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Lifestyle

Jan Lisiecki Festival Strings Lucerne “Pastorale d’été” KKL LUZERN, 23. März 2023, besucht von Léonard Wüst

Die Festival Strings Lucerne snd startbereit Foto Fabrice Umiglia
Die Festival Strings Lucerne snd startbereit Foto Fabrice Umiglia

Besetzung und Programm:
Jan Lisiecki, Klavier
Daniel Dodds, Leitung & Violine
Festival Strings Lucerne
ARTHUR HONEGGER Pastorale d’été H. 31
LUDWIG VAN BEETHOVEN Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58
FRANZ SCHUBERT Sinfonie Nr. 6 C-Dur D. 589

ARTHUR HONEGGER Pastorale d’été H. 31

Pastorale d’été wurde im August 1920 in Wengen in der Schweiz geschrieben . Es war Honeggers erstes Orchesterwerk von wirklicher Bedeutung, bevor er sein gewaltiges Werk Horace victorieux anging , das er im Winter 1920/21 schrieb.

Festival Strings Lucerne und Jan Lisiecki Foto Fabrice Umiglia
Festival Strings Lucerne und Jan Lisiecki Foto Fabrice Umiglia

Die Partitur von Pastorale d’été wurde mit einer Inschrift von Arthur Rimbaud versehen : J’ai embrassé l’aube d’été (Ich habe die Sommerdämmerung umarmt). Die Besetzung ist für Streicher, einzelne Holzbläser und Horn. Das Werk ist atmosphärisch, ruhig und zurückhaltend und wurde beschrieben als „ein neuzeitliches Prélude à l’après-midi d’un faune “ ( Prelude to the Afternoon of a Faun von Claude Debussy ).  Es scheint so zu sein ein musikalischer Eindruck eines friedlichen frühen Morgens in den Schweizer Alpen.]Es beginnt mit einem trägen, schwebenden Thema des Horns, das dann von den Streichern aufgenommen wird. Die Instrumentierung entspricht dem pastoralen Charakter des Themas und der Stimmung in den Eckteilen. Der Mittelteil ist lebendiger und farbig orchestriert. Das Hauptthema kehrt zurück, um das Stück in der gleichen friedlichen Weise wie zu Beginn zu schließen. Die Strings illustrieren akustisch den Morgentau über den Berner Alpwiesen und lassen uns tonal im morgendlichen Oberländer Sonnenschein blinzeln. Sanft erleben  wir das Erwachen der unberührten Natur, lassen uns schwebend über Auen davontragen  Das Werk wurde Alexis Roland-Manuel gewidmet  einem französischen Komponisten und berüchtigten Kritiker gewidmet.

Es wurde am 17. Februar 1921 im Salle Gaveau in Paris unter der Leitung von Vladimir Golschmann uraufgeführt . Das Werk gewann einen Prix Verley , einen Preis, der vom Publikum entschieden wurde.

Die erste britische Konzertaufführung fand am 27. Oktober 1921 unter der Leitung von Eugene Goossens in der Queen’s Hall in London statt.

Das Werk ist in das allgemeine Orchesterrepertoire eingegangen und wurde oft im Konzert gespielt. Honegger dirigierte selbst eine Aufnahme des Werks, [ebenso wie Hermann Scherchen , Jean Martinon (1971), Michel Plasson (1991), Leonard Bernstein , David Zinman , Thierry Fischer , Charles Dutoit und viele andere.

Festival Strings Lucerne und Jan Lisiecki Foto Fabrice Umiglia
Festival Strings Lucerne und Jan Lisiecki Foto Fabrice Umiglia

Als Teil der Erzählung des Romans „Expo 58“ von Jonathan Coe (veröffentlicht 2013) gibt es eine phantasievolle und detaillierte Beschreibung der Pastorale im Kapitel „Das Problem mit dem Glück“. Besonderes Augenmerk legt sie auf die Orchestrierung und die Gesamtform des Stücks, z. ein sanftes, endlos erneuerbares Gespräch zwischen den verschiedenen Sektionen des Orchesters; bis auch es ins Nichts verblasste, inmitten der sterbenden Schnörkel der hauchdünn gestrichenen Geigen, die letzten dämmernden Vogelstimmen von Flöte und Klarinette.

Eine ideale Komposition um das zahlreich erschienene Publikum im Konzertsaal auf die darauf folgenden «Pièces de Résistance» einzustimmen, was dieses auch mit reichlich Applaus bekundete.

LUDWIG V. BEETHOVEN Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58

Festival Strings Lucerne und Jan Lisiecki Foto Fabrice Umiglia
Festival Strings Lucerne und Jan Lisiecki Foto Fabrice Umiglia

Der Konzertflügel wurde vor das Orchester geschoben, die Rollen fixiert und der Schemel hingestellt, worauf der Gastsolist des Abends der wuschelköpfige, hochgewachsene, schlaksige Kanadier mit polnischen Wurzeln, just an seinem 28. Geburtstag, auf der Szenerie erschien, sich hinsetzte und sich mittels Blickkontakt mit Dirigent Daniel Dodds kurzschaltete.

Solopart des Pianos als Intro

Jan Lisiecki Solist am Piano
Jan Lisiecki Solist am Piano

Das Konzert beginnt in der Grundtonart G-Dur. Was hier aber so zart daherkommt und sogleich in ätherisches H-Dur hinüberträumt, das bedeutete bei der Uraufführung nichts desto weniger eine Revolution. “Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne”, dichtete einst Hermann Hesse in seinem Stufengedicht. Recht hatte er. Nie zuvor in seiner Geschichte hatte ein Klavierkonzert ohne Orchestervorspiel direkt mit einem Solo des Klaviers angefangen

Beethoven hielt nicht viel von Konventionen

Festival Strings Lucerne und Jan Lisiecki Foto Fabrice Umiglia
Festival Strings Lucerne und Jan Lisiecki Foto Fabrice Umiglia

Nicht dass der Feuerkopf Beethoven jemals ein Problem damit gehabt hätte, gegen Regeln zu verstoßen, aber wenn er es tat, dann immer, um eine außergewöhnliche Idee zu verwirklichen. Dass diesem Konzert so eine solch außergewöhnliche Idee zugrunde lag, das ahnte bereits die Zeitgenossen. Schon Robert Schumann pries das Stück als “Beethovens vielleicht größtes Klavierkonzert”. Die Begeisterung hält bis heute an.

Zitat Jewgenij Kissin über Beethovens Opus 58: “Von allen Beethovenkonzerten finde ich das Vierte das Schönste. Wenn man sagt, der Kopfsatz des fünften Klavierkonzertes zeichne sich durch Erhabenheit und Größe aus, der des Dritten durch Dramatik, dann herrschen im ersten Satz des vierten Klavierkonzertes lyrischer Atem und Schönheit.”.

Geheime Botschaften des Komponisten?

Festival Strings Lucerne und Jan Lisiecki Foto Fabrice Umiglia
Festival Strings Lucerne und Jan Lisiecki Foto Fabrice Umiglia

Immer wieder sind es Worte wie “Schönheit” und “lyrisch”, die im Zusammenhang mit dem Konzert auftauchen. Und immer wieder ist auch von der Rätselhaftigkeit des Stückes die Rede, vor allem im Zusammenhang mit dem zweiten Satz. Was hat es auf sich mit diesen bedrohlich gezackten Unisono-Figuren der Streicher, was mit der feierlich besänftigenden Antwort des Klaviers?
Die Hörer des Jahres 1808 fühlten sich sogleich an die Musik in Christoph Willibald Glucks Oper “Orfeo e Euridice” erinnert. Mit dem Spiel seiner Leier besänftigt der tragische Sänger Orpheus die Furien der Unterwelt. Davon ausgehend hat der Musikwissenschaftler Owen Landers das gesamte Klavierkonzert als “Musik mit einem geheimen Programm” gedeutet.

Beethovens “Orpheus-Konzert”

Festival Strings Lucerne und Jan Lisiecki Foto Fabrice Umiglia
Festival Strings Lucerne und Jan Lisiecki Foto Fabrice Umiglia

“So beruhigend schön sang und spielte der mythische Sänger, dass die Tiere des Waldes sich zu ihm gesellten und sogar Flüsse ihren Lauf änderten, um ihm zu lauschen. Die Musik verzaubert den gesamten Kosmos.” Eine Vorstellung die so recht zu dem Idealisten Beethoven passt. Doch die Orpheusgeschichte geht nicht gut aus. Nach der gescheiterten Rückholung Eurydices aus der Unterwelt habe der Sänger zukünftig den Frauen abgeschworen, berichtet der römische Dichter Ovid in seinen “Metamorphosen”. Wodurch sich besonders wilde Weiber, die Mänaden, so beleidigt gefühlt hätten, dass sie den Künstler in Stücke rissen.

Bleibendes Denkmal für die Macht der Musik

Festival Strings Lucerne und Jan Lisiecki Foto Fabrice Umiglia
Festival Strings Lucerne und Jan Lisiecki Foto Fabrice Umiglia

Eine Aura des raserisch Gewaltsamen lässt sich dem Einsatz von Pauken und Trompeten im Rondo des G-Dur Konzertes nicht absprechen. Aber reicht die Vorstellung von der Ermordung des Orpheus tatsächlich, um die auch hier reichlich vorhanden lyrischen Passagen zu erklären? Immerhin habe sich Orpheus, so die Sage, im Schattenreich endlich wieder und nun für immer mit seiner Eurydice vereint. Seine Leier aber sei als Sternenbild an den Himmel versetzt worden. Als bleibendes Denkmal für die Macht der Musik, die alles in Schönheit versöhnt. Und gleichgültig, ob man sich nun auf das Orpheus-Programm einlassen mag oder nicht: Daran jedenfalls lässt Beethovens schönstes Klavierkonzert keinen Zweifel.

Dass dem so ist, demonstrierten der quirlige Solist und die einmal mehr gut aufgelegten, vollmotivierten «Strings» wirklich zweifellos.

Jan Lisiecki kann resolut, aber auch sanft

Jan Lisiecki Solist am Klavier
Jan Lisiecki Solist am Klavier

Lisiecki,  ob energisch beim Hinknallen von Harmonien, fulminanten Läufen oder sanft bei filigranen Verzierungen, demonstrierte sein ganzes Können in sämtlichen geforderten Variationen, unterlegt von satten, aber nie sich vordrängenden Klangteppichen des Orchesters, auf denen sich der Solist ebenso stil- wie selbstsicher bewegte. Kraftvoll energisch wo gefordert, zurückhaltend selbstvergessen, wenn geboten.

Den langanhaltenden stürmischen Applaus verdankte der Pianist schlussendlich mit einer kurzen Zugabe, beginnend mit einer ähnlichen Tonabfolge wie bei Chopins «valse triste», die er dann aber in eigenem, ähnlichem Stil vervollständigte. Eine Hommage des polnisch stämmigen Pianisten an seinen grossen Fast Landsmann.

Einmal mehr bewiesen die Verantwortlichen der «Strings» mit dem Engagement dieses Solisten ein gutes Näschen und hatten auch mit der Werkauswahl ein glückliches Händchen.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Angela Henzi und Fabrice Umiglia www.fsl.swiss

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Festival Strings Lucerne und Jan Lisiecki Foto Fabrice Umiglia

Die Festival Strings Lucerne auf der Bühne des KKL Luzern

Jan Lisiecki freut sich übr de stürmischen Applaus

Die Protagonistinnen, in der Mitte Daniel Dodds, geniessen den Schlussapplaus

Die Protagonistinnen geniessen den Schlussapplaus

Kurze Begrüssungsansprahe von Dirigent Daniel Dodds

 

Jan Lisiecki freut sich übr den langanhaltenden Applaus

Solist Jan Lisiecki bedankt sich für die Ovationen Foto Fabrice Umiglia

Die Protagonistinnen geniessen den Schlussapplaus

Die Festival Strings Lucerne freuen sich über den langen Schlussapplausi Foto Fabrice Umiglia

Jan Lisiecki Solist am Klavier

 

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Luzerner Theater ALCINA von Georg Friedrich Händel besucht von Marinella Polli

ALCINA Szenenfoto von Ingo Hoehn
ALCINA Szenenfoto von Ingo Hoehn

Produktionsteam Musikalische Leitung: Julian Gaudiano Regie und Bühne: Barbara Ehnes Mitarbeit Konzept: Karla Max Aschenbrenner Kostüme: Annabelle Witt Licht: Clemens Gorzella Video: Meika Dresenkamp Dramaturgie: Talisa Walser Coaching und musikalische Beratung: Johannes Keller
Besetzung Eyrún Unnarsdóttir (Alcina) Elizabeth Bailey (Alcina) Solenn Lavanant Linke (Ruggiero) Marcela Rahal (Bradamante / Melisso) Tania Lorenzo Castro (Morgana) Ziad Nehme (Oronte) Karla Max Aschenbrenner (Armardillo) Josias Rodríguez Gándara (Theorbe) Julian Gaudiano, William Green / Jesse Wong (Cembalo) Julian Gaudiano, William Green / Jesse Wong (Cembalo) Luzerner Sinfonieorchester

LT Alcina Szenenfoto von Ingo Hoehn
LT Alcina Szenenfoto von Ingo Hoehn

Wieso ist Georg Friedrich Händels ‚Alcina‘ so charismatisch? Wieso fasziniert diese 1735 uraufgeführte Oper in drei Akten heute immer noch so? Wieso berührt deren Musik das Publikum dermassen, dass dieses bis zum Schluss einer Inszenierung bewegungslos und wie berauscht in den Theatern sitzen bleibt? Hat man heutzutage immer noch so ein starkes Bedürfnis nach Liebe und Leidenschaft, Freude, Sehnsucht und Intrigen? Wahrscheinlich schon. Im Vergleich zu anderen der Zeit wurde “Alcina” notabene schon damals als eine ganz andere Oper betrachtet. Und dies, obwohl sie bereits Händels drittes Dramma per musica auf den ideenreichen Stoff von Ludovico Ariostos “Orlando furioso” war. Die Oper erzählt die Geschichte von Bradamante, die, als ihr Bruder Ricciardo verkleidet, auf der Suche nach ihrem Verlobten Ruggiero ist. Dieser ist wie viele andere Männer in Alcinas Fänge geraten. Alcina ist eine Zauberin, eine Hexe, eigentlich eine Maga, die Männer auf ihre Insel lockt und zu Tieren, Steinen oder Pflanzen verwandelt. Sie verliebt sich selber in Ruggiero, von welchem sie jedoch am Schluss verlassen wird………..Aber wir wollen ja hier nicht die ganze Handlung erzählen.

Emotionale Tiefe und zahlreiche Nuancen

LT Alcina Szenenfoto von Ingo Hoehn
LT Alcina Szenenfoto von Ingo Hoehn

Händels ‚Alcina’ wird jetzt mit der musikalischen Leitung von Julian Gaudiano und der Regie von Barbara Ehnes (Mitarbeit Konzept: Karla Max Aschenbrenner) am Luzerner Theater inszeniert. Dem jungen Maestro und Cembalisten am Pult des Luzerner Sinfonieorchesters gelang es, die stark emotionale Tiefe und alle zahlreichen Nuancen der reichen Partitur wiederzugeben. Die Musiker folgten ihm mit grossem Elan aber auch immer sensibel und präzise: und es entstand ein Feuerwerk von virtuosen Nummern und anderen instrumentalen Perlen. Auch die Begleitung der Sänger war tadellos, so dass jede Passage eine Wonne für die Ohren der Zuschauer war.

Glanzvolle Stimmen und starke Bühnenpräsenz

LT Alcina Szenenfoto von Ingo Hoehn
LT Alcina Szenenfoto von Ingo Hoehn

Gesang und Bühnenpräsenz aller Interpreten kann man sicher als glanzvoll definieren. Elisabeth Bailey entzückte mit ihrer Stimme und konnte mit einer bemerkenswerten Ausstrahlung Alcinas mal zarte mal grausame Gefühle, Empfindungen, Reaktionen, und Widersprüche vermitteln. Sowie ihre (vielleicht gewollte?) Entwicklung: am Anfang Liebe und Erotik, dann eine Leidenschaft deren exaltierte Uebersteigerung sie zerstören wird, bis zur Depression und Verzweiflung am Ende (ganz anders als Kirke in der Odyssee), als sie den Dreierkonflikt, ihre Zauberkraft und im Grunde alles verliert. Gesanglich und szenisch ausgezeichnet auch Solenn Lavanant Linke in der Hosenrolle des Ruggiero, sei als dieser sein Liebesglück bei Alcina gefunden zu haben glaubt, sei als er seine Bradamante wieder erkennt. Sehr gut, unserer Meinung nach die beste Stimme, Marcela Rahal eben als Bradamante, Ruggeros Verlobte, die, wie gesagt, als Mann verkleidet ihn von Alcinas magischer Kraft und okkulter Verführungskunst befreien wird. Die Mezzosopranistin meisterte alle Schwierigkeiten ihrer Partie und betörte besonders mit ihrer wunderschön kristallklar gesungenen Koloraturen. Erstklassig auch Tania Lorenzo Castro, die mit ihrer Stimme und ihrem Reiz den Charakter Alcinas Schwester Morgana überzeugend darstellte. Ziad Nehme als Oronte am Anfang noch etwas nervös, verbesserte sich im Laufe des Abends, ohne jedoch die Resultate der Kolleginnen zu erreichen.

Ein Kaleidoskop von Bildern, Farben und Symbolen

LT Alcina Szenenfoto von Ingo Hoehn
LT Alcina Szenenfoto von Ingo Hoehn

Barbara Ehnes Inszenierung besteht besonders in der Darstellung der Zauberinsel, also in der visuellen Erzählung der Geschichte. Sie hat auch die bunten Bilder kreiert: für die Dimensionen der Bühne definitiv zu viele Bilder, Textfragmente, Sprachen, Kuben als Räume im Raum, Farben, Blumen, Korallen, Pilze und Videoprojektionen (Meika Dresenkamp). Ein Wirrwarr, ein horror vacui quasi, das auch für eine Barockoper zu opulent ist und jedes Regiekonzept fast erstickt. All’unisono mit der Regisseurin/ Bühnenbildnerin/Allround-Künstlerin, die mit “Alcina” ihr Opernregiedebüt gibt, auch die Kostüme von Annabelle Witt.

 

LT Alcina Szenenfoto von Ingo Hoehn
LT Alcina Szenenfoto von Ingo Hoehn

Im Ganzen schliesslich eine unvergessliche Produktion, die vom Publikum mit starkem Applaus und einer Standing Ovation honoriert wurde. (Aufführungen à 2 Stunden und 20 Minuten noch bis zum 27. Mai)

Trailer zu «ALCINA»

https://www.luzernertheater.ch/salon-digital/trailerzualcina

Text: https://marinellapolli.ch/

Fotos: Ingo Hoehn www.luzernertheater.ch

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ALCINA Szenenfoto von Ingo Hoehn

ALCINA Szenenfoto von Ingo Hoehn

ALCINA Szenenfoto von Ingo Hoehn

ALCINA Szenenfoto von Ingo Hoehn

ALCINA Szenenfoto von Ingo Hoehn

ALCINA Szenenfoto von Ingo Hoehn

 

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Herbert Hubers Rezepturen zum Wochenende

Stangensellerie in seiner ganzen Pracht
Stangensellerie in seiner ganzen Pracht

Ein paar Rezepte von Gastronom und Autor Herbert Huber, die gar nicht so kompliziert sind zum nachkochen. Frisch gewagt ist schon halb gewonnen.

Wieder einmal ein Rezept  – wer wagt gewinnt

Stangensellerie
Stangensellerie

Die lange Stangen Sellerievariante ist milder im Geschmack und knackiger als sein Knollen-Verwandter, dazu macht er auch weniger Rüstarbeit: Die hellen inneren Stangen muss man nur waschen, dann nach Rezept zuschneiden. Die äusseren dunkelgrünen Zweige haben an ihrer Aussenseite harte Fasern, die man wie beim Rhabarber abzieht oder mit einem Sparschäler entfernt.  Zudem können die gelblich-zarten Herzblätter wie Petersilie verwendet werden. Das Gewicht der Stangenselleriestauden kann beträchtlich variieren und reicht von etwa 200 g bis weit über 800 g. Die würzigen Stangen schmecken auch roh sehr gut, zum Beispiel serviert mit Dipps auf Quarkbasis. Die fleischig-gerippten Stangen mit ihren aromatischen Blättchen an der Spitze schmecken hingegen feinwürzig, die gelblichen milder als die Grünen.

Im Gemüsefach des Kühlschranks hält sich das Gemüse problemlos eine gute Woche frisch. Sellerieblätter kann man wie Kräuter einfrieren und später für Salate, Suppen und Saucen verwenden.

Doch nun zu einem Rezept, welches bei uns oft gekocht wird. Stangensellerie Gratin mit bunten Rüebli.

Stangensellerie und sein Bruder Knollensellerie
Stangensellerie und sein Bruder Knollensellerie

Zutaten 600gr. Stangensellerie ca 5 cm geschnitten. Je 1 mittelgrosses gelbes, rotes und violettes Rüebli, geschält und gleich wie die Sellerie geschnitten. 1 Zwiebel, 2 Esslöffel Butter, 3dl Gemüsebouillon, Salz, Pfeffer schwarz, aus der Mühle.100 g Schinken dünn geschnitten. 3 dl Rahm. 100 gr Sbrinz gerieben, Paprika edelsüss

Zubereitung: In einer weiten Pfanne oder WOK die Butter schmelzen. Die Zwiebeln darin andünsten. Den Stangensellerie und die Rübli beifügen und kurz mitdünsten. Dann die Bouillon dazu giessen und das Gemüse zugedeckt nicht zu weich kochen (8-10 Minuten). Am Schluss mit Salz und Pfeffer würzen. Dann abschütten – 1 dl Kochflüssigkeit beiseitestellen.

Den Schinken in Streifen schneiden. Mit dem Gemüse mischen und in eine gut ausgebutterte Gratin Form geben. Das Selleriegrün hacken. Mit dem beiseite gestellten Sud, dem Rahm und den dem Sbrinz mischen und mit Salz, Pfeffer sowie Paprika würzen. Über die Gemüsemischung verteilen.

und im auf 220 Grad vorgeheizten Ofen in der Gratinform auf der zweituntersten Rille etwa 20 Minuten überbacken. Dazu passt wunderbar ein Sauerteigbrot

Sollte es Resten geben – einfach alles fein mixen und als Suppe servieren.

Stangensellerie  knackig frisch
Stangensellerie knackig frisch

Zum Schluss noch etwas Südländisches mit Stangensellerie:

Stangensellerie in ca 3 cm lange Stücke schneiden. In einer Pfanne wenig Wasser aufkochen. Sellerie mit Salz und Pfeffer würzen. Ca. 10 Minuten zugedeckt knackig dämpfen. 1 Schalotte hacken. Peperoni halbieren und in kleine Würfel schneiden. Oliven ohne Stein halbieren. Minze hacken. In einer Bratpfanne Öl erhitzen. Sellerie, Peperoni, Schalotte und Oliven ca. 2 Minuten dünsten. Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken. Minze darüber streuen und servieren.

Geschichten rund ums Pastetli

Braetchuegeli-Pastetli-mit-Erbsli-und-Rueebli
Braetchuegeli-Pastetli-mit-Erbsli-und-Rueebli

Ich liebe Pastetli heiss. Aber nur dann, wenn diese auch heiss serviert werden. Vor allem in einer Wirtschaft sollte die Regel gelten: Der Gast wartet auf das Pastetli und nicht umgekehrt. Will heissen: Pastetli müssen zwingend à la minute angerichtet und im Eiltempo an den Tisch gebracht werden. Egal, was drin ist. Das Gehäuse muss noch knusprig sein – auf keinen Fall pampig. Pastetli kann man gut vorbereiteten.

Vol-au-vent.

Pastetli-mit-Pilzfuellung
Pastetli-mit-Pilzfuellung

Nicht zu verwechseln ist das Pastetli mit der Pastete, die mit einem Mürbeteig gemacht und mit einer „Farce“ gefüllt wird. Der französische Name des Pastetlis ist Vol-au-vent. Die Legende besagt, der französische Koch Marie-Antoine Carême habe einmal eine Pastete statt mit Pastetenteig mit Blätterteig zubereitet. Als sein Gehilfe nach der Pastete im Ofen sah, sei er erschrocken und habe gerufen: «Maître, il vole au vent» («Meister, sie fliegt in die Luft»), denn aus dem flachen Teig war eine turmartige Form entstanden. Das Pastetli war geboren.

Heute kann man Pastetli-Gehäuse bequem beim Hausbäcker kaufen, wobei es da qualitative Unterschiede geben kann. Mal abzuwechseln, kann sich lohnen. Wichtiger als das Haus ist aber in den allermeisten Fällen das Innenleben, die hausgemachte Füllung.

Chügeli und Fritschi – Letzteres das Urgericht der Lozärner Fasnächtler

Fritschipastetli
Fritschipastetli

Diskutierte man einst mit der Grande Dame der Schweizer Gastronomie, mit Marianne Kaltenbach, zog das eine nahezu endlose Unterhaltung nach sich. Vor allem dann, wenn es um die originale Luzerner Fritschi-Pastete ging. Marianne Kaltenbach kam ins Feuer der Begeisterung, wenn jemand wusste, dass diese mit einer braunen Sauce, mit Champignons, Kalbsbärtchügeli, Kalbsragout und Weinbeeren gefüllt und die Sauce mit etwas Madeira parfümiert wird. Mit diesem Wissen konnte man bei Madame gehörig punkten. Und gedeckt müssen diese Pasteten serviert werden, keinesfalls offen. Als wir einmal in einer Luzerner Wirtschaft

als Lozärner Fritschi-Pastetli ein hundskommunes Chügelipastetli vorgesetzt bekamen, zudem noch an einer weissen Sauce serviert, war Marianne trotz ansprechender Qualität des Servierten stocksauer. Zu Recht, wie ich finde. Ein Fritschi-Pasteli ist nun mal kein Chügelipastetli.

Zur Vorspeise

Als Vorspeise wurden sie auch „Bouchées“ genannt, weil sie etwas kleiner waren – oder zum

Hauptgang und eben etwas grösser als Vol-au-vents serviert wurden. Pastetli gab es als Festessen, an Sonntagen im Menü, an den Geburtstagen der Grosseltern und an Leidessen. Der Grund ist einfach: Pastell sind für eine Küche wunderbar, weil alles vorbereitet werden kann. Apropos Form: So serviere ich Pastetli mal rund, viereckig, sogar herz -oder sternförmig. Der Bäcker macht’s auf Vorbestellung.

Grundrezept für die Sauce: 60 gr. Butter. 4 EL Mehl. 1 dl Weisswein. 4dl. Fleischbouillon, Milch oder Gemüse Fond. 1dl Rahm. Salz und Pfeffer. Die Sauce sollte nie zu dünn sein, sonst saugt der Teig diese schnell auf und wird matschig. Zu dünn? Mit etwas Mehl Butter (beurre manié) oder Maizena nachbinden.

Ideen für die Füllung.

Für Vegetarier mit Gemüse oder Pilzfüllung. Oder gar mit einem würzigen Ratatouille.

Exotisch: Mit Poulet- und Gemüsewürfelchen an Currysauce.  Für Krustentierliebhaber: Mit Krevetten, mit Muscheln oder mit einem würzigen Fischragoût.  Edel: Mit Kalbfleisch, Milken, Champignons. Auch mit einem Pouletbrüstchen Ragoût mundet’s wunderbar. Oder einfach mit Brätchügeli.

Weitere Tipps: Die berühmten Teigdeckeli, die vor dem Aufwärmen der Pastetli rausgeschnitten wurden, nicht vergessen! Immer etwas Sauce separat servieren. Kreativ sind auch ein paar frittierte Randenscheiben oder im Ofen getrocknete Tomatenscheiben als Farbtupfer.

Hacktätschli à la Gertrude Huber

Zutaten:

Je 250 gr. gehacktes Kalbs-Rinds-Schweinsvoressen (mittlere Scheibe)

1 kl. Zwiebel fein gehackt

1 Knoblauchzehe fein gehackt

1 EL. gehackte Kräuter (Thymian, Petersilie, Oregano)

wenig gehackte Peperoncini (Achtung scharf)

1 altbackenes Weggli – Rinde entfernen, in kleine Würfel schneiden und in 1 – 1/2 dl. Milch einweichen. Gut zerdrücken und verrühren.

1 1/2 dl Weisswein

1 rohes Ei

Worcestershire Sauce (2-3 Spritzer)

Salz und Pfeffer

Feines Paniermehl

Zubereitung:

Hacktätschli
Hacktätschli

Ei und Weisswein in einer grossen Schüssel verrühren. Restliche Zutaten (ausser das Fleisch) beigeben und gut vermischen. Etappenweise Fleisch dazugeben und jeweils mit etwas Salz und Pfeffer würzen. Mit eine grossen Gabel gut vermischen. Abschmecken.

Klarsichtfolie auslegen. Diese mit Paniermehl bestreuen. Mit der Gabel das portionierte Fleisch darauf legen und rund formen. Die Tätschli leicht mit Paniermehl bestreuen. Sorgfältig etappenweise im heissen Erdnussöl beidseitig anbraten. Je nach Grösse pro Seite etwa 2 Minuten.

Beilage:

Hacktätschli mit Kräuterbutter
Hacktätschli mit Kräuterbutter

Mit Kartoffelstock – Seeli servieren.

Für die Seeli Sauce:

-Schmorbraten Sauce eignet sich am Besten

-Sonst kann man auch auf eine „Convenience Sauce“ ausweichen – diese aber individuell persönlich abschmecken…

Szegediner Gulasch a la “Hueber” Familie

Szegediner Gulasch
Szegediner Gulasch

Gemüsezwiebel (ca. 300 g) 1 rote Paprikaschote1 gelbe Paprikaschote .Ca 500 gr. Sauerkraut

800  g gemischtes Gulasch (Rind und Schwein) 2 TL edelsüßes Paprikapulver 2 TL  scharfes Paprikapulver 1 TL Kümmel (gemahlen) Pfeffer, Salz .150  ml Vollrahem  250  ml Gemüsefond . Kartoffeln.

Zubereitung:

Variation von Szegediner Gulasch
Variation von Szegediner Gulasch

Gemüsezwiebel fein würfeln. Paprika putzen und ca. 1 cm groß würfeln. Sauerkraut abgießen und abspülen. Alles mit dem Fleisch in einer großen Schüssel mischen. Mit 2 TlL Salz, je 1 TlL edelsüßem und scharfem Paprikapulver, In einen Bräter (ca. 30 cm Ø) geben. Den Ofen auf 190 Grad vorheizen (Umluft nicht empfehlenswert).

Ungarisches Szegediner Gulasch nit Salzkartoffeln
Ungarisches Szegediner Gulasch nit Salzkartoffeln

Rahm und Fond aufkochen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Über die Gulaschmischung geben. Zugedeckt im heißen Ofen auf der untersten Schiene 2 Std. garen. Dabei ab und zu umrühren und die letzten 30 min. offen garen. Gulasch evtl. mit Salz, Pfeffer, Paprikapulver und Kümmel nachwürzen. mit Petersilie bestreut servieren. Dazu passt ein Tupfer Sauerrahm. Und Salzkartoffeln.

Text   www.herberthuber.ch

Fotos www.pixelio.de

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Luzerner-Kuegelipastetli

Hacktätschli

Szegediner-Gulasch

Stangensellerie

Fritschipastete

Feine Hacktätschli

Szegediner-Gulasch-klassich1 Foto Constantin-Fischer

 

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Festival Strings Lucerne Konzert III «Fantasia»5. März 2023 Hotel Schweizerhof besucht von Léonard Wüst

Schweizerhof Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Schweizerhof Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Besetzung und Programm:
Hernando Escobar Oboe
Festival Strings Lucerne Chamber Players
Henry Purcell Fantasia in four parts
Benjamin Britten Oboenquartett “Phantasy”
Frank Bridge Drei Novelletten für Streichquarett
Wolfgang Amadeus Mozart Oboenquartett

Eigentlich wird meistens ein Gastsolist*in hinzugezogen für die Kammermusikkonzerte im Schweizerhof, doch diesmal schöpfte man aus dem eigenen, hervorragenden Potential an Musiker*innen. So performte als Solist, nebst den «Festival Strings Lucerne Chamber Players», mit Hernando Escobar der Solooboist der Festival Strings Lucerne.

HENRY PURCELL String Fantasias in Four Parts 

Violine: Erika Schutter & Mia Lindblom Viola Dominique Fischer Violoncello Alexander Kionke

v.l.n.r.Violine Erika Schutter & Mia Lindblom Viola Dominique Fischer Violoncello Alexander Kionke
v.l.n.r.Violine Erika Schutter & Mia Lindblom Viola Dominique Fischer Violoncello Alexander Kionke

Frei und originell soll sein, was fantasievoll ist. Was für alle Arten von Ideen zutrifft, gilt auch für die Fantasia als musikalischer Einfall: Klar definiert ohne klare Definition gilt hier.. Kaum einer konnte diese Musikgattung so gut umsetzen wie Henry Purcell, der nicht nur für die englische Instrumentalmusik mit seinen Fantasias Maßstäbe setzte.

Als Henry Purcell 1695 mit nur 36 Jahren starb, trug ihn ganz London in Westminster Abbey – jener Kirche, in der Purcell 16 Jahre lang als Organist gewirkt hatte – zu Grabe. Er, über den ein Kollege sagte, er sei “the greatest Genius we ever had”, der schon zu Lebzeiten also eine Legende war, verkörpert auch außerhalb Großbritanniens den Anfang dessen, was englische Musik ausmacht. Als kurz nach Purcells Tod seine Lieder veröffentlicht wurden, kamen sie unter dem Titel “Orpheus Britannicus” heraus. Und wenn man sich in diesem Kontext die mythische Figur des Orpheus vor Augen führt, dann singt in Purcells Werk also einer, der sein Publikum zu betören und fesseln vermag, der mit Balladen, Liedern und Fantasien verzaubert.

v.l.n.r.Violine Erika Schutter & Mia Lindblom
v.l.n.r.Violine Erika Schutter & Mia Lindblom

Purcells Vokalmusik, seine hochsensible ‘in-Musik-Setzung’ der englischen Sprache, ist das eine. Purcells Instrumentalmusik ist das andere, für das ihn sein Publikum liebt. 1677, als 18-Jähriger, übernahm Purcell am Hof Charles II. die Stelle als „Composer for the Violins“, und drei Jahre später begann er, seine berühmten drei- bis fünfstimmigen Fantasien zu schreiben. Gefällig und ausdrucksstark, kontrapunktisch und melodisch – all diese Elemente stehen in Purcells Fantasien einträchtig nebeneinander und tragen im wahrsten Wortsinne der “Phantasia”, dem freien Einfall, Rechnung.

Purcells Fantasia in D-Dur ist kein Streichquartett-Werk. Es trägt den Besetzungshinweis: “Three Parts On a Ground”, das natürlich lässt sich relativ frei übersetzen in “Drei Violinstimmen mit Bassbegleitung”, was wiederum für ein Streichquartett unproblematisch zu spielen ist. Einer Fantasia als Freiraum für Ideen entspricht so ein Einfall zur Besetzungsänderung obendrein.

Purcells Stil eher schon Rokoko, denn Spätbarock, erinnert aber auch etwas an Händel, der ja lange in London lebte und wirkte, also auch entsprechende Spuren hinterlassen hat. Die vier Streicher*innen der »Festival Strings Lucerne Chamber Players» intonierten das eher seltengespielte Werk mit grosser Spielfreude, viel Verve eindrücklicher Präzision und durften dafür den entsprechenden Applaus des Publikums im vollbesetzten Saal ernten.

BENJAMIN BRITTEN Oboen Quartett f-Moll op. 2  «Phantasy Quartet» 

Geschichte

Hernando Escobar Foto Fabrice Umiglia
Hernando Escobar Foto Fabrice Umiglia

Zu den »Festival Strings Lucerne Chamber Players», nun ohne Mia Lindblom, gesellte sich jetzt der Oboist Hernando Escobar. (Ausgebildet im berühmten «El Sistema» seiner Heimat Venezuela, hat er nicht nur im nationalen Kinder- und Jugendorchester gespielt, bevor er Solooboist des Simón Bolívar Sinfonieorchesters wurde und mit Gustavo Dudamel weltweite Tourneen unternommen hat).

Diese langjährige internationale Konzerterfahrung konnte Escobar für eine brillante Darbietung nutzen, immer kongenial supportiert von seinen grossartigen Mitmusiker*innen.

Britten komponierte das Phantasy Quartet im Alter von 18 Jahren als Student am Royal College of Music, nach seinem ersten Werk, dem er eine Opus Nummer zuordnete, die Sinfonietta für Kammerorchester. Er widmete es dem Oboisten Léon Goossens, der am 6. August 1933 mit Mitgliedern des Internationalen Streichquartetts die Uraufführung in einer BBC- Sendung spielte. Dieselben Spieler führten am 21. November desselben Jahres die Konzertpremiere in London auf. Am 5. April 1934 wurde es in Florenz für die Internationale Gesellschaft für zeitgenössische Musik aufgeführt und war das erste Stück, das die internationale Anerkennung des Komponisten erlangte.

Musik

v.l.n.r. Oboist Hernando Escobar Violine Erika Schutter Viola Dominique Fischer Violoncello Alexander Kionke
v.l.n.r. Oboist Hernando Escobar Violine Erika Schutter Viola Dominique Fischer Violoncello Alexander Kionke

Die Musik ist in Form einer Fantasie aus dem 16. Jahrhundert, in einer Bogenform mit Elementen aus der Sonatenform. Wie in Mozarts Oboen Quartett hat die Oboe eine Solofunktion. Das etwa 15minütige Werk wurde “vollständig verarbeitet” genannt. Die Musik wächst aus der Stille heraus und kehrt am Ende symmetrisch zu ihr zurück. Das erste Thema ist ein Marsch mit der Bezeichnung Molto Pianissimo, bei dem das Cello auf dem Griffbrett eines gedämpften Cellos beginnt, gefolgt von Bratsche, Violine und schließlich der Oboe. Das Thema wird später auch zur Quelle von Themen in einem schnellen Abschnitt, ähnlich dem Entwicklungsabschnitt der Sonatenform. Im langsamen Mittelteil führen allein die Saiten ein Thema ein, an dem sich die Oboe anschließt. In Symmetrie folgt eine Zusammenfassung des schnellen Abschnitts und dann des Marsches. Der Musikwissenschaftler Eric Roseberry fasst zusammen: “Wenn der pastorale langsame Abschnitt die gemächliche Folkigkeit eines Englishry wiedergibt, die Britten noch nicht vollständig abgelehnt hatte, erzeugt die Phantasie als Ganzes eine Spannung und harmonische Grobheit, die Vorboten einer weniger selbstgefälligen Einstellung sind.”

Von Grobheit keine Spur die fünf auf der Bühne harmonierten prächtig, die Oboe energisch, dennoch filigran, immer mit gasklarem Ton, nie quietschend, gar plärrend, fügte sich nach Solosequenzen immer wieder perfekt ins Tutti ein. Auch die andern drei Instrumente hatten ihre kurzen Soloparts, die alle ebenso gekonnt vortrugen, wie sie als Ganzes harmonierten und sich perfekt ergänzten.

Das Auditorium geizte denn auch nicht mit Applaus, würdigte so die eindrückliche Darbietung des Quartetts.

FRANK BRIDGE Noveletten für Streichquartett H. 44 

Viola Dominique Fischer Violoncello Alexander Kionke
Viola Dominique Fischer Violoncello Alexander Kionke

Als Quartett gings auch für dieses Werk weiter, allerdings wieder mit einer zweiten Dame, Mia Lindblom , mit ihrer Violine, anstelle des Oboisten. Die Wahl des erstmals von Schumann verwendeten Wortes Novelletten weist darauf hin, dass es sich um Charakterstücke handeln sollte.

Das 104 komponierte und 1915 erstmals veröffentliche Oeuvre ist mit

  1. Andante moderato
  2. Presto. Allegretto
  3. Allegro vivo

dreisätzig strukturiert.

Der erste, Andante moderato, beginnt und endet in einer ruhigen, meditativen Stimmung, zwischen denen die Musik langsam zu einem dramatischen Höhepunkt ansteigt. Das zweite ist eine Art Scherzo, bestehend aus schnell wechselnden Abschnitten unterschiedlicher Tempi: Presto, Allegretto und Moderato. Die Musik hat einen jazzigen, lateinamerikanischen Touch. Die abschließende Novellette, Allegro vivo, zeichnet sich durch einen kraftvollen Marsch aus, gefolgt von mehreren kanonischen Abschnitten. Die „Chamber Players“ interpretierten die Neuigkeiten (Novelletten) äußerst gefühl- und respektvoll, erhielten dabei ausreichend Gelegenheit, durch kurze Solosequenzen, jeweils auch einzeln zu glänzen, sehr zur Freude des gutgelaunten Publikums.

WOLFGANG AMADÉ MOZART Oboen Quartett F-Dur KV 370/368b

Oboist Hernando Escobar Violine Erika Schutter
Oboist Hernando Escobar Violine Erika Schutter

Mozarts Oboen Quartett in F-Dur KV 370 entstand wahrscheinlich im Winter 1780/81 in München. Mozart hielt sich damals wegen der Proben zu seiner Oper “Idomeneo” in der bayerischen Residenzstadt auf. Und die Komposition ist eine echte Ausnahmeerscheinung in seinem Werkkatalog.

Tänzelnder Mozart

Im Gegensatz zum konventionellen Streichquartett übernimmt – ja: ersetzt – die Oboe die Partie des Primarius. Trotz allem ein jugendlicher, manchmal gar übermütig tänzelnder Mozart, wie man ihn kennt und liebt.

Nach einem schönen Cellointro sprudelt die Oboe fröhlich und voller Lebensfreude auf dem Klangteppich der sie begleitenden Streichinstrumenten.

Mozarts einziges Kammermusikwerk für Solo-Oboe ? Kein Oboist möchte es in seinem Repertoire missen! Wie das Klarinettenquintett wurde auch das Oboen Quartett einem befreundeten Musiker auf den Leib komponiert: Mozart schrieb es für Friedrich Ramm, Mitglied des berühmten Mannheimer Orchesters. Seitdem ist es das wichtigste und bekannteste Werk seiner Gattung. Den virtuos-verspielten Ecksätzen steht ein kurzer Mittelsatz in Moll gegenüber, der auch die elegischen Klangfarben des Instruments zur Geltung bringt.

Singender Kopfsatz

Es besteht aus einem überaus fein gearbeiteten, „singenden“ Allegro-Kopfsatz, einem pathetischen d-Moll-Adagio im Gluckschen Stil und einem Rondo im Sechsachteltakt, in dem die Oboe für kurze Zeit in den Viervierteltakt überwechselt, während die Streicher im Sechsermetrum bleiben – ein frühes Beispiel für Polyrhythmik. dabei dürfte es sich um einen Faschingsscherz Mozarts handeln, wie das viele deuten.

Quartette mit Oboe sehr populär in der Wiener Klassik

Die Künstlerinnen freuen sich über den stürmischen Applaus
Die Künstlerinnen freuen sich über den stürmischen Applaus

Das Quartett für Oboe und Streichtrio war eine weitaus populärere Form in der Wiener Klassik als allgemein bekannt. In den Jahrzehnten zwischen 1760 und 1800 wurden von mindestens 45 verschiedenen Komponisten nahezu zweihundert Oboen Quartette komponiert, von denen nur etwa ein Drittel in einer modernen Ausgabe erschienen ist.

Tradition in Böhmen und Mähren, Teile der späteren Tschechoslowakei

 

Die Künstler freuen sich über den begeisterten Schlussapplaus
Die Künstler freuen sich über den begeisterten Schlussapplaus

Oboen Quartette waren beliebt und wurden in ganz Europa veröffentlicht, aber nirgends war die Form so beliebt wie in Wien, lange Zeit ein Magnet für Musiker aus Böhmen und Mähren (heute Teile der Tschechischen Republik), Regionen, in denen die Tradition des Oboen- und Fagott Spiels besonders intensiv gepflegt wurde.

Die Beliebtheit der Quartettform war so groß, dass diese Gattung oft auch als „Wiener Oboen Quartett“ bezeichnet wurde, wobei ein Grund hierfür die große Zahl der exzellenten Oboisten war, die in Wien lebten und auftraten.

Eine glänzende Darbietung als Schluss eines einmal erneut sehr erfreulichen Kammermusiknachmittags durch die Musiker*innen der «Strings» im passenden Ambiente des «Zeugheersaales». Das Auditorium bedankte sich dafür mit einem langanhaltenden, stürmischen Schlussapplaus.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Fabrice Umiglia www.fsl.swiss

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Schweizerhof Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Oboist Hernando Escobar Foto Fabrice Umiglia

Die Künstler freuen sich über den begeisterten Schlussapplaus

Schweizerhof Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Schweizerhof Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Die Künstler freuen sich über den langanhaltenden Schlussapplaus

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