Innovation schafft Jobs – aber nicht für alle

Regionen mit einem hohen Maß an Innovation verzeichnen ein deutlich
stärkeres Beschäftigungswachstum. Eine Verdopplung der Patentaktivitäten
führt im Durchschnitt zu einem Anstieg der Beschäftigung um 6 Prozent.
Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt in Regionen, die gut in globale
Wissensnetzwerke eingebunden sind und aktiv am Forschungsaustausch
teilnehmen. Gleichzeitig zeigt sich jedoch:
Wenn sich Innovation zu stark
auf nur wenige technologische Bereiche konzentriert, verlangsamt sich das
Beschäftigungswachstum.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Studie im Rahmen des RETHINK-GSC-
Projekts (https://www.ifw-kiel.de/de/in
denken-rethink-gsc/
der Leitung des Kiel Instituts für Weltwirtschaft.
„Innovation schafft mehr und bessere Arbeitsplätze, als sie ersetzt. Die
Vorteile werden jedoch nicht gleichmäßig verteilt“, sagt Farid Toubal,
Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Paris Dauphine
und Mitautor der Studie „Knowledge, Jobs, and Unemployment in Regions“
(https://rethink-gsc.eu/knowle
größten Zugewinne finden im Verarbeitenden Gewerbe sowie bei MINT-
Fachkräften und hochqualifizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
statt – was bestehende Ungleichheiten verschärfen kann. Aus Sicht der
europäischen Kohäsionspolitik ist es daher entscheidend, Innovation nicht
nur zu fördern, sondern sie auch durch Bildungs- und
Umverteilungsmaßnahmen gezielt zu flankieren.“
Die Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Innovation und
Beschäftigung in 272 europäischen Regionen im Zeitraum von 2011 bis 2021
anhand umfassender Patentdaten. Sie geht über eine reine Zählung von
Patenten hinaus, indem sie auch Zitiermuster und die Konzentration von
Innovationsaktivitäten berücksichtigt. So entsteht ein differenziertes
Bild regionaler Innovationsdynamiken. Besonders hohes Wachstum zeigen
technologische Teilbereiche wie Nanotechnologie, Elektromaschinen,
Oberflächentechnik und digitale Kommunikation.
Zudem zeigen die Ergebnisse: Eine höhere Innovationsqualität – gemessen
daran, wie oft das Patent in anderen Patenten zitiert wird – führt zwar zu
deutlich mehr Beschäftigung. Den größten Beschäftigungseffekt erzielt
jedoch eine breite Verteilung der Innovationsaktivitäten über mehrere
technologische Felder hinweg. Regionen, in denen sich Forschung und
Entwicklung auf wenige Bereiche konzentrieren, verzeichnen trotz hoher
Innovationsintensität ein vergleichsweise schwächeres
Beschäftigungswachstum.
Die Studie knüpft damit an die breitere Debatte darüber an, ob
Innovationen zu einem potenziellen Verlust von Arbeitsplätzen führen.
Diese Frage wird in der Öffentlichkeit häufig diskutiert, da Bedenken
hinsichtlich der Auswirkungen von Automatisierung und künstlicher
Intelligenz (KI) auf die Beschäftigung bestehen. Die Studie zeigt jedoch,
dass Innovationen die Produktivität der Unternehmen steigern, die
Nachfrage nach Arbeitskräften ankurbeln und letztlich das
Beschäftigungswachstum fördern.
„Innovation ist für das Wachstum in Europa von entscheidender Bedeutung.
Aber nicht jeder wird davon profitieren – und Bildung ist wichtig. Hier
müssen die politischen Entscheidungsträger eingreifen, um sicherzustellen,
dass Menschen und Regionen nicht auf der Strecke bleiben. Die Stärkung der
Wettbewerbsfähigkeit Europas erfordert die Förderung vielfältiger
Forschung und Entwicklung auf dem gesamten Kontinent, die Beseitigung
struktureller Ungleichheiten in peripheren und kleineren Ländern sowie die
Vertiefung der Integration in globale Wissensnetzwerke“, sagt Holger Görg,
Projektleiter von RETHINK-GSC und Leiter der Forschungsgruppe
„Internationaler Handel und Investitionen“ am Kiel Institut für
Weltwirtschaft. „Die Abstimmung dieser Bemühungen mit Bildungs- und
Umverteilungsmaßnahmen kann dazu beitragen, dass die Vorteile des
technologischen Fortschritts gerechter verteilt werden – was letztlich
sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch den Zusammenhalt Europas
fördert.“
Über RETHINK-GSC
Das Projekt „Rethinking Global Supply Chains: Measurement, Impact and
Policy“ (RETHINK-GSC) erfasst die Auswirkungen von Wissensflüssen und
Dienstleistungsinputs in globalen Supply Chains (GSC). Forscher aus 11
Instituten bringen ihr breites Fachwissen in einem multidisziplinären
Ansatz ein, entwickeln neue Methoden und nutzen innovative Techniken, um
die zunehmende Bedeutung immaterieller Güter in globalen Lieferketten zu
analysieren, zu messen und zu quantifizieren und neue Einblicke in
aktuelle und erwartete Veränderungen in globalen Produktionsprozessen zu
gewinnen.
Jetzt Studie lesen: Knowledge, Jobs, and Unemployment in Regions (https
://rethink-gsc.eu/knowledge-jo
Webite)