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Prof. Sebastian Brenner  Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Prof. Sebastian Brenner Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Um die innerklinische Notfallversorgung von Patienten zu verbessern,
können Fachärzte bereits seit fünf Jahren die Zusatzweiterbildung
„Klinische Akut- und Notfallmedizin“ erwerben. Kinderärzten und
Kinderchirurgen wird diese Zusatzqualifikation jedoch teilweise verwehrt –
entsprechende Anträge bei den zuständigen Landesärztekammern wurden
abgelehnt. „Die meisten Weiterbildungsinhalte der
Musterweiterbildungsordnung sind altersunabhängig formuliert“, erläutert
Prof. Sebastian Brenner, Vertreter der Pädiater im Präsidium der Deutschen
Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) das
Dilemma. „Spezifische Zeitangaben oder Mindestzahlen sind nicht
definiert!“

Entsprechend haben die DIVI und die Deutsche Gesellschaft für
interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) ein gemeinsames
Positionspapier zur praktischen Umsetzung der Zusatzweiterbildung
„Klinische Akut- und Notfallmedizin“ in der Kinder- und Erwachsenenmedizin
verfasst.

DIVI und DGINA fordern als Vertreter der Notfallmediziner in Deutschland
die Landesärztekammern auf, die Notfallversorgung von Kindern explizit
durch den regulären Erwerb der Zusatzweiterbildung durch Pädiater zu
verbessern. So heißt es im gemeinsamen Positionspapier: In Deutschland
existiert an zahlreichen Kliniken neben einer Zentralen Notaufnahme für
Erwachsene auch eine separate Kindernotaufnahme, in der Kinder und
Jugendliche nach einer systematischen Ersteinschätzung einer
risikoadaptierten Diagnostik und Initialtherapie zugeführt werden. Deshalb
ist die Erlangung der Zusatzweiterbildung (ZWB) „Klinische Akut- und
Notfallmedizin“ grundsätzlich auch für Kinder- und Jugendmediziner
interessant und sinnvoll, da auch die Kinderheilkunde von einer
Professionalisierung der Notfallmedizin profitiert.

Zunahme komplex kranker Kinder erfordert Verbesserung der
Versorgungssituation

„Es ist existenziell wichtig, die Pädiater für die Akut- und
Notfallversorgung von Kindern noch besser auszubilden!“, so Prof.
Sebastian Brenner. Der Leiter der Kindernotfallmedizin und der
interdisziplinären Pädiatrischen Intensivmedizin der Unikinderklinik
Dresden spricht von einer deutlichen Zunahme komplex kranker Kinder. „Auf
diese Patienten müssen wir uns in der Akutversorgungssituation noch
umfassender vorbereiten. So dürfen wir Kinderärzte selbstverständlich
nicht von der Zusatzweiterbildung Akut- und Notfallmedizin ausgeschlossen
werden!“

Vorschlag: Rotationen im Rahmen von Kooperationsvereinbarungen

Der Lösungsvorschlag von DIVI und DGINA klingt zudem umsetzbar: Zum Erwerb
der Weiterbildung sollten je nach originärer Weiterbildung der Kollegen in
Abhängigkeit der lokalen Strukturen (ZNA mit/ohne Kinder, rein Päd. ZNA)
Rotationen im Rahmen von Kooperationsvereinbarungen erfolgen. Ein
entsprechendes auf den Standort angepasstes Konzept sei vorzulegen.
Entsprechend müssten ebenfalls den lokalen ZNA-Strukturen angepasste
Stellenpläne vorgehalten werden. So würde durch eine einheitliche
Umsetzung auf Länderebene der Zugang zur Zusatzweiterbildung „Klinische
Akut- und Notfallmedizin“ für alle Fachgebiete klar geregelt werden.