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Wer erinnert sich an die Arbeitskämpfe ausländischer Arbeitnehmer, die zwischen 1966 und 1979 geführt wurden? Das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven, das anhand realer Familiengeschichten und inszenierter Ausstellungsräume 330 Jahre deutscher Aus- und europäischer Einwanderungsgeschichte präsentiert, sucht für seine neue Dauerausstellung Zeitzeugen aus Bochum.
 
 
In den 1960er und 1970er Jahren – insbesondere nach der Rezession 1966/67 – kamen immer mehr Ausländer zum Arbeiten in die Bundesrepublik. Sie wurden vor allem im Bereich der Industrie und Gastronomie für schwere, schmutzige, teils gefährliche und gering bezahlte Arbeit engagiert. Früh schon keimten Proteste gegen die hiesigen Arbeitsbedingungen auf: Oft herrschten hohes Arbeitspensum und immenser Arbeitsdruck. Viele ausländische Arbeitnehmer verdienten trotz gleicher Arbeit weniger Geld als ihre deutschen Kollegen, hinzu kamen die teils schlechten Wohn- und Lebensbedingungen. Bochum wurde während der Anwerbephase vor allem ab den 1960er Jahren aufgrund des Bergbaus und des Opel-Werks sowie der Nähe zu umliegenden Betrieben zum Arbeitgeber und zur neuen Heimat für eine große Anzahl ausländischer Arbeitnehmer. Diese führten in jener Zeit Streiks für besser Arbeits- und Lohnbedingungen: So streikten etwa italienische Arbeiter 1961 auf der Zeche „Lothringen“, spanische Arbeitnehmer 1973 bei Opel. Die Proteste waren auch ein Kampf der ausländischen Arbeitnehmer um Anerkennung, mit dem sie erstmals politisch in Erscheinung traten. Sie organisierten sich größtenteils selbst in eigenen Interessenverbänden unabhängig von den deutschen Gewerkschaften, um ihre Forderungen bekannt zu machen.
 
Das Deutsche Auswandererhaus sucht jetzt Personen, die über die Arbeitskämpfe in den 1960er und 1970er Jahren berichten: damals engagierte Ausländer oder deren Nachfahren, aber auch Deutsche, die sich gegen die vorherrschenden Arbeits-, Lebens- und Wohnbedingungen von ausländischen Arbeitnehmern einsetzten, etwa durch Proteste, Streiks, Demonstrationen oder Arbeitsniederlegungen. Darüber hinaus interessieren sich die Museumswissenschaftlerinnen für Transparente und Schilder mit Forderungen, für Zeitungsberichte, Fotos, Kündigungen, Vermerke von Behörden oder ähnliche Objekte, die an die damaligen Arbeitskämpfe erinnern.
 
Die Beiträge sind zu schicken an: Deutsches Auswandererhaus, Stichwort: „Arbeitskampf“, Columbusstraße 65, 27568 Bremerhaven – oder per E-Mail an: r.zamoraDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Für Rückfragen steht Rosalia Zamora auch telefonisch zur Verfügung (Tel.: 0471 / 90 22 0 – 0).