Erste Klinik in Bayern: Uniklinik Würzburg baut „Patient Blood Management“ weiter aus
Vereinbarung zwischen der BARMER und dem UKW hilft beim reduzierten
Einsatz von Blutkonserven und verbessert Patientensicherheit
Würzburg. Als erste Klinik in Bayern setzt das Universitätsklinikum
Würzburg (UKW) eine weitere Maßnahme zum schonenden Einsatz von
Blutkonserven um: Patienten werden vor einer Operation gezielt auf eine
mögliche unentdeckte Anämie (Blutarmut) untersucht. Wenn sich der Verdacht
bestätigt, wird zuerst die Blutarmut durch Gabe von Eisenpräparaten
behandelt, falls dies möglich ist. Hierfür haben das UKW und die BARMER
nun eine entsprechende Vereinbarung getroffen. Dieses Vorgehen ergänzt die
bestehenden Maßnahmen im Rahmen des „Patient Blood Management“ am UKW.
Federführend ist die Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie,
Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am UKW unter der
Leitung von Prof. Dr. Patrick Meybohm.
Prof. Meybohm hat mit seinem Antritt am UKW im Jahr 2020 das Patient Blood
Management am UKW klinikweit etabliert. „Es geht beim Patient Blood
Management generell darum, den Einsatz von Blutkonserven zu schonen. Das
kann etwa durch spezielle Eingriffsmethoden geschehen oder eben im Vorfeld
einer Operation. Genau das machen wir nun, wenn die Patienten hier
einwilligen. Der Hintergrund ist: Bei Patienten mit einer Anämie besteht
ein Risiko für einen höheren Bedarf an Blutkonserven während einer
Operation. Durch eine entsprechende Medikamentengabe können wir dieses
Risiko bereits vor einer Operation minimieren. Das erhöht die Sicherheit
für die Patienten und trägt zu einem effizienten Einsatz der wertvollen
Blutkonserven bei.“ Der Intensivmediziner ist froh, dass dieses Angebot
nun am UKW für Versicherte der BARMER möglich ist. Nach der Charité ist
das UKW deutschlandweit parallel zur Uniklinik Frankfurt nun das zweite
Klinikum mit diesem Angebot.
Sicherheit für die Patienten im Focus
Das Patient Blood Management (PBM) wurde ins Leben gerufen, da sich
weltweit ein Blutengpass abzeichnet. Bereits seit 2011 fordert die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen bewussteren Einsatz von Blut.
Hintergrund ist, dass immer mehr ältere Patientinnen und Patienten immer
weniger potenziellen Spenderinnen und Spendern gegenüberstehen. „Das PBM
ist eine Alternative zur Bluttransfusion,“ erläutert Steffen Volk,
Geschäftsführer der BARMER in Würzburg. Für ihn geht es dabei in erster
Linie nicht um ökonomische Aspekte, sondern um die Sicherheit der
Patienten.
Prof. Meybohm erklärt das Vorgehen: „In der Regel reicht bei den
entsprechenden Patientinnen und Patienten eine einmalige Infusion mit
einem Eisenpräparat, das dauert ca. 15 Minuten. Nach einigen Tagen wird
dann der Blutfarbstoff nochmals überprüft, dann kann der geplante Eingriff
stattfinden. Hierzu ist nur ein zusätzlicher Termin vor einer Operation
notwendig. Das ist für die Patienten und die behandelnden Kliniken
zunächst ein erhöhter Mehraufwand. Aber das Ergebnis ist ein enormes Plus
an Sicherheit für die Patienten. Und der eventuell nötige Bedarf weiterer
Blutkonserven während eines Eingriffes kann reduziert werden. Ich hoffe
daher, dass dieser Ansatz sich auch in anderen Krankenhäusern durchsetzen
wird.“ Am UKW werden jährlich rund 20.000 Blutkonserven, durch das
klinikeigene Institut für Transfusionsmedizin und Hämotherapie
bereitgestellt.
Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor des UKW: „Zu den Aufgaben der
Universitätsmedizin gehört es, neue wissenschaftlich geprüfte Erkenntnisse
in die bessere Versorgung der Patienten einfließen zu lassen. Mit der nun
getroffenen Vereinbarung ist uns dies am UKW erneut gelungen.“
Das Angebot besteht zum jetzigen Zeitpunkt für Versicherte der BARMER.
Neben einer gründlichen Aufklärung ist hierzu auch eine
patientenindividuelle Teilnahmeerklärung erforderlich.