Hochschule Coburg stellt Weichen für Klimaneutralität bis 2040

Angesichts der alarmierenden Klimadaten stellt die Hochschule Coburg einen
wegweisenden Plan vor: Bis 2040 will sie klimaneutral werden – und setzt
damit ein starkes Zeichen.
von Natalie Schalk
Kein Kontinent erwärmt sich schneller: Der Klimawandel trifft Europa
besonders stark, wie der aktuelle Bericht des Erdbeobachtungsprogramms
Copernicus und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zeigt.
Forschende betonen, dass unser heutiges Handeln das Klima für Tausende von
Jahren bestimmen wird. „Jeder zusätzliche Bruchteil eines Grades beim
Temperaturanstieg ist von Bedeutung, da sich dadurch die Risiken für unser
Leben, unsere Wirtschaft und unseren Planeten erhöht“, warnt Celeste
Saulo, Generalsekretärin der WMO. Die Hochschule Coburg zieht
Konsequenzen: Mit dem Projekt „KSI: KlimaCo+ – Integriertes
Klimaschutzkonzept und Klimaschutzmanagement“ entsteht derzeit ein
umfassender Maßnahmenkatalog, mit dem die Hochschule bis spätestens 2040
klimaneutral werden will. Prof. Mario Tvrtkovic, Experte für Städtebau und
Nachhaltigkeit an der Hochschule Coburg, leitet das Projekt. „Die
wissenschaftlichen Fakten sind eindeutig“, sagt er. „Angesichts der
drängenden Herausforderungen des Klimawandels müssen Hochschulen als
öffentliche Einrichtungen und Orte der Wissensvermittlung aktiv
Verantwortung übernehmen und Nachhaltigkeitsprozesse mitgestalten. Aus
Wissen entsteht Verantwortung.“ Rafael Vogt, Klimaschutzmanager der
Hochschule Coburg, erklärt: „Das Ziel 2040 ist ambitioniert – aber
machbar, wenn wir es gemeinsam angehen.“ Ein entscheidendes Element des
Projekts KlimaCo+ ist deshalb die umfassende Beteiligung aller Gruppen der
Hochschule.
Treibhausgasbilanz: Alle Emissionen der Hochschule sind erfasst
Im Zentrum steht die Entwicklung eines Klimaschutzkonzepts, das
technische, verhaltensorientierte und wirtschaftliche Ansätze zur
Reduktion von Emissionen kombiniert. Basis dafür ist die vollständige
Treibhausgasbilanz (THG) der Hochschule Coburg, die jährlich rund 4.700
Tonnen CO₂-Äquivalente ausweist. Berücksichtigt wurden verschiedene Arten
von Treibhausgasemissionen: direkt anfallende Emissionen (Scope 1),
indirekte Emissionen durch Strom (Scope 2) und alle weiteren indirekten
Emissionen durch die Lieferkette oder den Konsum von Gütern und
Dienstleistungen (Scope 3). Die Aufschlüsselung ermöglicht eine präzise
Berechnung und gezielte Verringerung der Emissionen.
In Workshops erarbeiteten Studierende, Mitarbeitende und Lehrende bereits
erste Lösungen für mehr Klimaschutz. In interaktiven Formaten wie World-
Café und Klima-Puzzle wurden Ideen zu Themen wie Energie (Strom, Wärme),
Mobilität, Beschaffung, Abfall, Wasser und Verhaltensänderungen gesammelt.
Geplant sind unter anderem die Prüfung von PV-Anlagen auf Dächern, der
Anschluss an Fernwärme sowie energie- und wärmesparendes Verhalten im
Arbeitsalltag und organisatorische und wirtschaftliche Maßnahmen zur CO₂-
Reduktion. Also zum Beispiel die Einführung eines nachhaltigen
Beschaffungssystems. Auch in der Lehre und Forschung sollen planetare
Grenzen künftig stärker berücksichtigt werden. Die Klimaschutzmaßnahmen
werden langfristig in der Hochschulpolitik verankert. Deshalb wird das
umfassende Energie- und Klimamanagementsystem auch Maßnahmencontrolling,
eine Verstetigungsstrategie und eine Kommunikationsstrategie umfassen.
Klimaneutral 2040: Die Region als Partner
Außer der internen Beteiligung spielen auch externe Partnerinnen und
Partner eine entscheidende Rolle. Die Hochschule steht in intensivem
Austausch mit der Stadt Coburg, dem Landkreis, der SÜC, dem CEB, dem
Studentenwerk Oberfranken und dem Zentrum Hochschule & Nachhaltigkeit
Bayern (BayZeN). „Das Das ist ein wichtiger Bestandteil unseres Projekts“,
sagt Hochschul-Klimaschutzmanager Vogt. Als nächstes stehen Gespräche mit
den anderen Klimaschutzmanagerinnen und -managern der Region und konkrete
Schritte zur Umsetzung in den kommenden Jahren an.
Nationale Klimaschutzinitiative
Gefördert wird das Projekt zwei Jahre lang im Rahmen der Nationalen
Klimaschutzinitiative (NKI) durch das Bundesministerium für Wirtschaft und
Klimaschutz mit 153.000 Euro. Die Gesamtprojektkosten belaufen sich auf
204.000 Euro. Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und
fördert die Bundesregierung seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen
Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und
Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab – von
der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten
Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant
für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer
Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren
Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder
Bildungseinrichtungen.