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Lifestyle

Ein Visionär spielt mit der Zeit, Reportage von Herbert Huber

]Seven Seals Awards Stand 2020-04-15

Seven Seals Awards Stand 2020-04-15

Eigentlich könnte sich Dolf Stockhausen zufrieden mit einem Glas zurücklehnen. Sich dabei freuen, ein weiteres Ziel erreicht zu haben. Das Patent für seine Vision ist deponiert und eine Destillerie gefunden, welche seine „Erfindung“ direkt in die edlen Flaschen abfüllt. Mit «7Seals» hat er auf Anhieb die ersten Gold- und Silbermedaillen geholt. Doch wer Stockhausen kennt, weiss, dass dieser für seine Beharrlichkeit und Überzeugungskraft bekannte Mann noch lange nicht zufrieden sein wird. Jetzt geht es darum, die Whisky-Traditionalisten zu bekehren...mit einer Offenbarung und der Vision, die Sieben Siegel heisst.

Wer ist Dolf Stockhausen?

Dolf Stockhausen,der Visionär

Dolf Stockhausen,der Visionär

Stockhausen war und ist immer noch ein Unternehmer, und er interpretiert diese Bezeichnung wortwörtlich. Während Jahrzehnten steuerte der doktorierte Ökonom sein Familienunternehmen Stockhausen in Krefeld. Dieses Unternehmen der chemischen Industrie führte er souverän und mit viel Weitsicht. Mit der „Raketenzündung“, als in der Firma ein Granulat entwickelt wurde, welches bis heute in den Babywindeln führender Marken für die Flüssigkeitsaufnahme zuständig ist, erlebte das Unternehmen einen nie geahnten Umsatzschub. 1992 verkaufte die Familie das Unternehmen gegen den Willen des Patrons an die Vorgängerin der heutigen Evonik AG, die das Herstellungsverfahren nach wie vor praktiziert.

]Chris, links und Dolf

Chris, links und Dolf

Seinen Erlös aus dem Verkauf investierte Stockhausen in die Süd-Chemie in München, welche 2011 von Clariant übernommen wurde. Da sass Stockhausen im Verwaltungsrat und mit viel Freude an der Sache im Ausschuss für Forschung und Entwicklung. So weit, so gut. Und gleich noch eins obendrauf: Weil er in Deutschland mit der «linksgefederten» politischen Entwicklung nichts mehr am Hut hatte, wanderte Stockhausen 1990 kurz entschlossen nach Graz aus, wo er dann österreichischer Staatsbürger wurde. 2011 zog es ihn und seine Gattin Maria in die Schweiz, zuerst nach Ennetbürgen und dann nach Hergiswil im wunderschönen Kanton Nidwalden. Zu den von ihm inzwischen ins Herz geschlossenen, überaus liebenswerten Schweizern.

Das Ritual

Die edlen Produkte

Die edlen Produkte

Wir haben Dolf Stockhausen besucht. In seiner beeindruckenden Penthouse-Wohnung direkt am Vierwaldstättersee, mit einer überwältigenden Aussicht auf die Urschweizer Berge. «Es bleibt leider nicht so viel Zeit, um diese Aussicht genug geniessen zu können, aber sie inspiriert und vermittelt Weitsicht», bemerkt Stockhausen und empfängt uns spontan und doch sehr diskret freundlich. Etwas vom germanischen Ursprung ist offensichtlich hängen geblieben. Der inzwischen 75-Jährige ist 51 Jahre mit seiner stilbewussten Frau Maria verheiratet. Starke Frau hinter einem starken Mann. Die beiden haben zwei Töchter, 42 und 39 Jahre alt. Die ältere ist beim Film, die jüngere ist Eigentümerin und Geschäftsführerin der Aristonet Handels GmbH, welche seit kurzem mit «7Seals» in Österreich die Whisky Kenner begeistert.

 Degustation

Degustation

Auf einem riesigen Tisch stehen, wie Zinnsoldaten ausgerichtet, kleine Degustationsgläser, leicht gebauchte Spirituosengläser, genannt «Nosing Glasses». Und eine stattliche Anzahl an vollen Flaschen, teils mit elegant bedruckten, teils mit handgeschriebenen Etiketten. Feierlich mystische Stimmung herrscht. «Meine Herren, ich stelle Ihnen heute meine während Jahren schlummernde und nun in die Tat umgesetzte Vision vor. Mit meinem Verfahren ist es mir gelungen, dass ‹7Seals› schon nach ein bis drei Jahren ein geschmacklich so gutes Aroma erzielt wie ein Whisky, der 10 bis 18 Jahre im Eichenfass gelagert wurde. Eigentlich machen wir alles so wie die Schotten und verwenden die gleichen Rohstoffe, nur haben wir den Alterungsprozess zu Ende gedacht oder doch optimiert. Der Zeit ein Schnippchen geschlagen. Das ist der wesentlichste Teil des Geheimnisses. Die Resultate sind sogar oft besser als die der Originale vieler Schotten.»

 Dolf, links und Chris

Dolf, links und Chris

Seine Gattin serviert uns derweil diskret herrliche, hausgemachte Amuse bouches, passend zu den – mein Gott, wie viele Sorten waren es nur?! – vorgeführten Whiskys. Von Jim Murray, dem Whisky-Papst und Verfasser der jährlich erscheinenden «Whisky Bible», habe er Folgendes gelernt, fährt Stockhausen fort. Andächtig schauen wir in seine vor purer Begeisterung verschmitzt leuchtenden Augen. «Nehmen Sie nun das Glas mit dem Whisky zwischen die Mittelfinger. Warten sie zwei bis drei Minuten, bis der Whisky Handtemperatur erreicht hat. Dann führen Sie das Glas zur Nase, mal links, mal rechts, um die Aromastoffe zu erkunden. Holz, Torf und Rauch. Und dann auf den Gaumen. Hier erspürt man die Sherry- oder Portwein-Aromen, was, wie bei allen Whiskys, mit dem spezifischen Holzkontakt beim Reifen zu tun hat. Dann lassen Sie den Whisky langsam im Gaumen Platz nehmen. Lassen ihn andächtig um die Zungenspitze kreisen und fühlen dabei seine Kraft und Dichte». In der Tat, durch ein solches Ritual verfällt man, je mehr man verkostet, unweigerlich in einen Meditationszustand.

Die Vision

Vollbracht

Vollbracht

«Alles, was in meinem ‹7Seals› drin ist, ist auch bei den bekanntesten und sehr teuer gehandelten Whisky-Marken drin», weckt uns Dolf Stockhausen aus den Träumen. Beileibe könne man beim Whisky nicht wie beim Wein einfach Holzschnipsel ins Fass hineinwerfen. Das wäre völlig ungeniessbar. Vielmehr brauche das Holz eine Vorbehandlung, um die Tannine auf das erwünschte Mass zu reduzieren. Ausserdem müsse man dafür sorgen, dass im Holz ausreichend Holzzucker und Vanilline entstehen. Schliesslich würden diese dem Whisky seinen Geschmack geben. In den USA und Schottland werden Fässer viel zu kurze Zeit mit viel zu hohen 1000 Grad und mehr geflämmt, was negativ bewirkt, dass Nebenkomponenten und nur wenig Aromastoffe entstehen können. Wie dann beim „7Seals“ noch Rauch und Torf Aromen reinkommen, ist eine Sache des verwendeten Destillats, dessen Qualität die Basis jedes guten Whiskys ist. «Aber Chemie hat im ‹7Seals› nichts, aber auch gar nichts verloren», sagt Dolf Stockhausen mit Nachdruck.

Wie kam es zur Erfindung?

Dolf, links und Chris

Dolf, links und Chris

Warum macht er das alles? «Dies ist meinem Alter geschuldet und der gebotenen Eile, vor meinem Lebensende noch einmal etwas zu unternehmen. Als ich 72 Jahre alt war, wollte ich mich der traditionellen Whisky-Fasstechnologie verschreiben. Dann begann ich – wie immer – zu rechnen. In 10 Jahren, so überlegte ich, wäre ich 82, wenn die ersten Flaschen abgefüllt würden. Das war mir viel zu lange», lacht er verschmitzt. «Wie bei allem mit einem Quäntchen Glück und meiner angeborenen Beharrlichkeit sowie mit der Vision im Rucksack lernte ich Hans Baumberger kennen, einen hochdekorierten Pionier des Whiskys in der Schweiz. Einen Rotarier. Und Chris Lauper, damals Betriebsleiter und heute unter anderem CEO der bekannten Destillerie Langatun in Aarwangen BE. Inzwischen sind Christian und ich enge Freunde über die Generationsgrenzen hinweg. Chris war bald begeistert von der Idee. Wir sind seit dem kurz darauf vollzogenen Management Buyout Geschäftspartner der vier Firmen „High Spirits Holding AG», «Langatun Distillery AG“, «7Seals Distillery AG» und der Handelskette «Vinazion AG». Lauper als CEO und Stockhausen als VR-Präsident. «Chris ist einer der absolut besten Whiskykenner in der Welt. Ohne ihn wären unsere Whiskys bei weitem nicht, was sie sind.» fügt Stockhausen hinzu.

 Das Ritual

Das Ritual

Apropos Händler. Das ist das nächste Etappenziel von Chris und Dolf. Die Händler als natürliche Verbündete gewinnen. Das fordert viel Überzeugungskraft. Awards für «7Seals» hin oder her, festgefahrene Traditionalisten pflegen immer noch am liebsten ihre Highland-Romantik und wollen die neuzeitlichen naturwissenschaftlich belegten Argumente einfach (noch) nicht verstehen. Das stimme ihn traurig, sagt Stockhausen. Zumal nach Aussage der höchsten Whisky-Autorität der Welt, Jim Murray, die Qualität der schottischen Whiskys rückläufig ist. Warum? Simpel und einfach – es mangle weltweit an guten Fässern. «Der ‹7Seals“-Prozess› kann unbestritten mithelfen, die Qualität in Zeiten dieser Knappheit hochzuhalten. So retten wir eigentlich eine Tradition, indem wir eine andere brechen», betont Dolf Stockhausen.

Noch ein Schlückchen zum Abschied.

Dolf Stockhausen

Dolf Stockhausen

Der Port Wood Finish mit «Whisky of the Year»- Qualität. Einfach, fruchtig, sexy, ausgewogen, leichter Kaffeeton, so erfüllend kann eine Degustation sein. Leicht angesäuselt und angetan von den unzähligen Aromen und der –trotz hohen Alkoholgehaltes – Milde und Komplexität der verkosteten «7Seals» verabschiedeten wir uns. Was Jim Murray über «7Seals» nach einer Degustation sagte, blieb auch bei uns fest verankert: Alle Single-Malts von «7Seals» würden in der Champions League spielen und seien besser als viele der Produkte aus schottischen Distillerien.

Wenn das nicht der Lohn für die Arbeit und die unerschütterliche Beharrlichkeit eines Visionärs ist! Eines eigenwilligen Tüftelers, der mit fühlbarer Leidenschaft der Whisky-Zeit einen gehörigen Sprung voraus ist. Nach nur zwei Jahren hat Dolf Stockhausen seinem «7Seals»-Verfahren zum Durchbruch verholfen.

Text und Fotos  : www.herberthuber.ch

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Geduld gefragt, eine amüsante Analyse von Herbert Huber

Küchen Brigade eingespielt im Einsatz
Küchen Brigade eingespielt im Einsatz

Die ganze Küchenbrigade ist in Startposition für den Mittagservice, auch die Lehrlinge, die natürlich am meisten „bibbern“. Ob sie wohl alles recht machen? Die allerwichtigste „mise en place“ ist vollbracht. Also Vorhang auf!

Zeit haben die Gäste am Mittag sehr selten. So ist die Anspannung gross. Ob die Serviceangestellten  heute hoffentlich die schön vorbereiteten Menus verkaufen? Die Schulung hat vormittags stattgefunden. Die hausgemachte Tagessuppe ist verkostet. Den frischen Salat kann der Service gluschtig beschreiben. Von wegen knackig und so. Das Fleischangebot ist bei allen intus, wie auch der Tagesfrischfisch. Und die Angebote für Vegetarier und Veganer. Weil in unserem Restaurant nicht alle Gäste Menus essen werden, gibt’s noch à la carte. Auch darüber sollte jeder Mitarbeitende im Service Bescheid wissen. Ja und dann noch eine süffige Weinempfehlung. Ja, ich meinte, so eine „Vor dem Service Stimmung“ kommt einer Orchestereinstimmung nah.

Die Stunde der  Wahrheit naht

Die Servicebrigade steht bereit
Die Servicebrigade steht bereit

Elfuhrfünfundvierzig! Gut hundert Gäste werden erwartet. Es muss wirklich gut hier sein in diesem Restaurant. Glücklich der Gastgeber mit soviel Gästen. Wo doch heutzutage in Gassen und auf den Bänklis am Quai oder beim Brunnen vor dem Tore aus dem Plaschtiggbeutel gefoodet wird. Andere Geschichte.Die ersten Gäste sind schon beim Hauptgang. Weil es heute mit dem Menuverkauf einfach nicht so klappen will, türmen sich die à la carte Bestellungen wie der Pariser Eifelturm. Ein Tisch mit sechs Personen ordert sechs verschiedene Vorspeisen, dann das Fleisch vom Rind 2x durch, 3x blutig und 1x medium.

Noch eine letzte Feinabschmeckung  des Küchenchefs
Noch eine letzte Feinabschmeckung des Küchenchefs

Der Tisch nebenan ist ebenfalls auf den  Geschmack gekommen. Bestellt Fisch, Huhn und Vegi, wechselt das Gemüse, weil man Spinat nicht mag und auch die Rübli langweilig sind. Die Sauce wird auch ausgewechselt. Die Servicemitarbeiter sind am „schleudern“. Immer nur lächeln und immer vergnügt, immer zufrieden, wie’s immer sich fügt. Lächeln trotz Weh und tausend Schmerzen, doch wie’s da drin aussieht, geht …Franz Lehar lässt grüssen.

Trotz tropischer Hitze kühlen Kopf bewahren

Küchenbrigade im Einsatz
Küchenbrigade im Einsatz

In der Küche herrscht Irrenhaus Küchenstress pur. Von der Stirne heiss,
rinnen muss der Schweiß, soll das Werk den Meister loben (frei nach Friedrich Schiller). Schweiss bei über 40°. „Seckle, nid träume“, brüllt der Chef. „ Achtung, nimm das Filet vom Grill – die Vorspeisen schöner anrichten. Den Salat nicht in der Sauce baden – verdamminomol“.  Schon kommen die ersten Dessertbestellungen. Inzwischen ist es dreizehn Uhr. Die ersten Gäste rufen „Fröillein zahle bitte!“

Gott schuf die Zeit, von Eile hat er nichts gesagt

Servicebrigade startbereit im Restaurant
Servicebrigade startbereit im Restaurant

Nun, das Fröillein, eine ausgewachsene Mutter übrigens, ist noch am Schöpfen beim „Durcheinanderbestelltisch. „Rüüdig lang geht’s heute, bis man bezahlen kann“, murrt ein Gast. „Gut war’s ja, aber zehn Minuten auf ein „Röschteli“ warten?

Frage nun? Darf ein Gastgeber von den Gästen überhaupt Geduld erwarten? Ich meinti: Ja darf er! Vor allem, wo frisch gekocht, wo Gastfreundschaft vermittelt wird und wo alle ihr Bestes geben!

Zufriedener Küchenchef Comic von Ralf Zacherl pixelio.de
Zufriedener Küchenchef Comic von Ralf Zacherl pixelio.de

Wie heisst es doch so schön: die Zeit eilt nicht, nur der Mensch – wohin wozu?

Kleine Fotosiashow zur Kolumne von Herbert Huber:

fotodiashows.wordpress.com/2020/08/02/geduld-gefragt-eine-amusante-analyse-von-herbert-huber/

Text: www.herberthuber.ch

Fotos: www.-pixelio.de

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Zu Serviertöchtern und deren Selbstwertgefühl äussert sich Herbert Huber

Ist doch ein Vergnügen, sich an einen festlich gedeckten Tisch zu setzen Symbolfoto SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern
Ist doch ein Vergnügen, sich an einen festlich gedeckten Tisch zu setzen Symbolfoto SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern

Meine Großmutter war ein Goldschatz und eine sehr fleissige Frau. Geboren wurde sie 1888. Meine Großmutter hiess Elisa. Sie schwärmte oft und mit Stolz sie sei einmal Serviertochter in einer Weinschenke gewesen. Im St. Gallischen Rheintal. Einfach so und zur Abwechslung. Nicht weil sie es nötig gehabt hätte.

Korrekt startbereit mit Serviceschöibali
Korrekt startbereit mit Serviceschöibali

Denn Ihr Mann, mein Grossvater, war immerhin Chef der Güterexpedition im Bahnhof Altstätten. Sein Lohn wurde damals mit „Goldvrenelis“ ausbezahlt. Zurück zur Grossmutter. Für ein freundliches Lächeln gab es fünf Rappen Trinkgeld und für ein noch freundlicheres sogar zehn Rappen. Keinen Lohn also, nur Trinkgeld. Das war einmal in den so genannten goldenen zwanziger Jahren, als die Schweizer Hotellerie boomte. Wer nicht Essen servierte, sondern nur Getränke anschleppte, blieb Serviertochter, der  man für ein Zwänzgi, wie man sagen hörte, auch noch das Füdli tätscheln durfte.

Das Fröilein Serviertochter geistert bis heute in den Köpfen älterer Zeitgenoss*innen

Höflich öffnet die Serviertochter dem gnädigen Herrn die Türe
Höflich öffnet die Serviertochter dem gnädigen Herrn die Türe

Geblieben ist im Volksmund bis heute die Serviertochter. „Fröilein zahle“ ebenfalls. Auch wenn die Serviertöchter erwachsene Frauen und oft schon Großmütter sind. Oh du liebe Serviertochter!

Auch Herren waren im Service gefragt
Auch Herren waren im Service gefragt

Wo also sind nur die Serviersöhne geblieben? Man muss nicht Feminist sein um zu begreifen, dass diese Berufsbezeichnung eigentlich definitiv auf den Schrottplatz der Gastronomie gehört. Sonst müssten wir als gleichberechtigte Männer ja endlich die Einführung von Serviersöhnen fordern. Schluss mit Fröilein zahle! Her mit dem: Herrlein her bitte!

Richtige Anrede ist auch heute noch nicht ganz einfach

Manchmal gings im Gänsemarsch zu den Gästen
Manchmal gings im Gänsemarsch zu den Gästen

Zurück in die Gegenwart. Soll der Gast nun Gafa (gastgewerbliche Fachangestellte) oder Sefa (Servicefachnagestellte) rufen, wenn er zahlen möchte? Madame oder Garçon oder Ober? Ich meinte dass diese servierenden Menschen doch einen Namen haben? Dänk scho, denn sie sind ja oft angeschrieben. Nur lesen kann man die Namen bald nicht mehr. Kürzlich sagte mir ein Gast, es hätte Ihn eine „Azubi“ (Auszubildende) bedient.

Heutzutage ist es auch wieder sehr gediegen, wie zu den Grand Hotel Zeiten
Heutzutage ist es auch wieder sehr gediegen, wie zu den Grand Hotel Zeiten

Als er Frau Azubi rief, sei er sich ziemlich schräg vorgekommen. Ja und die ganze Zeit auf den Busen einer servierenden Frau starren, geht ja auch nicht. Erklären Sie mal dieser Frau, sie hätten nur den Namen lesen wollen? Das optimale wäre, so meinte ich, wenn sich die Mitarbeitenden den Gästen vorstellen. Was zudem das Selbstwertgefühl in eine verdiente Höhenlage bringen würde.

Egal welche Bezeichnung, das wichtigste bleibt die Freundlichkeit der Servierenden

Es muss viel gelernt werden
Es muss viel gelernt werden

Was ist nun wichtig? Was zählt heute bei den Gästen? Wichtig ist, dass ich freundlich bedient werde. Als Gast ernst genommen werde. Und dann merke ich mir vielleicht automatisch, wie diese nette Dame oder dieser flotte Herr heissen. Und ich werde sie das nächste Mal mit ihrem Namen ansprechen? Weil man mir nämlich beim Bezahlen der Rechnung, sogar das persönliche Visitenkärtli mitgegeben hat: „Ich freue mich auf Ihren nächsten Besuch“!

Korrekt gekleidete Servicefachfrau heutzutage
Korrekt gekleidete Servicefachfrau heutzutage

„Wenn es mit meiner Tochter nicht besser geht in der Schule, kann sie dann immer noch als Serviertochter arbeiten“, meinte kürzlich eine Mutter zu mir. Hat der wunderschöne Beruf des Servierens eigentlich ein Image Problem?

Kleine Fotodiashow zur Kolumne von Herbert Huber:

Fotos Archiv der SHL Hotelfachschule Luzern

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Text : www.herberthuber.ch

Fotos: SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern https://www.shl.ch/de-ch

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HSLU Solistenkonzert II Klassik, KKL Luzern, 3. Juli 2020, besucht von Léonard Wüst

Festival Strings Lucerne‎ Solistenkonzert II
Festival Strings Lucerne‎ Solistenkonzert II

Besetzung und Programm:

Carl Philipp Emanuel Bach (1714 – 1788)
Flötenkonzert d-Moll H 484.1 / Wq 22
Camille Quinton, Flöte
Klasse Pirmin Grehl
Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61
1. Satz Allegro ma non troppo
Mátyás Mézes, Violine
Klasse Igor Karsko
Henri Vieuxtemps (1820 – 1881)
Violinkonzert Nr. 5 a-Moll op. 37
Marta Peño Arcenillas, Violine
Klasse Daniel Dodds
Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
Klavierkonzert Nr 5 Es Dur op. 73 1. Satz Allegro
Denys Zhdanov, Klavier
Klasse Konstantin Lifschitz
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847)
Violinkonzert e-Moll op. 64
Inès Morin, Violine
Klasse Igor Karsko
Festival Strings Lucerne
Daniel Dodds, Leitung

 

Rezension:

Carl Philipp Emanuel Bach Flötenkonzert d-Moll Camille Quinton, Flöte

Camille Quinton, Flöte freut sich über den Applaus
Camille Quinton, Flöte freut sich über den Applaus

Dieses Werk des sogenannten „Hamburger Bach“, er war zu Lebzeiten sogar berühmter als sein Vater Johann Sebastian, ist ein umgearbeitetes Cembalokonzert. Bach war damals einer der berühmtesten „Clavieristen“ Europas. Für das Cembalo – sein Lieblingsinstrument – hat er rund 150 Sonaten und über 50 konzertante Stücke geschrieben. Bei den Wiener Klassikern stand Bach in hohem Ansehen. So bekannte Joseph Haydn: „Wer mich gründlich kennt, der muss finden, dass ich dem Emanuel Bach sehr vieles verdanke, dass ich ihn verstanden und fleißig studiert habe.“ Von Mozart stammt der Ausspruch: „Er (Emanuel Bach) ist der Vater; wir sind die Bubn. Wer von uns was Rechts kann, hats von ihm gelernt.“ Ludwig van Beethoven schrieb in einem Brief an Breitkopf & Härtel immerhin: „Von Emanuel Bachs Klavierwerken habe ich nur einige Sachen, und doch müssen einige jedem wahren Künstler gewiss nicht allein zum hohen Genuss, sondern auch zum Studium dienen. Die junge französische Solistin hat während ihres Studiums schon Praktika beim Berner Sinfonieorchester und beim Sinfonie Orchester Biel Solothurn absolviert und nahm im Sommer 2018 an der Lucerne Festival Academy teil. Diese Erfahrungen des Zusammenspiels mit grossen Orchestern erleichterten ihr wesentlich, sich den „Festival Strings“ beizuordnen, sich bestens zu integrieren und die eingestreuten Soli mit einer gewissen Gelassenheit und Routine zu absolvieren. Sie reihte die jubilierenden Noten klar, präzis wie Perlen an die Schnur, setzte pointierte Triller, schöne Tremolo, haucht feine Vibrato in den Saal, supportiert von den gut aufgelegten „Strings“, die sich bei ihrem zweiten Auftritt im KKL Konzertsaal nach dem Re Start schon wieder routiniert zeigten wie eh und je im Zusammenspiel, als wär da nie ein viermonatiger Konzertstopp gewesen.

Ludwig van Beethoven Konzert für Violine und Orchester D-Dur
1. Satz Allegro ma non troppo Mátyás Mézes, Violine

Mátyás Mézes, Violine spielt Beethoven
Mátyás Mézes, Violine spielt Beethoven

Nun wurde das nicht mehr benötigte Cembalo zur Seite geschoben, dafür ergänzten einige Bläser*innen das Orchester. Aus Beethovens einzigem vollendetem Konzert dieser Gattung intonierte der ungarische Solist den ersten Satz. Der erste Satz entspricht der Sonatensatzform. Vier leise Paukenschläge, gefolgt von der Vorstellung des Hauptthemas durch die Holzbläser, leiten den Satz ein, dessen liedhaftes und doch majestätisches Hauptthema eine lyrische Stimmung verbreitet. Das Paukenmotiv kehrt an mehreren Stellen des Satzes wieder. Die Solovioline setzt erst nach der Vorstellung der beiden Hauptthemen und einer etwa dreiminütigen Orchesterpassage ein. Vertraute Töne, wird doch das 2. Thema aus dem 1. Satz des Konzerts für die akustische Senderkennung des ZDF verwendet. Finale mit filigranen Läufen dazu gesellen sich die Pizzicato der Streicher, die sanften Töne des Fagotts, bevor sich die ganze aufgestaute Spannung im  Tutti Finale entlädt. Obwohl Mézes, laut Biografie, am meisten Erfahrung mit Orchesterauftritten von allen Solist*innen hat, wirkte er gehemmt, etwas verbissen, technisch zwar sehr gut, aber ohne das innere Feuer, das sich in Ausstrahlung transformieren würde. Oder legte er sich schlicht mit Beethovens Oeuvre die Messlatte „noch“ zu hoch?

Henri Vieuxtemps Violinkonzert Nr. 5 a-Moll Marta Peño Arcenillas, Violine

Marta Peño Arcenillas, Violine brilliert
Marta Peño Arcenillas, Violine brilliert

Obwohl Mitte des 19.  Jahrhunderts komponiert, tönt die Komposition sehr modern und man würde sie eher dem Aufbruch anfangs des 20. Jahrhunderts zuordnen, als Komponisten wie Igor Strawinsky, Béla Bartók etc. musikalisch in andere Welten aufbrachen. Beauftragt wurde das Werk vom befreundeten Geigenvirtuosen Hubert Léonard, der ein «pièce de concours» für die Abschlussprüfung seiner Violinklasse am Königlichen Konservatorium Brüssel suchte. Die drei Sätze des Werks sind so miteinander verknüpft, dass der Eindruck eines einzigen erweiterten Satzes entsteht. Der erste Satz beginnt mit einer Orchesterexposition, die drei kontrastierende Themen vorstellt; danach folgt der dramatische Einsatz der Solistin, der zu einem lyrischen Thema führt. Ein zweites Thema des Soloinstruments, in C-Dur, enthält weiteres lyrisches Material, das während seiner Wiederholung im Orchester vom Solisten begleitet wird. Die erweiterte Durchführung bietet Gelegenheit zu solistischer Virtuosität, bevor eine Kadenz erreicht wird. Eine kurze Moderato-Überleitung führt zu dem gesanglichen Andante mit seinem anrührenden a-Moll-Thema. Einer Modulation nach A-Dur folgt eine C-Dur-Melodie aus Grétrys Oper Lucile – eine Anspielung, der das Konzert seinen Beinamen (“Le Grètry”) verdankt. Ein kurzes Allegro con fuoco in a-Moll beschließt das Konzert. Die junge spanische Solistin fegte durch die anspruchsvolle Partitur mit einer, (für ihr Alter von grad mal 26 Jahren), Gelassenheit und Sicherheit, aber auch brennender Leidenschaft. die sonst nur sehr routinierte Solist*innen auszustrahlen vermögen.

Ludwig van Beethoven Klavierkonzert Nr. 5 2 und 3. Satz Denys Zhdanov, Klavier

Denis Zhdanov, Klavier interpretiert Beethoven
Denis Zhdanov, Klavier interpretiert Beethoven

Hier wurde der erste Satz nicht gespielt, so war der Einstieg in das Werk doch sehr ungewohnt. Der ergreifende Mittelsatz ist in H-Dur gesetzt, einer mit Es-Dur enharmonisch verwechselt terzverwandten Tonart (eigentlich Ces-Dur), und erinnert in seiner Klanglichkeit bereits an die Klaviermusik von Chopin oder Liszt. Dabei handelt es sich um eine dreiteilige Adagio-Form mit der Gliederung in A B B‘ A‘ A“ sowie einer 3-taktigen Überleitung zum letzten Satz. Gedämpfte Streicher über einer gezupften Basslinie stellen zunächst das getragene, choralhafte Hauptthema (16 Takte) vor, ehe in T. 16 das Klavier übernimmt und ein zweites Thema (11 Takte) zur Begleitung des Orchesters vorträgt, welches in T. 26 in der Dominante Fis-Dur endet.

Leitung  Daniel Dodds
Leitung Daniel Dodds

Den Schlusssatz mit der Gliederung in A B A C A B A + Coda eröffnet das Klavier unbegleitet im donnernden Fortissimo. Das Hauptthema in Es-Dur, bestehend aus einem aufstrebenden Dreiklang und einem abwärts geführten Gegenmotiv, wirkt aufgrund seines ungewöhnlichen rhythmischen Profils, der kontrastreichen Gestaltung sowie seiner formalen Offenheit fast schon „zwanghaft“ freudig. Manch einer fühlt sich hier eher an ein manisches „Grinsen“ als an ein natürliches „Lächeln“ erinnert – und bildet somit einen deutlichen Kontrast zum Mittelsatz. Das Orchester wiederholt das Hauptthema in T. 17 und erweitert es diesmal zu einem in sich geschlossenen Themenkomplex. Der Solist trug die zwei Sätze mit einer gewissen Ironie und Schalkhaftigkeit vor, nie verbissen oder in  „Beethovenscher Mürrigkeit“.

Felix Mendelssohn Bartholdy Violinkonzert e-Moll Inès Morin, Violine

Inès Morin, Violine nach dem Finale
Inès Morin, Violine nach dem Finale

Von der äußeren Form folgt das frühe Violinkonzert dem typischen Erscheinungsbild des Solokonzerts: schnelle Ecksätze und ein kantabler Mittelsatz. Es handelt sich bei dieser dreisätzigen Anlage um einen festen Gattungstypus, der im Wesentlichen auf die zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstandenen Solokonzerte von Antonio Vivaldi zurückzuführen ist. Bemerkenswert ist im ersten Satz die auffällige Folge von Tutti- und Solopassagen, die auf die in der Barockmusik verbreitete Ritornell Form hinweist. Ein kontrastierendes Thema erscheint erst im ersten Solo der Violine, während es im eröffnenden Tutti fehlt. Alles in allem imponiert der Kopfsatz als „Synthese aus Sonatensatzform und barockem Ritornellprinzip. Diese Bezugnahme auf ältere Konventionen ist geradezu typisch für Mendelssohn, vor dem Hintergrund dessen lebenslanger Beschäftigung mit dem Werk alter Meister. Die Werkentstehung war für Mendelssohn „mit ungeheurer Anstrengung verbunden und beanspruchte etwa sieben Jahre – 1838 – 1845 – von den ersten Anfängen bis zur Fertigstellung, Aufführung und Veröffentlichung“. Gekennzeichnet war dieser Prozess von zahllosen Überarbeitungen, die von erheblichen Selbstzweifeln begleitet wurden. Das Konzert ist während seiner Entstehung „häufiger Gesprächsgegenstand zwischen Mendelssohn und David [dem Solisten der Uraufführung] gewesen.“ Das Konzert folgt ebenfalls der dreisätzigen Anlage der Solokonzertform. Gegenüber dem frühen Violinkonzert befindet sich Mendelssohn hier auf der Höhe seiner Zeit, was am deutlichsten anhand des Kopfsatzes, der, mit Besonderheiten, der Sonatensatzform folgt, erkennbar ist. Diesem folgt ein kantabler zweiter Satz, während der dritte Satz, nach einer mäßig raschen Introduktion in e-Moll, wieder in einem raschen Tempo steht und ein Rondo bildet. Durch den Wechsel zu E-Dur nimmt das Rondo-Finale eine überaus heitere Grundstimmung an, in der das Konzert zu Ende geführt wird. Die junge Französin intoniert flüssig, elegant und mit betörender Souplesse zu dem das Orchester, wie den ganzen Konzert Abend hindurch, den ausserordentlich meisterhaften musikalischen Klangteppich legt.

Die Festival Strings Lucerne geniessen den verdienten Schlussapplaus
Die Festival Strings Lucerne geniessen den verdienten Schlussapplaus

Alle Solisten und das Orchester erhielten stürmischen Applaus, die beiden Violinistinnen ernteten sogar einzelne Bravorufe an diesem, zum ersten Mal auf zwei Abende aufgeteilten Solistenkonzert.

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: Fabrice Umiglia  festivalstringslucerne.org/de/home

und weitere Fotos von:

www.hslu.ch und www.kkl-luzern.ch

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