Fotos
(Tierheim/Stadt Dortmund). Jeweils eines von Bodo und Aragon sowie eine
Gruppenaufnahme: Die Schäferhunde (von links) Ronja, Aragon, Nemo, Luna,
Tik, Bodo, Monty und Pedro mit Ihren Betreuern beim Training im Dorstfelder
Tierheim.