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Goldberg-Variationen

TanzLuzern_Goldberg-Variationen_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn

Produktion und Besetzung:
Choreografie  – Alba Castillo
Musikalische Leitung – Jesse Wong
Bühne – Valentin Köhler
Kostüme – Sarah Hofer
Licht – Lukas Marian
Dramaturgie –  Wanda Puvogel
TanzLuzern
Luzerner Sinfonieorchester

Die «Goldberg-Variationen» als Ballett am Luzerner Theater

Am Samstag, 14. Januar fand die Premiere der «Goldberg-Variationen» mit dem Ensemble Tanz Luzern am Theater Luzern statt.

Das Tanzensemble direkt und von oben nach oben projiziert Foto Ingo Hoehn
Das Tanzensemble direkt und von oben nach oben projiziert Foto Ingo Hoehn

Goldberg-Variationen getanzt, Variationen über Variationen also, dies im wahrsten und gespiegelten Sinn des Wortes. Variationen im Bühnenbild einerseits, ein Teil des Bühnenbildes stammte aus der Produktion «Das Bildnis des Dorian Gray», ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. Eine Herausforderung für Choreografin und Tänzer*innen, aber auch eine Chance sei es gewesen, meinte Bühnenbildner Valentin Köhler. Denn das Bühnenbild wurde nicht wie üblich erst im Laufe der Proben entwickelt, es war von Beginn an vorhanden und konnte mit einbezogen werden. Hätte er übrigens ein neues Bühnenbild erschaffen für diese Produktion, hätte es wohl ganz anders ausgesehen, erklärt Köhler.

Variationen auf der ganzen Linie

TanzLuzern_Goldberg-Variationen_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn4
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Variationen aber auch in den Kostümen (Sarah Hofer), die teilweise aus früheren Produktionen übernommen wurden. Auch dies eine Herausforderung, sind doch die Anforderungen an ein Kostüm für Tänzer*innen speziell. Fliessend und erdfarben im ersten Teil, sind sie schwarz und teilweise recht voluminös anfangs des zweiten Teils. Im dritten Teil finden sich wieder leichte Shirts und Hosen in hellen Tönen, aus nachhaltigem Stoff, eingefärbt mit einer umweltschonenden Technik. Auch hier setzt man auf Nachhaltigkeit. Und nicht zuletzt Variationen in der Choreografie, gewisse Bewegungen wiederholen sich im Stück, mal tanzt sich eine Figur von einer Variation in die nächste, mal steht das ganze Ensemble auf der Bühne, mal begeistert ein Tänzer mit Breakdance ähnlichen Bewegungen, überzeugt ein Trio, verzaubert ein poetischer Pas-de-Deux.

Hanna Hughes_TanzLuzern_Goldberg-Variationen_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn
Hanna Hughes_TanzLuzern_Goldberg-Variationen_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn

Eine interessante Ausgangssituation in jeder Hinsicht. Der Abend beginnt mit einem Bild, das an ein barockes Gemälde erinnert: Ein riesiger Reifrock aus Tüll mitten auf der Bühne im gleissenden Gegenlicht, eine Tänzerin schält sich heraus. Die ersten paar Minuten dann auch gleich die Bestätigung, dass hier etwas ganz Neues entstanden ist. Denn irgendwo im Kopf sitzen immer noch Bilder aus «Exploration of Energy», diese rasend schnellen Figurfolgen, die in der letzten Produktion so begeisterten. Die langsamen, fliessenden, fast bedächtigen Bewegungen haben nichts mehr zu tun damit, hier wird ja aber auch Bach gespielt, mit Bach gespielt, und dies sehr virtuos.

Spiegelbilder

TanzLuzern_Goldberg-Variationen_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn2
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Das Bühnenbild mit den verschiebbaren Spiegelwänden, der runden Spiegelscheibe, welche ab und an von der Decke schwebt, verspricht interessante An- und Einsichten, die aber für Zuschauer auf den äussersten Sitzen nicht immer gleich gut wirken. Grossartig aber die Szene, wo Hände, Unterschenkel, Arme wie abgeschnitten wirken und sich gleichzeitig verdoppeln. Etliches bleibt aber auf der Strecke, lenkt teilweise fast etwas ab. Wenn sich für einen Sekundenbruchteil eine verzerrte Figur ins Blickfeld schiebt, ist man fast etwas irritiert, fragt sich, ob dies gewollt so kurz ist oder eben dem Sitzplatz geschuldet. Trotzdem, es entstehen starke Bilder, unabhängig von den Spiegeleffekten, vor allem auch in den Nachtszenen nach der Pause, wenn die drei riesigen Figuren, die über die Bühne schreiten, die Tänzer*innen plötzlich ganz klein und unbedeutend erscheinen lassen. Oder wenn sich die Gestalten mit den riesigen Masken unter die Tänzer*innen mischen. Mit ihren grossen, dunklen, traurigen Augen scheinen sie leicht verängstigt und trostsuchend, haben aber durchaus auch etwas Witziges und Berührendes an sich.

Begeisterung pur

TanzLuzern_Goldberg-Variationen_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn
TanzLuzern_Goldberg-Variationen_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn

Der Spiegeleffekt hat aber fraglos seinen Reiz und der Abend ist ein voller Erfolg. Die stärksten Momente erlebt man im zweiten Teil, diese wunderbaren Pas-de-Deux, poetisch, verspielt, sinnlich, wie sich die Tänzer*innen in- und miteinander bewegen, wie die Flöten-, Oboen- und Fagottklänge vom Orchestergraben Richtung Bühne schweben und dort in den Körpern der Tänzer*innen ihre Spiegelung finden, das ist grosses Kino. Ein Lob an dieser Stelle den Musikern des LSO unter Jesse Wong, die diese Variationen nuanciert und unterstützend begleiten und untermalen. Und selbstverständlich ein riesiges Lob dem Ensemble TanzLuzern. Die Leichtigkeit, die Perfektion in den teilweise sehr langsam ausgeführten und teilweise auch akrobatischen Figuren, die Elastizität in den Breakdance ähnlichen Einlagen, das begeistert einmal mehr total. Und einmal mehr gabs einen tosenden Schlussapplaus. Es ist immer wieder schön zu erleben, wie das Ensemble von seinen Fans gefeiert und getragen wird!

Text: www.gabrielabucher.ch

Fotos: Fotos von Ingo Hoehn und Martin Volken  www.luzernertheater.ch

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Hanna Hughes_TanzLuzern_Goldberg-Variationen_Luzerner Theater_Foto Ingo Hoehn

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