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Gaming Scout
Gaming Scout

Für Sophie Adam geht es immer wieder ums Überleben. Die 22jährige Wattenscheiderin ist eine Spielernatur, taucht gerne ein in virtuelle Welten und kämpft dort um Sieg oder Niederlage. Ihr Wissen gibt sie jetzt als Gaming Scout in der Zentralbücherei an Kinder, Jugendliche und Erwachsene weiter. Das erste Event wird rasant: Am Samstag, 3. November, wollen vor allem Neun- bis 15Jährige wissen, wer beim Mario-Kart-Rennen die oder der Schnellste ist. Starthilfe gibt Sophie Adam. Ehrenamtlich. Eintrittsfrei.

 

„Dabei werden wir sicher nicht so viel Hilfestellung geben müssen“, schätzt Sophie Adam. Der siebenjährigen Alba, die heute mit ihrer Klasse die Kinderbücherei besucht, erklärt sie zwischen zwei Lesungen den Controller. Über die kleinen Hebel und Knöpfe der schwarzen Fernbedienung können Gamer ihr Fahrzeug bei dem Konsolenspiel steuern: „Hier gibt man Gas, hier kann man abbremsen und hiermit Items einsammeln, zum Beispiel eine Banane.“ Auch Albas Klassenkameradinnen und -kameraden haben den flachen Fernsehbildschirm mit den bekannten Spielfiguren darauf schnell entdeckt. Das neue digitale Angebot der Stadtbücherei, das sie mit Fördergeldern des Landes für das Projekt „Spielend lernen“ anschaffen konnte, verzückt die Erstklässlerinnen und Erstklässler sichtlich und hörbar. „Kinder sind süß, wenn sie sich für eine Sache begeistern“, sagt Sophie Adam und beobachtet, wie die kleinen Zaungäste vor den neuen, grauen Gaming-Sesseln mit den roten Lehnen tuscheln, lachen, auf- und abhüpfen vor Aufregung.

 

Kein Wunder, dass das Mario-Kart-Turnier mit 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmern schon ausgebucht ist. Sophie Adam und die drei anderen Gaming Scouts, die die Stadtbücherei in diesem Sommer gesucht und medienpädagogisch geschult hat, bieten an allen Samstagen im November jedoch drei weitere Gaming-Events an, bei denen es noch freie Plätze gibt. Darunter ein Live-Escape-Spiel. „Wir sind drei Frauen und ein Mann zwischen 21 und über 30, die meisten studieren, das Spielen verbindet uns“, sagt Sophie Adam. Zusätzlich zu den zwei Wochenend-Workshops mit dem Medienpädagogen haben sich die vier Scouts an zwei Samstagen getroffen, um die Events zu planen. Für die Uno-Runde, bei der ganz „analog“ gespielt wird, haben sie sich extra neue Regeln ausgedacht.

 

Sophie Adam mag selbst am liebsten Rollenspiele. Role Playing Game – RPG. „Dark Souls“ war das erste, das sie packte, bekannt dafür, wie schwierig es ist, die Kampfmuster zu erkennen und die „Bosse“ im Spiel zu besiegen. „Ganz schön frustrierend“, räumt die zierliche, langhaarige Brünette ein. „aber toll, wenn man gewinnt.“ Was sie fesselt an RPGs oder an „World of Warcraft“, einem der bedeutendsten Massive Multiplayer Online Role Playing Games, das weltweit Millionen spielen: „Man betritt komplett andere Welten, hat mit seinen Taten Einfluss auf das Spielgeschehen.“ Die Studentin des International Buisness and Management mag auch Kartenspiele, ganz klassisch aus Papier. „Magic: The Gathering“, in dem zwei oder mehr Spielerinnen und Spieler magische Schlachten mit Kreaturen und Zaubersprüchen austragen, ist eines davon. Und Sophie Adam spielt – Klavier. Sie ist bücherbegeistert, geht gerne ins Kino. „Meine Mutter würde mir trotzdem kein digitales Spiel zu Weihnachten schenken“, verrät sie und ihre braunen Augen blitzen humorvoll auf.

 

Eineinhalb Stunden sind es im Schnitt, die sie pro Tag am PC „zockt“, gerne online und verbunden mit Freunden, aber auch Fremden. In den Semesterferien verbringt sie mehr Zeit in ihren Spielewelten, ebenso wenn ein neues Game gerade herausgekommen ist. Aktuell fesselt „Odyssey“ sie, die Fortsetzung von „Assassin‘s Creed – Origins“. Auch hier geht es ums Überleben. Neue Spiele schaut sie sich im Test auf YouTube bei „Gamestars“ an. Als sie von der Suche nach den Gaming Scouts und dem neuen Projekt „Spielend lernen - die Bücherei als Ort des gemeinsamen, außerschulischen Lernens“ las, wollte sie daher gerne dabei sein. „Ich finde es gut, dass man hier jetzt mehr spielen kann.“ Und die Zusammenarbeit mit den anderen Gaming Scouts macht bisher so viel Spaß, dass „ich denke, dass wir nächstes Jahr weitermachen.“