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Den Entwürfen der Planungsbüros bk – bueroKleinekort aus Düsseldorf, raumwerk Gesellschaft für Architektur und Städtebau mbH aus Frankfurt/Main sowie Trojan + Trojan Architekten + Städtebauer BDA aus Darmstadt hat das Preisgericht des städtebaulichen Wettbewerbs für das neue Stadtquartier im nördlichen Bahnhofsbereich zwischen Unionstraße und Burgtor jeweils einen ersten Preis zuerkannt. Unter Vorsitz von Prof. Peter Zlonicky, ehemaliger Universitätsprofessor in Aachen, Dortmund und Hamburg-Harburg sowie Gastprofessor in New York, Venedig, Trento, Zürich und Wien, hat die Jury aus den zwölf eingereichten Arbeiten vier Preise und zwei Anerkennungen vergeben.

Die Arbeiten der ersten Preisgruppe weisen nach Auffassung des Preisgerichts eine hohe Qualität auf. Die Planungsansätze und Entwurfskonzeptionen sind sehr unterschiedlich – hinsichtlich gewählter Ziele wie auch der planerischen Mittel. Um die Bandbreite unterschiedlicher Lösungen zur Diskussion zu stellen und auch wirtschaftliche Aspekte weitergehend zu bewerten, verzichtet das Preisgericht bewusst auf eine abschließende Empfehlung für eine dieser Arbeiten.

Die Teams der Erstplatzierten sollen in einer weiteren Arbeitsphase ihre Beiträge vertiefen. Aus Sicht des Preisgerichts sind die Leistungsansätze zu detaillieren und nach den in der Diskussion des Preisgerichtes relevanten Kriterien zu konkretisieren.

Wettbewerbsteilnehmer und Platzierungen

Insgesamt haben zwölf Architekturbüros Beiträge abgegeben. Das Dortmunder Büro pp a/s pesch partner architekten stadtplaner GmbH hat den Wettbewerb betreut. Am Montag, 4. Dezember 2017, hat das Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Peter Zlonicky folgende Preise und Anerkennungen verteilt:

1. Preis: bk - buero Kleinekort, Düsseldorf

1. Preis: Raumwerk Gesellschaft für Architektur und Städtebau mbH, Frankfurt/Main

1. Preis: Trojan + Trojan Architekten + Städtebauer BDA, Darmstadt

4.  Preis Hermann & Valentiny u Partner Architekten ZT GmbH, Wien

Anerkennungen gehen an das Büro scheuvens + wachten plus planungsgesellschaft mbh, Dortmund und an das Büro Gerber Architekten GmbH, Dortmund

Bürgeranregungen als Ausschreibungsgrundlage

Die Entwicklung des nördlichen Bahnhofsumfelds ist ein wichtiges Zukunftsprojekt der Stadt, das die Stadtstruktur im Bereich City und Nordstadt maßgeblich prägen wird. Der Umbau des Hauptbahnhofs, die Neugestaltung der Stadtbahnhaltestelle und die Neuentwicklung des nördlichen Bahnhofsumfelds stehen dabei in engem Zusammenhang. Der Busbahnhof soll einen neuen Standort erhalten, wichtige z. Zt. minder- oder ungenutzte Flächen sollen qualitätsvolle Folgenutzungen erhalten. Im Fokus der städtebaulichen Entwicklung steht insbesondere auch der Übergang zur Nordstadt.

Um der Bedeutung des nördlichen Bahnhofsumfelds als zentraler Entwicklungsfläche gerecht zu werden, hat die Stadt Dortmund im Anschluss an eine viertägige Planungswerkstatt, die im Oktober 2016 allen Bürgern zur Beteiligung offenstand, im Juli 2017 zu einem nichtoffenen einphasigen städtebaulichen Wettbewerb „Dortmund Umfeld Hauptbahnhof Nord“ eingeladen. Grundlage für die Ausschreibung des Wettbewerbs waren u.a. vielfältige Bürgeranregungen aus der Bürgerwerkstatt.

Büro bK Kleinekort: Freitreppe und Blockstruktur

Auf der Grundlage der vorgefundenen örtlichen Strukturen gelingt Büro bK Kleinekort insbesondere im westlichen Quartier eine sehr gute städtebauliche Lösung. Der Aufgriff der vorhandenen, für die Nordstadt typischen Blockstruktur und die Überführung dieses klassischen Bautyps in eine zeitgemäße Formensprache überzeugen ebenso, wie die stadträumliche Komposition der Baumassen. Als besonders gelungen kann die Fortsetzung des Blücherparks über eine großzügige Freitreppenanlage zur Überwindung des Niveauunterschiedes auf einen Stadtbalkon mit Blick über die Gleise auf das Dortmunder U bezeichnet werden. Für den Nordplatz wird durch das Hinzufügen weiterer bzw. den Austausch vorhandener Baukörper eine Neuordnung vorgeschlagen, welche in ihren Proportionen äußerst stimmig wirkt, jedoch hinsichtlich der zeitlichen Umsetzungsmöglichkeiten überprüft werden muss. Der Wettbewerbsbeitrag veranschaulicht eindrucksvoll, wie die Integration eines gänzlich neu geplanten Quartiers in die vorhandene Umgebung gelingen kann und diese durch eine Vielzahl neuer Qualitäten bereichert.

Büro Raumwerk: Grünvernetzung und Entree als Landmarke

Der Entwurf des Büros Raumwerk Frankfurt hat das Thema der Grünvernetzung zum Leitmotiv erklärt. Während im westlichen und östlichen Bereich des Plangebietes die selbstverständliche Weiterführung der bestimmenden städtebaulichen Strukturen ausgezeichnet gelingt, wird anknüpfend an den Blücherpark eine U-förmige grüne Spange entlang der Bahntrasse ausgebildet, um über ein spektakuläres Rampenbauwerk am nördlichen Bahnhofsvorplatz an die vorhandenen Grünstrukturen des Bürgerparks anzuschließen. Konsequenterweise sollen die verkehrlichen und bahnspezifischen Nutzungen in die bestehende Geländekante integriert werden, um oberirdisch attraktive parkähnliche Strukturen zu ermöglichen. Unter der Rampe verbirgt sich das Verbindungsbauwerk, welches die Personenunterführung der Deutschen Bahn und den Tunnel der Stadtbahn sinnfällig miteinander verknüpft. Mit der vorgeschlagenen Bebauung würde die Nordseite ein Entree erhalten, das die Bedeutung des Dortmunder Hauptbahnhofes unterstreicht und als Landmarke prägend sein könnte.

Büro Trojan & Trojan: Viertel mit eigenständigem Charakter

Mit schlanken, linearen Bau- und Raumstrukturen, die in Anlehnung an die dynamischen Bewegungslinien der Bahnanlagen entwickelt wurden, schafft das Büro Trojan & Trojan Darmstadt ein Viertel mit eigenständigem Charakter. Der nördliche Vorplatz wird in seiner Dimensionierung beibehalten und durch ein neues Kopfgebäude akzentuiert. Das Bauwerk verbindet die unterschiedlichen Nutzungen von Bahn und Stadtbahn über Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) und Parkhaus bis hin zu Gewerbe und Gastronomie in intelligenter Weise und vermittelt gleichzeitig hinsichtlich der topografischen Besonderheiten an dieser Stelle. Besonders gewürdigt wurde die vorgeschlagene städtebauliche Lösung für den Bereich am Burgtor, wo zwei Hochhäuser –  je eines nördlich bzw. südlich der Bahntrasse – eine Torsituation formulieren und den Gedanken der Stadtkrone über den Gleiskörper in die Nordstadt transportieren. Vor diesem Hintergrund weist der Entwurf schlüssig nach, dass ein neues Quartier entlang des Hauptbahnhofes innerhalb des gewachsenen Stadtgefüges einen entscheidenden Beitrag leisten kann eine nachhaltige Attraktivitäts- und Qualitätssteigerung zu bewirken.

Wie geht es weiter?

Ab 18. Januar 2018 werden alle eingereichten Wettbewerbsentwürfe öffentlich ausgestellt (Ort und genaue Zeiten werden noch bekanntgegeben). Unter Einbindung der beteiligten Grundstückseigentümer und der interessierten Öffentlichkeit werden zusammen mit den drei ersten Preisträgern die Inhalte für die dann folgende Überarbeitung der Entwürfe durch die Büros herausgearbeitet. Die Planungsverwaltung wird anschließend dem Rat der Stadt Dortmund vorschlagen, die Überarbeitung und Konkretisierung der Entwürfe durch die drei ersten Preisträger zu beauftragen. Im Anschluss daran wird eine Fachjury die drei Ergebnisse der Überarbeitung beraten. Auf dieser Grundlage wird der Rat der Stadt das letztlich weiter zu verfolgende Konzept beschließen.

Zusammensetzung der Jury

Das Preisgericht des städtebaulichen Wettbewerbs setzte sich folgendermaßen zusammen:

Prof. Peter Zlonicky, Architekt/Stadtplaner, München

Prof. Jörn Walter, Stadtplaner, Hamburg

Prof. Christa Reicher, Architektin/Stadtplanerin, Dortmund/Aachen, Vorsitzende des Gestaltungsbeirats Dortmund

Prof. Christian Schlüter, Architekt, Wuppertal, Gestaltungsbeirat Dortmund

Stadtrat Ludger Wilde, Beigeordneter der Stadt Dortmund für Umwelt, Planen und Wohnen

Dr. Ludwig Jörder, Bezirksbürgermeister, Mitglied der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord

Ingrid Reuter, Vorsitz Ausschuss für Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen).