Stadt Bochum Infos:Kooperation auf dem Schulhof: Badetees machen Erwachsene und Kinder „fit“

In diesem Lehrgang qualifizieren die Volkshochschule und das Jobcenter junge Erwachsene für den Arbeitsmarkt. Durch Unterricht, Training und Projekte in Hauswirtschaft, Garten, Stadtteilarbeit und Lerneinheiten an der VHS können die 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Erfahrungen in der Berufswelt erweitern. Mit der OGS Arnoldschule haben einige von ihnen so bereits „Platz am Zaun“ geschaffen: Zusammen begrünten sie den Schulzaun und boten die Blumen den Nachbarn im Stadtteil kostenlos zum Schnitt an. Für die gemeinsame Kräuterkunde mit den OGS-Kindern nutzten die jungen Erwachsenen aus dem VHS-Bildungszweig anfangs noch Pflanzen aus dem Projekt „Platz am Zaun“, zogen aber auch neue. Jeweils ein VHS-Schüler und ein OGS-Kind arbeiten dabei zusammen. „Das schafft Bezug, Kommunikation, Vertrauen, Verantwortung, stärkt Sozialkompetenz und Selbstbewusstsein auf beiden Seiten“, beschreibt Projektleiterin Angelika Pöppel.
Die geernteten Kräuter verwenden die Teams, um Küchenkreationen zu zaubern oder Pflegemittel herzustellen. „Wir haben richtigen Wackelpudding gekocht“, erzählt Kunka (10). Den echten Waldmeister dafür haben sie in den Hochbeeten der VHS an der Baarestraße geerntet. Die eigenen Produkte, aromatische Badetees und Duftsäckchen, haben sie im Stadtteil – zum Beispiel beim großen Fest auf dem Springerplatz – an die Frau und an den Mann gebracht. Sie dürfen sie aber auch mit nach Hause nehmen. Valentin (8) sucht für sein
nächstes Bad gerade Himbeer, Thymian und Minze aus. Ein Stück 100-Prozentige Kakaobutter darf in dem Säckchen nicht fehlen. „Sonst verbinden sich die Stoffe nicht“, weiß VHS-Teilnehmerin Anna Bittner. Die Beutelchen hat allesamt ihre Mitschülerin Birevan Abdalla (23) für die OGS-AG genäht.
Doch nicht nur persönliche Kräutermischungen für Badewanne und Jackentasche stellen sich die Arnoldkinder heute zusammen. Sie servieren den anderen Mädchen und Jungen auf dem sonnigen Schulhof beim Spielen Mineralwasser, in dem Eiswürfel mit Lavendel schwimmen. „Und – schmeckt es dir“, fragt Miriam (8) engagiert nach dem ersten vorsichtigen Schluck nach. Das Wasser ist gut, aber die Lavendel-Kelche stören ein wenig zwischen den Zähnen. OGS-Leiterin Anke Stubler schmunzelt. Sie freut sich, dass die Mädchen und Jungen durch das offene Mitmachangebot am Nachmittag Neues entdecken und Wissenslücken schließen.
Auch Angelika Pöppel wirkt sehr zufrieden, wenn sie auf das Geschehen am Kräutertisch, auf die OGS-Kinder und ihre VHS-Schüler blickt: „Das ist eine Supersache – eine Gewinn-Situation für beide Seiten.“ So lernen ihre erwachsenen Schützlinge den Umgang mit Kindern, sich jede Woche auf einen anderen Teampartner unter den Jungen und Mädchen einzulassen und erwerben so Schlüsselqualifikationen, von denen sie nach dem Abschluss des Bildungsgangs bei der Ausbildungswahl und Bewerbung profitieren könnten. Dies hofft die Betriebswirtin und Ausbilderin.
Gefördert wird das Projekt vom Stadtumbaubüro in Goldhamme. Mit dem Geld kauft Angelika Pöppel die benötigten Kräuter, sonstigen Lebensmittel und Materialien. Im Oktober klingt die Zusammenarbeit von OGS und VHS aus. Nur vorübergehend, wenn es nach den Wünschen aller geht, denn sie haben schon Ideen für ein Anschlussprojekt. „Wir könnten etwas über Kakao machen“, so Tobias Beyer. „Tetra-Paks mit Kakao für die Schulpause wachsen ja auch nicht auf dem Baum.“ Das wichtige Bindemittel aus ihrem zweiten Projekt könnte sie für weitere Monate beschäftigen und zusammenschweißen. Im November endet dann der 16-monatige VHS-Lehrgang. Angelika Pöppel hat jedoch noch genug Ideen, um die lehr- wie erlebnisreiche Kooperation zwischen neuen großen und kleinen Schülern fortzusetzen.
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