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In seinem jüngsten Datenupdate für November 2021 signalisiert der Kiel
Trade Indicator insgesamt recht positive Handelszahlen (Monat-zu-Monat,
preis- und saisonbereinigt). Die Aufwärtsbewegung droht aber von kurzer
Dauer zu sein. Zum einen schert China mit negativen Zahlen aus der Reihe.
Zum anderen bleiben die Staus in der Containerschifffahrt auf
ausgesprochen hohem Niveau und stehen damit einem längerfristigen
Aufwärtstrend entgegen. Mit diesem Datenupdate führt das IfW Kiel eine
Reihe von Verbesserungen für den Kiel Trade Indicator ein, die wichtigste:
Ab sofort erfolgen die Schätzungen preisbereinigt, also in realen statt
nominalen Veränderungsraten.

Der Handel der USA könnte nach Monaten der Stagnation im November im
Vergleich zum Vormonat erstmals wieder einen positiven Handelsimpuls
verzeichnen. Die Schätzungen des Kiel Trade Indicator liegen sowohl für
die Exporte (+3,2 Prozent) als auch die Importe (+2,3 Prozent) im Plus
(preis- und saisonbereinigt).

Deutschlands Exporte könnten leicht zulegen (+1,2 Prozent), die Importe
dürften stagnieren (0,0 Prozent). Für die EU sind sowohl bei den Exporten
(+0,9 Prozent) als auch bei den Importen (+0,4 Prozent) leicht positive
Entwicklungen möglich.

Der gesamte Welthandel dürfte im November um 1,7 Prozent über dem Vormonat
liegen.

Für Chinas Handel signalisiert der Kiel Trade Indicator allerdings
negative Vorzeichen. Er zeigt einen Rückgang von 3,6 Prozent für die
Exporte und von 2,0 Prozent für die Importe an. Der sanfte Aufwärtstrend
der Monate September und Oktober wäre damit gebrochen.

„Die positiven Handelszahlen für den Monat November sind erfreulich.
Allerdings ist die Aufwärtsbewegung äußerst fragil. Es ist zu befürchten,
dass die Freude aufgrund der nach wie vor massiven Staus in der weltweiten
Containerschifffahrt nur kurz währt. Die Staus verharren seit rund zwei
Monaten auf einem sehr hohen Niveau und verhindern einen klaren
Aufwärtstrend im weltweiten Handel“, sagt Vincent Stamer, Leiter Kiel
Trade Indicator am IfW Kiel.

Vor den US-Häfen Los Angeles/Long Beach und Savannah sowie im
Perlflussdelta und vor Ningbo-Zhou in China sind derzeit rund 8 Prozent
der weltweiten Frachtkapazität der Containerschifffahrt durch Staus
gebunden. Über 11 Prozent aller global verschifften Waren stecken in den
Warteschlagen fest.

Das Frachtvolumen im Roten Meer, wichtiger Indikator für den europäisch-
asiatischen Handel, hat sich seinem zu erwartenden Niveau zwar etwas
angenähert, bleibt aber immer noch rund 7 Prozent dahinter zurück.

„Das Weihnachtsshopping steht in diesem Jahr klar unter den Vorzeichen der
Lieferprobleme, was sich in einem reduzierten Angebot, längeren
Lieferzeiten und höheren Preisen ausdrückt. Aber auch die deutsche
Industrie kocht aufgrund fehlender Waren auf Sparflamme. Besserung ist
erst nach dem chinesischen Neujahrsfest im ersten Halbjahr 2022 in Sicht,
doch auch dann dürfte es noch dauern, bis das globale Liefernetzwerk
wieder im Gleichtakt schwingt. Lieferverzögerungen und Engpässe könnten
uns daher noch sehr weit ins nächste Jahr beschäftigen“, so Stamer.

Update für den Kiel Trade Indicator

Mit dem jüngsten Datenupdate führt das IfW Kiel eine Reihe von
Verbesserungen für den Kiel Trade Indicator ein. Die wichtigste ist die
Umstellung der Handelsschätzungen von nominalen auf reale Daten. Die
Preisbereinigung erhöht die Schätzgenauigkeit des Kiel Trade Indicator,
etwa weil sich Preisschwankungen aufgrund von Lieferengpässen oder
Inflation nicht mehr in den Handelsdaten niederschlagen.

Außerdem erfolgen die Schätzungen für eine höhere Anzahl an Ländern und
Regionen. Das Update bietet eine bessere Abdeckung des Globalen Südens,
etwa Subsahara-Afrika, Nordafrika, Mittlerer Osten oder Schwellenländer
Asiens. Außerdem schlüsseln wir den Handel Europas in Intra- und Extra-EU-
Handelsflüsse auf.

Damit einher geht eine Änderung der Berichterstattung für die Medien.
Unverändert wird der Kiel Trade Indicator zweimal im Monat auf der
Webseite aktualisiert. Um den 20. für den laufenden und den folgenden
Monat (ab jetzt ohne Medieninformation) und um den 5. mit aktualisierten
Daten für den abgelaufenen Monat (ab jetzt mit Medieninformation) sowie
einer ersten Schätzung für den angebrochenen Monat.

Die nächsten Aktualisierungen des Kiel Trade Indicator erfolgen am 20.
Dezember (ohne Medieninformation) und am 5. Januar (mit Medieninformation
für die Handelsdaten im Dezember 2021).

Weitere Informationen zum Kiel Trade Indicator und die Prognosen für alle
75 Länder und Regionen finden Sie auf www.ifw-kiel.de/tradeindicator.