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Der richtige Wirkstoff gegen Ihren Bluthochdruck

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Es gibt viele Arzneistoffe, mit denen ein zu hoher Blutdruck gesenkt
werden kann. Doch nicht jeder Wirkstoff ist für jeden geeignet. Diese
Vielfalt macht die Blutdruckeinstellung zur Kunst – und zur Chance für die
Betroffenen.

Vier Wirkstoffklassen mit jeweils mehreren Medikamenten sind heute die
erste Wahl zur Therapie bei Bluthochdruck. Hinzu kommen vier weitere
Wirkstoffklassen für Spezialfälle, abgesehen von selten eingesetzten
Medikamenten mit blutdrucksenkendem Effekt. Daraus ergibt sich einerseits
eine erfreuliche Vielfalt an Optionen für behandelnde Ärztinnen und Ärzte,
andererseits die Notwendigkeit, den/die individuell richtige(n)
Arzneistoff(e) zu wählen.
„Nicht jede Substanz ist für jeden Patienten gleich gut geeignet“,
erläutern Prof. Dr. Thomas Eschenhagen, Leiter des Instituts für
Experimentelle Pharmakologie und Toxikologie der Universitätsklinik
Hamburg-Eppendorf, und Kollegen in einem aktuellen Beitrag für die
Herzstiftungs-Zeitschrift „HERZ heute“ über Blutdrucksenker [1]. Es gebe
nicht den einen Arzneistoff oder die eine einzelne Wirkstoffklasse, die
anderen überlegen sei, so Eschenhagen, Mitglied des Wissenschaftlichen
Beirats der Deutschen Herzstiftung. Anders ausgedrückt: Es sind in den
vergangenen Jahrzehnten Wirkstoffe entwickelt worden, die besonders gut
für bestimmte Hochdruck-Patienten passen. Sie haben verschiedene
Wirkmechanismen. Deshalb verspricht die intelligente Kombination von
Substanzen viel Effekt bei wenig unerwünschten Wirkungen. „Bei den meisten
Patienten lässt sich der hohe Blutdruck mit der Kombination zweier
Wirkstoffe der ersten Wahl einfach und nebenwirkungsarm in einen gesunden
Bereich senken“, sind Professor Eschenhagen und Koautoren überzeugt.
Als Mittel der ersten Wahl gelten
- ACE (Angiotensin Converting Enzyme)-Hemmer,
- Angiotensin (AT)-Rezeptor-Blocker,
- Kalziumkanal-Blocker,
- Diuretika („Wassertabletten“).

ACE-Hemmer (z.B. Ramipril) und AT-Blocker (z.B. Candesartan) unterbinden
die blutgefäßverengende und damit blutdrucksteigernde Wirkung des
körpereigenen Hormons Angiotensin II. Kalziumkanal-Blocker (z.B.
Amlodipin) entspannen die dünne Gefäßmuskelschicht. Diuretika (z.B. HCT –
Hydrochlorothiazid) entziehen dem Körper Wasser und Salz, von dem in
westlichen Industrienationen bekanntlich zu viel gegessen wird. Sehr
wahrscheinlich werde der Gesamtbestand an Salz (NaCL) im Körper reduziert
„und das dürfte wesentlich zur langanhaltenden Blutdrucksenkung
beitragen“, erklärt hierzu der Hamburger Pharmakologe Professor
Eschenhagen. Weitere wichtige Wirkstoffklassen sind Betablocker,
Alpha-2-Agonisten, Alpha-Blocker und Aldosteron-Rezeptor-Blocker. Sie
werden gezielt eingesetzt, um die Wirkung blutdrucksteigernder Botenstoffe
zu bremsen.

So wählen Ärzte den Blutdrucksenker aus
Wie entscheiden sich Ärzte für oder gegen ein spezifisches
Hochdruckmedikament oder für eine Wirkstoffkombination? Wichtig ist
zunächst, ob „nur“ ein Bluthochdruck vorliegt (isolierte Hypertonie) oder
ob weitere Erkrankungen bestehen. In ersterem Fall wird heute häufig eine
Kombination aus einem Kalziumkanal-Blocker und einem ACE-Hemmer oder AT-
Blocker eingesetzt. Bestehen weitere Erkrankungen, richtet sich die
Auswahl danach, ob es sich dabei um ein Herz- oder Nierenleiden handelt,
ob Störungen des Elektrolythaushaltes im Blut befürchtet werden müssen, ob
stark verengte Nierenarterien bestehen oder ob es sich um eine schwangere
Frau handelt. Hat dieser Mensch gerade einen Herzinfarkt überstanden?
Bestehen Herzrhythmusstörungen, ein Diabetes mellitus oder eine
Gefäßkrankheit? Müssen pharmakologische Wechselwirkungen mit anderen
Medikamenten beachtet werden? All diese Überlegungen beeinflussen die Wahl
sowie die Dosierung der infrage kommenden Wirkstoffe.
So sind zum Beispiel Betablocker bei isolierter Hypertonie zwar nicht mehr
Mittel der ersten Wahl, erläutern Professor Eschenhagen und Kollegen. „Bei
Patienten mit Herzschwäche oder nach einem Herzinfarkt jedoch sind sie
weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Standardtherapie.“ Manche
Medikamente haben außerdem Zusatzeffekte, die im Einzelfall nützen. So
können Männer mit vergrößerter Prostata doppelt von einem Alpha-Blocker
profitieren: der Blutdruck wird gesenkt und der Entleerung der Harnblase
wird erleichtert. Wenn Wirkstoffe kombiniert werden, dann solche mit
unterschiedlichen Wirkmechanismen. Auf diese Weise können Dosen der
Einzelwirkstoffe niedrig gehalten werden. Im Optimalfall resultiert ein
verstärkt blutdrucksenkender Effekt bei zugleich reduzierter
Nebenwirkungswahrscheinlichkeit.

Wie sich unerwünschten Wirkungen vorbeugen lässt
Unerwünschte Wirkungen sind ebenfalls ein wichtiges Entscheidungskriterium
für den verordnenden Arzt. Die typischen Nebenwirkungsprofile der
einzelnen Wirkstoffe sind aus klinischen Studien und Behandlungspraxis
bekannt. Deshalb lässt sich entsprechenden Ereignissen vorbeugen, etwa mit
regelmäßigen Kontrollen des Elektrolythaushalts. Manche anfangs
vorkommenden Nebenwirkungen lassen mit der Zeit nach, teilweise sind sie
Anlass, die Dosis zu reduzieren oder den Wirkstoff zu wechseln.
„Nebenwirkungen lassen sich weitgehend vermeiden, wenn Ärzte eine
einschleichende Dosierung wählen, also mit sehr niedrigen Dosen beginnen
und langsam auf die Zieldosen erhöhen“, betont der Mediziner. „Damit hat
der Körper Zeit, sich auf das Medikament einzustellen.“
Nach den jüngsten Empfehlungen der Europäischen Hochdruckgesellschaft soll
jeder Mensch mit Bluthochdruck auf einen Wert von unter 140/90 mmHg
eingestellt werden. Bei bestimmten Vorerkrankungen wie Diabetes sind noch
niedrigere Werte empfehlenswert. Wichtig: Die Bluthochdrucktherapie ist
eine lebenslange Therapie. Und weil mit dem Alter weitere Erkrankungen
hinzukommen können, muss auch die Blutdruckeinstellung im Verlauf immer
mal wieder angepasst werden.

Spritze gegen Bluthochdruck?
Was ist dran an einer langwirksamen Spritze gegen Bluthochdruck als
Alternative zum täglichen Tablettenschlucken? Darauf hat Prof. Dr.
Heribert Schunkert, Kardiologe am Deutschen Herzzentrum München und
stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung geantwortet:
„Der Forschungsansatz ist durchaus interessant und die ersten Ergebnisse
sind vielversprechend.“ Geprüft wird derzeit ein RNA
(Ribonukleinsäure)-Wirkstoff, der gezielt die Bildung des körpereigenen
Hormons Angiotensin II ausschaltet, das an der Blutdruckregulation
beteiligt ist. Erste klinische Tests bei Patienten mit mild bis moderat
ausgeprägtem Bluthochdruck sind erfolgreich verlaufen. „Doch erst wenn
sich diese Wirksamkeit in einer sogenannten Phase-3-Studie an einer
ausreichend großen Zahl von Blutdruckpatienten bestätigt, kann eine
Substanz zur Zulassung angemeldet werden“, erläutert Professor Schunkert.
Dies dürfte noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Lesen Sie die
vollständige Sprechstunde unter https://herzstiftung.de/herz-sprechstunde
/alle-fragen/spritze-bluthochdruck


tme

Literatur:
1. Hirt MN, Stenzig J, Eschenhagen Th.: Die richtige Wahl treffen. HERZ
heute 2024; 1:35-39

Service
Mehr Informationen rund um das Thema Bluthochdruck (Diagnose, Therapie,
Vorbeugung) bietet die Herzstiftung unter
https://herzstiftung.de/bluthochdruck und in deraktuellen Ausgabe 1/2024
der Herzstiftungs-Zeitschrift HERZ heute mit dem Titel „Herz in Not – Wenn
die Herzkranzgefäße Herzgesund schlafen“. Ein Probe-Exemplar dieser
Ausgabe kann kostenfrei unter Tel. 069 955128-400 oder unter
https://herzstiftung.de/bestellung angefordert werden.
Einen kostenfreien Blutdruck-Pass zum Protokollieren der Blutdruckwerte
bietet die Herzstiftung unter https://herzstiftung.de/blutdruckpass

Zusatzmaterial zum Thema

So nehmen Sie Ihren Blutdrucksenker richtig ein
Nach den jüngsten Empfehlungen der Europäischen Hochdruckgesellschaft soll
jeder Bluthochdruckpatient auf einen Wert unter 140/90 mmHg eingestellt
werden. Die folgenden acht Punkte helfen Ihnen hierbei.

1. Nehmen Sie die Medikamente jeden Tag so ein, wie Ihr Arzt es verordnet
hat.
2. Lassen Sie keine Medikamente weg, reduzieren Sie nicht die Dosis.
3. Verbinden Sie die Einnahme mit Alltagsritualen: beispielsweise die
Medikamentenschachtel immer auf den Frühstückstisch legen.
4. Nehmen Sie die Medikamente möglichst immer zur gleichen Tageszeit ein.
5. Wenn Sie einmal vergessen haben, Ihre Tabletten einzunehmen, können Sie
das auch später am Tag noch tun: Die Dosis am nächsten Tag einfach
verdoppeln dürfen Sie nicht!
6. Eine Medikamentenbox hilft, den Überblick zu behalten.
7. Messen Sie Ihren Blutdruck regelmäßig, notieren Sie die Werte, am
besten in einen Blutdruckpass, erhältlich unter
www.herzstiftung.de/blutdruckpass
8. Auch wenn der Blutdruck gut eingestellt ist und Sie sich wohlfühlen:
Gehen Sie regelmäßig zum Arzt, zum Beispiel alle sechs Monate.

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