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Studie „Weintourismus im Rheingau“ vorgestellt

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Zentrale wirtschaftliche Säule und Schlüssel für die Zukunft der
Kulturlandschaft
Wie bedeutend der Weintourismus für Wertschöpfung, Lebensqualität und den
Erhalt der einzigartigen Kulturlandschaft im Rheingau ist, zeigte die am
17. Dezember 2025 an der Hochschule Geisenheim vorgestellte Studie
„Weintourismus im Rheingau – Das Profil der Gäste und ihre wirtschaftliche
Rolle für die Region“. Rund 40 Vertreterinnen und Vertreter aus Tourismus,
Weinwirtschaft, Wissenschaft und Medien folgten der Einladung zur
Präsentation der Ergebnisse und zum anschließenden Austausch.


Die Studie entstand in Kooperation zwischen der Hochschule Geisenheim
University (HGU) und der Rheingau-Taunus Kultur und Tourismus GmbH (RTKT)
und stellt nach 2018 die zweite umfassende empirische Datengrundlage zum
Weintourismus im Rheingau dar. Befragt wurden Touristinnen und Touristen
an 13 Standorten in der Region.

Weintourismus als stabilisierender Faktor in Zeiten des Wandels

Nach der Begrüßung durch den Präsidenten der Hochschule Geisenheim, Prof.
Dr. Hans Reiner Schultz, erläuterte Sabine Nebel, Prokuristin der RTKT,
die Zielsetzung der Studie. Vor dem Hintergrund struktureller
Veränderungen im Weinbau – vom Klimawandel bis zum veränderten
Konsumverhalten – komme dem Weintourismus eine zentrale Rolle zu.
Prof. Dr. Gergely Szolnoki ordnete die Ergebnisse zunächst international
ein und stellte zentrale Erkenntnisse des Global Wine Tourism Report 2025
vor, bevor er gemeinsam mit Dr. Maximilian Tafel die spezifischen
Resultate für den Rheingau präsentierte.

Wer sind die Gäste im Rheingau?

94 Prozent der befragten Gäste stammen aus dem Inland, vor allem aus
Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Die Studie unterscheidet
drei Besuchertypen: Primär-, Sekundär- und Nicht-Weintouristen. Während 76
Prozent der Befragten während ihres Aufenthalts kein Weingut besuchten,
gaben 24 Prozent an, ein oder mehrere Weingüter besucht zu haben. Für die
Hälfte der Weingutsbesucher ist Wein eine wichtige oder sehr wichtige
Reisemotivation – Prof. Dr. Szolnoki kategorisiert sie daher als Primär-
Weintouristen.
Auffällig: 29 Prozent der Weingutsbesuche erfolgten spontan oder zufällig,
etwa durch Ausschilderung, und waren nicht im Vorfeld geplant. Insgesamt
liegt die durchschnittliche Zahl der besuchten Weingüter bei lediglich 0,6
pro Aufenthalt – ein Hinweis auf bislang ungenutztes Potenzial.

Klare Unterschiede bei Zielgruppen und Reiseverhalten

Primär-Weintouristen sind überwiegend Männer unter 35 oder zwischen 50 und
65 Jahren, häufig aus Nordrhein-Westfalen, mit hohem Bildungsabschluss.
Sie kaufen bevorzugt direkt beim Winzer ab Hof. Sekundär-Weintouristen
sind ebenfalls mehrheitlich männlich, meist zwischen 50 und 65 Jahre alt,
kommen vor allem aus Rheinland-Pfalz und Bayern und verfügen über ein
überdurchschnittliches Einkommen. Nicht-Weintouristen stammen überwiegend
aus Hessen und kaufen ihren Wein hauptsächlich im Einzelhandel.
Nach den SINUS-Milieus betrachtet, sind im Rheingau neben dem konservativ-
gehobenen und postmateriellen Milieu zunehmend auch jüngere Zielgruppen
wie die adaptiv-pragmatischen und die expeditiven Milieus unterwegs –
insbesondere unter den Primär-Weintouristen. Bei den Sekundär-Touristen
findet sich zudem das nostalgisch-bürgerliche Milieu, das Szolnoki als
klassische Bus- oder Schiffstouristen beschreibt.

Übernachtung, Mobilität und Zufriedenheit

Die Befragten verteilen sich zu gleichen Teilen auf Tages- und
Übernachtungsgäste. Während 86 Prozent der Primär-Weintouristen in der
Region übernachten, sind es bei den Nicht-Weintouristen lediglich 38
Prozent. Übernachtet wird überwiegend in Hotels, die Anreise erfolgt meist
mit dem Pkw. Nicht-Weintouristen sind häufiger mit dem Fahrrad (19
Prozent), dem Reisebus (6 Prozent) oder dem ÖPNV (11 Prozent) unterwegs –
letzterer landet jedoch bei der Bewertung der Mobilitätsangebote auf dem
letzten Platz.
Die Zufriedenheit mit den Angeboten der Region ist insgesamt sehr hoch:
Wanderwege, das Weinangebot, Gastronomie und Ausflugsziele erreichen im
Schnitt rund 4,4 von 5 möglichen Punkten. Als wichtigste Reisemotive
nennen die Gäste Natur und Landschaft, gefolgt von Genuss (Essen und
Trinken), Erholung und erst an vierter Stelle den Wein.

Hohe Wertschöpfung durch Weintourismus

Die wirtschaftliche Bedeutung des Weintourismus wird in der Studie klar
quantifiziert: Primär-Weintouristen generieren eine durchschnittliche
touristische Wertschöpfung von 174 Euro pro Tag als Tagesgäste und 197
Euro pro Tag als Übernachtungsgäste. Demgegenüber stehen 52 Euro bei
Tagesgästen ohne Weingutsbesuch und 114 Euro bei entsprechenden
Übernachtungsgästen. Insgesamt beziffern Tafel und Szolnoki die
touristische Wertschöpfung im Rheingau auf rund 300 Millionen Euro
Bruttoumsatz jährlich – dies entspricht dem Einkommen von etwa 3.446
Bezieherinnen und Beziehern eines durchschnittlichen Primäreinkommens der
Branche. Davon sind ca. 20 Prozent auf Weintourismus zurückzuführen.

Ausblick: Qualität, Vernetzung und neue Angebote

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass im Weintourismus ein
zentraler Hebel für Kundenbindung, Sichtbarkeit und regionale
Wertschöpfung liegt. Die Studienautoren leiten gemeinsam mit den
Teilnehmenden konkrete Handlungsempfehlungen ab: Weintouristische Angebote
müssen gezielt weiterentwickelt, bestehende Potenziale besser genutzt und
Kooperationen – auch über Regionsgrenzen hinweg – ausgebaut werden, etwa
durch gemeinsame Weinreiseangebote mit anderen Weinregionen.
„Weintourismus ist kein Nebenschauplatz, sondern ein entscheidender
Zukunftsfaktor für den Rheingau. Grundsätzlich sei man mit der Wahl der
fokussierten Zielgruppen, den Kernthemen der Region gut aufgestellt.
Dennoch müsse man über die Erweiterung des Zielgruppen-Portfolios – gerade
im Bereich des hochwertigen Bus- und Schiffstourismus – nachdenken. Ziel
sei es, Weinerlebnisse zu schaffen, persönliche Bindung herstellen und am
klassischen Empfehlungs- und Resonanz-Marketing arbeiten“, so das Fazit
von Dominik Russler und Prof. Dr. Szolnoki zur Veranstaltung. Die Studie
liefert dafür eine belastbare Grundlage und wichtige Impulse für eine
qualitativ hochwertige, verantwortungsvolle Weiterentwicklung der Region
als Wein- und Tourismusdestination.