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Lifestyle

Mahler Chamber Orchestra | Daniel Harding | Daniil Trifonov, KKL Luzern, 23.8.2023, besucht von Léonard Wüst

Mahler Chamber Orchestra
Mahler Chamber Orchestra
 

Mahler Chamber Orchestra Konzertbild von Priska Ketterer

Besetzung und Programm:
Mahler Chamber Orchestra
Daniel Harding Dirigent
Daniil Trifonov Klavier
Robert Schumann (1810–1856) Ouvertüre zum Dramatischen Gedicht Manfred op. 115
Robert Schumann (1810–1856) Klavierkonzert a-Moll op. 54
Johannes Brahms (1833–1897) Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90

Auftakt ins Konzert mit Manfred op. 115, Ouvertüre von Robert Schumann zu Lord Byrons gleichnamigem Schauspiel. Etwas „ganz Neues und Unerhörtes“ werde das Publikum geboten bekommen, schrieb Robert Schumann Ende 1851 an Franz Liszt und bezog sich auf die Uraufführung seines „Dramatischen Gedichts“ Manfred.

Schumanns «Manfred» op. 115, Ouvertüre zu Lord Byrons gleichnamigen Schauspiel

Mahler Chamber Orchestra Konzertbild von Priska Ketterer
Mahler Chamber Orchestra Konzertbild von Priska Ketterer

Nach dem wuchtigen Auftakt, den filigranen Klängen der Holzbläser, ergänzt von den behutsamen Streichern, führte der Maestro im Kammermusik Stil durch die Partitur, lässt den ausgezeichneten Solostimmen ausreichend Raum zu deren Entfaltung, führt diese immer wieder sensibel, gar zärtlich, ins Ganze zurück. Die  fühlen sich sichtlich wohl und geniessen scheinbar genauso wie die Zuhörer. Aus einem Guss, in der gleichen musikalischen Sprache, als hätten sie schon immer zusammen musiziert, zelebrierten Orchester und Leiter diesen „Manfred“, sehr gefühlsbetont, aber nie larmoyant, energisch, aber keinesfalls wuchtig, sondern ausgewogen, mit fein herausgearbeiteten Nuancen, immer spannend und teilweise gar überraschend.

Robert Schumann  Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54

Solist am Piano Daniil Olegowitsch Trifonow am Bösendorfer Flügel Foto Priska Ketterer
Solist am Piano Daniil Olegowitsch Trifonow am Bösendorfer Flügel Foto Priska Ketterer

Der Bösendorfer Konzertflügel wird ins Zentrum geschoben und hergerichtet für den heutigen Solisten, den vielfach preisgekrönten, 1991  geborenen russischen Tastenzauberer Daniil Olegowitsch Trifonov, der, mit seiner etwas strähnigen, ausgedünnten Haarpracht an den jungen Rasputin erinnert. Er setzt sich hin, tauscht ein paar Blicke mit Dirigent und Konzertmeister und baut dann seine Konzentration und Spannung auf und schon gehts los.Da scheint sich, beim Intro, auch Consuelo Velázquez die Komponistin von «Besame mucho» bedient zu haben. Dann, ganz zu Beginn unvermittelt eine Kaskade von Akkorden, die nur hier in dieser Form erscheint, es folgt eine unvergessliche Melodie, die gleich vorherrschend wird und aus der sich fast alles Folgende entwickeln wird: Der Beginn von Schumanns einzigem Klavierkonzert ist spektakulär. Darf man vielleicht die feurigen Akkorde zu Anfang dem lebhaften Florestan in Schumann zuordnen, das beherrschende Hauptthema aber Clara? Oder kann man den langsamen Teil (andante espressivo) des Kopfsatzes als Liebesduett deuten? Wird der unstete Florestan endlich von der sanften Clara sozusagen gezähmt? Vielleicht, vielleicht auch nicht, reizvoll sind solche Spekulationen allemal. Die Entstehung dieses erzromantischen Konzerts ist jedenfalls einigermaßen unromantisch verlaufen, es wurde keineswegs in einer einzigen kurzen, intensiven und inspirierten Arbeitsphase geschaffen. Begonnen wurde es 1841 etwa ein halbes Jahr nach der Hochzeit der Schumanns und zwar als einsätzige Fantasie mit jenem eigenen langsamen Mittelteil, dem “Liebesduett”, und einem eigenen Finale. In dieser Form konnte das Stück weder aufgeführt noch verlegt werden, der Markt verlangte unerbittlich dreisätzige Konzerte. 1845 fügte Schumann nahtlos zwei weitere Sätze an: das traumhaft schöne Intermezzo und das ohne Pause folgende optimistische, vorwärtsdrängende Finale (allegro vivace). Insgesamt war das Werk jetzt etwa doppelt so lang geworden. Die Uraufführung war im Dezember 1845 in Leipzig, natürlich mit Clara am Flügel.

Keine Komposition für eitle Egomanen

Mahler Chamber Orchestra Konzertbild von Priska Ketterer
Mahler Chamber Orchestra Konzertbild von Priska Ketterer

Das Konzert ist von Schumann sehr bewusst nicht für mehr oder weniger eitle Virtuosen geschrieben worden und Franz Liszt z.B. hat es anfangs deswegen auch nicht spielen wollen. Vielleicht noch mehr als Beethovens Violinkonzert, dem es in diesem Punkte ähnelt, setzt dieses Klavierkonzert auf den Dialog zwischen dem Solisten und dem Orchester. Beide Seiten müssen sehr aufmerksam und flexibel sein. Zeitweise vertauschen sich die Rollen, wenn das Klavier das Orchester begleitet. Anderswo wird es richtiggehend kammermusikalisch, wenn das Klavier mit einzelnen Instrumenten aus dem Orchester Zwiegespräche hält. Die Zeitgenossen nahmen sehr wohl wahr, dass Schumann neue Wege ging, auch wenn sein Konzert wiederum in einer Tradition steht und er Anregungen von Beethoven (3.Klavierkonzert), Mendelssohn, Schubert und Bach bezog.

Mahler Chamber Orchestra Konzertbild von Priska Ketterer
Mahler Chamber Orchestra Konzertbild von Priska Ketterer

Auch im Zusammenhang mit diesem Konzert sind Schumann Schwächen bei der Orchestrierung vorgeworfen worden. Ganz unberechtigt sind sie nicht, viel Erfahrung hatte er nicht, als er mit der ursprünglichen Fantasie begann. Vielleicht macht es sogar den besonderen Charme dieses Meisterwerks aus, dass es eben nicht ganz perfekt ist, sondern ein wenig grün und jugendlich geblieben ist. Und im Ganzen jugendlich frisch sollte es meiner Meinung nach gespielt werden und eben nicht schmalzig-schmachtend bis hin zur völligen Gedankenverlorenheit und Lethargie. Bruno Walter (“Von der Musik und vom Musizieren”) hat z.B. auf eine unselige Aufführungstradition hingewiesen, die bis zum heutigen Tage nicht ausgerottet ist: Nach den fallenden Akkorden ganz zu Anfang wird das Tempo für das “Clara-Thema” gewöhnlich sofort gedrosselt, obwohl das in der Partitur überhaupt nicht so notiert ist. Erst sehr viel später wird das Thema langsamer verlangt, ein Kontrast geht also dann entweder verloren oder es muss wiederum noch langsamer, noch schmachtender gespielt werden … Ein wenig Schmachten, ein wenig Sehnsucht muss sein, aber nicht im Übermaß. Auch unbändige Lebenslust und Drama haben hier ihren Platz, und wie sich zeigt, sind diese verschiedenen Elemente in diesem Konzert nicht einfach im Gleichgewicht zu halten. Der Solist bewegte sich mit schlafwandlerischer Sicherheit und Grandezza durch die Partitur und es wirkte alles jung und frisch. Grossartig vor allem die Sequenzen, wo die ebenso brillanten Solist*innen (Klarinette, Oboe usw.) des Orchesters mit Daniil Olegowitsch Trifonov in Dialog traten.

Nie zu viel Schmelz oder gar penetrant süss

Solist am Piano Daniil Olegowitsch Trifonow Foto Priska Ketterer
Solist am Piano Daniil Olegowitsch Trifonow Foto Priska Ketterer

So macht Trifonov, technisch ungemein brillant in seiner unprätentiösen Art, trotz allen romantischen Schwungs und Überschwangs, nie eine überkandidelte Diva aus dem Stück (was man sonst leider verhältnismäßig oft erleben kann). Der Mann aus Nischni Nowgorod gehört nicht zu den Interpreten, für die ‚Romantik‘ eine Art permanente Ekstase bedeutet. Zwar werden die unterschiedlichen Affektlagen von ihm mit aller Deutlichkeit aufgezeigt (auch ihre Brüche und plötzlichen Wechsel). Er begeht allerdings nie den Fehler, es zu ‚überschminken‘ und dadurch Gefahr zu laufen, Schumann in seinem Gefühlsüberschwang der Lächerlichkeit preiszugeben. Insgesamt ist das eine sehr starke, sehr emotionale Interpretation, aber vollständig frei von ‚künstlicher Aufregung‘ und gerade deshalb in ihrer Empfindsamkeit glaubwürdig. Das hat überhaupt nichts ‚Ranschmeißerisches‘ an sich, übertrieben Heroisches oder gar Martialisches, wie man das öfter hören kann. Gleichzeitig wirkt die Interpretation trotz aller Brüche im Stück sehr organisch. Es gibt also nicht lediglich einen Wechsel von Affekten, sondern einen durchdachten Aufbau, der am Ende klar macht, dass es sich trotz aller Überraschungen im Stück um ein ‚Großes Ganzes‘ handelt.

Perfekte Tempovariierung durch den Pianisten

Mahler Chamber Orchestra Konzertbild von Priska Ketterer
Mahler Chamber Orchestra Konzertbild von Priska Ketterer

Der russische Grossmeister der Tasten weiß immer sehr genau, wo man bremsen und wo man ein bisschen Gas geben muss, um das Ganze zum Strömen zu bringen. So passiert es ihm beispielsweise nie, dass er erst mit großer Agogik Spannung aufbaut, um dann im entscheidenden Moment durch eine unbedachte Verzögerung (oder – je nachdem – eine fehlende Verzögerung) die ganze Dramatik sinnlos verpuffen zu lassen. Der Mann am Klavier ist vollkommen frei von dieser ‚Verlegenheits-Agogik‘, die man manchmal bei Pianisten beobachten kann, die sich über die Konstruktion eines Stückes nicht übermäßig intensiv den Kopf zerbrochen haben, aber ‚gefühlsmäßig‘ etwas unternehmen wollen – und es dann ausgerechnet an den ‚falschen‘ Stellen tun, und der ganze Aufbau dann kollabiert. Diese perfekte Umsetzung gelingt natürlich auch dank der Unterstützung von Dirigent Harding und des ausgezeichneten Orchesters, welche auf Augen- respektive Ohrenhöhe mit  dem introvertierten Tastenakrobat agieren. Besonders erwähnenswert auch der Dialog der Oboen mit dem Piano.

Der stürmische, langanhaltende Applaus wurde sichtlich genossen von den Protagonist*innen auf der Bühne. Der Solist und der Dirigent wurden mittels vehementen Applauses einige Male zurück auf die Bühne geklatscht bis uns von Trifonov eine kurze  Zugabe gewährt wurde, aufgrund des nicht enden wollenden Applauses. Dirigent Harding konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als die Akklamation einfach nicht enden wollte.

2. Konzertteil Johannes Brahms (1833 – 1897) Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90

Mahler Chamber Orchestra Konzertbild von Priska Ketterer
Mahler Chamber Orchestra Konzertbild von Priska Ketterer

Zwei einleitende Bläserakkorde genügen, um alles in Hochstimmung zu versetzen. Der erste ist ein einfacher F-Dur Akkord, der zweite kann nur von seiner Wirkung her beschrieben werden: er wirkt, als ginge man kurz in die Knie, um sich in die Höhe (hier: die höhere Oktave) zu katapultieren. Oben kommt uns das Hauptthema entgegen, von den Violinen „passionato“ (leidenschaftlich) vorgetragen. Hauptmotiv (die sich hochreckende Geste) und Hauptthema steigern sich gegenseitig …was für ein kraftvoller Anfang!Das Hauptmotiv erweist sich als Zaubermotiv: es lässt Zeit vergehen, lässt Herbst werden – das Seitenthema taucht auf wie eine Erinnerung: ein liebliches Gesicht, vielleicht auch ein Kindergesicht, eine Enkelin…etwas, dem man lächelnd ein Ach ja nachseufzt.In der Mitte des Satzes (man sollte nicht von Durchführung sprechen) wird das Zaubermotiv – vorgetragen vom Horn – zu einer edlen Melodie. Sie spiegelt einen Charakter, der immer in die Höhe strebt und doch eine weiche Seele hat. Der Satz klingt ruhig aus.Der ruhige zweite Satz beginnt wie ein Volkslied mit verwehendem Echo. Doch dann wird es still, und aus der Ferne, aus der Tiefe der Seele vernehmen wir ein musikalisches Bekenntnis von verletztem Zartgefühl und abgrundtiefer Traurigkeit. Der Satz klingt fragend aus.Das fragende, lange Thema des dritten Satzes – ein Intermezzo – wandert durch eine flüsternde Begleitung wie durch raschelndes Laub. Die Instrumentierung ist meisterhaft und abwechslungsreich, aber alle Farben sind welk. Der Satz klingt besinnlich aus.Düster beginnt das Finale, leise und erregt. Da stockt der Atem: das zarte und traurige Thema aus dem zweiten Satz ist wieder da, aber es ist zu einem bitteren, fast zynischen Choral geworden. Und dann platzt Brahms der Kragen: wenn Musik zornig sein kann – dieser Satz ist es. Der Choral fährt unter die Themen: nichts ist ihm heilig, die Fetzen fliegen – eine herrliche Abrechnung! Mit wem? Mit was – das bleibt Geheimnis des Meisters.Das Zaubermotiv erscheint und hellt die Stimmung auf. Der Choral entspannt sich; die Anfangsbegegnung des Hauptmotivs mit dem Hauptthema wölbt sich wie ein hoher Regenbogen: wenn Musik versöhnlich sein kann – der Schluss dieser, Brahms persönlichster Symphonie ist es.

Das Orchester in bestechender Form, massgeschneiderte Qualität

Dirigent Daniel Harding führt feinfühlig durch die Partitur Foto Priska Ketterer
Dirigent Daniel Harding führt feinfühlig durch die Partitur Foto Priska Ketterer

Warum sich der Komponist im Entstehungsprozess so schmallippig gab, scheint die Musik zu verraten: Erstmals in einer Sinfonie erprobt Brahms in der Dritten ein zyklisches Prinzip. Das wuchtig dionysische Hauptthema vom Anfang beispielsweise lässt er gezähmt, regelrecht geläutert noch einmal ganz zum Schluss erklingen, als Kaskade aus apollinischen Höhen.Das Mahler Chamber Orchestra konzertierte, engagiert geleitet von seinem Ehrendirigenten auf Lebenszeit Daniel Harding überragend, überzeugte mit grossinfonischen Qualitäten und sattem, überzeugenden und im letzten Satz auch magistral nach oben akzelerierendem Ausdruck.Das Mahler Chamber Orchestra, geleitet von Daniel Harding, zeigte hier seine sinfonische Meisterschaft in voller Pracht. Die Sinfonie entfaltete sich als ein episches Werk, das die sinfonische Form mit melodischer Eleganz und klanglicher Raffinesse verband. Harding führte das Orchester mit Sicherheit durch die unterschiedlichen Stimmungen der Sinfonie – von der Intimität des ersten Satzes bis zur lebhaften Energie des dritten Satzes und der ergreifenden Tiefe des vierten Satzes.

Ein Abend der musikalischen Größe

Insgesamt war das Konzert des Mahler Chamber Orchestra unter Daniel Harding ein Abend der musikalischen Größe und Intensität. Die Darbietungen von Schumanns Ouvertüre, Trifonovs brillantem Klavierspiel und Brahms’ Sinfonie wurden von Orchester, Solisten und Dirigent in einer Weise präsentiert, die die Tiefe und die Feinheiten der Musik betonte. Die Verbindung zwischen den verschiedenen Elementen – den Kompositionen, den Interpreten und dem Publikum – schuf eine eindrucksvolle musikalische Erfahrung. Daniel Harding und das Mahler Chamber Orchestra boten einen Abend, der die Zuhörer in die fesselnde Welt der Musik entführte und noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Auch eine Notiz am Rande wert. Dirigent Daniel Harding fliegt im Zweitberuf Passagiermaschinen für Air France.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Priska Ketterer  www.lucernefestival.ch

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Mahler Chamber Orchestra Konzertbild von Priska Ketterer

Daniel Harding Dirigent

Mahler Chamber Orchestra Konzertbild von Priska Ketterer

 

Dirigent Daniel Harding führt feinfühlig durch die Partitur Foto Priska Ketterer

Solist am Piano Daniil Olegowitsch Trifonov am Bösendorfer Flügel Foto Priska Ketterer

Mahler Chamber Orchestra Konzertbild von Priska Ketterer

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Das Rheingold Dresdner Festspielorchester | Concerto Köln | Kent Nagano u.a., KKL Luzern, 22.8.2023, besucht von Léonard Wuest

Das Rheingold Konzertbild von Peter Fischli
Das Rheingold Konzertbild von Peter Fischli
 
 

Concerto Köln Foto Harald Hoffmann

Besetzung und Programm:
Dresdner Festspielorchester
Concerto Köln
Kent Nagano Dirigent
Simon Bailey Wotan
Mauro Peter Loge
Dominik Köninger Wotan
Tansel Akzeybek Froh
Gerhild Romberger Erda
Annika Schlicht Fricka
Nadja Mchantaf Freia
Daniel Schmutzhard Alberich
Thomas Ebenstein Mime
Ania Vegry Woglinde
Ida Aldrian Wellgunde
Christian Immler Fasolt
Eva Vogel Flosshilde
Tilmann Rönnebeck Fafner
Richard Wagner (1813–1883) Das Rheingold. Vorabend zum Bühnenfestspiel Der RingdesNibelungen

In Zusammenarbeit mit den Dresdner Musikfestspielen im Rahmen des Projekts «Wagner-Lesarten»

 

Der Luzerner Mauro Peter als Loge
Der Luzerner Mauro Peter als Loge

Besonders gespannt waren die meisten Besucher natürlich auf den Auftritt des in Luzern geborenen und aufgewachsenen Mauro Peter in der Singrolle des Loge an diesem ungemein heissen Augusttag. Wohltuend da der klimatisierte, angenehm kühle Konzertsaal des KKL Luzern.Das Orchester wurde von den Verantwortlichen der Inszenierung teilweise mit extra angefertigten historischen Instrumenten ausgestattet, damit das Ganze der Authenzität der Wagnerschen Intentionen möglichst nahe kommt.Ein musikalisches Spektakel der Extraklasse, als das Dresdner Festspielorchester und Concerto Köln unter der Leitung von Kent Nagano die Bühne betraten, um Wagners bahnbrechendes Werk “Das Rheingold” in einer konzertanten Aufführung darzubieten. Mit einem beeindruckenden Ensemble und der Vision des Dirigenten entfaltete sich die epische Erzählung von Göttern, Helden und Schicksal in einer klanglichen Brillanz, die das Publikum in ihren Bann zog.

Von den Nibelungen bis zu den Göttern: Ein einzigartiges Ensemble

Das Rheingold Konzertbild von Peter Fischli
Das Rheingold Konzertbild von Peter Fischli

Unter der fachkundigen Leitung von Kent Nagano verschmolzen das Dresdner Festspielorchester und Concerto Köln zu einem Ensemble von außergewöhnlichem Talent. Die musikalische Zusammenarbeit dieser beiden renommierten Orchester führte zu einer Klangqualität, die den epischen Charakter von Wagners Werk meisterhaft einfing.

Stimmliche Brillanz der Solisten: Götter, Helden und Nibelungen

Das Rheingold Konzertbild von Peter Fischli
Das Rheingold Konzertbild von Peter Fischli

Die Solisten verkörperten die ikonischen Charaktere von Wagners Oper mit beeindruckender stimmlicher Brillanz. Simon Bailey als Wotan strahlte mit seiner vokalen Präsenz und verkörperte die komplexe Natur des Göttervaters meisterhaft. Mauro Peter als Loge fesselte das Publikum mit seiner nuancierten Interpretation, Daniel Schmutzhard gab den kraftstrotzender Nibelung Alberich mit immenser Intensität. und Dominik Köninger als Donner verlieh seiner Figur eine kraftvolle Präsenz. Tansel Akzeybek (Froh) und Gerhild Romberger (Erda) ergänzten das Ensemble mit ihren eindringlichen Darbietungen.

Die Göttinnen des Klangs: Fricka, Freia und Erda

Das Rheingold Konzertbild von Peter Fischli
Das Rheingold Konzertbild von Peter Fischli

Annika Schlicht als Fricka, Nadja Mchantaf als Freia und Gerhild Romberger als Erda faszinierten mit ihren beeindruckenden stimmlichen Fähigkeiten und der Fähigkeit, ihre Charaktere mit emotionaler Tiefe zu durchdringen. Die Darstellung der unterschiedlichen Göttinnen Persönlichkeiten trug zur komplexen Dynamik des Stücks bei und fesselte das Publikum.

Das Dunkle und das Helle: Alberich und Mime

Das Rheingold Konzertbild von Peter Fischli
Das Rheingold Konzertbild von Peter Fischli

Daniel Schmutzhard überzeugte als Alberich mit seiner düsteren und bedrohlichen Präsenz, während Thomas Ebenstein als Mime eine Facette von Komik und Verrat in die Erzählung einbrachte. Beide Solisten fügten dem Ensemble eine Tiefe hinzu, die das Spannungsfeld zwischen den verschiedenen Charakteren hervorhob.

Die Rheintöchter und die klangliche Magie

Die Rheintöchter, verkörpert von Ania Vegry (Woglinde), Ida Aldrian (Wellgunde) und Aga Mikolaj (Flosshilde), verliehen dem Stück eine zauberhafte Präsenz. Ihre klangliche Magie und die harmonische Interaktion mit dem Ensemble verliehen den Szenen am Rhein eine besondere Energie.

Ein Abend der epischen Erzählung

Das Rheingold Konzertbild von Peter Fischli
Das Rheingold Konzertbild von Peter Fischli

Insgesamt war die konzertante Aufführung von Wagners “Das Rheingold” ein Abend der epischen Erzählung, der das Publikum in eine Welt von Göttern, Helden und Intrigen führte. Die Verschmelzung des Dresdner Festspielorchesters und Concerto Kölns unter der Leitung von Kent Nagano erzeugte eine klangliche Wucht, die die dramatische Tiefe des Werks betonte. Die herausragenden Solisten ergänzten diese Darbietung mit ihrer stimmlichen Brillanz und ihrer tiefen Interpretation der Charaktere. Das Auditorium feierte die Protagonist*innen am Schluss der zweieinhalbstündigen Darbietung mit stürmischem Applaus, Bravorufen und schlussendlich mit einer stehenden Ovation. Darüber gab es für Mauro Peter, den Luzerner, noch einen Applaus nebenher. Dieser Abend wird zweifellos als ein Höhepunkt des Lucerne Festival im Sommer 2023 in Erinnerung bleiben.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Peter Fischli  www.lucernefestival.ch

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Kent Nagano Foto Heike Fischer

Das Rheingold Konzertbild von Peter Fischli

Dirigent Kent Nagano beschwört seine Nitmusikerinnen Foto von Peter Fischli

von links Alberich, Loge (Mauro Peter) und Wotan Foto Peter Fischli

Von unten nach oben Fricka Wotan und Freya Foto Peter Fischli

Das Rheingold Konzertbild von Peter Fischli, Daniel Schmutzhard als Alberich links vom Dirigenten rechts der Luzerner Mauro Peter als Loge

Die Ausführenden bedanken sich für den Schlussapplaus Foto Peter Fischli

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Das „Darunter“ bestimmt über den Sitz der Kleidung!

Bedeutung der Unterwäsche  Symbolbild
Bedeutung der Unterwäsche Symbolbild

Unterwäsche – das unsichtbare Fundament einer jeder Garderobe. Obwohl sie nicht gesehen und daher von vielen als reine Notwendigkeit angesehen wird, spielt sie durchaus eine entscheidende Rolle für den Tragekomfort und das Erscheinungsbild von dem, was wir über ihr tragen..Sie formt, unterstützt und betont oder sorgt dafür, dass Kleidung optimal sitzt. Wir verraten unseren Lesern, warum man Klebe-BHs, Unterhemden und Unterkleider nicht unterschätzen sollte!

Die Bedeutung der Unterwäsche für den Sitz der Oberbekleidung

Eine Bluse, die nicht wie an der Schaufensterpuppe fließt, sondern Falten wirft? Ein Pullover, der ständig von allein nach oben klettert? Oder ein enges Kleid, dass die Figur zur Geltung bringen soll, aber stattdessen unvorteilhafte Beulen erzeugt?

Alle diese Probleme können mit der Wahl der Unterwäsche zu tun haben. Es kommt sowohl auf den Schnitt als auch auf das Material der Oberbekleidung an. Natürlich gibt es dankbare Materialien, unter denen man problemlos Reizwäsche oder ein schönes BH-Set aus Spitze tragen kann. Es gibt aber auch Materialien, die so dünn oder anschmiegsam sind, dass sie alles darunter zum Vorschein bringen – leider oft auf unschöne Art und Weise.

Beim Kauf von Unterwäsche sollte man also auf das Material und die Passform achten. Baumwolle ist zwar sehr hautfreundlich, kann aber dafür sorgen, dass Blusen an diesen Falten werfen, anstatt zu fließen. Ein BH, der nicht richtig sitzt, kann sich hingegen unter einem T-Shirt abzeichnen. Ein Slip kann kleine Röllchen verursachen, die es so eigentlich nicht gibt.

Aber was kann man darunter ziehen, damit die Unterwäsche unsichtbar bleibt und die Kleidung vorteilhaft fällt?

Für jedes Kleidungsstück das perfekte Gegenstück

Die Unterwäsche Industrie ist ein erfinderisches Werk und hat für jede Situation und für jede Art von Oberbekleidung, auch an die passende Art des Gegenstückes gedacht! Dazu gehören:

  • Unterhemden aus Mikrofaser: Diese zeichnen sich durch ihr glattes Gewebe aus. Das sorgt dafür, dass selbst raue Materialien keinen Halt finden und fließend fallen können. Blusen schlagen keine Falten, Pullover klettern nicht mehr nach oben. Ob mit breiten Trägern, verstellbaren Spaghetti-Trägern oder mit kurzem oder langem Ärmel? Die Auswahl ist sehr groß, sodass man immer das passende finden kann.
  • Klebe-BHs: Wer ein rückenfreies Kleid oder ein Top im Kleiderschrank hat, fragt sich oft, wie er die Träger des BHs kaschieren soll. Dabei ist die Lösung einfacher, als viele denken, denn ein Klebe-BH ist unsichtbar und bietet optimalen Halt.
  • Formende Unterwäsche: Ob High Waist-Slip, Push-up oder Bodyshaper – Unterwäsche kann das Beste aus unserer Figur herausholen. Für eng anliegende Kleider eignet sich etwa ein formender Body mit kurzem Bein, der eine glatte Silhouette ohne einschneidende Unterwäsche erzeugt. Manchmal reicht aber auch ein figurformendes Mieder oder ein Top, das die Bauchgegend sanft kaschiert.
  • Unterkleid: Wenn das Kleid andauernd an den Beinen oder an der Strumpfhose hochklettert oder zwischen den Beinen hängen bleibt, kann ein Unterkleid die Lösung sein, damit das Kleid dort bleibt, wo es hingehört.

Warum über schlecht sitzende Kleidung ärgern, wenn die passende Unterwäsche doch so problemlos und einfach für eine Lösung sorgen kann?

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Lucerne Festival Orchestra | Yannick Nézet-Séguin, KKL Luzern, 19.8.2023, besucht von Léonard Wüst

Lucerne Festival Orchestra Foto Priska Ketterer
Lucerne Festival Orchestra Foto Priska Ketterer
Yannick Nézet-Séguin und das Lucerne Festival Orchestra Foto Patrick Hürlimann
Yannick Nézet-Séguin und das Lucerne Festival Orchestra Foto Patrick Hürlimann

Besetzung und Programm:
Lucerne Festival Orchestra
Yannick Nézet-Séguin Dirigent
Lili Boulanger (1893–1918) D’un soir triste
Anton Bruckner (1824–1896) Sinfonie Nr. 8 c-Moll WAB 108 Fassung von Robert Haas

Konzerte mit dem Lucerne Festival Orchestra, vor 20 Jahren von Claudio Abbado (1933 – 2014) und Festival Intendant Michael Häfliger gegründet, sind natürlich immer ein  Leckerbissen, besonders dann, wenn ein so extrovertierter Gastdirigent wie der Kanadier Yannick Nézet-Séguin das Zepter übernimmt.

Lili Boulanger (1893–1918) D’un soir triste

Die Komponistin hinter dem Werk: Lili Boulanger

Lili Boulanger Komponistin
Lili Boulanger Komponistin

Lili Boulanger, eine der faszinierendsten Komponistinnen des 20. Jahrhunderts, hinterließ ein beeindruckendes musikalisches Erbe trotz ihres tragisch kurzen Lebens. “D’un soir triste” ist ein Werk von bemerkenswerter Schönheit, das die Zuhörer in eine Welt tiefer Gefühle und klanglicher Poesie entführt.

Klangfarben der Melancholie

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann
Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Das Werk beginnt mit einer geheimnisvollen Einleitung, die sofort eine Atmosphäre von Melancholie und Nachdenklichkeit schafft. Die klanglichen Schichten, die Lili Boulanger in diesem Stück geschaffen hat, sind vielschichtig und nuancenreich. Das Lucerne Festival Orchestra unter Yannick Nézet-Séguins Führung fing die subtilen Schattierungen dieser Komposition meisterhaft ein und verlieh jedem Ton eine besondere Bedeutung.

Die Meisterschaft des Orchesters: Interpretation und Emotionen

Unter dem engagierten Dirigat des gestenreich agierenden Kanadiers zeigte der Weltklasseklangkörper eine bemerkenswerte Sensibilität für die feinen emotionalen Nuancen von “D’un soir triste”. Die Streicher setzten ihre Bögen mit zarter Einfühlsamkeit ein, während die Bläser die Melodien mit Ausdruckskraft und Tiefe präsentierten. Die Interpretation des Orchesters war geprägt von einer tiefen musikalischen Verbindung und einer meisterhaften Balance zwischen lyrischen Momenten und dramatischer Intensität.

Ein Dialog der Emotionen: Solistische Passagen

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann
Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Die solistischen Passagen im, mit ca. zwölf Minuten Spieldauer relativ kurzen Werk, waren Momente intensiver Intimität. Das Werk bietet den Instrumentalisten Raum für individuellen Ausdruck, und die Musiker*innen des Lucerne Festival Orchestra nutzten diese Gelegenheit, um eine tiefe emotionale Resonanz zu erzeugen. Die klagenden Melodien und die dialogartigen Passagen zwischen den Instrumentengruppen schufen eine eindringliche Klanglandschaft, die die Zuhörer in ihren Bann zog.

Ein musikalisches Erlebnis von großer Schönheit

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann
Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Insgesamt war die Umsetzung der Intentionen der schon im Alter von 24 Jahren 1918 verstorbenen Komponistin ein musikalisches Erlebnis von großer Schönheit. Das Werk wurde mit einer Mischung aus technischer Präzision und emotionaler Hingabe präsentiert, die die zarten Klangfarben und die tiefe Bedeutung desselben hervorhoben. Das Publikum wurde auf eine Reise der Gefühle mitgenommen und konnte die musikalische Brillanz von Lili Boulanger durch die meisterhafte Interpretation des Orchesters voll und ganz erleben und honorierte dies auch mit entsprechender Akklamation.

 

 

Anton Bruckner (1824–1896) Sinfonie Nr. 8 c-Moll WAB 108 Fassung von Robert Haas

Grosse Herausforderung auch für Rezensenten

Anton Bruckner Komponist
Anton Bruckner Komponist

Die Zusammenfassung im Telegrammstil könnte so klingen: Der Kopfsatz bannend-genial, das bissige Scherzo herrlich unverqualmt, das Adagio schwefelgelb schwelend vor Intensität, das Finale wohltuend gedrängt, scheinbar aus einem Impuls entwickelt. So kann man das Brucknerkonzert mit Yannick Nézet-Séguin beschreiben. Details, die haften: die einen Moment ins Zeitlose dehnende Pianissimo-Coda des Kopfsatzes. Der lässig-leutselige Schwung der Nebenthemen in Trio und Finale. Und voll dunkler Wucht die Celli und Bässe im Adagio (das fff nach dem letzten fff-Höhepunkt des Orchesters) und im Finale. Unsagbar reich die Kulminationsstellen (Reprise im Allegro moderato). Ach ja, fast selbstverständlich: der schier überwältigende Artikulationsreichtum der Geigen.

 

 

 

Ein Bruckner ganz im Stil des kanadischen Dirigenten!

Charsmatischer Dirigent Yannick Nézet-Séguin
Charsmatischer Dirigent Yannick Nézet-Séguin

Ansonsten war es ein echter Bruckner. Aufregend ist, dass ein Sinnkern die zahlreichen Themenkomplexe der Ecksätze durchzieht. Dann die bis zu greller Buntheit gesteigerten Farben (was dem Scherzo guttut, im Adagio und Finale für ungewohnt komplexe Hörerlebnisse sorgt). Sodann werden Resignation und Tragik radikal mit subjektiven Gehalten gefüllt. Dazu zählt auch der bis hart an Mahlersche Ausdrucksregionen vorgeschobene Lyrismus des Adagios. das fauchende Brüllen der Tutti-Extasen weist weit voraus. Ja, in diesen Stellen vollziehen sich gar brennpunktartig die Entgrenzungen der Moderne. Adieu, du Vorstellung vom Landei Bruckner. Abschied von der falschen Vorstellung vom biederbösen Gründerjahre Pomp Bruckners.

 

 

 

 

 

Bruckners Sinfonie als 88minütges Finale?

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann
Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Von Yannick Nézet-Séguin und seinen Mitmusiker»innen in einer wirklich hochkonzentrierten Aufführung dargebracht. Da greifen alle ineinander, schaffen sich alle ihren Platz, beziehen Stellung, organisieren sich. Alle Sektionen bis in die Haarspitzen motiviert – da arbeiten, und fuhrwerken im besten Sinne des Wortes die Kontrabässe und geben damit überhaupt ein Gerüst, den so wichtigen Halt. Es gerät zum Sieg der Musikalität dieses wirklich außergewöhnlichen Klangkörpers über eine von Überspanntheit und Gereiztheit und bebender Nervosität durchäderte Komposition. Ein Orchester, das sich immer wieder selbst überraschen kann. Sich selbst, und seinen wunderbar transparenten Gastdirigenten. Dem sie hier wirklich ein Geschenk darbringen, wenn sie ihm folgen, seinen kleinen Fingerzeigen, seinem Flackern der linken Hand, wenn es im dritten Satz in eine Adagio hafte Sanftheit und Leisetreterei geht.

Yannick Nézet-Séguin geht auch körperlich an Grenzen

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann
Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Yannick Nézet-Séguin, der auch körperlich mächtig Einsatz zeigt, ohne Noten, dafür mit Taktstock leitet, zeigt den Streichern an, die Spannung zu halten, während sich die famosen Holzbläser ein kleines, Menuett artiges Stelldichein mit den drei Klarinetten liefern. Und kurz danach zieht ein Ruck durch den Körper des Dirigenten, er springt beinahe in die Höhe. Sekunden später: Ein anschwellendes Glissando – immer wieder dieses Wechselbad aus hochfahrenden, nachgerade auf die Tube drückenden, pressenden Tempi, gepaart mit einer Dynamik bis an die Grenze des Hörbaren. Jedenfalls im triumphalen Finalsatz, der dem kanadischen Taktgeber und seinen wundervollen weit über 120 Musikern wie eben das eingangs erwähnte Gleißen eines Lichtscheins gelingt. Das Helle, die Erleuchtung behält die Oberhand. Dem Dirigenten gelingt es auf vorbildliche Weise, den dramaturgischen Bogen über die mächtigen Themenblöcke hinweg zu spannen und trotzdem so in Nuancen zu differenzieren, dass es nicht einfach nur möglichst laut ist.

 

 

 

Es wurde schon immer sehr viel über diese Sinfonie philosophiert

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann
Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Wir ersparen uns alles weitere Philosophieren über das Werk und seine Bedeutung und können wohl anmerken: Es ist möglich, Bruckners wahnwitzige, an Wagner anknüpfende Rhythmik, eine Form zu geben. Der Dirigent schleift auch die expressiven Kanten nicht, die sich so wunderbar rau vom Wohltöner Wagner abheben und eben in eine neue Richtung weisen. Es ist ein beinahe körperlicher Akt, der hier stattfindet – athletisch, muskulös. Ja, auftrumpfend. Aber trotzdem, es gibt so viele, auch von Yannick Nézet-Séguin mit den Hörnern im Blech und den Klarinetten und Oboen und Fagotten herausgearbeiteten Miniaturen, die das Monumentale auf die Erde zurückholen, dass es eine Freude ist. Triumphal! Irgendwie ist diese Sinfonie halt doch schon fast ein 90minütiges Finale und Finalissime die derart daherkommen hat das Publikum besonders gern, wenn sie so mächtig martialisch sind. Das Auditorium zeigte sich begeistert und feierte die Protagonist*innen mit frenetischem Applaus, vereinzelten Bravorufen und schlussendlich  einer „Standing Ovation“.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Patrick Hürlimann  www.lucernefestival.ch

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Dirigent Yannick Nézet-Séguin Foto Jan Regan

 

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Yannick Nézet-Séguin und das Lucerne Festival Orchestra Foto Patrick Hürlimann

 

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

 

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

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