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Bewegung senkt das Krebsrisiko – Nationale Krebspräventionswoche 2024: „Gemeinsam bewegen – Krebsrisiko senken“

Viele Menschen bewegen sich
hierzulande zu wenig – und damit steigt ihr Risiko für zahlreiche
Krankheiten, darunter auch Krebs. Schätzungsweise sechs Prozent aller
Krebsneuerkrankungen in Deutschland entstehen als Folge von
Bewegungsmangel. In der Nationalen Krebspräventionswoche vom 9. bis 15.
September informieren die Deutsche Krebshilfe, das Deutsche
Krebsforschungszentrum und die Deutsche Krebsgesellschaft über den
Zusammenhang von körperlicher Aktivität und Krebs und fordern täglichen,
unbenoteten Schulsport, um Kindern frühzeitig den Spaß an Bewegung zu
vermitteln, sowie niedrigschwellige Bewegungsangebote über alle
Altersstufen hinweg.

Wer sich täglich bewegt, kann das individuelle Krebsrisiko senken.
Insbesondere das Risiko für einige häufige Krebsarten wie Brustkrebs (nach
den Wechseljahren) und Darmkrebs kann durch körperliche Aktivität um 20
bis 30 Prozent reduziert werden. Auch für weitere Tumorarten, darunter
Krebs der Blase und der Nieren, des Magens und der Speiseröhre, gibt es
Hinweise, dass Bewegung das Erkrankungsrisiko verringern kann.

Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger:
„Wandern, Spazierengehen, Schwimmen – so einfach können wir etwas Gutes
für unsere Gesundheit tun. Denn regelmäßige Bewegung kann das Risiko, an
Krebs zu erkranken, signifikant verringern. Als Bundesministerium für
Bildung und Forschung setzen wir deshalb mit der Nationalen Dekade gegen
Krebs sowohl auf die Stärkung der Krebsforschung als auch auf die Stärkung
der Krebsprävention. Jeder sollte wissen, dass man mit wortwörtlich
wenigen Schritten einen Unterschied machen kann.“

Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach: „Bewegungsmangel ist
nicht nur ein individuelles Problem, sondern ein wachsender Risikofaktor
für unsere gesamte Gesellschaft. Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und
Diabetes sind nur einige der Herausforderungen, die uns vor Augen führen,
wie wichtig regelmäßige Bewegung ist. Sportliche Aktivität kann das
Risiko, an Krebs zu erkranken, im Durchschnitt um 20 bis 30 Prozent senken
– ein  überzeugender Grund, Bewegung fest in unseren Alltag zu
integrieren. Der Bewegungsgipfel und die Ergebnisse des „Runden Tisches
Bewegung und Gesundheit“ waren bereits vielversprechende Schritte in die
richtige Richtung. Doch es ist entscheidend, dass wir als Politik und
Gesellschaft weiter an einem Strang ziehen, um präventive Maßnahmen zu
fördern.“

Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen
Krebsforschungszentrums: „Regelmäßige Bewegung muss kein Leistungssport
sein. Auch Alltagsbewegungen wie spazieren gehen oder Treppen steigen
statt Aufzug fahren wirken sich positiv auf die körperliche Gesundheit
aus. Studien deuten darauf hin, dass bereits sehr kurze Einheiten einen
positiven Effekt auf die Gesundheit haben. Daher ist jede kurze Aktivität
besser als keine Bewegung. Wichtig ist, dass regelmäßige Bewegung zu einer
Gewohnheit wird.“

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt 150 bis 300 Minuten moderate
oder 75 bis 150 Minuten intensive Bewegung pro Woche. Diese Dauer
erreichen jedoch nur ein Drittel der Frauen und etwa die Hälfte der
Männer. Deutsches Krebsforschungszentrum, Deutsche Krebshilfe und Deutsche
Krebsgesellschaft fordern daher niedrigschwellige Bewegungsangebote, die
es allen Menschen leichter machen, sich ausreichend zu bewegen.
Beispielsweise sollen Städte und Kommunen den öffentlichen Raum
bewegungsförderlich gestalten, etwa mit einem sicheren Fahrradwegenetz und
beleuchteten Laufstrecken.

Besonders wichtig ist, Menschen schon im Kindesalter für körperliche
Aktivität zu begeistern. „Die Freude an Bewegung ist uns eigentlich in die
Wiege gelegt. Doch viele Kinder verlernen aus verschiedenen Gründen den
Spaß an körperlicher Aktivität und wachsen zu Bewegungsmuffeln heran“,
sagt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Wir
fordern daher an allen Schulen eine tägliche, unbenotete Schulsportstunde,
damit Kinder mit Freude in Bewegung bleiben.“

Auch für Krebspatient*innen ist es von Vorteil, regelmäßige Bewegung in
den Alltag zu integrieren oder gezielt Sport zu treiben. „Auch wer an
Krebs erkrankt ist, profitiert von sportlicher Betätigung. Eine
Bewegungstherapie kann Betroffenen während und nach der Krebsbehandlung
dabei helfen, die Erkrankung besser zu bewältigen sowie
Therapienebenwirkungen wie etwa Fatigue – eine chronische Erschöpfung –
abzumildern“, so Prof. Dr. Michael Ghadimi, Präsident der Deutschen
Krebsgesellschaft. Expert*innen empfehlen Krebsbetroffenen nach einer
Eingewöhnungsphase pro Woche 150 Minuten mäßig oder 75 Minuten körperlich-
anstrengend aktiv zu sein.

Online-Kampagne: #MitMirGehen
Anlässlich der Nationalen Krebspräventionswoche 2024 initiieren die drei
Organisationen eine Social Media-Kampagne unter dem Motto „Willst du mit
mir gehen?“. Ziel ist es, dass sich Menschen gegenseitig zu gemeinsamer
Bewegung motivieren und das gemeinsame Erlebnis unter dem Hashtag
#MitMirGehen auf Instagram, Facebook, X oder LinkedIn teilen.

Über die Nationale Krebspräventionswoche
Die Nationale Krebspräventionswoche ist eine gemeinsame Initiative der
Deutschen Krebshilfe, des Deutschen Krebsforschungszentrums und der
Deutschen Krebsgesellschaft. Die drei Organisationen machen damit auf das
große Potenzial der Prävention aufmerksam. Die Vision: Krebs soll gar
nicht erst entstehen. Die Krebspräventionswoche findet jährlich im Monat
September statt. Im Fokus steht jedes Jahr ein anderer Lebensstil-Faktor,
der das Krebsrisiko beeinflusst.

Weitere Informationen zur Krebspräventionswoche unter:
https://krebsgesellschaft.de/krebspraeventionswoche_2024.html
https://dkfz.de/krebspraeventionswoche
https://krebshilfe.de/krebspraeventionswoche

Weitere Quellen:
https://wcrf.org/diet-activity-and-cancer/risk-factors/physical-activity-
and-cancer-risk/

https://leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/komplementaermedizin
Leitzmann et al., 2015: European Code against Cancer 4th Edition: Physical
activity and cancer (iarc.fr)
Behrens et al., 2018: Cancers Due to Excess Weight, Low Physical Activity,
and Unhealthy Diet - PMC (nih.gov)

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Neue Leitlinie zur Gicht veröffentlicht Gicht besser behandeln: die neue S3-Leitlinie im Überblick

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e.
V. (DGRh) veröffentlicht erstmals eine evidenzbasierte S3-Leitlinie zur
Diagnostik und Therapie der Gicht. Die weitverbreitete
Stoffwechselerkrankung zeigt sich vor allem durch Entzündung in Gelenken.
Unbehandelt drohen schwere Gelenkschäden und ein erhöhtes Herz-Kreislauf-
Risiko. Was sich in der Behandlungspraxis sowohl in der allgemeinmedi-
zinischen als auch in der fachärztlichen Versorgung ändern wird, ist Thema
der digitalen Vorab-Pressekonferenz anlässlich des Rheumatologiekongresses
am 12. September 2024. Die neue Leitlinie setze Standards, um Gichtanfälle
und Gelenkschäden durch die Volkskrankheit zu vermeiden.

Korrekte Diagnose und schnelle Entzündungshemmung
„Trotz ihrer Häufigkeit wird die Gicht oft nicht angemessen diagnostiziert
und behandelt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer Leitlinie, an
der insgesamt sieben wissenschaftliche Fachgesellschaften beteiligt wa-
ren“, sagt Privatdozentin Dr. med. Uta Kiltz, Oberärztin am Rheuma-zentrum
Ruhrgebiet in Herne, die zusammen mit Privatdozentin Dr. med. Anne-Kathrin
Tausche, Dresden, die Leitlinienentwicklung koordi-niert hat. Entscheidend
sei die frühzeitige Diagnose der Gicht, um rasch mit einer wirksamen
Therapie beginnen zu können. Im akuten Gichtan-fall empfiehlt die aktuelle
Leitlinie den Einsatz von entzündungshem-menden Medikamenten wie
Colchicin, Glukokortikoiden oder nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR).
„Gerade hier sehen wir noch Defizi-te in der Versorgung. Denn eine rasche
Symptomkontrolle ist von ent-scheidender Bedeutung, um den Schaden am
Gelenk zu minimieren und die Schmerzbelastung der Patienten schnell zu
lindern“, betont Dr. Kiltz.

Am Zielwert der Serumharnsäure orientieren
Ursache für wiederkehrende Anfälle und schwere Gelenkschäden sind
chronisch erhöhte Harnsäurewerte im Blut der Betroffenen. Um dies zu
vermeiden, empfiehlt die Leitlinie eine sogenannte „Treat-to-
Target“-Strategie, bei der eine medikamentöse Senkung der Serumharnsäure
auf Werte unter 6 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) Blut angestrebt wird.
„Die Senkung der Serumharnsäure muss zielgerichtet erfolgen, um
langfristige Gelenkschäden zu verhindern und damit entscheidend zur
Lebensqualität der Patient:innen beizutragen“, erklärt Professor Dr. med.
Christof Specker, Präsident der DGRh aus Essen. Dafür müssen allerdings
die Ärztin/der Arzt für jede einzelne Patientin oder Patienten individuell
den optimalen Zielwert ermitteln und die Medikation daran anpassen. Auf
diese Weise lassen sich therapeutischer Nutzen und me-dikamentöse
Belastung durch Medikamente ins Gleichgewicht bringen.

Einbeziehung der Patient:innen und interdisziplinäre Zusammen-arbeit
Ein wesentlicher Fortschritt bei der Erstellung dieser Leitlinie ist die
enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Fachgesell-
schaften und die aktive Beteiligung von Patientenvertreter:innen. Haus-
ärzt:innen übernehmen eine zentrale Rolle, da sie meist Menschen mit
akuten Gichtanfällen behandeln und gleichzeitig mit den Patient:innen die
langfristigen Behandlungsziele erörtern und die Therapie beginnen. In
schwereren Fällen ist die Überweisung an eine:n Fachärzt:in für
Rheumatologie wichtig. Die neue Leitlinie empfiehlt, bereits beim ersten
Gichtanfall alle Therapieoptionen mit den Patient:innen zu besprechen, um
die Akzeptanz der Behandlung zu verbessern.

Prävention und Aufklärung
Das Risiko, eine Gicht zu entwickeln, steigt mit dem Alter an und ist bei
Männern dreimal höher als bei Frauen. „Die Therapie der Gicht als chro-
nischer Erkrankung erfordert eine zuverlässige Mitarbeit der Betroffe-nen.
Dies gilt umso mehr für die begleitenden präventiven Maßnahmen.
Patient:innen sollten darüber aufgeklärt werden, dass unter anderem
Risiken wie Übergewicht und übermäßiger Alkoholkonsum das Risiko für
Gichtanfälle erhöhen“, so Privatdozentin Dr. Kiltz. Den Harnsäurespiegel
erhöhende Medikamente, wie etwa Mittel zur Entwässerung, seien nur zu
verwenden, wenn es sich nicht vermeiden lässt.

Bedeutung für die Praxis
Die neue S3-Leitlinie ist ein entscheidender Schritt hin zu einer verbes-
serten Versorgung von Gichtpatient:innen, so auch die Einschätzung von
Professor Specker. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die aktive
Einbindung der Patient:innen würde dazu beitragen, die Lebens-qualität der
Betroffenen nachhaltig zu steigern. „Mit dieser Leitlinie set-zen wir neue
Standards in der Behandlung der Gicht. Unser Ziel ist es, Gichtanfälle zu
verhindern, Gelenkschäden zu minimieren und die Le-bensqualität unserer
Patient:innen langfristig zu verbessern“, so das Fazit der Rheumatologin
Kiltz.

Zur Leitlinie: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/060-005

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Rekord für eine lebensrettende Kinderherztherapie

Im Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, werden insgesamt acht
Kinder zeitgleich mit einer künstlichen Herzunterstützung versorgt. Ein
Behandlungsspektrum in dieser Größenordnung ist einzigartig. Die Therapie
ist nur in speziellen Zentren möglich.

Dankbarkeit für eine segensreiche Therapie und klinische Rundumversorgung,
welche die gesamte Familie in die Behandlung miteinbezieht: So lässt sich
die Stimmung beim Treffen von Emma, Leo, Theo, Luis, Charlotte, Leni,
Smaranda und Nico, ihren Eltern und den engsten Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern beschreiben, die sich auf dem Spielplatz des
Kinderherzzentrums im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad
Oeynhausen, mit dem Fotografen zu einer außergewöhnlichen Gruppenaufnahme
verabredet haben.

„Das war für uns alle ein bewegender Moment“, betonen die Klinikdirektoren
Prof. Univ. (assoc.) Dr. Eugen Sandica (Herzchirurgie) und Prof. Dr.
Stephan Schubert (Kinderkardiologie). „Denn eine
Herzunterstützungstherapie ist immer auch eine Therapie auf ungewisse
Zeit. Sie kann wenige Tage dauern oder auch viele Monate oder Jahre.“ Fest
steht: Auch den erfahrenen Experten ist weltweit keine andere Einrichtung
bekannt, in der jemals acht Kinder gemeinsam mit einem solchen
Kunstherzsystem (engl. VAD= Ventricular Assist Device) versorgt worden
sind.

Herzunterstützung für alle Altersstufen

Ihren künstlichen Herzpumpen haben die acht Patientinnen und Patienten im
Alter von zehn Monaten bis zu neun Jahren, die Schubert und Sandica im HDZ
NRW betreuen, ihr Leben zu verdanken. Professor Sandica und sein Team
haben die Systeme in jeweils mehrstündigen Operationen unter Einsatz der
Herz-Lungen-Maschine direkt am Herzmuskel implantiert. Die Mehrzahl der
Patienten benötigen dieses System aufgrund einer akuten
Herzmuskelschwäche. Nur ein Hersteller weltweit bietet diese
Medizintechnik in verschiedenen Größen und Zusammensetzungen für Kinder
aller Altersstufen an. Eine Kabelverbindung führt zu einem externen, akku-
betriebenem Antriebssystem (Excor® Active mobil, Berlin Heart), auf das
die Kinder solange angewiesen sind, bis ein geeignetes Spenderherz zur
Verfügung steht oder sich das kranke Herz dank der Entlastung wieder
erholt.

Neu dazugekommen sind von Professor Sandica entwickelte Systeme für
Kinder, die mit nur einer funktionsfähigen Herzkammer geboren wurden. Dank
einer herzchirurgischen Korrektur dieser angeborenen Fehlbildung kann die
verbleibende Herzkammer für eine gewisse Zeit die gesamte Herzarbeit
übernehmen. Bei zwei Patientinnen drohte diese sogenannte Fontan-
Zirkulation zu versagen. Professor Sandica setzte beiden Mädchen diese
individualisierten Systeme erstmals weltweit in Bad Oeynhausen ein.

Gegenwärtig wird für die meisten der acht Kinder die Herztransplantation
anvisiert. Dabei überprüfen die Herzspezialisten überprüfen regelmäßig, ob
das Unterstützungssystem und eine entsprechende medikamentöse Therapie
möglicherweise auch zur Erholung der kranken Herzen führen. Denn aufgrund
des Mangels an Spenderorganen sollen nur diejenigen Kinder transplantiert
werden, die keine Aussicht mehr auf eine Entwöhnung vom VAD-System haben.

Durch die zusätzliche Möglichkeit, jetzt auch den Fontankreislauf bei
Einkammer-Herzkindern zu unterstützen, erweitert sich das klinische
Versorgungsspektrum für Patienten mit VAD-Systemen im Kindesalter. Dieses
ist angesichts knapper Ressourcen in der Kinderherzmedizin eine weitere
Herausforderung, der sich die Kinderherzzentren stellen müssen.
„Mehr denn je benötigen wir ausreichend qualifiziertes Personal, aber auch
medizinische Ressourcen im Bereich Arzneimittel und Medizinprodukte“,
betonen die Klinikdirektoren, die auch aufgrund der überregionalen
Patientenzuweisung in das HDZ NRW weiterhin mit Engpässen rechnen müssen.
Etwa ein bis zwei Jahre verbringen Kinder mit einem versagenden Herzen
durchschnittlich in einem Krankenhaus. Für ältere Jugendliche und junge
Erwachsene stehen zwar Herzunterstützungssysteme zur Verfügung, die eine
Entlassung nach Hause erlauben. Kinder sind jedoch nach wie vor auf eine
stationäre Versorgung angewiesen.

Wartezeit auf eine Herztransplantation

Auch wenn das mobile Excor® System, das Professor Sandica 2019 erstmals in
Deutschland in den klinischen Einsatz aufnahm, eine akzeptable
Lebensqualität bietet, ist die Belastung für die Familien während der
Unterstützungszeit enorm, in der gesunde Kinder Zeit zuhause verbringen,
in den Kindergarten oder in die Schule gehen, Freundschaften schließen,
Sport treiben.

„Wir wissen, wie wichtig hier individuelle und variable
Unterstützungsangebote sind, die unser Zentrum bereits bereithält, um die
oft schwierige und lange Zeit gemeinsam zu meistern und zu helfen, wo wir
können“, betont Professor Schubert. „Dabei arbeiten unsere Teams Hand in
Hand. Viele verschiedene Berufsgruppen sind involviert, um den mit einer
solchen Therapie verbundenen Risiken, aber auch den mit dem
Klinikaufenthalt verbundenen Sorgen und Nöten adäquat zu begegnen.“
Insgesamt 67 Patienten unter 16 Jahren sind bisher in Bad Oeynhausen mit
einem Berlin Heart Excor® System versorgt worden, davon wurden 43
transplantiert, elf entwöhnt und acht Patienten befinden sich zurzeit im
stationären Aufenthalt in der Klinik. Das HDZ NRW, Bad Oeynhausen, ist
seit vielen Jahren das größte Herztransplantationszentrum in Deutschland.

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Hintergrundinformation:

Das mechanische, pulsatile Herzunterstützungssystem EXCOR® Pediatric wird
zur Unterstützung der links- und/oder rechtsventrikulären Pumpfunktion bei
lebensbedrohlich erkrankten Kindern und Jugendlichen mit Herzversagen
eingesetzt, wenn andere Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind. In
seltenen Fällen erholt sich das Herz wieder. Bei den meisten Betroffenen
ist jedoch ein Spenderherz der letzte Ausweg, um weiterzuleben. Das
speziell für die Altersgruppe von Kindern und Jugendlichen entwickelte
System ist weltweit das einzige, für die pädiatrische VAD-Therapie
zugelassene Herzunterstützungssystem, mit dem die Wartezeit auf eine
Herztransplantation überbrückt werden kann (VAD= engl. Ventricular Assist
Device).

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Als Spezialklinik zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und
Diabeteserkrankungen zählt das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-
Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, mit 36.000 Patientinnen und Patienten
pro Jahr, davon 14.500 in stationärer Behandlung, zu den größten und
modernsten Zentren seiner Art in Europa.

Das Kinderherzzentrum und Zentrum für angeborene Herzfehler des HDZ NRW
wird von Prof. Dr. Stephan Schubert, Direktor der Klinik für
Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler, und Prof. Univ. (assoc) Dr.
Eugen Sandica, Direktor der Klinik für Kinderherzchirurgie und angeborene
Herzfehler, gemeinsam geleitet. Es zählt international zu den führenden
und größten Kliniken zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit
angeborenem Herzfehler und ist zertifiziertes Zentrum für die Behandlung
von Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern (EMAH). Zur ausgewiesenen
Expertise des Zentrums zählt die Therapie des gesamten Spektrums von
angeborenen Herzfehlbildungen im Neugeborenen-, Kindes-, Jugend- und
Erwachsenenalter. Jährlich werden hier weit über 1.000 Patienten mit
herausragenden Ergebnissen auch im internationalen Vergleich stationär
sowie ca. 4.500 Patienten ambulant betreut.

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„Leber gut – alles gut“: 25. Deutscher Lebertag informiert über Diagnostik, Prognosen und Therapien bei Virushepatitis

Ob Magen-Darm-Infekt, lästiger Schnupfen oder
Husten – die Folgen vieler Virusinfektionen sind unangenehm, vorübergehend
und in den meisten Fällen wehrt das Immunsystem die Eindringline
erfolgreich ab. Doch es gibt auch Viren, gegen die das körpereigene
Abwehrsystem machtlos ist und die zu schwerwiegenden Schäden bis hin zu
Krebs führen können: Dazu zählen Hepatitis B- und Hepatitis
C-Virusinfektionen, die laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr
2022 weltweit zu 1,3 Millionen Todesfällen führten.

Diese globale Gesundheitsbedrohung nehmen die Ausrichter des 25. Deutschen
Lebertages am 20. November 2024 zum Anlass, im Vorfeld des bundesweiten
Aktionstages über Diagnostik, Prognosen und Therapien bei Virushepatitis
zu informieren. Der Deutsche Lebertag wird von der Gastro-Liga e. V., der
Deutschen Leberhilfe e. V. und der Deutschen Leberstiftung ausgerichtet.
Mit dem diesjährigen Motto „Leber gut – alles gut“ betonen die Ausrichter
die Bedeutung der Leber als zentrales Stoffwechselorgan des menschlichen
Körpers und weisen darauf hin, dass in den meisten Fällen virale und
nicht-virale Lebererkrankungen und ihre Folgen umso besser behandelt und
gegebenenfalls sogar geheilt werden können, desto früher sie erkannt
werden.

Virushepatitis umfasst eine Gruppe von entzündlichen Lebererkrankungen,
die durch verschiedene Viren verursacht werden. Derzeit unterscheidet man
– abhängig vom Virustyp – Hepatitis A, B, C, D (delta) und E. Besonders
Hepatitis B und C stehen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, da sie
chronisch verlaufen und unbehandelt zu schwerwiegenden gesundheitlichen
Problemen wie Leberzirrhose und Leberzellkrebs führen können.

Im April 2024 schätzte die WHO, dass derzeit 254 Millionen Menschen an
chronischer Hepatitis B und 50 Millionen Men¬schen an chronischer
Hepatitis C leiden. Zusätzlich geht die WHO von jährlich etwa 1,5
Millionen Neuinfektionen von Hepa¬titis B und einer Million Neuinfektionen
von Hepatitis C aus. Und auch die Prognose der WHO zur Sterblichkeit ist
alarmierend: Weltweit sterben täglich 3.500 Menschen an viralen Hepatitis-
Infektionen. Diese Daten verdeutlichen die globale Gesundheitsbelastung
durch Virushepatitis und unterstreichen die Notwendigkeit von
Präventionsmaßnahmen, frühzeitiger Diagnose und effektiven
Behandlungsstrategien.

„In den meisten Fällen, wenn Viren in den menschlichen Körper gelangen,
sind die Symptome unangenehm, aber schnell wieder vorbei. Unser
Immunsystem kann die Eindringlinge, die beispielsweise Magen-Darm-Infekte,
Schnupfen oder Husten verursachen, effektiv eliminieren. Anschließend ist
der Patient wieder gesund. Doch es gibt Virusinfektionen, bei denen es dem
körpereigenen Abwehrsystem nicht gelingt, sämtliche Viren komplett zu
eliminieren. Wenn zum Beispiel Hepatitis-B-Viren (HBV) oder
Hepatitis-C-Viren (HCV) einen Menschen infizieren, können sie
Leberentzündun¬gen verursachen, die häufig chronisch werden und weitere
schwere Folge-Erkrankungen wie Leberzirrhose oder Leberzellkrebs zur Folge
haben“, erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der
Deutschen Leberstiftung, und berichtet von einem bisher einmaligen Erfolg:
„In der Regel können Menschen, die an einer chronischen Virusinfektion
leiden, nicht geheilt werden. Bislang gibt es nur eine Ausnahme, die
Hepatitis C. Seit 2014 sind in Deutschland zahlreiche Medikamente zur
Behandlung der Erkrankung zugelassen, die direkt in den Vermehrungszyklus
des Virus eingreifen, die sogenannten DAAs – Direct Acting Antiviral
Agents. Die Heilungsraten dieser nahezu nebenwirkungsfreien
Tablettentherapien mit einer Dauer von acht bis zwölf Wochen sind sehr
hoch, sie liegen bei circa 90 bis 100 Prozent. Doch wir können
Hepatitis-C-Patienten nur dann einer heilenden Therapie zuführen, wenn
ihre Erkrankung diagnostiziert wird. Auch gegen Hepatitis B gibt es
effektive Therapien, die allerdings meist dauerhaft genommen werden
müssen, und Impfstoffe, die eine Infektion verhindern können. So kann das
Risiko einer Chronifizierung und schwerwiegender gesundheitlicher Folgen
verringert werden. Viele Betroffene bemerken ihre Erkrankung jedoch lange
Zeit gar nicht, weil chronische Infektionen mit einem Hepatitis-Virus über
Jahre symptomlos verlaufen können.“

Bereits im Jahr 2016 hat die WHO das Ziel ausgerufen, bis 2030 die
Virushepatitiden B und C zu eliminieren. Diesem Ziel hat sich die deutsche
Bundesregierung mit der BIS2030-Strategie angeschlossen. Um der von Prof.
Manns thematisierten Problematik der Identifizierung von unentdeckten
Hepatitis-Virusinfektionen entgegenzuwirken, wurde der Katalog für
Vorsorgeleistungen erweitert: Im Rahmen des Präventionsprogramms
„Gesundheitsuntersuchung“ für gesetzlich Versicherte, vormals als „Check-
up 35“ bezeichnet, besteht ab dem vollendeten 35. Lebensjahr alle drei
Jahre ein Anspruch auf eine Vorsorge-Untersuchung. Seit 2021 wird als neue
Vorsorgeleistung auch ein einmaliges Screening auf Hepatitis B und C
angeboten. Erste Studienergebnisse zeigen, dass durch die Screenings die
Zahl der Diagnosen von Hepatitis B und C angestiegen ist.

Wer noch keinen Kontakt mit Hepatitis-A- oder -B-Viren hatte, sollte sich
in der hausärztlichen Praxis dagegen impfen lassen. Die Hepatitis-A- und
-B-Schutzimpfungen sind insbesondere für Leberkranke wichtig, da die Leber
hier schon vorgeschädigt ist: Eine zusätzliche Infektion mit einem
Hepatitis-Virus kann den Krankheitsverlauf bei diesen Patienten
verschlechtern oder sogar ein Leberversagen auslösen. Eine Impfung gegen
das Hepatitis B-Virus schützt gleichzeitig gegen das Hepatitis-D-Virus
(Hepatitis delta): Das Hepatitis-D-Virus kann nur zusammen mit dem
Hepatitis-B-Virus auftreten, da es dessen Hüllprotein braucht. Die
chronische Hepatitis delta ist die Virushepatitis-Erkrankung mit dem
schwerwiegendsten Verlauf. Für die Therapie einer Hepatitis-D-Infektion
ist seit einiger Zeit ein neues Medikament verfügbar.

Der Verlauf und die Prognose jeder Erkrankung mit einem Hepatitis-Virus
hängen unter anderem von der Fähigkeit des Immunsystems, das Virus zu
bekämpfen sowie der physischen Konstitution des Patienten ab. Von großer
Bedeutung ist, ob eine frühe Diagnose und eine gezielte Behandlung
erfolgen. Deswegen ist es auch für Menschen, die sich eigentlich gesund
fühlen, sinnvoll, die Leberwerte in der hausärztlichen Praxis untersuchen
zu lassen. Erhöhte Leberwerte können ein erstes Zeichen sein, dass mit der
Leber etwas nicht stimmt.

Mehr Informationen zum 25. Deutschen Lebertag und alle bislang im Rahmen
des diesjährigen Deutschen Lebertages veröffentlichten Presseinformationen
finden Sie unter: http://www.lebertag.org.

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