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Prof. Dr. Ulf Brunnbauer, Direktor des Leibniz-Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung.  Juliane Zitzlsperger  IOS/neverflash.com
Prof. Dr. Ulf Brunnbauer, Direktor des Leibniz-Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung. Juliane Zitzlsperger IOS/neverflash.com

Nordmazedonien feierte am 8. September 30 Jahre Unabhängigkeit. In dieser
Zeit haben Gesellschaft und Politik Erstaunliches geleistet, obwohl das
Land wie kaum sonst eines in der Region gegen absurde Widerstände auch aus
der EU kämpfen muss: Aktuell sperrt sich Bulgarien gegen EU-
Beitrittsgespräche, weil es die historische Eigenständigkeit der
mazedonischen Nation nicht anerkennen will. Dabei ist es höchste Zeit, die
nordmazedonische Erfolgsgeschichte mit einem Beitritt zur Europäischen
Union zu einem guten Ende zu führen, kommentiert Prof. Dr. Ulf Brunnbauer,
Historiker und Direktor des Leibniz-Instituts für Ost- und
Südosteuropaforschung.

„Politik und Gesellschaft in Nordmazedonien haben in den 30 Jahren seit
der Unabhängigkeit erstaunliche Resilienz an den Tag gelegt. Gerade
aufgrund der nach wie vor recht tristen ökonomischen Lage und der Umtriebe
anti-demokratischer Kräfte von außerhalb – Russland, Türkei, Serbien, aber
auch Ungarn – am Balkan ist daher eine realistische EU-Perspektive umso
wichtiger, zumal die nordmazedonische Seite ,liefert‘. Dass mit Bulgarien
ausgerechnet jenes Land, das sich als der größte Freund Nordmazedoniens
geriert und als Nachbar ein vitales Interesse an einer raschen EU-
Mitgliedschaft haben müsste, diese blockiert, ist mehr als nur eine
Ironie. Es könnte sich zur Tragödie auswachsen, nicht nur für
Nordmazedonien, sondern für das ohnehin mehr als angeknackste Image der EU
auf dem Westbalkan, wo man sich in der ewigen Warteschleife gefangen und
von immer neuen Forderungen traktiert sieht. Die Aussicht auf EU-
Mitgliedschaft ist letztlich das einzige effektive außenpolitische
Instrument der EU – dieses lässt man sich jetzt von einem Land wie
Bulgarien aus der Hand nehmen, das zwar aktuell selbst zu keiner
Regierungsbildung fähig ist, aber seit 100 Jahren an einem mazedonischen
Phantomschmerz leidet.“

Der gesamte Kommentar unter: https://ostblog.hypotheses.org/2073