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Die Deutsche Hochdruckliga ist an der Entwicklung einer neuartigen
Blutdruck-Messmethode beteiligt. Die Messung des Blutdrucks erfolgt dann
sensorbasiert und kontinuierlich über ein Hörgerät oder einen in-ear-
Kopfhörer. Die Vorteile? Oft kommt es im Alltag oder in der Nacht zu
gefährlichen Blutdruckspitzen, die bei der herkömmlichen Messung nicht
erkannt werden. Darüber hinaus erlaubt das System ein echtes Monitoring
von Hochrisikopatientinnen und -patienten – Smartwatches hingegen messen
den Blutdruck nicht, sondern schätzen ihn lediglich ab.

Die Deutsche Hochdruckliga ist zusammen mit dem Hörgerätehersteller Kind
assoziierter Partner des Projekts „Mikroelektronik für permanente,
nichtinvasive Blutdruckmessung im Ohr“ im Rahmen der BMBF-geförderten
Forschungsinitiative „Neue Elektroniksysteme für intelligente
Medizintechnik (Smart Health)“. Herr Hartmut Richter (audiofon hearing
system) koordiniert die Entwicklungsarbeit der Verbundpartner (Bartels
mikrotechnik, Bosch, FZI Forschungszentrum Informatik, Hahn Schickard).

Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung eines Mikrosystems zur permanenten,
nichtinvasiven Blutdruckmessung im Ohr, inklusive der dafür benötigten
Sensor-Aktor-Komponenten sowie der Steuerungsplattform. Ein solches System
würde belastungsfreie Langzeitmessungen ermöglichen und einen enormen
Fortschritt für die Diagnose und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
bedeuten. Die unmittelbaren, medizinischen Informationen durch
belastungsfreie Langzeitmessungen über akute Veränderungen, mögliche
Auslöser oder postoperative Verläufe, welche ein solches Systems ohne die
Risiken invasiver Verfahren liefern könnte, würde die Diagnose und
Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen revolutionieren. So würde
detailliertes Wissen über kardiopulmonale Verläufe von Patienten dazu
führten, individualisierte Therapiekonzepte mit denkbarer Unterstützung
durch technische Patient-The-Loop-Systeme zu ermöglichen. Auch gibt es
Krankheiten, wie z.B. Ohnmachtsanfälle (Synkopen), orthotostische
Dysregulationen, ungeklärte Herzrhythmusstörungen, bei denen das Wissen
über den Blutdruckverlauf eine wertvolle Information sein kann. Die
zusätzlich gewonnenen Informationen könnten darüber hinaus neue
medizinische Forschungsfelder eröffnen, wie die Blutdruckentwicklung
während körperlicher Aktivitäten/Sport.

In Vorarbeiten konnte bereits gezeigt werden, dass sich mittels passiver
Messung des Drucksignals im Ohr Vitalparameter wie Puls und Atmung
extrahieren lassen. Zudem wurde ein Verfahren erarbeitet und patentiert
(Az. 10 2016 002 596.4), welches basierend auf einer aktiven
Druckbeaufschlagung in einer abgedichteten Luftkammer im äußeren Gehörgang
bei gleichzeitiger Erfassung des Drucksignals die kontinuierliche
Bestimmung des absoluten Blutdrucks im Ohr ermöglicht. Die kontinuierlich
erhobenen Werte lassen sich dann in einer App auf dem Smartphone ablesen
und archivieren.

„Im Vergleich zur Blutdrucküberwachung mit einer SmartWatch, die den
Blutdruck anhand von Pulswellen oder Änderungen der Blutfülle von
Hautarealen nur mehr oder weniger abschätzen und relative
Blutdruckänderungen messen, handelt es sich bei dem neuen System um eine
medizinisch genaue kontinuierliche Messung in Echtzeit mit absoluten
Blutdruckwerten“, erklärt Dr. Siegfried Eckert, Bad Oeynhausen, der das
Projekt seitens der Deutschen Hochdruckliga begleitet und betreut.

Durch die Unterstützung der assoziierten Partner deutschen Hochdruckliga
und KIND können schon im Entwicklungsprozess Standards und Normen
eingehalten werden, um eine nachhaltige Entwicklung für eine zukünftige
Produktentwicklung nach Projektende zu gewährleisten. „Wir sind
optimistisch, das System binnen der nächsten zwei Jahre zur Produktreife
zu führen“, so Dr. Eckert abschließend heute auf der Pressekonferenz der
Deutschen Hochdruckliga.