Botanischer Garten der HHU: Die Kamelien blühen im Winter


Es ist kalt und grau, aber auch jetzt finden sich im Botanischen Garten
der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) immer wieder farbige
Kleckse, und es duftet. Besonders auffällig: die rot blühenden Kamelien,
die gelbe Zaubernuss und die Chinesische Winterblüte. Auch in der dunklen
Jahreszeit lohnt sich also der Weg in den Botanischen Garten – montags bis
freitags ist er von 8:00 bis 16:00 Uhr geöffnet.
Wer vor dem Verwaltungsgebäude links auf die Wiese geht, wird beim Beet
vor dem Gebäude auf einen in der Jahreszeit unerwarteten Duft stoßen: Hier
wächst die Chinesische Winterblüte (Chimonanthus praecox), die nicht nur
durch ihren markanten Duft, sondern auch durch die leuchtend gelben Blüten
auffällt. Und wer nach dieser Einstimmung mit offenen Augen weiter durch
das Freigelände wandert, den belohnen auch andere blühende Sträucher,
Stauden und Bäume.
Ins Auge stechen in der Asienabteilung die roten und pinken Blüten der
Japanischen Kamelie (Camellia japonica), die im Januar und noch bis in den
Februar blüht. Ebenfalls in der Nähe blühen gelb die Kornelkirschen
(Cornus mas und Cornus officinalis) und weiß die Heckenkirschen (Lonicera
x purpusii).
„Wenn die Sonne scheint und es ein paar Grad über Null ist, sind auch
schon Bestäuber zu sehen“, informiert Gartenmeister Andreas Fischbach.
„Zwar sind noch nicht die staatenbildenden Honigbienen unterwegs, wohl
aber Wildbienen und die ersten Hummeln.“
Auch wenn die Beete im Nutzpflanzengarten nicht in üppiger Frucht stehen,
so lohnt sich ein Gang durch die Anlage. Zu sehen sind unter anderem
verschiedene Kohlsorten wie der Ewige Kohl (Brassica oleracea var.
ramosa), eine der Urformen des Kohls. Auch der Name des Küsten-Meerkohls
(Crambe maritima) lässt auf eine Verwandtschaft schließen, doch nur auf
eine entfernte. Dieser zeigt jetzt seine ersten Austriebe.
„Der Küsten-Meerkohl wird auch als Spargelersatz gezogen“, weiß Andreas
Fischbach, „dazu müssen die Pflanzen unter Lichtabschluss wachsen – man
stülpt einen schwarzen Eimer über sie –, wodurch sie kein Chlorophyll
einlagern.“
Vorbei an den Teichen lohnt sich ein Abstecher zur kleinen Brücke, die zu
den Konifereninseln führt. Dort blüht gerade der Persische Eisenholzbaum
(Parrotia persica). Fischbach: „Die kleinen kugeligen Blütenstände
enthalten bis zu acht Blüten mit leuchtend roten Staubfäden.“ Das Holz des
Eisenholzbaums wächst langsam und ist, wie der Name verrät, sehr hart. Es
wird deshalb gerne für Möbel und Kunsthandwerk genutzt.
Zum Schluss des Rundgangs empfiehlt sich ein Besuch des markanten
Kuppelgewächshauses. Schon am Eingang strahlt den Besuchern die gelbe
„Notblüte“ von Aeonium balsamiferum entgegen. Pflanzen setzen solche, oft
kleineren Blüten an, wenn sie sich in einer Stresssituation befinden, um
in der Gefahrensituation noch schnell Samen bilden zu können, die ihr
Überleben sichern. Auch in der Kuppel finden sich weitere Exemplare der
Kamelie. Besonders auffällig sind aber die Früchte der Bitterorange
(Citrus × aurantium).
Der Botanische Garten verändert sich andauernd. Aktuell sind einige
Baumaßnahmen im Gange: So entsteht in der Nähe der Nutzpflanzenabteilung
ein neues Forschungsgelände. Hier wollen HHU-Biologinnen und -Biologen
neue Getreidesorten erforschen, die unter anderen dem Klimawandel besser
begegnen können.
Der Botanische Garten der HHU
Der rund acht Hektar große Botanische Garten wurde 1979 eröffnet. Er dient
der Bevölkerung ganzjährig als Stätte der Bildung und Erholung, der
Pflanzenforschung und der Studierendenausbildung an der HHU. Die
umfangreichen, größtenteils öffentlichen Pflanzensammlungen werden als
Arbeits- und Anschauungsmaterial für Forschung und Lehre vor allem in der
Biologie und der Pharmazie genutzt.
Ein besonderer Schwerpunkt des Düsseldorfer Botanischen Gartens ist die
sogenannte Kalthauskultur. In ihrem Zentrum steht das Wahrzeichen des
Gartens, das 1.000 Quadratmeter große Kuppelgewächshaus mit einer Höhe von
18 Metern. Es beherbergt Pflanzen des Mittelmeerraums und der Kanaren,
aber auch solche aus Ozeanien, Asien und Amerika.
In den Jahren 2004 und 2008 wurde die Einrichtung um zwei neue Gebäude
erweitert, die Orangerie und das Südafrikahaus. Neben dem großen
Sammlungs- und Forschungshaus und Versuchsflächen betreibt der Botanische
Garten auch die hochmodernen Forschungsgewächshäuser auf dem Dach des
Biologie-Neubaus.
Die im Botanischen Garten zu entdeckende Pflanzenwelt ist äußert
vielfältig. Dort finden sich äußerst seltene Pflanzen wie die Wollemie,
von denen in Ursprungsland Australien nur circa 100 ausgewachsene
Exemplare wild in einem sehr kleinen, gut geschützten Gebiet vorkommen. In
Düsseldorf wird damit ein Beitrag zur Erhaltung bedrohter Arten und zur
Sicherung der Biodiversität geleistet.
Alljährlichen besuchen rund 100.000 Bürgerinnen und Bürger den Botanischen
Garten. Er ist für die Öffentlichkeit von März bis Oktober täglich und von
November bis Februar montags bis freitags geöffnet. Den Besuchenden steht
ein kostenfreier Audioguide zur Verfügung, der sie auf Rundgängen zu allen
Besonderheiten führt.
Mit einem vielfältigen Vortrags- und Führungsprogramm werden
Pflanzeninteressierte jeden Alters an die Geheimnisse, die im Garten zu
finden sind, herangeführt und die Bedeutung von Pflanzen für die
menschliche Zivilisation verdeutlicht. Mit diesem Wissenstransfer ist der
Botanische Garten in das Selbstverständnis der HHU als Bürgeruniversität
eingebunden.
Unterstützt wird die Arbeit durch den Freundeskreis, mit dessen Hilfe
bereits viele Projekte realisiert werden konnten.
Ebenso ist der Botanische Garten eine Ausbildungsstätte für Gärtnerinnen
und Gärtner. Bis zu zehn Auszubildende erlernen in der Fachrichtung
„Staudengärtnerei“ den Betrieb eines wissenschaftlich orientierten
Gartens.