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Trotz Corona: Europas Süden braucht Tourismus

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Die internationalen Reisebeschränkungen in der Corona-Krise
beeinträchtigen mit dem Tourismus einen wichtigen Wachstumstreiber in den
strukturschwachen Urlaubsländern Südeuropas. Allein im Jahr 2019 zählten
diese Länder mehr als 900 Millionen Übernachtungen von ausländischen
Gästen. Große Länder wie Spanien und Italien wären besonders betroffen,
doch auch in kleineren Urlaubsländern wie Griechenland und Kroatien stehen
mehr als 180 Millionen Übernachtungen auf dem Spiel. Ohne Sommergeschäft
droht die Rückkehr der Wirtschaftskrise nach Südeuropa. Das
Infektionsgeschehen spielt insbesondere in den meisten Urlaubsregionen in
den südlichen EU-Ländern bislang eine eher geringe Rolle.

„Die südeuropäischen Urlaubsländer brauchen für ihren
Dienstleistungsexport den Europäischen Binnenmarkt genauso wie der
Warenexporteur Deutschland“, sagt IfW-Forscher Klaus Schrader (https://www
.ifw-kiel.de/de/experten/ifw/klaus-schrader/). Gemeinsam mit Claus-
Friedrich Laaser (https://www.ifw-kiel.de/de/experten/ifw/claus-fr-
laaser/
) hat er umfassend Daten rund um die Tourismusbranche in der
Europäischen Union in dem heute erschienenen Kiel Policy Brief "Erholung
durch Reisefreiheit: Warum Südeuropa in der Corona-Krise den Tourismus
braucht" (https://www.ifw-kiel.de/index.php?id=14763&L=1) analysiert. „Die
Beschränkungen der Reisefreiheit und die weitreichenden
Infektionsschutzmaßnahmen stellen in den Urlaubsländern Südeuropas die
Existenz vieler Tourismusbetriebe in Frage und verschärfen die
wirtschaftliche Krise in den tourismusintensiven EU-Staaten“, so Schraders
zentrale Schlussfolgerung.

Mit der Aufhebung der Reisewarnungen im Juni hätten die Volkswirtschaften
in Südeuropa zumindest eine Perspektive erhalten, den pandemiebedingten
wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen. „In den touristisch wichtigen
Sommermonaten wird sich entscheiden, wie groß der Verlust ausfallen wird“,
so Schrader. Der Wegfall des Auslandstourismus in den Monaten von April
bis Juni hat vor allem Zypern, Malta und Griechenland getroffen, die 25
bis 30 Prozent ihrer jährlichen Übernachtungen verloren haben dürften. Bei
einem Fernbleiben der Auslandstouristen in den verbleibenden Sommermonaten
ständen in Griechenland und Zypern bereits 80 Prozent der jährlichen
Übernachtungen zur Disposition, in Kroatien könnte sich der Verlust
aufgrund der starken Konzentration auf die Hochsommermonate auf 90 Prozent
belaufen. Selbst Spanien mit einem größeren Inlandstourismus und einer
geringeren regionalen und saisonalen Konzentration droht ohne
Auslandstourismus bis zum Ende des Sommerhalbjahrs der Verlust von knapp
50 Prozent bzw. von 224 Millionen der jährlichen Übernachtungen.

Die Verluste im Tourismussektor wären besonders schmerzlich, da das
wirtschaftliche Gewicht der tourismusrelevanten Dienstleistungen in den
Urlaubsländern Südeuropas teilweise sehr hoch ist. Bei Ländern mit einer
besonders hohen Tourismusintensität entfallen nach Schätzungen der EU 15
bis 25 Prozent des BIP auf diesen Sektor, nach Berechnungen der Autoren
bewegt sich der Beschäftigungsanteil des touristischen Kernbereichs auf
einem Niveau um 10 Prozent der Gesamtbeschäftigung – bei Berücksichtigung
weiterer tourismus-relevanter Beschäftigungsanteile, beispielsweise im
Einzelhandel, könnten Werte um 20 Prozent erreicht werden. „Ausfälle im
Urlaubsgeschäft würden gerade die ärmeren Volkswirtschaften in der EU
treffen, in denen der von der EU geförderte Tourismus einen Beitrag zur
Überwindung der Wirtschaftskrise geleistet hat.“ Das im Tourismus
besonders starke Kroatien erreiche gerade einmal etwas mehr als 40 Prozent
des EU-Pro-Kopf-Einkommens und auch Griechenland, das nach der
Wirtschafts- und Finanzkrise erst seit 2017 wieder wachse, belegt mit 55
Prozent einen Platz im hinteren Drittel.

Für den Fall, dass die Reisenden in diesem Jahr tatsächlich ausbleiben,
haben die südeuropäischen Urlaubsländer bereits die Berücksichtigung des
Tourismus beim europäischen Wiederaufbauplan eingefordert. „Dies ginge vor
allem zu Lasten der EU-Nettozahler“, sagt Schrader. Natürlich seien auch
die Urlaubsländer in einer Bringschuld: Der Tourismus in Corona-Zeiten
werde nur unter stimmigen und transparenten Infektionsschutzauflagen
wieder Tritt fassen können. Die von den beiden Forschern zusätzlich
analysierten Daten zum regionalen Infektionsgeschehen zwischen dem 5. Mai
2020 und dem 16. Juni 2020 (Zeitpunkt der Aufhebung der Reisewarnung durch
das Auswärtige Amt) zeigen aber auch: Die südeuropäischen Urlaubsregionen
haben bisher fast durchgehend den Vorteil niedriger Infektionsraten und
eines unauffälligen Infektionsgeschehens. Am Beispiel von Spanien und
Griechenland lässt sich zeigen, dass sich das Infektionsgeschehen eher auf
die Metropolregionen konzentriert, die wichtigsten Urlaubsregionen in den
Ländern aber eine noch deutlich geringere Covid-19-Intensität aufweisen.
Bei den Urlaubsländern und Veranstaltern verbleibt aber eine
Informationspflicht über das Geschehen am aktuellen Rand, damit Reisende
die potenziellen Risiken einschätzen können.

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