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Vorstellung Deutscher Herzbericht: Was leistet die Herzmedizin gegen die Volkskrankheit Herzinsuffizienz?

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Der Deutsche Herzbericht ist die umfangreichste Leistungserhebung der
kardiologischen, kinderkardiologischen und herzchirurgischen Versorgung in
Deutschland und zeigt, wie sich Morbidität und Mortalität sowie die
verschiedenen Therapieoptionen bei Herzerkrankungen entwickeln.

Bei der aktuellen Präsentation des Deutschen Herzberichts – Update 2024
haben sich die beteiligten Fachgesellschaften für Kardiologie (DGK),
Herzchirurgie (DGTHG), Pädiatrische Kardiologie und Angeborene Herzfehler
(DGPK), Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen
(DGPR) und die Deutsche Herzstiftung auf eine Herzerkrankung besonders
fokussiert: Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Das hat mehrere Gründe.

Die Herzinsuffizienz stellt noch vor der Koronaren Herzkrankheit (KHK) und
Herzrhythmusstörungen die häufigste Herzerkrankung für vollstationäre
Krankenhausaufnahmen und verursacht für das Gesundheitswesen enorme
Kosten.

2022 liegt die altersstandardisierte Hospitalisationsrate der
Herzinsuffizienz bei 447,9 vollstationären Aufnahmen pro 100.000
Einwohner:innen (EW). Bei der KHK (u.a. Akutes Koronarsyndrom, chronische
koronare Herzkrankheit), liegt die Hospitalisationsrate bei 577,2 und bei
den Herzrhythmusstörungen bei 485,7 pro 100.000 EW.

Einige Zahlen, die die Bedeutung von Herzschwäche für die medizinische
Versorgung verdeutlichen:

-   An Herzinsuffizienz leiden in Deutschland schätzungsweise bis zu vier
Millionen Menschen. Die Volkskrankheit ist mit 37.570 Sterbefällen (2022)
(Männer: 14.643; Frauen: 22.927) die dritthäufigste Todesursache und eine
der häufigsten Ursachen für plötzlichen Herztod. Denn eine schwache
Pumpleistung des Herzens begünstigt Herzrhythmusstörungen.

-  Allein am plötzlichen Herztod sterben jedes Jahr in Deutschland über
65.000 Menschen.

-  Wer an Herzschwäche leidet, hat eine schlechtere Prognose: Etwa 50
Prozent aller an einer Herzschwäche erkrankten Menschen versterben
innerhalb eines Zeitraums von sechs Jahren nach der Diagnose.

-  Hauptursachen der Herzschwäche sind die KHK und Bluthochdruck.
Bluthochdruck ist zugleich stationär und hausärztlich die häufigste
Begleitdiagnose der Herzinsuffizienz.

-  Weitere wichtige Grund- und Begleiterkrankungen der Herzschwäche sind
Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern/Vorhofflattern),
Herzklappenerkrankungen (Mitralklappeninsuffizienz und
Aortenklappenstenose), angeborene Herzfehler und Herzmuskelerkrankungen
wie Myokarditis.

-  Interventionelle und operative Maßnahmen bei Patient:innen mit
Herzinsuffizienz:
Die Anzahl der interventionellen Eingriffe mit Stent/Ballon (Perkutane
Intervention, PCI) 2022 zeigt einen leichten Rückgang gegenüber 2018 (-1,0
Prozent), während die isolierte koronare Bypassoperation im Vergleich zu
2018 (-25,9 Prozent) deutlich rückläufig ist.
Katheterablationen zur Beseitigung von Vorhofflimmern werden immer
häufiger: Im Jahr 2022 stieg die Anzahl der Katheterablationen deutlich an
auf 107.886 Fälle (2021: 102.737). Am verbreitetsten ist dabei die
Radiofrequenzablation, gefolgt von der Kryoablation.  Vielen Herzschwäche-
Patient:innen kommt eine Therapie mit implantierbaren elektronischen
Geräten wie CRT-Systemen (CRT: kardiale Resynchronisationstherapie) bei zu
langsamem/schwachen Herzschlag zugute (CRT-P). Um Patient:innen bei einem
Risiko lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen prophylaktisch vor
Herzstillstand zu schützen, können Defibrillatoren (ICD) oder ein
CRT-D-Typ mit Defi-Funktion implantiert werden. 2022 erfolgten laut
Herzbericht 36.937 ICD-Eingriffe. Es gab zudem 7.388 CRT-P- und 15.164
CRT-D-Operationen.

- Zu einem Rückgang der Operations- und Interventionszahlen kam es auch im
Covid-19-Pandemiejahr 2022, etwa bei den Herzschrittmachern um -4,9
Prozent und bei ICD um -13,3 Prozent.

-  Bei Erwachsenen mit angeborenem Herzfehler (EMAH) sind im
Langzeitverlauf vor allem die Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen
die häufigste Ursache einer Krankenhausaufnahme. Die Herzinsuffizienz ist
bei dem stetig wachsenden EMAH-Patient:innenkollektiv häufigste
Todesursache (bei Patient:innen mit erworbenen Herzerkrankungen
dritthäufigste Todesursache).

-  Organspende wegen einer schweren, sogenannten terminalen
Herzinsuffizienz: unverändert besteht 2022 eine deutliche Diskrepanz
zwischen Organspender:innen und Empfänger:innen (Erwachsene/Kinder)*:

Kinder (0-15 Jahre)
-       21 Kinder auf der Warteliste für eine Herztransplantation (2023:
27)
-       42 Kinder transplantiert (2023: 32)
-       20 von Kindern aus Deutschland und 22 aus dem Ausland gespendete
Herzen (2023: Deutschland 17, Ausland: 15)

Erwachsene (ab 16 Jahre)
-       678 Erwachsene auf der Warteliste (2023: 663)
-       316 Erwachsene transplantiert (2023: 298)
-       242 gespendete Herzen aus Deutschland und 74 aus dem Ausland
gespendete Herzen (2023: Deutschland 216, Ausland 82)

Das mangelnde Organangebot kann bei Kindern auch durch Spenden aus dem
europäischen Ausland nicht gedeckt werden, sodass die betroffenen Kinder,
wenn überhaupt, dann nur mit langen Wartezeiten (2-3 Jahre
Krankenhausaufenthalt) an einem Kunstherzen überleben.

Bei der medizinischen Versorgung von Patient:innen mit Herzschwäche kommt
es wie bei den Herzrhythmusstörungen wegen bestehender Komorbiditäten auf
eine interdisziplinäre multiprofessionelle (Kardiologie, Herzchirurgie,
Pädiatrische Kardiologie/Angeborene Herzfehler, kardiologische Reha) und
exzellente sektorenübergreifende Versorgung an – von stationär zu ambulant
und umgekehrt sowie zwischen Hausarzt und niedergelassenen
Kardiolog:innen. Bei den Komorbiditäten stehen vor allem der
Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus Typ 2 und
Vorhofflimmern/Vorhofflattern im Fokus, da sie zu den häufigsten
Begleitdiagnosen der Herzinsuffizienz und der KHK zählen. Die KHK ist bei
rund zwei Dritteln der Betroffenen Hauptursache der Herzinsuffizienz: Die
Bedeutung der KHK spiegelt sich im aktuellen Herzbericht auch in der
vergleichsweise hohen Zahl der Krankenhausbehandlungen wider. Im Jahr 2022
mussten 577,2 von 100.000 Einwohner:innen stationär wegen einer KHK
behandelt werden, Männer mehr als doppelt so häufig wie Frauen.

Auch wenn aufgrund verbesserter Therapieoptionen schwerwiegende
kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkte, die häufig Folge einer KHK
sind, rückläufig sind, so hat dies an anderer Stelle Einfluss auf die
Herzgesundheit. Starben im Jahr 2000 noch 67.282 Menschen in Deutschland
an einem Herzinfarkt, waren es 2022 „nur noch“ 46.608. Wer ein solches
Ereignis überlebt, bei dem bleibt allerdings meist eine Schädigung am
Herzmuskel
zurück, die auch eine dauerhafte Herzschwäche verursachen kann. Ergo: Mehr
überlebte Herzinfarkte führen zu mehr Herzinsuffizienz, und die wiederum
zu mehr plötzlichen
Herztoden. Denn eine schwache Pumpleistung des Herzens begünstigt
Herzrhythmusstörungen.

Im Zuge des Kabinettsbeschlusses zum Gesunden-Herz-Gesetz erhielt die
bisher unzureichend berücksichtigte kardiovaskuläre Prävention in
Deutschland viel öffentliche Aufmerksamkeit. Auch der Herzbericht
offenbart ein Defizit im Bereich der Prävention und Rehabilitation. Obwohl
allgemein bekannt ist, dass Herzschwäche und auch der plötzliche Herztod
überwiegend durch andere Herzerkrankungen und Lebensstilfaktoren wie
Bewegungsmangel oder Übergewicht entstehen, die alle Präventions- bzw.
Rehamaßnahmen zugänglich sind, findet dies noch viel zu wenig Beachtung.
Das zeigen folgende Zahlen des aktuellen Herzberichts:

-  Bei 446.814 stationären Behandlungsfällen wegen Herzinsuffizienz gab es
nur 8.349 gezählte Rehabilitationen mit den Hauptdiagnosen
Kardiomyopathie/Dekompensierte Herzinsuffizienz
-  Es erfolgten 2022 zwar rund 37.000 ICD-Eingriffe und rund 22.500 CRT-
Operationen, jedoch nur 2.969 gezählte Reha-Patient:innen mit der
Hauptdiagnose ICD-/oder CRT-Implantation werden in der
Rehabilitationsstatistik genannt.

FAZIT
Die Herzstiftung als Patient:innenorganisation und alle herzmedizinischen
Fachgesellschaften für Kardiologie (DGK), für Herzchirurgie (DGTHG), für
Pädiatrische Kardiologie und Angeborene Herzfehler (DGPK) sowie für
kardiovaskuläre Prävention und Rehabilitation (DGPR) sind sich in
Anbetracht dieser Zusammenhänge und Entwicklungen einig, dass mehr in die
kardiovaskuläre Vorsorge investiert und das bestehende Instrumentarium der
Diagnostik, Therapie und Nachsorge für die Eindämmung der Grund- und
Begleiterkrankungen der Herzschwäche noch effizienter genutzt werden muss.
Denn neben Alter und Genetik sind vor allem Risikofaktoren des Lebensstils
wesentlich am Entstehen von Herzrhythmusstörungen, KHK, und anderen Herz-
Kreislauf-Erkrankungen beteiligt.

Weitere Informationen für medizinische Fachkräfte, Medienvertrer:innen und
Interessierte zum aktuellen Herzbericht (ePaper) unter
https://www.herzstiftung.de/herzbericht

*Quelle: Deutsche Stiftung für Organtransplantation (DSO) Frankfurt a. M.

Hinweis – Bei Abdruck/Nutzung der Presse-Information bitten wir um
folgende Angabe:
Der Deutsche Herzbericht – Update 2024 wird von der Deutschen Herzstiftung
zusammen mit den wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften für
Kardiologie (DGK), für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG), für
Kinderkardiologie und Angeborene Herzfehler (DGPK) und für Prävention und
Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen (DGPR) alljährlich
herausgegeben. Infos und ePaper: www.herzstiftung.de/herzbericht

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