Renommierte Preise für Multiple-Sklerose-Forschung verliehen
Die Sobek Stiftung hat jetzt ihre Preisträger der Jahre 2020 bis 2022 in
einem gemeinsamen Festakt in der Stuttgarter Musikhochschule geehrt. Der
Sobek Forschungspreis, mit einer Dotierung von 100.000 Euro die europaweit
höchste Auszeichnung auf dem Gebiet der Multiple-Sklerose-
Grundlagenforschung, wurde an zwei Preisträger verliehen, den mit jeweils
15.000 Euro dotierten Nachwuchspreis erhielten drei Preisträger. So sind
die im Rahmen des Festakts vergebenen Auszeichnungen für klinische und
experimentelle Forschung auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose (MS) mit
Preisgeldern in Höhe von insgesamt 245.000 Euro verbunden.
Die Roman, Marga und Mareille Sobek Stiftung ehrte pandemiebedingt ihre
Preisträger der Jahre 2020 bis 2022 in einem gemeinsamen Festakt in der
Stuttgarter Musikhochschule. Der Sobek Forschungspreis ist mit einer
Dotierung von 100.000 Euro die europaweit höchste Auszeichnung auf dem
Gebiet der Multiple-Sklerose-Grundlagenfo
Lebensleistung verliehen. Preisträger des Jahres 2021 ist Prof. Dr. med.
Alexander Flügel, Direktor des Instituts für Neuroimmunologie und
Multiple-Sklerose-Forschung an der Universitätsmedizin Göttingen. Zum
Preisträger des Jahres 2020 hatte der wissenschaftliche Beirat der
Stiftung Prof. Alan J. Thompson vom Queen Square Institute of Neurology,
Dekan der Faculty of Brain Sciences am University College London, gewählt.
Mit Nachwuchspreisen für das Jahr 2022 und jeweils 15.000 Euro Preisgeld
würdigte die Sobek Stiftung die Forschungsarbeiten von Prof. Dr. Anne-
Katrin Pröbstel, Leitende Ärztin in der Neurologie am Universitätsspital
Basel und Forschungsgruppenleiterin an den Departmenten Biomedizin und
Klinische Forschung sowie dem Research Center for Clinical Neuroimmunology
and Neuroscience der Universität Basel, und Prof. Dr. Lucas Schirmer,
Geschäftsführender Oberarzt und Leiter der Sektion für Neuroimmunologie an
der Neurologischen Universitätsklinik Mannheim. Den Nachwuchspreis 2020
erhielt Privatdozent Dr. Benjamin Knier von der Klinik und Poliklinik für
Neurologie des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität
München (TUM). Die jährliche Preisverleihung findet in Zusammenarbeit mit
AMSEL e.V., Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG,
und DMSG-Bundesverband sowie unter Schirmherrschaft des Ministeriums für
Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg statt.
Sobek Forschungspreis 2021 für Einblicke in das Immungeschehen direkt am
Entzündungsort
Prof. Dr. med. Alexander Flügel, Sobek Preisträger des Jahres 2021, ist
international anerkannter Experte in der Grundlagenforschung zur
Entstehung und Entwicklung der Multiplen Sklerose in Bezug auf
immunologische Reaktionen (Immunpathogenese). Seine bahnbrechenden Ansätze
zur Mikroskopie an lebenden Organismen (Intravitalmikroskopie) schafften
die Voraussetzungen zur direkten Beobachtung von autoimmunologischen
Prozessen im zentralen Nervensystem (ZNS) bei experimentellen
Krankheitsmodellen der MS. Seine vielfältigen Erkenntnisse haben zu neuen
Sichtweisen der MS-Immunpathogenese geführt und haben das Potenzial, die
verschiedenen Stadien der Krankheitsprozesse klarer abgegrenzt zu
definieren, um sie therapeutisch effizienter zu beeinflussen.
Es gelang ihm als erstem, die Bewegungsmuster krankmachender (pathogener)
T-Zellen bis zur Überwindung der Blut-Hirn-Schranke darzustellen. Seine
Methode erlaubt den direkten Blick auf das Geschehen an den
Entzündungsorten im ZNS. Erstaunlich auch seine Entdeckung, dass
autoaggressive T-Zellen fast mühelos durch das dichte Nervengewebe
manövrieren können, bis sie auf lokale Makrophagen treffen und von diesen
aktiviert werden. Dies führt zu einer immunologischen Kettenreaktion, die
letztendlich den Beginn der Krankheit markiert. Prof. Flügel forscht und
lehrt an der Universität Göttingen.
Sobek Forschungspreis 2020 für Meilensteine in der Diagnostik der
progredienten MS
Alan Thompson leistete Pionierarbeit bei der Aufklärung der besonders
schwer verlaufenden und bis heute nur begrenzt therapierbaren primär
progredienten Form der MS. Er hat entscheidend dazu beigetragen, die lange
Jahre gültigen McDonald-Kriterien der verschiedenen MS-Verlaufsformen zu
erweitern und für Neurologen weltweit verbindlich zu definieren. Diese
erweiterten „McDonald-Kriterien“ bilden die Basis für die klinischen
Therapiestudien der letzten zwei Jahrzehnte, die einen differenzierteren
Einsatz der modernen Therapie-Optionen ermöglicht haben.
Ministerialdirektor Dr. Hans J. Reiter, Amtschef des Ministeriums für
Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, würdigte die
Preisträger in seinen Laudationes: „Ihre Arbeiten sind wichtige
Puzzleteile, um die Krankheit Multiple Sklerose, ihre Entstehung und ihre
Mechanismen zu erkennen und zu verstehen. Auf Ihrer Arbeit, auf den
Ergebnissen Ihrer Forschungen ruht die Hoffnung von 2,5 Millionen MS-
Kranken weltweit, die heute noch mit der unberechenbaren Erkrankung leben
müssen. Auch dank Ihrer Forschungen wird diese Krankheit hoffentlich eines
Tages heilbar sein. Die Verleihung des Sobek Forschungspreises für Ihre
Lebensleistung unterstreicht die Bedeutung Ihrer Forschung und Ihrer
herausragenden wissenschaftlichen Arbeit und unterstützt mit dem Preisgeld
Ihr weiteres Engagement."
Sobek Nachwuchspreise der Jahre 2020 und 2022
Mit den diesjährigen Nachwuchspreisen wurde zum einen Prof. Dr. Anne-
Katrin Pröbstel für ihre wissenschaftliche Arbeit im Bereich der B-Zell-
vermittelten Autoimmunerkrankungen des zentralen Nervensystems
ausgezeichnet. Zum anderen ihr Kollege und bisweilen Co-Autor von
wissenschaftlichen Arbeiten, Prof. Dr. Lucas Schirmer. Ihm gelang es unter
Anwendung der neuesten Techniken von Einzelzellsequenzierungsverfah
neue zelltypspezifische Krankheitsmechanismen zu identifizieren. Ziel der
Arbeiten beider Nachwuchspreisträger ist ein besseres
Krankheitsverständnis der MS und die Identifizierung neuer potenziell
therapeutischer Zielstrukturen im Gewebe.
2020 hatte die Sobek Stiftung Privatdozent Dr. Benjamin Knier von der
Klinik und Poliklinik für Neurologie des Klinikums rechts der Isar der
Technischen Universität München (TUM) mit dem Nachwuchspreis
ausgezeichnet. Ihm war mittels Optischer Kohärenztomografie (OCT) der
Nachweis gelungen, dass bereits im Vorstadium der MS sichtbare
Veränderungen der Netzhaut auftreten, die Hinweise auf den späteren
Krankheitsverlauf geben können.
Die Sobek Stiftung verleiht ihre Forschungspreise jährlich auf Vorschlag
eines wissenschaftlichen Beirates. Beim diesjährigen Festakt ehrte die
Stiftung erneut führende Wissenschaftler, die mit ihren
Forschungsergebnissen neue Perspektiven für die Diagnose und Therapie der
MS als Autoimmunerkrankung eröffnen. Seit dem Jahr 2000 investierte die
Sobek Stiftung mehr als 2,8 Millionen Euro zugunsten der MS-
Grundlagenforschung.
Hintergrund-Informationen
Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste Erkrankung des
Zentralnervensystems. Aus bislang noch unbekannter Ursache werden die
Schutzhüllen der Nervenbahnen an unterschiedlichen Stellen angegriffen und
zerstört, Nervensignale können in der Folge nur noch verzögert oder gar
nicht weitergeleitet werden. Die Symptome reichen von Taubheitsgefühlen
über Seh-, Koordinations- und Konzentrationsstörungen bis hin zu
Lähmungen. Die bislang unheilbare, aber mittlerweile behandelbare
Krankheit bricht gehäuft zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr aus. In
Deutschland leiden rund 250.000 Menschen an MS. Weltweit sind
schätzungsweise 2,8 Millionen Menschen an MS erkrankt.
Roman, Marga und Mareille Sobek Stiftung
Mit dem Sobek Forschungspreis der Stiftung aus Renningen, Baden-
Württemberg, werden jährlich seit dem Jahr 2000 richtungsweisende
Leistungen von Wissenschaftlern an Hochschulen und außeruniversitären
Forschungseinrichtungen im Bereich der Multiplen Sklerose und der
dazugehörenden Grundlagenforschung ausgezeichnet. Entscheidungskriterien
sind allein Qualität und Exzellenz der Forschungsleistung. Es kann sowohl
eine außerordentliche wissenschaftliche Einzel- als auch eine
Gesamtleistung gewürdigt werden. Darüber hinaus kann ein Nachwuchspreis
verliehen werden.
Die Sobek Stiftung verleiht ihren Forschungspreis auf Vorschlag eines
wissenschaftlichen Beirates in Zusammenarbeit mit der AMSEL, Aktion
Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg
e.V. und der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V.
(DMSG). Die Schirmherrschaft für die Preisverleihung hat das Ministerium
für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg.
Die Sobek Stiftung wird wird vom Deutschen Stiftungszentrum (DSZ) im
Stifterverband verwaltet.
AMSEL e.V.
Die AMSEL, Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG in
Baden-Württemberg e.V. ist professioneller und unabhängiger Fachverband,
Selbsthilfeorganisation und Interessenvertretung für MS-Kranke in Baden-
Württemberg. Die Ziele der AMSEL: MS-Kranke informieren und ihre
Lebenssituation nachhaltig verbessern. Dazu hat AMSEL ein umfangreiches
Dienstleistungsangebot aus individueller Beratung, aktuellen Informationen
und Austausch auf www.amsel.de und den AMSEL-eigenen sozialen Plattformen,
Veranstaltungen und umfangreichen Publikationen erarbeitet. Der AMSEL-
Landesverband hat rund 7.400 Mitglieder und über 60 AMSEL-Gruppen in ganz
Baden-Württemberg. Schirmherrin der AMSEL war von 1982 bis 2022 Ursula
Späth. Mehr unter http://www.amsel.de.
DMSG, Bundesverband e.V.
Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft mit Bundesverband, 16
Landesverbänden und derzeit rund 830 örtlichen Kontaktgruppen ist eine
Gemeinschaft von MS-Erkrankten, ihren Angehörigen, knapp 4.000 engagierten
ehrenamtlichen Helfern und 290 hauptberuflichen Mitarbeitern. Insgesamt
hat die DMSG rund 44.000 Mitglieder. Mit ihren umfangreichen
Dienstleistungen und Angeboten ist sie heute Selbsthilfe- und Fachverband
zugleich, aber auch die Interessenvertretung MS-Erkrankter in Deutschland.
Schirmherr des DMSG-Bundesverbandes ist Christian Wulff, Bundespräsident
a.D. Weitere Informationen unter http://www.dmsg.de.