Pin It

Die vierte Welle in der Corona-Pandemie trifft die Wirtschaft in
Deutschland und im Euroraum spürbar. Der Schaden dürfte aber geringer
ausfallen als in den Infektionswellen davor. „Die ökonomischen Schmerzen
der Pandemie werden von Welle zu Welle kleiner“, sagt der Konjunkturchef
des IfW Kiel, Stefan Kooths (https://www.ifw-kiel.de/de/experten/ifw
/stefan-kooths/
), anlässlich der jüngst wieder stark gestiegenen
Infektionszahlen.

Gegenüber der Herbstprognose des IfW Kiel haben sich die Aussichten für
die Wirtschaft in Deutschland und im Euroraum deutlich eingetrübt. Statt
moderater Zuwächse für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) steht nunmehr für
das laufende 4. Quartal 2021 und das kommende 1. Quartal 2022 allenfalls
noch eine Stagnation zu erwarten, möglich sind auch moderate Rückgänge.
Während die Industrie weiter durch Lieferengpässe gehemmt wird, drohen für
die Dienstleistungsbereiche Rückschläge. Der über das Sommerhalbjahr
kräftige Aufholprozess gerät damit ins Stocken und dürfte erst ab dem
Frühjahr wieder Tritt fassen.

Im 2. und 3. Quartal 2021 hat die Wirtschaftsleistung stark angezogen – im
Euroraum mit über 2 Prozent je Quartal noch etwas stärker als in
Deutschland – und so den allergrößten Teil der verlorenen Wertschöpfung
infolge der Corona-Pandemie nun wieder aufgeholt. „Mit der
fortgeschrittenen Erholung ist auch die Fallhöhe für die Wirtschaft höher
als bei der Infektionswelle vor einem Jahr. Daher kann es mit dem BIP
sogar wieder etwas bergab gehen, allerdings bei weitem nicht auf das
Niveau des Vorjahres“, so Kooths. Im Winter 2020/2021 lag die europäische
Wirtschaftsleistung rund 5 Prozent unter Vorkrisenniveau, zuletzt nur noch
0,5 Prozent.

Durch die vierte Welle droht vor allem für die kontaktintensiven
Dienstleister neues Ungemach. Die wirtschaftlichen Einbrüche dürften aber
weniger stark ausfallen als noch im Frühjahr 2020 und im Winter 2020/2021.
Schon damals war der gesamtwirtschaftliche Verlust an Wertschöpfung im
zweiten Lockdown geringer als im ersten, da nur noch einzelne
kontaktintensive Bereiche betroffen waren.

Kooths: „Auch wenn beim Impfen Luft nach oben ist – weite Teile der
Bevölkerung sind nun weitaus besser geschützt als noch im vergangenen
Winter. Insgesamt kann damit auch ein heftigeres Infektionsgeschehen
verkraftet werden, so dass die Eindämmungsmaßnahmen deutlich weniger
drastisch ausfallen müssen. Beispielsweise dürfte die Gastronomie nicht
komplett geschlossen werden, und falls doch, dann für einen wesentlich
kürzeren Zeitraum.“

Der Industrie machen die Lieferengpässe schwer zu schaffen. Allerdings
gibt es erste Anzeichen, dass sich die Lage langsam bessert, zumindest
aber nicht weiter verschärft. Zwar ist es bis zu einer deutlichen
Entspannung noch ein langer Weg, der weit ins nächste Jahr reichen dürfte,
aber mit Blick auf die konjunkturelle Dynamik gingen damit von der
Industrie zumindest keine dämpfenden Effekte mehr aus.

Der geografische Schwerpunkt der Infektionswelle ist von Osteuropa nach
Mitteleuropa gewandert. Die Todeszahlen sind immer noch hoch in Osteuropa,
wo die Impfquote vergleichsweise gering ist. In Österreich, Teilen von
Deutschland sowie den Niederlanden gibt es wieder spürbare Maßnahmen zur
Kontaktreduzierung, die die Wirtschaftstätigkeit behindern werden.
Inzwischen steigen die Fallzahlen auch in Frankreich stark, sowie auf
geringerem Niveau auch in Italien und Spanien.