Joggen in der Stadt. Ist das gesund?
Bewegung ist wichtig – Bewegung ist gesund. Stimmt das wirklich? Fast
täglich erfahren wir, dass Städte über Fahrverbote diskutieren, dass
schlechte Luft gesundheitsschädlich ist. Dieselfahrzeuge sollen aus
Städten verbannt werden. Sollten wir deshalb in der Stadt besser keinen
Sport treiben, um uns nicht zu gefährden? Das Thema des diesjährigen
Deutschen Lungentages lautet deshalb „Dicke Luft – Gefahr für die Lunge".
Im Rahmen des Deutschen Lungentages finden im September bundesweit viele
Informationsveranstaltungen statt.
Die Luftqualität wird belastet durch den Straßenverkehr, die Industrie,
die Landwirtschaft und Kleinfeuerungsanlagen. Der Autoverkehr und
insbesondere Dieselmotoren tragen maßgeblich zur Belastung mit Stickoxiden
(NOx) bei. Feinstaub wird eher durch ältere Dieselfahrzeuge freigesetzt.
Die Konzentrationen von Feinstaub, NOx und Ozon in der Außenluft werden
landesweit gemessen. Es gibt Grenzwerte, die der Gesetzgeber festgelegt
hat. Werden diese nicht eingehalten, müssen zum Schutz der Bevölkerung
Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Dies kann u.U. auch Fahrverbote bedeuten.
Wie schädlich sind die Emission durch den Verkehr wirklich und ist der
Zusammenhang zwischen Gesundheitsschädigung und Verkehr tatsächlich
nachgewiesen?
Die schädlichen Wirkungen von Feinstaub, NOx und Ozon sind ausreichend
belegt. Der spezielle Zusammenhang mit den Emissionen des Autoverkehrs
kann jedoch lediglich abgeleitet werden, da die eingeatmete Luft ein
Gemisch von Schadstoffen aus unterschiedlichen Quellen ist. Personen, die
an verkehrsreichen Straßen wohnen, haben ein höheres Erkrankungsrisiko,
und Kraftfahrzeugabgase enthalten Schadstoffe. Dies wird als
Indizienbeweis gewertet.
Das ESCAPE-Projekt (European Study of Cohorts) untersucht derzeit die
Langzeitwirkung von Luftschadstoffen in Europa. Das Besondere ist, dass
die individuelle Schadstoffexposition errechnet werden kann, um so einen
genaueren Zusammenhang zwischen Exposition und Risiko herzustellen.
Erste Daten wurden bereits analysiert: Feinstaub der Partikelgröße von 10
µm (PM10) erhöhte signifikant das Risiko für Lungenkrebs. Der Zusammenhang
zwischen Schadstoffexposition und COPD wurde tendenziell gezeigt. Niedrige
Werte der Lungenfunktion ließen sich auf Exposition mit PM10 und NOx
zurückführen. Für Kinder erhöhte sich das Risiko für Asthma, wenn auch
nicht signifikant. Luftschadstoffe begünstigten das Auftreten von
Lungenentzündung, ein Einfluss auf Pseudokrupp wurde nicht beobachtet.
Eine Studie aus England zeigte, dass die Lungenfunktion beim Laufen in
hoch belasteten Gegenden schlechter wurde. Dennoch haben diese Studie und
weitere Studien zeigen können, dass die positiven Effekte der körperlichen
Aktivität, die Nachteile, die mit einer höheren Luftschadstoffexposition
verbunden sind, überwiegen. Es gibt also gute Gründe, sich körperlich zu
betätigen, und das auch in Gegenden, die durch Straßenverkehr belastet
sind, wenn es keine anderen Möglichkeiten in unbelasteten Gebieten gibt.
Jeder ist auf Luft zum Atmen angewiesen. Ziel muss es deshalb sein,
saubere Luft für Alle und überall sicher zu stellen.
Grenzwerte sind dabei häufig nur ein vernünftiger Kompromiss, das
Wünschenswerte mit dem Machbaren zu vereinen. Vieles kann getan werden, um
die Luftqualität zu verbessern. Zu den Maßnahmen gehören neben sauberen
Motoren und verkehrsorganisatorischen Maßnahmen ein attraktiver Nahverkehr
und Umweltzonen. Eine Verlagerung des Verkehrs an den Messstationen
vorbei, verlagert das Problem lediglich. Erste Analysen belegen, dass z.B.
ausreichend große Umweltzonen tatsächlich die Luftqualität verbessern.
Wir alle können dazu beitragen, dass unsere Luft besser wir, z.B. indem
wir das Auto einmal stehen lassen.
„Dicke Luft – Gefahr für die Lunge“ ist das Thema des diesjährigen
Lungentages. Im Rahmen des Deutschen Lungentages finden bundesweit viele
Informationsveranstaltungen statt.
https://www.lungentag.de/
Die diesjährige Zentralveranstaltung des Lungentags findet in Berlin
statt:
Samstag, 29. September 2018, 10 bis 14 Uhr
Charité Berlin, CCO Auditorium und Foyer, Virchowweg 6
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