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Kostentransparenz für E-LKW-Laden

Den eigenen Stromanbieter an jede Ladesäule mitnehmen? Das Projekt »BANULA« macht’s möglich – und bringt Transparenz und Zuverlässigkeit in einen undurchsichtigen Markt.  Copyright: Jochen Schievink
Den eigenen Stromanbieter an jede Ladesäule mitnehmen? Das Projekt »BANULA« macht’s möglich – und bringt Transparenz und Zuverlässigkeit in einen undurchsichtigen Markt. Copyright: Jochen Schievink
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Neuer Marktstandard mit dem Durchleitungsmodell zum Aufbau eines
bundesweiten E-LKW-SchnellladenetzesBeim Anwendungstreffen des Projekts BANULA (Barrierefreie und
Nutzerfreundliche Lademöglichkeiten schaffen) haben die Forschungspartner,
darunter das Fraunhofer IAO, den Ladevorgang eines E-LKW im
Durchleitungsmodell auf dem privaten Firmengelände der Vector Informatik
GmbH erstmals live demonstriert. Das Laden im Durchleitungsmodell ist eine
wichtige Anforderung der Ausschreibung der Autobahn AG zum Aufbau eines
bundesweiten E-LKW-Schnellladenetzes.

Im Verbundprojekt »BANULA« erforschen acht Partner aus Industrie und
Wissenschaft unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für
Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, wie einfaches, transparentes und
barrierefreies Laden ermöglicht werden kann.

Im Unterschied zu etablierten Abrechnungsmodellen wird im
Durchleitungsmodell der Betrieb der Ladeinfrastruktur und die Beschaffung
des Ladestroms getrennt. Infrastrukturbetreibende (Charge Point Operator,
CPO) konzentrieren sich auf den optimalen Betrieb sowie das Management
ihrer Ladeinfrastruktur und stellen diese gegen ein Infrastrukturentgelt
zur Verfügung, sind aber nicht mehr für die Beschaffung der Ladeenergie
verantwortlich. Kunden und Kundinnen bringen ihre Stromverträge an alle
teilnehmenden Ladepunkte mit und werden dort von ihren
Fahrstromlieferanten (e-Mobility Service Providers, EMP+) entsprechend
ihrer individuellen Verträge mit Strom versorgt.

Durchleitungsmodell optimiert Ladevorgänge

Im Bereich der elektrischen Nutzfahrzeuge mit hohen Ladeleistungen und
wirtschaftlichem Druck schafft das Durchleitungsmodell neue Perspektiven:
Der für den Betriebshof beschaffte Strom steht der Flotte auf der Route zu
denselben Konditionen zur Verfügung. Überschüssiger Strom, der auf den
Depotflächen durch Photovoltaikanlagen erzeugt wird, wird ebenfalls auf
die Route der Flotte geleitet und somit optimal genutzt.
Energieversorgungsunternehmen können so neue Märkte erschließen und ihre
Absatzmengen erhöhen. Zudem stärkt es die Bindung der Kundinnen und
Kunden, wenn Flotten ganzheitlich im Depot und im Fahrbetrieb versorgt
werden.

Blaupause für die Umsetzung an weiteren Standorten

Anders als an bisherigen Standorten erfolgte die Demonstration des
Ladevorgangs im Durchleitungsmodell nicht auf Initiative eines BANULA-
Projektpartners, sondern aus privatem marktwirtschaftlichem Interesse von
Vector. Der BANULA-Projektpartner OLI Systems stellte das
Abrechnungssystem für die Fahrstromlieferung nach dem Durchleitungsmodell
bereit. Vector und BANULA schaffen so eine Blaupause für andere Firmen wie
das Durchleitungsmodell an Firmenstandorten und Betriebshöfen umgesetzt
werden kann. Dabei profitiert Vector von der Vielseitigkeit des eigenen
Lade- und Lastmanagement-Produkts vCharM, welches die dynamische
Laststeuerung und netzdienliche Planung der Ladevorgänge übernimmt und
damit für einen optimalen Betrieb der Ladeinfrastruktur im Betriebshof
sorgt. Durch die Kopplung mit dem BANULA-Netzwerk werden auf die im
Projekt entwickelten Lösungen zur Abwicklung der verbundenen
energiewirtschaftlichen Prozesse und Abrechnungsservices zurückgegriffen.

»Mit dem Durchleitungsmodell von BANULA haben wir eine vielseitige Lösung
geschaffen, die an vielen Stellen einsetzbar ist. Zum Beispiel erfüllt sie
zentrale Anforderungen der Ausschreibung für eine LKW-
Schnellladeinfrastruktur an Autobahnen«, sagt Ole Langniß, Geschäftsführer
von OLI Systems.

Noch wird die Ladeinfrastruktur am Standort von Vector im Rahmen des
Forschungsprojekts BANULA und zur Erprobung des E-LKW-Ladens betrieben.
Nach dem Projektende wird das Forschungsprojekt in den kommerziellen
Betrieb überführt werden und bei Unternehmen können die Vorteile für Laden
am Arbeitsplatz genutzt werden. Mitarbeitende können dann am Arbeitsplatz
ihren privaten Hausstromtarif nutzen, das Unternehmen ist dann
entsprechend nicht mehr für die Ladeenergie der Mitarbeitenden
verantwortlich und die Ausweisung des geldwerten Vorteils entfällt.

Das Forschungsprojekt BANULA gewährleistet, dass öffentliche sowie
halböffentliche Ladeinfrastruktur diskriminierungsfrei zugänglich wird.
Durch diesen Ansatz können Ladeinfrastrukturbetreibende die
Energiemengenbewirtschaftung an Stromlieferanten übergeben, Netzbetreiber
erhalten Transparenz über die Ladelast in ihrem Netz und
Flottenbetreibende profitieren von stabilen Preisen und flexibler
Steuerung ihres Energiebezugs. Durch das Konzept der Vertragsmitnahme
profitieren private und gewerbliche Kundinnen sowie Kunden zudem von
potenziell günstigeren Ladekonditionen. Im Rahmen des Forschungsprojekts
werden mittlerweile deutschlandweit mehrere Standorte betrieben und die
günstige Vertragsmitnahme in verschiedenen Szenarien, wie E-LKW-Laden,
Laden am Arbeitsplatz oder Dienstwagenladen demonstriert.

Regulatorische Grundlage für das Durchleitungsmodell ist der Beschluss
BK6-120-160 der Bundesnetzagentur von 2020, der vorsieht, dass Kundinnen
und Kunden standortunabhängig mit Strom versorgt werden können. Zuvor war
die Strombelieferung an feste Entnahmestellen gekoppelt. Der Beschluss
ermöglicht eine Auftrennung dieser Kopplung, sodass Ladepunkte mit
beliebigem Fahrstrom versorgt werden können.

Das vom Fraunhofer IAO koordinierte Projekt vereint acht zentrale Akteure
aus Wissenschaft und Industrie: Fraunhofer IAO, TransnetBW, SmartLab, OLI
Systems, die Schwarz Gruppe, die Universität Stuttgart, die Kanzlei bbh
und den Energieversorger badenova sowie weitere Firmen wie die Vector
Informatik GmbH als assoziierte Mitglieder.

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