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Lifestyle

Wein ist ein ideales Geschenk für (fast) jeden Anlass

Wein Geschenk  Symbolbild
Wein Geschenk Symbolbild

Der Wein hat sich in die Herzen der Deutschen geschlichen. Dort hat er nun seinen verdienten Platz und überholt für viele Menschen sogar andere Alkoholsorten. Bier, Wodka und Co. haben zwar nicht ausgedient, doch es scheint wirklich, als wäre Wein ein wenig im Vorteil in vielen Gesellschaftsschichten.

Das liegt vielleicht auch daran, dass er so flexibel ist. Nicht nur, was die Sorten und Herkunftsregionen angeht. Wein ist auch als Geschenk ideal geeignet. Mit Ausnahme von Veranstaltungen für Kinder oder bei expliziten Nicht-Trinkern kann Wein immer als valide Geschenkoption gesehen werden.

Wein zum Geburtstag

Für Geburtstage eignet sich Wein wirklich gut, da er ein Genussmittel ist. Somit ist er umweltfreundlich, weil kein Plastikmüll entsteht und die Herstellung wenig Energie verbraucht. Anstatt sich stundenlang überlegen zu müssen, was jemand braucht, kann eine Flasche Wein einfach nach Qualität ausgesucht werden.

Die gute Nachricht ist, dass Wein nicht teuer sein muss. Ein Knewitz Sauvignon Blanc kostet weniger als 15 Euro und hat schon viel zu bieten. Für Bochumer ist er besonders interessant, da er aus der Region kommt. Es müssen nicht immer Weine aus Frankreich oder Italien sein – gute Weintrauben wachsen auch gleich um die Ecke. Angerichtet in einem Präsentkorb kann er dem Beschenkten viel Freude bringen.

Wein für ruhige Abende

In der Preiskategorie zwischen sechs und zehn Euro können ebenfalls tolle Weine gefunden werden. Diese sind besonders geeignet für ruhige Abende. Freunden, die gerne einladen, möchte man danken. Ohne Anlass (z.B. Geburtstag) ist ein „echtes“ Geschenk nicht wirklich notwendig, ein Mitbringsel allerdings schon.

Der Wein kann direkt zum Abendessen getrunken werden. Wer nicht weiß, welches Gericht aufgetischt wird (und ob der Wein dazu passt), muss trotzdem keine Angst haben: Zur Not wird er später getrunken. Auch um nicht ohne etwas in den Händen bei den Schwiegereltern aufzutauchen, ist Wein gut geeignet.

Wein für Hochzeiten

Eine der größten privaten Feiern, die man besuchen kann, ist die Hochzeit. Ein Geschenk zu finden, ist manchmal schwieriger, als passende Kleidung zu wählen. Denn sagt das Brautpaar nicht, was es sich wünscht, muss praktisch geraten werden.

Eine gute Flasche Wein löst dieses Problem. Natürlich muss sie für eine Hochzeit gut angerichtet werden. In einem Korb oder einer edlen Holzkiste zum Beispiel. Auch in Kombination mit Leckereien kann das gut gelingen. Fährt das Paar beispielsweise gerne nach Portugal, könnte ein portugiesischer Wein mit typischen Süßigkeiten und Snacks aus Portugal kombiniert werden.

Wein für Firmenfeiern

Neben den privaten Feiern gibt es auch noch andere Anlässe – wie die Firmenfeier. Ob dafür überhaupt ein Geschenk notwendig ist, hängt von der Art der Feier ab. Bei einer Weihnachtsfeier stellt das Unternehmen meist Speisen und Getränke. Da braucht es kein Geschenk.

Aber Jubiläen oder Feiern in Privaträumen (z.B. im Haus des Chefs) sind eine andere Angelegenheit. Mit leeren Händen aufzutauchen, ist keine gute Idee. Stattdessen sollte ein vernünftiger Wein gewählt werden. Idealerweise einer aus der Region, über den man bei der Übergabe oder beim Öffnen auch noch ein paar Details erzählen kann.

Wein für zukünftige Ereignisse

Zu guter Letzt sind Weine für Events ideal, die noch gar nicht stattgefunden haben. Damit sind Jubiläen gemeint. So verschenken manche gerne einen Wein zur Geburt eines Kindes, der zum 18. Geburtstag geöffnet wird. Richtig schön individuell wird es, wenn der Wein in unmittelbarer Nähe zum Geburtsort angebaut wird.

Auch die Gründung eines Unternehmens ist ein guter Anlass – der Wein wird dann geöffnet, wenn ein bestimmtes Umsatzziel erreicht wurde oder die Firma zehn Jahre alt wird. Allerdings muss Vorsicht gelten: Viele Weine sind für den unmittelbaren Verzehr gedacht. Wein für die Lagerung muss auch dafür ausgewiesen sein. Eine Beratung im Fachhandel ist zu empfehlen.

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Solist*innen des Lucerne Festival Orchestra | Kit Armstrong, 16.8.2022, besucht von Léonard Wüst

Alles ist bereit für das Konzert
Alles ist bereit für das Konzert

Besetzung und Programm:
Solist*innen des Lucerne Festival Orchestra  Kit Armstrong Piano
George Gershwin (1898–1937)

Zweiter Satz aus dem Concerto in F, arrangiert für Trompete, Klavier und Streichquartett
Antonín Dvořák (1841–1904)
Klavierquintett A-Dur op. 81
Kaikhosru Shapurji Sorabji (1892–1988)
Transzendentale Etüde Nr. 36 (für die linke Hand)
Tōru Takemitsu (1930–1996)
A Bird came down the walk für Viola und Klavier
Florence Price (1887–1953)
Klavierquintett a-Moll

Allgemeines zum, von Dr. Dolf und Maria Stockhausen gesponserten Konzert

2009 machten Bauarbeiter auf dem Dachboden eines verfallenen Hauses in St. Anne, Illinois, eine erstaunliche Entdeckung: Sie förderten dort ganze Stapel mit handgeschriebenen Noten aus der Feder von Florence Price zutage, die in dem Anwesen einst ihre Sommerresidenz unterhielt. Der sensationelle Fund führte zur Renaissance dieser grossartigen afroamerikanischen Komponistin, die nach ihrem Tod im Jahr 1953 fast völlig in Vergessenheit geraten war. Kit Armstrong stellt mit Solist*innen des Lucerne Festival Orchestra das Klavierquintett in a-Moll vor, das spätromantisches Melos mit Anklängen an Kirchenlieder und einem Juba-Tanz verbindet. Multikulturell geht es ohnehin zu an diesem Abend. Blues Reminiszenzen enthält der langsame Satz aus George Gershwins Klavierkonzert, tschechische Ohrwürmer erwarten uns bei Antonín Dvořáks Klavierquintett mit seiner hinreissenden Dumka. Parsischer Herkunft ist der 1988 verstorbene Kaikhosru Shapurji Sorabji, der eine musikalische Brücke von Ost nach West schlägt und etliche Klavierwerke vorlegte, die lange als «unspielbar» galten. Fernöstliche Impulse steuert schliesslich der Japaner Tōru Takemitsu bei.

George Gershwin  2. Satz aus dem Concerto in F, arrangiert für Trompete, Klavier und Streichquintett

Vorgeschichte zur Komposition:

Solistinnen des Lucerne Festival Orchestra
Solistinnen des Lucerne Festival Orchestra

“New York Symphony” – so sollte das Concerto in F ursprünglich heißen. Es entstand 1925 als Auftragskomposition für Walter Damrosch, den Chefdirigenten der New York Symphony Society. Vermutlich entschied sich Gershwin für den ‘klassischen’ Titel, um zu vermeiden, dass man sein Stück ‘nur’ als klingendes Großstadt-Gemälde wahrnahm. Denn mit dem Concerto wollte er sich einreihen in eine große, jahrhundertealte Musiktradition.

Die “Rhapsody in Blue” hatte Gershwin als Komponisten über Nacht berühmt gemacht. An diesen Erfolg wollte er ein Jahr später mit dem Concerto anknüpfen. “Viele Leute glaubten, die Rhapsody sei nur ein glücklicher Zufall gewesen”, erinnert sich Gershwin. “Also machte ich mich daran, ihnen zu zeigen, dass ich noch eine Menge mehr drauf habe als das. Ich entschloss mich, ein Werk der absoluten Musik zu schreiben. Die Rhapsody war, wie aus dem Titel zu schließen, eine Impression über den Blues. Das Concerto sollte aber unabhängig sein von einem Programm.” Gershwin hat’s klar erkannt: wer es in Amerika zu etwas bringen will, muss zeigen, was er kann! Und auch mal laut mit dem Handwerk klappern.

Zur Interpretation durch die Musiker*innen

vlnr Daniel Röhn Violine Kit Armstrong Piano  Manuel Kastl Violine  Jens Peter Maintz Violoncello  (2)
vlnr Daniel Röhn Violine Kit Armstrong Piano Manuel Kastl Violine Jens Peter Maintz Violoncello (2)

Selbst wenn sich Gershwins Konzert an klassischen Vorbildern orientiert, er orchestrierte es sogar selbst, – mit dem jazzinspirierten Tonfall dieser Musik schimmert halt schon immer sein Grosserfolg, die «Rhapsody in Blue» durch. Die sieben Musiker*innen intonierten mit einer Mischung aus fast schon bluesiger Leichtigkeit und Entspanntheit, eine wunderbare Symbiose von Jazz und klassischen Elementen, vorgetragen mit sichtlichem Vergnügen, nicht immer nur «todernste» Klassik zu spielen, gewürdigt vom Publikum mit langanhaltendem Applaus.

 

 

 

Antonín Dvořák Klavierquintett A-Dur op. 81

vlnr Korbinian Altenberger Violine Irina Simon-Renes Violine Kit Armstrong Piano Béatrice Muthelet Viola Thomas Ruge
vlnr Korbinian Altenberger Violine Irina Simon-Renes Violine Kit Armstrong Piano Béatrice Muthelet Viola Thomas Ruge

Gleich der Beginn des 1. Satzes – einer der eindrucksvollsten Einstiege der gesamten Kammermusik – stellt ein Schubertisches Cellothema einem symphonischen Tutti nach dem Vorbild von Brahms gegenüber. Ihm folgen: ein leggiero-Thema in a-Moll, ein der Bratsche zugewiesenes, wehmütiges Seitenthema in cis-Moll und eine aus diesem abgeleitete Schlussgruppe. Die Themen werden in einer Sonatenform von monumentalen Ausmaßen verarbeitet, wobei ein Zitat aus dem A-Dur-Klavierquartett von Brahms auf das Vorbild dieses Satzes verweist. Besonders hervorzuheben sind die harmonischen Ausweichungen in der Durchführung, die bis nach Es-Moll und Ces-Dur führen, und die großartig gesteigerte Reprise des Hauptthemas.

Mit dem traurig ins Bodenlose abfallenden zweiten Thema im Kopfsatz, ist Dvorák in einer Klangwelt angelangt, in der sich die Slawen besser zurechtfinden.

 

 

 

 

Dvořáks besondere Affinität zur ukrainischen «Dumka»

vlnr Irina Simon-Renes Violine Kit Armstrong Piano Béatrice Muthelet Viola
vlnr Irina Simon-Renes Violine Kit Armstrong Piano Béatrice Muthelet Viola

In den Mittelsätzen knüpfte Dvorak an sein neun Jahre früher komponiertes Streichsextett in A und an das Quartett Opus 51 an. Wie dort, so ist auch hier das Adagio eine Dumka, wie im Sextett das Scherzo ein Furlant. Die Dumka , ein sehr melancholischer ukrainischer Volkstanz, für den der Wechsel zwischen Langsamen, melancholischen Teilen und schnellen Tanzabschnitten typisch ist. In der Dumka des Klavierquintetts hat Dvorak außerdem einen halbschnellen Zwischenteil eingefügt, der durch seine eigenartigen Klangmischungen zwischen Klavier und Streichern fasziniert. Das Thema der langsamen Teile ist von unwiderstehlicher Schönheit, die freilich einiges der berühmten Marcia funebre aus Schumanns Klavierquintett verdankt.

Der Furiant des dritten Satzes ist ein tschechischer Volkstanz im schnellen Dreiertakt, der im Trio auf wundersame Weise in ein Lyrisches Stück im Stile Griegs verwandelt wird. Das Finale konkurriert nicht mit dem Kopfsatz, sondern gibt sich als schwungvolle Polka mit kunstvoller Fugato-Durchführung.

Es ist nicht möglich, einen Satz dem anderen vorzuziehen, denn das feurige Allegro und die poetische Dumka treiben ebenso voran wie der ungestüme Furiant und das fröhliche Finale. Dass Dvoáks Stück einen wunderschönen klanglichen Eindruck macht und interessante und originelle instrumentale Effekte großer Zahl enthält, ist ebenso unzweifelhaft wie die Feststellung, dass die fünf Protagonisten auf der Bühne, die Intentionen des Komponisten schlicht grossartig umgesetzt haben. Der absolute Höhepunkt dieses Konzertabends. Das Auditorium belohnte die Protagonisten mit stürmischem Applaus und einigen Bravorufen und begab sich dann in die Foyers des KKL in die Pause.

Kaikhosru Shapurji Sorabji Transzendentale Etüde Nr. 36 (für die linke Hand)

Kit Armstrong am Piano Foto Priska Ketterer
Kit Armstrong am Piano Foto Priska Ketterer

Kaikhosru Shapurji Sorabji starb vor 34 Jahren, 1988, im biblischen Alter von 96 Jahren, und damals war er einer der unbekanntesten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Der aus einer Parsi-Familie stammende, aber Zeit seines Lebens in England ansässige Tonsetzer, der alle Spekulationen über seine ethnische Herkunft brüsk zurückwies, hatte sich um die Verbreitung seines umfangreichen, hauptsächlich aus Klaviermusik bestehenden Oeuvres wenig gekümmert; die teilweise haarsträubenden Schwierigkeiten seiner Werke taten ein Übriges.

Auch für dieses Werk braucht es einen ganzen Konzertflügel

Kit Armstrong am Piano Foto Priska Ketterer
Kit Armstrong am Piano Foto Priska Ketterer

Obwohl dieses Oeuvre nur mit der linken Hand gespielt wird, bracht es natürlich auch den ganzen Konzertflügel und nicht nur einen halben, denn der Komponist «nötigt» die Interpreten, mit der linken Hand ab und zu auch die obersten Tasten auf der rechten Flügelseite zu betätigen, dort gar Läufe, Tremoli, Tonkaskaden einzustreuen.

Auch hier lernt man „Etüden“ in einem weiten Spektrum zwischen spezifischen technischen Aufgaben und charakteristischen Stimmungs- und Klangwerten kennen, eine teils hyperspätromantische, teils atonale Welt voll unerschöpflicher Fantasie, geistreich, blitzend in den schillernden Kaskaden, aber auch lyrisch versunken. Der oft wegen seiner Überlängen gefürchtete Sorabji zeigt sich hier auch als formbewußter Aphoristiker. Auf dieser hochinteressanten Entdeckungsreise präsentiert sich der amerikanische Tastenakrobat Kit Armstrong einmal mehr in bestechender Form, selbst da, wo er eine ultimative Grenze des überhaupt Spielbaren einräumt.

Tōru Takemitsu A Bird came down the walk für Viola und Klavier

Wolfram Chist Viola und Kit Armstrong am Klavier Copyright: LUCERNE FESTIVAL/Priska Ketterer
Wolfram Chist Viola und Kit Armstrong am Klavier Copyright: LUCERNE FESTIVAL/Priska Ketterer

Die Eröffnungsmelodie in der Bratsche konzentriert sich auf einem wiederholten g’, das zunächst normal gespielt wurde und dann wieder als wechselnde Obertöne auf den tieferen Saiten erklang. Der fortgeschrittene Bratschist, wie dies Wolfram Christ ist, wird Takemitsus Verwendung von Doppel-, Dreifach- und Vierfachgriffen für das Instrument gut geeignet finden. Neben den üblichen Sul-Ponticello- und Sul-Tasto-Effekten fordert Takemitsu häufig Harmonien kombiniert mit Glissandi – ein üblicher Effekt in Takemitsus Streichern, der möglicherweise von Messiaen herrührt.

Ein bemerkenswertes melodisches Merkmal ist die Verwendung von Tremolo, um Vogelgesang vorzuschlagen; An einer Stelle verwendet Takemitsu im Klavierpart die beschreibende Kennzeichnung “als Ruf eines Vogels”. Während die Beschwörung des Vogelgesangs den Titel des Stücks konnotiert, spiegelt er auch einen anderen Einfluss von Messiaen wider, dem berühmtesten Komponisten des Vogelgesangs. Die Darstellungen des Vogelgesangs sind am deutlichsten im Klavier, oft umreißen Dreiklänge auf F und Cis mit wiederkehrenden Tremolo-Figuren von 32-Noten-Figuren, die normalerweise in Tonhöhe und Register festgelegt sind, gegenüber eckigen dissonanten Melodien und dichten Harmonien in einer Schichtung Textur.

Fünftönige pentatonische Akkorde mit Dur-Beugung sind ein wiederkehrendes Merkmal des Klavierparts. Takemitsu verwendet dichte, vorwiegend tertianische Akkorde und Arpeggio Figuren, wobei sich einige Akkorde in paralleler Bewegung verschieben. Kit Armstrong präsentiert sich hier als äußerst anpassungsfähig und als kongenialer Duopartner für den Könner Christ mit der Viola. Ausgehaltene Töne, die Tritonus umreißen, verleihen dem Stück ein Element struktureller Kontinuität. Der Eröffnungsabschnitt des Stücks kontrastiert das ausgehaltene g’ der Bratsche mit den langen Basstönen des Planos auf cis/des[b]. Nach mehreren Phrasen verschiebt sich das Verhältnis um einen Schritt, wobei ein a in der Bratsche gegen E[[flat].sub.1] im Klavier zu hören ist. Spuren dieser weiträumigen linearen Verbindungen ziehen sich durch das ganze Stück, bis sich der Bass am Ende wieder auf Des niederlässt.

Die beiden Akteure durften für ihre Darbietung den verdienten, langanhaltenden Applaus des Auditoriums ernten und wurde etliche male auf die Bühne «zurückgeklatscht». A Bird Came Down the Walk ist ein wichtiger Beitrag zum fortgeschrittenen Viola-Repertoire und absolut spielwürdig.

Florence Price (1887–1953)  Klavierquintett a-Moll

Price war die erste Afroamerikanerin, deren Orchesterwerk von einem großen US-Orchester gespielt wurde. Sie behauptete bekanntlich, dass sie mit “zwei Handicaps zu kämpfen hatte – dem ihres Geschlechts und ihrer Rasse”, und ein Großteil ihrer Musik blieb bis zu ihrem Tod unveröffentlicht

Der Musikstil der Afro Amerikanerin

Obwohl ihre Ausbildung von europäischer Tradition geprägt war, besteht Price’s Musik hauptsächlich aus dem amerikanischen Idiom und offenbart ihre südlichen Wurzeln. Sie schrieb mit einem volkstümlichen Stil und verwendete Klänge und Ideen, die der Realität der städtischen Gesellschaft entsprechen. Als engagierte Christin verwendete sie häufig die Musik der afroamerikanischen Kirche als Material für ihre Arrangements. Auf Drängen ihres Mentors George Whitefield Chadwick begann Price, Elemente afroamerikanischer Spirituals zu integrieren und den Rhythmus und die Synkope der Spirituals zu betonen, anstatt nur den Text zu verwenden. Ihre Melodien waren vom Blues inspiriert und mit traditionelleren, europäischen romantischen Techniken vermischt . Die Verflechtung von Tradition und Moderne spiegelte das Leben der Afroamerikaner in den Großstädten zu dieser Zeit wider.

Symbiose von Musikstilen der alten und der neuen Welt

Obwohl das a-Moll Klavierquintett in seinem spätromantischen Idiom charakteristisch konservativ ist, feiert es Price’ afroamerikanisches Erbe mit Anklängen an Spirituals und Hymnen und den beliebten Juba-Stomping-Tanz, der seine Wurzeln in den Sklavenplantagen des tiefen Südens hat. Ebenso hat sie sich offenbar aber auch an Kompositionen von Antonín Dvořák orientiert. Anyway, dem Publikum gefiel die akustische Symbiose von alter und neuer Welt und es belohnte die Ausführenden dementsprechend mit stürmischem Schlussapplaus, der auch die Künstlerinnen mit einschloss, die sich bei Darbietung dieses Werkes nicht mehr auf der Bühne befanden.

Text: leonardwuest.ch

Fotos: Léonard Wüst  und Priska Ketterer       https://www.lucernefestival.ch/de

Homepages der anderen Kolumnist*innen: www.gabrielabucher.ch www.herberthuber.ch www.maxthuerig.ch

Solistinnen des Lucerne Festival Orchestra
Copyright: LUCERNE FESTIVAL/Priska Ketterer

vlnr Daniel Röhn Violine Kit Armstrong Piano Manuel Kastl Violine Jens Peter Maintz Violoncello
Copyright: LUCERNE FESTIVAL/Priska Ketterer

Wokfram Chist Viola und Kit Armstrong am Klavier
Copyright: LUCERNE FESTIVAL/Priska Ketterer

 

Die Protagonistinnen beim Schlussapplaus Foto Léonard Wüst

Solist*innen des Lucerne Festival Orchestra

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Seebühne Bregenz, Madame Butterfly, 6. August 2022, besucht von Léonard Wüst

Szenenfoto Madame Butterfly, Butterfly mit Papierschiff
Szenenfoto Madame Butterfly, Butterfly mit Papierschiff

Besetzung

Musikalische Leitung Yi-Chen Lin
Cio-Cio-San (genannt Butterfly) Celine Byrne
Suzuki Aytaj Shikhalizada
B. F. Pinkerton Otar Jorjikia
Sharpless Yngve Søberg
Goro Michael Laurenz
Der Fürst Yamadori Patrik Reiter
Onkel Bonzo Levente Páll
Kate Pinkerton Sabine Winter
Der kaiserliche Kommissar Unnsteinn Árnason
Kind Aurel Boss

Bregenzer Festspielchor
Statisten der Bregenzer Festspiele
Prager Philharmonischer Chor
Wiener Symphoniker

Szenenfoto Madame Butterfly von Anja Köhler
Szenenfoto Madame Butterfly von Anja Köhler

Mein erster Eindruck. So imposant wie das Bühnenbild für «Rigoletto» in den Jahren 2019 und 2021 ( Augen wie Garagentore, Hände von 11,5 Metern Länge und ein Gesamtgewicht von 175 Tonnen) ist dasjenige der japanischen Butterfliege nicht ganz, ja, vielleicht nicht ganz so spektakulär auf den ersten Blick, was aber täuscht. Das Blatt Papier, das der Bühnenbildner Michael Levine ersonnen hat, ragt 23 Meter in die Höhe und wiegt mit dreihundert Tonnen fast das doppelte als die damalige  Rigoletto Figur.

Für die Wiener Symphoniker ist es immer dasselbe. Sie sitzen auf der Bühne des Bregenzer Festspielhauses, während der Orchesterklang auf den See übertragen wird. Unter der Leitung der in Wien aufgewachsenen, gebürtigen Taiwanesin Yi-Chen Lin intonieren sie das feingesponnene Notengeflecht Puccinis intensiv, trotzdem äusserst gefühlvoll und lassen somit den überragenden Stimmen auf der Bühne genug Raum und Volumen zu deren Entfaltung.

 

 

Zur Dirigentin, Zitat Tagesspiegel

Dirigentin Yi-Chen Lin
Dirigentin Yi-Chen Lin

Schon im zarten Alter von vier Jahren beginnt sie mit dem Geigenunterricht bei ihrem Großvater, bald kommen auch Klavierstunden hinzu. Und weil sich Yi-Chen Lin in beiden Fällen als außergewöhnlich begabt erweist, wird sie als Neunjährige zur Vorbereitungsklasse der Wiener Musikhochschule zugelassen.

Als Teenager tritt sie oft mit ihrer Schwester auf, die musikalisch ebenfalls zweigleisig fährt: Mal spielt die eine die Violine und die andere begleitet am Flügel, mal ist es umgekehrt. Letztlich aber entscheidet sich die 1985 in Taipei geborene und in der österreichischen Hauptstadt aufgewachsene Musikerin dann doch für „das leichteste Instrument der Welt“.

Wenn Yi-Chen Lin den Begriff gebraucht, ist er natürlich doppeldeutig gemeint. Rein vom  Gewicht her betrachtet, ist der Taktstock tatsächlich nicht zu unterbieten. Da sich jedoch mit dem schlanken Stab selbst keine Töne erzeugen lassen und er dennoch die faszinierende Vielfalt eines ganzen Orchesters entfesseln soll, hat eine Dirigentin zugleich auch den komplexesten Job in der Klassik-Szene.

„An Abenden, an denen es gut läuft, ist es wirklich leicht“, sagt Yi-Chen Lin. „Weil ich mich dann von den anderen getragen fühle.“ Damit es so weit kommen kann, ist aber harte Arbeit nötig. Die fängt mit dem einsamen Partiturstudium an und wird kaum leichter, wenn es in den Proben dann darum geht, die eigenen Gedanken zum Werk den übrigen Beteiligten zu vermitteln.

Yi-Chen Lin stammt aus einer Musikerfamilie aus Taipei. Ihr Debüt als Dirigentin gab sie 2009 mit dem RSO Wien, seit der Saison 2020/21 ist sie Kapellmeisterin und musikalische Assistentin an der Deutschen Oper Berlin.

Weltklasse Klangqualität dank ausgetüfteltem System

Das  ausgefeilte Tontechnik System der Seebühne
Das ausgefeilte Tontechnik System der Seebühne

Die Qualität der Zuspielung der Musik vom Festspielhaus zur Bühne geschieht mittlerweile in derart hoher Qualität, dass die Bregenzer Festspiele es wagen können, eine Oper wie Giacomo Puccinis „Madame Butterfly“ in das Programm zu nehmen, wobei der originale italienische Titel „Madama Butterfly“ des 1904 uraufgeführten Werks internationalisiert wurde. Dass Regisseur Andreas Homoki hingegen keine aktuelle Sextourismusgeschichte und somit ein globales Thema forciert, sondern, verdeutlicht durch die Kostüme von Antony McDonald, einer erstarrten japanischen Kultur zum Ende des Shogunats, also der Samuraifürsten, ein Amerika der 1950er-Jahre gegenüberstellt, beinhaltet zwar einen Zeitsprung, ist von der Handlung her aber nachvollziehbar.

Szenenfoto Madame Butterfly von Anja Köhler
Szenenfoto Madame Butterfly von Anja Köhler

Den Einbruch einer fremden neuen Welt – der Amerikanischen – in diesen ewig wirkenden Raum kennzeichnen sie sehr wohl mit den Gesten der Eroberung und der Zerstörung. Mit Pinkertons Auftritt bricht die US-Flagge an einem phallischen Fahnenmast durch das zarte Papier, bohrt sich mit eindeutig zweideutigem Besitzanspruch gen Himmel, lässt triumphierend das Star-Spangled-Banner wehen, dessen Hymne der Komponist Giacomo Puccini in «Madama Butterfly» auch musikalisch beschwört. Demgegenüber stehen die behutsam schreitenden Gesten einer Tänzergruppe, die sich in ihren weiß-beigen Kostümen direkt an das mit allerlei japanischen Zeichen beschriebene Papier anschmiegen. Es könnten Priester sein, jedenfalls Vertreter des alten Japans, jener Ahnen, deren Kraft Butterfly alias Cio-Cio-San so stark in sich spürt.

Kurzfassung des Geschehens

Ciò-Ci`ò-San (Butterfly), ihre Dienerin Suzuki, und Goro
Ciò-Ci`ò-San (Butterfly), ihre Dienerin Suzuki, und Goro

Auf der Seebühne erleben wir das Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Zivilisationen, der sich in dieser Oper ereignet, für den amerikanischen Marineleutnant B. F. Pinkerton, der eine Scheinehe mit der blutjungen Japanerin Ciò-Ciò-San eingeht, die sie, im Gegensatz zu ihm, ernst nimmt. Und drei Jahre lang auf ihn wartet, gemeinsam mit dem Kind, das in der Folge ein kleines Papierschiff in den amerikanischen Farben zu Wasser lässt.

Madama Butterfly wartet in Bregenz mit vielen Effekten auf Figuren auf einem zerknitterten Tuschebild
Madama Butterfly wartet in Bregenz mit vielen Effekten auf Figuren auf einem zerknitterten Tuschebild

Wenn Pinkerton dann endlich wiederkehrt, um, an der Seite seiner neuen, amerikanischen Frau, ebendieses Kind mitzunehmen, ist das Schiff übergross geworden. So gross, wie alles auf der Seebühne der Bregenzer Festspiele sein muss, die, als weltgrösste Seebühne, siebentausend Zuschauern Platz bietet – knapp zweihunderttausend pro Saison. Allein das Blatt Papier, das der Bühnenbildner Michael Levine ersonnen hat, ragt 23 Meter in die Höhe und wiegt dreihundert Tonnen. Und scheint doch über dem Bodensee zu schweben, sanft gewellt, leicht wie die japanischen Schriftzeichen und die Tuschezeichnung mit den Bergen von Nagasaki, die es zeigt. Das passt zu dieser Oper, die ihre Schicksalsschwere aus der Leichtigkeit gewinnt und bis auf eine grosse Chorszene fast ein Kammerspiel bleibt, das sich ganz auf die Titelfigur konzentriert.

Homoki schafft hier mit ruhiger Hand Bilder voller Poesie – etwa, wenn sich die Geishas mit ihren japanischen Schirmchen von der obersten Kante des Bühnen-Papiers einen Pfad hinab bahnen. Mit Lichtwechseln (Licht: Franck Evin) erzeugt Homoki zudem immer wieder neue stimmungsvolle Landschaftsbilder, aber auch sehr bedrohlich wirkende Gesichter etc.

Ein wie vom Wind verwehtes, geknülltes Seidenpapierblatt mit Kalligraphien von Bäumen und Bergen – trotzdem 1340 Quadratmeter Fläche, 33 Meter breit, 23 Meter hoch und 300 Tonnen schwer.

Szenenfoto Madame Butterfly von Anja Köhler
Szenenfoto Madame Butterfly von Anja Köhler

Der amerikanische Marineoffizier Pinkerton – stationiert in Nagasaki – hat über den Vermittler Goro ein Haus zur Nutzung für 999 Jahre erworben, inklusive des Geisha-Mädchens Cio-Cio-San genannt Butterfly.Ungewöhnlich, dass eine Oper mit einem Männerduett beginnt Pinkerton und der amerikanische Konsul und es dauert schon eine Weile, bis etwa zwei Dutzend Geishas daher tippeln, alle mit einem ro-gelb.orangen Kimono und einem  typisch asiatischem Schirmchen „bewaffnet“.

Dazu gesellt sich „Butterfly“ im weissen Kimono mit leichtem rosa am unteren Rand, später Pinkerton in marineblauer Uniform

 

 

 

Homokis  ruhig zurückhaltende Inszenierung

Nichte Vanessa Bösch mit Sohn Enea auf der Zuschauertribune in Bregenz
Nichte Vanessa Bösch mit Sohn Enea auf der Zuschauertribune in Bregenz

Eine sanfte Interpretation des tragischen Stoffes, von Andreas Homoki nicht reißerisch dramatisch umgesetzt. Er verzichtet auf Effekthascherei, zu der die grandiose Location geradezu einlädt. Homoki verfällt der Lockung nicht, sondern lässt den Akteur*innen und der Musik Puccinis genug Raum zur Entfaltung. Dass, wie immer, dann doch noch einer ins Bodenseewasser fällt, scheint beim Spiel auf dem See einfach unerlässlich und sei dem Intendanten des Zürcher Opernhauses bei seinem Gastspiel in Bregenz nachgesehen.

Schon fast eine „One woman Show“, ist doch die Hauptfigur quasi ununterbrochen auf der Bühne, wirkt das Geschehen fast wie ein Kammerspiel.

Die irischstämmige lyrische Sopranistin Celine Byrne
Die irischstämmige lyrische Sopranistin Celine Byrne

Mit Celine Byrne haben, die den Riesenraum zu füllen vermag. Fast zwei Stunden lang pausenlos auf der Bühne, bringt die irische Sopranistin alles mit, was die Rolle fordert: Leichtigkeit und Kraft, Zärtlichkeit und dramatische Ausbrüche, genau gesetzte, aus dem Text entwickelte Farben und Linien von glühender Intensität – eine junge Frau, die an ihrer Unabdingbarkeit innerlich verbrennt. Wie das Papier, das am Ende des Abends in Flammen aufgeht.

Da wird etwa der reiche Fürst Yamadori (auffallend tenorschön: Patrik Reiter) von Sklaven durchs Wasser getragen, treiben Butterfly und ihre Dienerin Suzuki den aufdringlichen Heiratsvermittler Goro (mit gut dosierter,  ironischer Komik: Michael Laurenz) in den See, so dass er sich nur schwimmend retten kann. Damit lässt sich Homoki. zum Gaudi des Publikums, doch noch zu einem, in Bregenz fast unvermeidlichen, «Wasserfall» hinreissen.

Zur Homokis Inszenierung allgemein

Madame Butterfly Szenenfoto
Madame Butterfly Szenenfoto

Im Gegensatz zu manchen Vorgängerproduktionen wirken die Effekte nie aufgesetzt, sondern aus dem Grundkonflikt entwickelt. Eine weisse Tänzerschar schwebt lautlos über das Papier, verkörpert die Macht der kulturellen Tradition über Ciò-Ciò-San. Es sind die Totengeister, die ihr am Ende den Dolch für den traditionellen japanischen Selbstmord reichen. Ähnlich wie Puccini sich für seine Partitur mit der japanischen Kultur und Musik beschäftigte, hat der Kostümbildner Antony McDonald Vorbilder im Kabuki-Theater gefunden.

Die amerikanischen Figuren scheinen dagegen eher dem Hollywoodkino der 1950er Jahre entstiegen. Die elegante Lichtführung von Franck Evin, der schon die Zürcher «Butterfly»-Produktion von Ted Huffman veredelte, vermag dem Papier bei Bedarf sogar einen dramatischen Faltenwurf zu verschaffen. Ebenso wie Homoki auch in Zweier- und Dreierszenen Spannung herstellt, indem er die Figuren weite Strecken zurücklegen und immer den gesamten Raum bespielen lässt. So gelingt, was vorab kaum möglich erschien: das Kammerspiel zu vergrössern, ohne es zu vergröbern. Poesie triumphiert über den Widerstand der Materie, wenn der Frauenchor zu Beginn von höchster Höhe herabschwebt oder die Geister die Bühne mit einem Blütenregen bedecken.

Zartheit und Klarheit in den Strukturen

Madame Butterfly Szenenfoto
Madame Butterfly Szenenfoto

Unaufdringlich, aber handwerklich brillant, scheint die Produktion selbst etwas von einer Tuschezeichnung zu haben, die weich, aber immer klar konturiert ist. Was perfekt mit der musikalischen Anlage durch den Dirigentin Yi-Chen Lin harmoniert, die ebenfalls Zartheit mit Klarheit, leichthändige Detailgenauigkeit mit dramatischem, trotzdem zurückhaltendem Vorwärtsdrang vereint. Dabei muss auch sie besondere Widerstände überwinden, die in der technischen Koordination zwischen den Sängern draussen und dem Orchester drinnen im Festspielhaus liegen.

Madame Butterfly Szenenfoto
Madame Butterfly Szenenfoto

Den wechselnden Gefühlszuständen der Titelfigur von Hoffen, Bangen, Warten und totaler Enttäuschung folgend taucht Franck Evin in seinem Lichtdesign den poetischen Papierraum in immer neue Farbvaleurs. Der Einheitsraum erschöpft sich nicht, seine Bildmacht entwickelt über den Abend magische Spannung. Auch sängerisch lebt diese „Madame Butterfly“ von der Differenzierung und weniger von der dramatischen Überwältigung. Celine Byrne gibt eine verblüffend lyrische, verletzlich anrührende Cio-Cio-San, der Charakter ihres Soprans ist mehr Liù als Tosca. Der famose Tenor von Otar Jorjikia (Pinkerton) schmiegt sich ideal an ihre Stimme. Er hat, für Puccini perfekt, herrlichen Schmelz, Legatoeleganz und jenes einschmeichelnde Moment, das dem großen Duett des Paars am Ende des ersten Akt eine Gefühlswahrheit beschwert, die zwar nicht von Dauer, aber doch vom Zauber des erfüllten Augenblicks ist. Yngve Søberg steuert seinen warm timbrierten Sharpless-Bariton bei, Aytaj Shikhalizada ihren dunklen Mezzo als anteilnehmende Dienerin Suzuki. Sehr schön auch das Terzett Suzuki, Pinkerton und Konsul, das schlussendlich durch Pinkertons amerikanische Frau, Sabine Winter, zum Quartett erweitert wird. Die Wiener Symphoniker dirigiert Yi-Chen Lin packend und pathosvermeidend. Die Soundanlage, die das Orchester aus dem Festspielhaus zuspielt, bewährt sich.

Dies sah auch das begeisterte Publikum, das schon mit Szenenapplaus nicht gegeizt hatte so und applaudierte langanhaltend und kräftig, garniert gar mit etlichen Bravorufen.

Nach Quasidurchfall an der Premiere heute ein Welterfolg

Die Oper wurde in ihrer ursprünglichen Fassung als Zweiakter am 17. Februar 1904 im Teatro alla Scala in Mailand uraufgeführt. Die Uraufführung der dreiaktigen Neufassung fand am 28. Mai 1904 in Brescia statt.

Beeindruckende Zuschauerkulisse beim Spiel auf dem See
Beeindruckende Zuschauerkulisse beim Spiel auf dem See

Grundsätzlich ist ja schon erstaunlich, dass die „Madame Butterfly“ eine der meistgespielten Opern weltweit ist, hat sie doch nicht eine Arie, ein Chorgesang oder sonst ein Stück, die man einfach kennt, ob Operngänger*in oder nicht, wie z.B. „Elucevan le stelle“ aus „Tosca“, der Triumphmarsch aus Aida, „Nessun dorma“ aus „Turandot“, den „Gefangenenchor“ aus „Nabucco“, Bizets –«Habanera» aus dessen Carmen oder „La donna e mobile“ aus Verdis „Rigoletto“ usw.

Zuschauertribüne Foto Anja Köhler
Zuschauertribüne Foto Anja Köhler

Puccinis «Madama Butterfly» war bei ihrer Uraufführung im Jahr 1904 an der Mailänder Scala noch ein echtes Fiasko. Dabei spielte auch der kurz zuvor ausgebrochene Krieg zwischen Japan und Russland eine Rolle, zumal die Herzen der Italiener mehrheitlich für Russland schlugen. Stattdessen reüssierte in derselben Mailänder Saison Umberto Giordanos «Siberia», in der eine russische Kurtisane sich für einen straffälligen Soldaten opfert und ihm ins Straflager nach Sibirien folgt.

Fazit

Die Reise zur Seebühne in Bregenz lohnt sich auch im Sommer 2023, wenn «Madame Butterfly»,  traditionsgemäss,  nochmals eine zweite Saison gespielt wird und schon baut sich eine gewisse Spannung auf, wenn man auf 2024/25 vorausblickt, wenn Carl Maria von Webers «Freischütz» die Seebühne entern wird.

Szenenfoto Diashow  Madame Butterfly von Anja Köhler und Karl Forster

fotodiashows.wordpress.com/2022/08/08/madame-butterfly-seebuhne-bregenz-6-august-2022/

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: bregenzerfestspiele.com/de

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Madame Butterfly Szenenfoto

Geishas auf einem zerknitterten Tuschebild

Madame Butterfly Seebèhne in der Abendsonne

Stetes Feilen an der Technik auf der Seebühne

Zuschauertribüne Foto Anja Köhler

 

Die Protagonist*innen beim Schlussapplaus

 

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Tatar oder Tartare, egal, Hauptsache gut, meint Herbert Huber

Sommerliches- Beef Tatar
Sommerliches- Beef Tatar

Rohes Fleisch ist nicht jedermanns Sache, und man sollte das auch nicht täglich essen. Aber ab und zu ein Tatar, das kann ein Hochgenuss sein. Erst recht, wenn man es selber macht.

Tatar oder Tartar? Der Duden sagt klar „Tatar“ und hält sich dabei an die Legende, die bereits während meiner Kochlehrzeit zirkulierte: Tatar hat seinen Ursprung bei den Tataren. Dieses gefürchtete mongolische Volk soll auf seinen Beutezügen zähes Fleisch während des Reitens unter dem Sattel in einem speziellen Ledersack weichgeritten haben.

Mir ist die zweite Version aber wichtiger und glaubwürdiger. Bekannt wurde das von dem französischen Meisterkoch Auguste Escoffier 1921 kreierte Beefsteak Tatar oder Tartare, bei dem feinen rohen Rinderhackfleisch aus der Huft» geschnitten mit einer Sauce à la Tartare auf Senf- und Ei-Basis serviert wird.

Doch längst nicht alle halten sich an den Duden, zumal unser Tatar in anderen Sprachen unter Steak tartare oder Beefsteak ta(r)tar läuft. Auch noch zum Durcheinander bei trägt die in der französischen Küche heimische Sauce tartare (harte Eier, Zwiebeln, Kapern und Schnittlauch), die zu Fisch, Austern und kaltem Braten serviert wird

Damals noch vor den Gästen zubereitet…

Beef Tatar mit Ei
Beef Tatar mit Ei

Ehrlich gesagt: Mir ist es im Grund egal, ob Tatar mit oder ohne r geschrieben wird. Wichtig ist, dass es nach Fleisch schmeckt und mit einer gehörigen Prise Leidenschaft zubereitet wird. Ich erinnere mich an die Stifti im Luzerner Continental (damals an der Morgartenstrasse) als das Tatar vor dem Gast und vom umtriebigen Chef de Service zubereitet wurde. Aus der Küche kam erstklassiges von Fett und Sehnen befreites Fleisch vom Rindsfilet (heute nimmt man aus Preisgründen oft Fleisch von der Huft, was auch geht, wenn diese jung und zart ist). Dazu kamen die Garnituren in kleine Schälchen und – in der Mitte des wieder zum Steak zurückgeformten Fleisches – das frische Hühnerei in der halbierten Schale. Alle Gästeaugen waren damals auf den Chef gerichtet. Ein bisschen Show mit schwungvoll geführtem Besteck, dann der Spritzer Cognac und etwas Tabasco für die Schärfe. Dann kam der Moment der Wahrheit. In den kleinen Löffelchen gab es ein Birebebitzeli“ zum Degustieren – fast immer gefolgt von einem nach «Ooohwunderbar» des Gastes.

Eine feurige Belohnung

Beef Tatar vom Kalb mit Gurkenspaghettini und Vollkorncrostini
Beef Tatar vom Kalb mit Gurkenspaghettini und Vollkorncrostini

Mein erster Tatar vor dem Gast durfte ich als Koch in Vollmontur im Hotel du Raisin in Cully zubereiten und servieren. Weil das Hotel so schmuck und so romantisch war, kehrten da auch Gäste mit entsprechender schmucker Begleitung ein. Ich zitterte ein wenig beim Anmachen der Tatar in der riesigen Schüssel und würzte gehörig mit Tabasco. Dann wollte ich, wie ich das gelernte hatte, dem Gast zum Versuchen geben. Doch der wollte das partout nicht. Es sei bestimmt gut so, meinte er. In der Küche probiere ich dann die Reste meiner Kreation – und oh Schreck: Mein Tatar war extrem scharf geraten. Ich war niedergeschlagen und wartete ängstlich auf die entsprechende Reklamation. Stattdessen kam der Kellner und überbrachte mir freudestrahlend ein saftiges Trinkgeld. «Das beste Tatar, das ich je gegessen habe», soll der Gast gesagt haben. Naja, vielleicht lag dieses Urteil auch an der Begleitung des Herrn: Feurige Frau, Feuriges auf dem Teller.

Und Heute?

Auch das gibts Vegetarisches Tatar
Auch das gibts Vegetarisches Tatar

Die Frage des Servicepersonals nach dem gewünschten Schärfegrad ist bei Tatar-Bestellungen im Restaurant Standard. Bei der Zubereitung allerdings wird heute auch aus zeitlichen Gründen kein grosses Brimborium vor dem Gast gemacht. Mövenpick pflegt das Tatar seit Jahren mit der hygienisch verpackten, gehackten «Tatarwurst»: Einzeln portioniert und gefroren, à la minute aufgetaut, mit der vorbereiteten Sauce angemacht und aufgetischt. So schmeckt es in allen Mövenpicks gleichermassen gut. Gastronomie mit System eben. Für Tatar geht man bei Mövenpick nicht fehl. Ganz allgemein: Bestellen Sie Tatar in Restaurants, wo dieses Gericht eine Spezialität ist und häufig bestellt wird, nicht nur alle paar Wochen einmal.

Tatar selbstgemacht? Aber sicher! Es ist keine Hexerei und macht ausserdem sehr viel Freude. Bestellen Sie beim Metzger speziell zartes Fleisch für Tatar. Auf keinen Fall soll es direkt aus dem Vakuum kommen. Weil das Vakuum Fleisch oft sehr lange verpackt, zuerst wieder etwas frische Luft atmen muss. Das gilt nicht nur für Tatar – auch für Grillfleisch etc.

Sie werden sehen, er wird es nicht immer vom teuren Filet anbieten. Schön rot allerdings muss es sein, ohne Fett und Sehnen. Schauen Sie dem Metzger tief in die Augen – dann lassen Sie das Fleisch von Hand hacken. Zack, zack, mit zwei scharfen Messern, nicht durch den Fleischwolf. Gut verpacken und ohne langen Apéro-Halt nach Hause. Fleisch auspacken und in einer Porzellanschüssel in den Kühlschrank legen. Und dann nach diesem Rezept zubereiten.

Tatar für 4 Personen

Zutaten:

600 bis 800 g Rindfleisch (obere Grenze für Vielesser)

Sauce

1 mittlere Essiggurke, abgetropft, fein gehackt

1 mittlere Zwiebel, sehr fein gehackt

1 Kaffeelöffel Kapern gehackt

1 Sardellenfilet gehackt (kann weggelassen werden)

1 Esslöffel gehackte Petersilie

2 frische Eigelb von Schweizer Eiern

1 EL Dijon-Senf scharf

1 KL Ketchup oder 1 EL Biotta Tomatensaft

2 EL Weissweinessig

3 EL Sonnenblumenöl (oder für Liebhaber: Olivenöl)

1 Spritzer Zitronensaft

1 Prise Paprika edelsüss

1 KL Sambal Olek oder 4 Spritzer Tabasco (wer es sehr scharf mag: mehr)

Cherry Tomaten und Oliven für die Garnitur. Auch Kapernäpfel passen sehr gut.

Etwas Cognac oder Whisky nach eigenem Gusto (ich ziehe den Fleischgeschmack vor und mag Cognac oder Whisky eher zum Kaffee)

Alle Zutaten gut vermischen.

Zubereitung

Das gehackte Fleisch aus dem Kühlschrank nehmen und sorgfältig mit Löffel und Gabel mit der Sauce vermischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Wichtig: gefällig anrichten. Man kann das fertige Tatar auch in eine Kuchen-Herzform füllen, glatt streichen und anrichten. Mit wenig Salatblättern und halbierten Tomaten. Kapernäpfel und Oliven garnieren.

Garnitur: Fein gehackte Zwiebelchen, Kapern, Sardellen usw., separat in Schälchen serviert.

Anstelle von normalem Toastbrot kann man auch mal etwas anderes ausprobieren. Eine Neuentdeckung, das «Crustino Brot» in Scheiben geschnitten, getoastet und zum Tatar warm serviert.

Butter muss für mich nicht zwingend sein, Garnitur hingegen schon.

Text www.herberthuber.ch

Fotos: www.pixelio.de

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