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Prof. Alexander Disch, Leiter des Universitäts-Wirbelsäulenzentrums und Koordinator Sportmedizin am OUPC, und Tom Liebscher vor den CT-Aufnahmen der gebrochenen Wirbelfortsätze.  Marc Eisele  Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Prof. Alexander Disch, Leiter des Universitäts-Wirbelsäulenzentrums und Koordinator Sportmedizin am OUPC, und Tom Liebscher vor den CT-Aufnahmen der gebrochenen Wirbelfortsätze. Marc Eisele Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Ohne dieses Team wäre olympisches Gold unmöglich gewesen! Ich möchte mich
noch einmal für die Hilfe bedanken, die ich hier am Uniklinikum bekommen
habe“, sagt Tom Liebscher, einziger sächsischer Goldmedaillengewinner der
diesjährigen Olympischen Spiele bei seiner heutigen Stippvisite im Bereich
Sportmedizin und Rehabilitation. Dessen Team freut das Lob sehr: „Wir sind
besonders stolz, dass einer unserer Patienten nach schwierigem Weg in der
Vorbereitung als Goldmedaillengewinner zu uns zurückkehrt“, sagt Prof.
Klaus-Dieter Schaser, Ärztlicher Direktor des UniversitätsCentrums für
Orthopädie, Unfall- und Plastische Chirurgie (OUPC).

Tom Liebscher war seit Oktober 2020 in der Sportmedizin in Behandlung.
Nach einem Trainingsunfall mit fünf gebrochenen Wirbelfortsätzen war lange
nicht klar, ob und wann er wieder in das Boot steigen kann. Dank der
Betreuung im Uniklinikum wurde dies pünktlich zu Olympia möglich. „Diese
Medaille ist deshalb auch für das Team in der Sportmedizin“, sagt er.

In der Regel nutzen die Athleten die Sportmedizin, um ihre Gesundheit zu
checken, den Leistungsstand zu messen und davon abgeleitet Hinweise für
ihr Trainingsprogramm zu erhalten. Bis vor seinem Trainingsunfall im
Herbst 2020 war das auch bei Tom Liebscher so. Doch fünf gebrochene
Wirbelfortsätze stellten seine Pläne für die Olympischen Spiele in Tokio
auf den Kopf. Nur mit großen Schmerzen konnte er sich bewegen. Nach dem
Unfall entschied er sich, rasch zur Behandlung nach Dresden ins
Uniklinikum zurückzukehren: „Hier habe ich die ganze Bandbreite der
medizinischen Spezialisten in einem Haus.“ Mit Blick auf die CT-Bilder der
einzelnen Wirbel sagte Prof. Alexander Disch, Leiter des Universitäts-
Wirbelsäulenzentrums und Koordinator Sportmedizin am OUPC, damals zu dem
Top-Athleten: „Das sieht nicht gut aus, aber Du schaffst das!“

Rückblickend war das einer der Momente, in dem Tom Liebscher die
Motivation fand, doch wieder mit dem Training anzufangen. Eine
Herausforderung für alle Beteiligten: „Es war ein Spagat zwischen Reha und
Aufbautraining“, so Prof. Disch. Eines stand von Anfang an fest: Die
gebrochenen Fortsätze werden nicht wieder an die Wirbel anwachsen. Wie die
erfolgreiche Teilnahme an den Olympischen Spielen belegt, ist dies nicht
entscheidend: „Die Funktion ist wieder voll hergestellt“, urteilt der
Orthopäde und Unfallchirurg. In der ersten Hälfte dieses Jahres kämpfte
sich Tom Liebscher auch mit der Unterstützung des Bereichs Sportmedizin
und Rehabilitation zurück zu seinem früheren Leistungsniveau. Die
Olympischen Spiele hätte nicht früher stattfinden dürfen. Erst zwei bis
drei Wochen vor den Wettkämpfen war der 28-Jährige fit genug für
olympiareife Top-Leistungen. Die anderen Mitglieder des Gold-Vierers
hatten volles Vertrauen in seine Leistungen und seine ungeheure Motivation
gesetzt. Wie Prof. Disch sagten sie „Du schaffst das!“ Der Beleg ist die
Goldmedaille im Viererkanu über die 500-Meter-Distanz.

Doch mit den Olympischen Spielen in Tokio ist noch nicht Schluss. Neben
den Deutschen Meisterschaften am diesem Wochenende in Hamburg denkt Tom
Liebscher bereits an die kommende Saison. Dazu wird er den Bereich
Sportmedizin und Rehabilitation nicht nur für die weiteren medizinischen
Kontrollen seines Rückens und zur Leistungsdiagnostik aufsuchen, sondern
auch für ein spezielles, neu konzipiertes Krafttraining. „Wir können immer
wieder neue Reize setzen, um auf ein noch höheres Leistungsniveau der
Rumpfmuskulatur zu kommen“, sagt Sportwissenschaftler Philip Flößel, der
den Funktionsbereich Kraft der Sportmedizin leitet.