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Digitalisierung für den Kulturerhalt in Tuvalu

Kulturerhaltmaßnahmen und Küstenschutz auf Funafuti gehen Hand in Hand  Quelle: Annette Kühlem  Copyright: DAI KAAK
Kulturerhaltmaßnahmen und Küstenschutz auf Funafuti gehen Hand in Hand Quelle: Annette Kühlem Copyright: DAI KAAK
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Projekt von DAI und RNI stärkt kulturelle Resilienz angesichts des
Klimawandels.Der pazifische Inselstaat Tuvalu steht exemplarisch für die dramatischen
Folgen des Klimawandels: Meeresspiegelanstieg, zunehmende
Extremwetterereignisse und klimabedingter Landverlust gefährden nicht nur
die Lebensgrundlagen der Bevölkerung, sondern in zunehmender
Geschwindigkeit auch das kulturelle Erbe des Landes.

Viele der kulturellen
Praktiken und Wissenssysteme Tuvalus sind eng mit dem Land auf den
jeweiligen Inseln verwoben und bislang unzureichend dokumentiert – ohne
Sicherungsmaßnahmen droht ein unwiederbringlicher Verlust. Genau hier
setzt das Tuvalu Digital Repository for Cultural Heritage an: Ziel ist es,
materielles und immaterielles Kulturgut systematisch zu erfassen, zu
digitalisieren und über Inseln und Generationen hinweg zugänglich zu
machen.

Klimamobilität trifft Kulturerhalt
Im Rahmen des Berlin Climate Mobility Forums, das das Global Centre for
Climate Mobility (GCCM) und die Robert Bosch Stiftung am 16. und 17. Juni
2025 durchführten, wurde das Projekt erstmals näher vorgestellt. Das Forum
vereinte hochrangige Vertreter:innen aus Politik, Wissenschaft,
Zivilgesellschaft und betroffenen Gemeinschaften, um gemeinsam globale
Strategien für klimabedingte Mobilität zu entwickeln: „Der Erhalt des
kulturellen Erbes Tuvalus ist von höchster Dringlichkeit – es ist
untrennbar mit Identität, Genealogien und Menschenwürde verbunden. Der
Klimawandel bedroht dieses Erbe Tag für Tag und mit steigender
Geschwindigkeit. Unser interdisziplinärer Ansatz verbindet traditionelle
Wissenssysteme mit wissenschaftlichen Methoden und digitalen
Sicherungstechnologien. In enger Zusammenarbeit mit der lokalen Be-
völkerung dokumentieren wir gefährdete Stätten, Objekte und immaterielles
Kulturerbe, um Wissen für künftige Generationen zeiteffizient und
wirkungsvoll zu bewahren,“ erläuterte Dr. Annette Kühlem, Projektleiterin
am Deutschen Archäologischen Institut (DAI), bei einer Paneldiskussion.

Zusammenarbeit für Schutz immateriellen Erbes
Ein zentrales Merkmal des Projekts ist sein partizipativer Ansatz: Das
digitale Repositorium wird von der tuvaluischen Gemeinschaft selbst
definiert und verwaltet. Ziel ist es, nicht nur ein digitales Gedächtnis
zu schaffen, sondern lokale Kapazitäten zu stärken und einen nachhaltigen,
selbstbestimmten Umgang mit kulturellem Erbe zu ermöglichen.
Entscheidungsprozesse erfol-gen im Einklang mit lokalen Wertesystemen.
Besonders sensibles oder für die Bevölkerung Tuva-lus heiliges Wissen wird
geschützt und ausschließlich autorisierten Wissensinhabern zugänglich
gemacht – ganz im Sinne kultureller Souveränität. Neben dreidimensionalen
Modellen von Kulturstätten, Artefakten und Objekten sowie der
Transkription von mündlichen Erzählungen und Interviews umfasst das
Projekt auch die audiovisuelle Dokumentation von traditionellen Tänzen,
Liedern, Musik, Handwerk und Praktiken: „Ich möchte, dass Musik in Tuvalu
weiterhin einen Platz hat. Ich möchte, dass zukünftige Generationen unsere
Lieder in dem Land unserer Vorfahren komponieren, spielen und singen,“
betonte Kato Ewekia, Youth Ambassador Tuvalus im GCCM-Climate Mobility
Fellowship, der das Forum inhaltlich und musikalisch begleitete.

Internationale Partnerschaft für den Schutz kultureller Identität
Bereits im Vorfeld des Forums wurde durch die Ständige Vertretung
Deutschlands bei den Vereinten Nationen in New York ein Abkommen mit UNOPS
unterzeichnet, welches vorsieht, den Projektpartner des DAI, die Rising
Nations Initiative (RNI), mit 1 Million Euro zu fördern: „Kulturerbe hat
eine unglaubliche emotionale Kraft. Sie zeigt sich einerseits in Wut und
Trauer, wenn kulturelles Erbe zerstört wird oder verloren geht.
Andererseits wird sie aber auch in der ansteckenden Freude und dem Stolz
der Menschen sichtbar, die erfolgreich mithelfen es zu bewahren.
Insbesondere diese positive Energie wollen wir nutzen und deshalb fördert
das Auswärtige Amt das Tuvalu Digital Repository for Cultural Heritage,“
bekräftigte Dr. Volker Erhard, der für Kulturerhalt zuständige
Referatsleiter des Auswärtigen Amtes auf dem Berlin Climate Mobility
Forum.

Das Projekt wird vom DAI in enger Abstimmung mit dem tuvaluischen
Kulturministeri-um durchgeführt und vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik
Deutschland finanziert. Es vereint die langjährige Erfahrung des DAI im
Kulturerhalt und seine Expertise im Bereich digitaler Lösungen. Durch das
Projekt wird das Engagement für Klimagerechtigkeit und kulturelle
Resilienz bekräftigt, insbesondere in besonders gefährdeten Regionen wie
den Small Island Developing States (SIDS). Das gemeinsame Projekt des
digitalen Repositoriums ist Teil einer umfassenderen Partnerschaft mit dem
GCCM und unterstreicht die Rolle Deutschlands bei der Bekämpfung von
klimabedingter Vertreibung und dem Schutz kultureller Identitäten.

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