Dünger aus Klärschlamm: Neue Recyclinganlage nutzt BAM-Verfahren für Phosphorrückgewinnung
In Anwesenheit des bayerischen
Wissenschaftsministers wurde heute in Altenstadt (Oberbayern) die
deutschlandweit modernste Anlage zur Phosphorrückgewinnung eröffnet, die
Klärschlamm in hochwertigen Dünger umwandelt. Entwickelt wurde das
zugrundeliegende Verfahren von der Bundesanstalt für Materialforschung und
-prüfung (BAM).
Berlin/Altenstadt, 16.10. 2025. In Anwesenheit des bayerischen
Wissenschaftsministers wurde heute in Altenstadt (Oberbayern) die
deutschlandweit modernste Anlage zur Phosphorrückgewinnung eröffnet, die
Klärschlamm in hochwertigen Dünger umwandelt. Entwickelt wurde das
zugrundeliegende Verfahren von der Bundesanstalt für Materialforschung und
-prüfung (BAM).
Die Anlage der Emter GmbH verarbeitet jährlich bis zu fünfzigtausend
Tonnen getrockneten Klärschlamm und wandelt diesen in 15.000 Tonnen
hochwirksamen Phosphatdünger um. Das Phosphatrecycling mit dem Produkt
R-Rhenania Phosphat erfüllt bereits heute die Anforderungen der
Klärschlammverordnung, die ab 2029 in ganz Deutschland eine verpflichtende
Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm vorsieht.
Das Herzstück der Anlage ist das neue R-Rhenania-Verfahren, welches auf
dem sogenannten AshDec®-Verfahren der BAM basiert. Dabei wird dem
Klärschlamm Natriumkarbonat zugesetzt, bevor er thermochemisch behandelt
wird. Während des Prozesses wandelt sich der schwer lösliche Phosphor in
eine pflanzenverfügbare Form um. Gleichzeitig werden flüchtige
Schwermetalle wie Cadmium, Blei und Quecksilber entfernt und separat in
der Abluftreinigung aufgefangen.
Entwickelt wurde damit ein deutschlandweit einzigartiges
Recyclingverfahren für Phosphor, das in der Anlage der Firma Emter in
Altenstadt erstmals großtechnisch umgesetzt wird.
Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume: „Aus Reststoff wird Rohstoff:
Die Emter GmbH betreibt in Altenstadt eine der modernsten Anlagen zur
Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm in ganz Europa. Phosphor ist eine
wichtige Ressource für die Landwirtschaft als Düngemittel und Grundlage
für viele industrielle Anwendungen. Bisher wird Phosphor in Deutschland
und Europa zu 90 Prozent importiert. Mit der Rückgewinnung aus Klärschlamm
in einem hochinnovativen Verfahren leistet die Emter GmbH einen wichtigen
Beitrag zu Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit. Das ist Heimat und Hightech
at its best!“
„Die Zusammenarbeit mit der Firma Emter ist eine Erfolgsgeschichte, bei
der wir viele Herausforderungen überwunden haben – nicht zuletzt die
zwischenzeitlich stark gestiegenen Energie- und Baukosten. Mit der
hocheffizienten Technologie leisten wir einen wichtigen Beitrag zur
Kreislaufwirtschaft und zur Sicherung der Phosphorversorgung in
Deutschland. In enger Zusammenarbeit mit der Firma Emter ist es gelungen,
die Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung direkt in die Anwendung zu
überführen“, sagt Christian Adam (BAM), der das Projekt in den letzten
Jahren begleitet hat.
“Mit der neuen Anlage setzen wir unsere Philosophie als Emter GmbH
konsequent um: Wir verwerten, was Zukunft schafft. Die Kooperation mit der
BAM hat es uns ermöglicht, ein innovatives Verfahren großtechnisch
umzusetzen, das Maßstäbe für nachhaltige Klärschlammverwertung und
Phosphorrückgewinnung setzt – und zeigt, wie aus Abfall ein wertvoller
Rohstoff wird. Diese Implementierung ist für Kläranlagen und Kommunen eine
kosteneffiziente Lösung, um die zukünftige Rückgewinnungspflicht zu
erfüllen“, erklärt Johann Emter, Geschäftsführer der Emter GmbH.
Die Umsetzung des Recyclingverfahrens erfolgt im Rahmen des vom
Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt geförderten
Projekts R-Rhenania. Die Universität Bonn und die Bayerische Landesanstalt
für Landwirtschaft (LfL) haben die hohe Düngewirkung des Recyclingprodukts
in Gefäß- und Feldversuchen bestätigt. Damit der Dünger vermarktet werden
kann, wird die erforderliche Registrierung nach EU-Chemikalienverordnung
REACH noch in diesem Jahr abgeschlossen. Zusätzlich wird die Zulassung für
den ökologischen Landbau vorbereitet.
Der produzierte Dünger soll vollständig regional in Bayern verwertet
werden. Damit entsteht ein geschlossener Stoffkreislauf – vom Abwasser
über die Klärschlammverwertung bis zur landwirtschaftlichen Nutzung.
Mit der Novellierung der Klärschlammverordnung (AbfKlärV) ist die
Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm ab dem Jahr 2029 gesetzlich
verpflichtend und die meisten Klärschlämme dürfen dann nicht mehr auf
Feldern ausgebracht werden. So soll die Belastung der Böden durch
Schadstoffe vermieden und die gezielte Rückgewinnung wertvoller Ressourcen
wie Phosphor ermöglicht werden. Kläranlagen mit phosphorreichen Schlämmen
müssen dann sicherstellen, dass Phosphor entweder direkt aus dem Schlamm
oder aus der Verbrennungsasche zurückgewonnen wird. Ziel ist es, die
Abhängigkeit von importiertem Rohphosphat zu verringern und die Ressource
in einem geschlossenen Kreislauf zu nutzen.
Die neue Anlage in Altenstadt ist eine Antwort auf diese Herausforderung:
Die Firma Emter integrierte im Rahmen des R-Rhenania-Projekts den
thermochemischen Rückgewinnungsprozess direkt in die Verbrennung und
ermöglichte so eine energieeffiziente und schadstoffarme Produktion von
Recyclingdünger. Damit wurde die erste großtechnische Anlage dieser Art in
Deutschland realisiert, die die gesetzlichen Anforderungen nicht nur
erfüllt, sondern technologisch weiterdenkt – ein Modell für andere
Regionen und ein Meilenstein für die Kreislaufwirtschaft.