Pin It

Fraunhofer IAO und McKinsey veröffentlichen Studie im Rahmen des »Mobility
Experience and Technology Labs«

Der Innenraum zukünftiger Autos wird sich in zehn Jahren fundamental von
dem der heutigen Fahrzeuge unterscheiden. Welche Innenraum-, Design-,
Service- oder Mobilitätskonzepte dabei aus Nutzer- und Anbietersicht das
Potenzial für werterzeugende Innovation bieten, untersucht das Fraunhofer
IAO gemeinsam mit McKinsey im neu gegründeten »Mobility Experience and
Technology Lab« (MXT Lab).

Das Thema Autonomes Fahren wirft zugleich die Frage auf, welche Rolle die
Fahrerinnen und Fahrer zukünftig übernehmen und welche Funktionen der
Fahrzeuginnenraum dabei erfüllen muss. Statt zu lenken könnte man künftig
im Auto arbeiten, spielen, einkaufen, an anderen Erlebnissen teilnehmen
oder beispielsweise eine Fremdsprache lernen, unterstützt durch spezielle
Software-Assistenten und Technologien des Fahrzeugs. Umso wichtiger wird
es, die zukünftige Nutzungserfahrung im Auto zu verstehen, zu gestalten
und zu optimieren. Um die sich daraus ergebenden Innovationspotenziale für
Unternehmen zu untersuchen, hat das Fraunhofer-Institut für
Arbeitswirtschaft und Organisation IAO gemeinsam mit dem McKinsey Center
for Future Mobility in Stuttgart das »Mobility Experience and Technology
Lab« (MXT Lab) gegründet, an dem sich auch weitere Unternehmen beteiligen
können. Bei so genannten Roundtables können Unternehmen aus der
Automobilbranche ihre Ideen im Lab einbringen und aktiv die
Herausforderungen und Chancen einer vollständig vernetzten und zunehmend
automatisierten Zukunft angehen. So soll über die kommenden Jahre ein
Ökosystem an Akteuren aus verschiedensten Branchen aufgebaut werden, um
gemeinsam an der Mobility Experience der Zukunft zu forschen. In einer
ersten Studie wurde unter anderem untersucht, wie attraktiv das Erlernen
einer Sprache beim automatisierten Fahren für die Befragten ist, wie
entsprechende Dienste umgesetzt werden sollten und inwiefern dies die
Fahrzeugtechnologien, aber auch die Routennavigation beeinflusst. Dafür
wurde zunächst eine international angelegte, quantitative Umfrage
durchgeführt und die Erkenntnisse anschließend im Rahmen eines Labor-
Experiments im MXT Lab mit einer Probandengruppe qualitativ verifiziert.

Innenraum-Design und Experience werden wichtiger als PS
»Die zunehmende Digitalisierung in Form von Vernetzung und Automatisierung
verändert unsere Fahrzeuge nicht nur technologisch, sondern auch das
gesamte Fahrerlebnis als solches«, erklärt Dr. Florian Herrmann,
Institutsdirektor am Fraunhofer IAO und Leiter des Forschungsbereichs
»Mobilitäts- und Innovationssysteme« die Motivation für das MXT Lab. Dabei
stehen sowohl Unternehmen aus der Automobilindustrie als auch aus der
Service- und Technologiebranche vor der Herausforderung, frühzeitig
erkennen zu müssen, welche Innovationen einen besonderen Nutzen erzeugen
können und welche Innovationen sie anstoßen sollten. »Mobilität wird in
Zukunft ganz neu gedacht werden. Die Bedeutung von Beschleunigung und Co.
nimmt ab, die Wichtigkeit des Innenraums nimmt zu«, so Timo Möller von
McKinsey und Leiter des McKinsey Center for Future Mobility. Diese
veränderten Kundenpräferenzen werden im MXT Lab untersucht, denn der Markt
für neue Angebote im Fahrzeug ist groß. Das zeigten auch die Ergebnisse
der McKinsey ACES Consumer Survey. Demnach würden beispielsweise 70
Prozent der Befragten in selbstfahrenden Autos die freigewordene Zeit
aktiv nutzen, zum Beispiel um Filme anzuschauen, zu kommunizieren oder zu
lesen.

Raum für reale Experimente
Im MXT Lab kommen Methoden und Werkzeuge für die schnelle sowie
projektspezifische Erstellung und Erprobung von Pre- und Prototypen zum
Einsatz. Das Lab bietet Unternehmen einen Raum, um neue Ideen für die
Mobility Experience (MX) der Zukunft gemeinschaftlich zu entwickeln und zu
testen.
»Insbesondere bei der Bewertung völlig neuartiger Technologien kann das
MXT Lab seine Stärken ausspielen: Ergebnisse aus Online-Befragungen
konnten im Lab in Stuttgart durch einen hochflexiblen Demonstrator und
reale Experimente mit mehr als 20 Probanden verfeinert und qualitativ
überprüft werden«, erläutert Tobias Schneiderbauer, Projektleiter bei
McKinsey. So erfuhr beispielsweise die Windschutzscheibe als
Interaktionselement in Bezug auf das Sprachenlernen beim Laborexperiment
einen weit höheren Beliebtheitsgrad als in der Online-Umfrage. Denn die
tatsächliche Erfahrung der Situation lässt den Nutzen viel besser erleben
und bewerten.

»Für das MXT Lab sind Projekte wie diese jedoch nur der Anfang«, sagt
Sebastian Stegmüller, der für das MXT Lab verantwortliche Teamleiter am
Fraunhofer IAO. »In Zukunft werden wir in Abstimmung mit den
Mitgliedsunternehmen eine breite Forschungsagenda verfolgen – von der
Interaktion zwischen autonomen Fahrzeugen und Fußgängern über
kontextspezifische Aktivitäten und Inhalte in automatisierten Fahrzeugen
bis hin zu der Erforschung inter-modaler Mobilitätslösungen der Zukunft
sind sehr viele Bereiche denkbar.«