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Abdullah Ibrahim «Solo & Ekaya», KKL Luzern, 20. April 2023, besucht von Léonard Wüst

Abdullah Ibrahim Altmeister am Klavier
Abdullah Ibrahim Altmeister am Klavier

Besetzung:
Abdullah Ibrahim, piano – Cleave Guyton, alto sax/flute/clarinet/piccolo (musical director) – Lance Bryant, tenor sax – Michael Pallas, trombone – Joshua Lee, baritone sax – Noah Jackson, bass/cello – Willie Terrill, drums

Grundsätzliches zu Abdullah Ibrahim

Abdullah Ibrahim playing the Blues
Abdullah Ibrahim playing the Blues

Mit 88 Jahren blickt Südafrikas grosser Jazzpianist Abdullah Ibrahim auf eine einzigartige Karriere zurück. Vor 60 Jahren kehrte der gebürtige Kapstädter dem Apartheid-Regime den Rücken und spielte seine ersten Konzerte in Europa im legendären Zürcher Jazzclub «Africana», wo er von Duke Ellington höchstpersönlich entdeckt und gefördert wurde. Es folgten unzählige Konzerte auf allen grossen Bühnen der Welt, seine Beziehung zur Schweiz aber blieb immer besonders eng. Das zeigte sich auch bei seinem letzten Schweizer Konzert in der Tonhalle Maag in Zürich von Ende Januar 2020, das zum langen bejubelten Triumph geriet: Seine Fans waren restlos begeistert von der aus Township-Hymnen und Kwela-Tanzmusik gespeisten Musik, die in ihrer repetitiven Einfachheit einen mitreissenden Sog entfaltet. Auf seinem anfangs 2022 veröffentlichten Solo-Album «Solotude» zeigt sich Ibrahim als Ton Maler auf dem Jazzklavier – sein hymnisches Spiel ist stets von einem tief in der Seele lodernden Feuer geprägt und verbindet Wohlklang mit Tiefgang.

Aus Dollar Brand wird Abdullah Ibrahim

Abdullah Ibrahim vertieft in sein Spiel
Abdullah Ibrahim vertieft in sein Spiel

Als Dollar Brand war er berühmt geworden, nachdem er 1962 vor dem Apartheid-Regime aus Südafrika geflohen war. Mit seinem Pianospiel hat er die südafrikanischen Melodien und Rhythmen in den Jazz gebracht. Eine Zeit lang lebte er in Zürich, wo seine Konzerte im Café Africana viele lokale Jazzmusiker inspiriert haben, so auch die junge Irène Schweizer. Gefördert von Duke Ellington, ist er mit Alben und Projekten weltweit berühmt geworden. Sein Song «Manneberg» (1974) wurde zur inoffiziellen Hymne der Anti-Apartheid-Bewegung in Südafrika.

Auf Einladung von Nelson Mandela kehrte Ibrahim 1990 nach Kapstadt zurück. 1994 spielte er bei dessen Amtseinführung. Zu den sozialen Projekten, die Abdullah Ibrahim in Südafrika initiiert hat, gehört neu auch das Klimaprojekt The Green Kalahari Project. Ibrahim lebt heute mit seiner zweiten Frau im Chiemgau in Bayern.

«Ekaya» bedeutet Heimat und tatsächlich hat die Formation Ekaya, die 1983 von Abdullah Ibrahim gegründet wurde, mit seinen Melodien das Publikum im vollen Konzertsaal des KKL in die Weite und Schönheit seiner südafrikanischen Heimat entführt. Dem 7-köpfigen Jazzensemble, das aus seinem Trio und einem Bläsersatz besteht, ist es gelungen, die von Abdullah Ibrahim komponierten Stücke in einen meditativen Klangteppich zu verwandeln, immer äusserst präzise und harmonisch gespielt, reduziert auf eine beruhigende und schlichte Einfachheit, frei von künstlicher, demonstrativer Virtuosität.

Zugleich zeigte aber der Künstler Abdullah Ibrahim das breite Spektrum seiner musikalischen Heimat. Der heute 88-jährige, aufgewachsen als Adolf Johannes Brand in einem Township von Kapstadt, begann schon als siebenjähriger Junge Klavier zu spielen. 1962 wurde er mit seinem «Dollar Brand Trio» von Duke Ellington entdeckt und in der Folge stark von ihm und später den Pianisten Thelonious Monk und Keith Jarrett beeinflusst. All diese Einflüsse sind verwoben und vernetzt in der Musik von Ekaya wieder zu finden, in einer ruhigen Einheit, kontemplativ und in sanften Legato.

Auf ins Konzert

Abdullah-Ibrahim
Abdullah Ibrahim

Das Konzert begann mit einem eindrücklichen, wenn auch etwas gar langem, Solo von Abdullah Ibrahim, bevor seine Mitmusiker auf die Bühne kamen und einen satten, dennoch samtenen Klangteppich legten. Die einzelnen Soli, streng überwacht vom Meister am Flügel, variierten die Muster, sehr strukturiert, beherrscht und harmonisch. Man hätte sich mal einen Ausbruch gewünscht, eine Überraschung, ein Chaos gar, wie es eben auch und gerade auf einem afrikanischen Marktplatz stattfinden könnte. Aber an diesem Abend blieben die Akkorde wohlselektiert und angenehm zu hören für das Ohr und führten den Zuhörer nach innen, in seine, Abdullah Ibrahims Träume und Vorstellungen von eigener Heimat.

Wo Abdullah Ibrahim draufstand, war leider etwas  wenig Abdullah Ibrahim drin

Meistens beteiligte sich der Altmeister kaum akustisch am Geschehen, spielte also nicht mit auf dem Konzertflügel, sondern begnügte sich mit kleiner Gestik mittels Handzeichen oder kurzem, zustimmenden Kopfnicken. Er war also äusserst sparsam  mit seinem Zutun am Klavier, was das Auditorium etwas ratlos, erstaunt, gar etwas enttäuscht hinnahm. Nichts von technischer Raffinesse, explosiven Ausbrüchen, rasanten Läufen, Fingerjagden über das Elfenbein, keine punktuell hingeknallten Harmonien, nichts von berauschendem rasanten Furioso auf den 88 Tasten, die ihm die Welt bedeuten.

Etwas gar zahme, zu strukturierte Dramaturgie

Abdullah Ibrahim hochkonzentriert
Abdullah Ibrahim hochkonzentriert

Für mein Gusto ein zu enges Korsett für die eigentlich sehr spielfreudig wirkenden Männer mit ihren Blasinstrumenten. Der einzige, der konstant wirbelte, Bassist  Noah Jackson, nahm sich ein paar, wenn auch kleinere, Freiheiten heraus, Drummer Willie Terrill blieb sich und den Anweisungen des Leaders treu, also zurückhaltend unaufdringlich, bis auf die eine Ausnahme und dramaturgisch völlig fehl am Platz das erste Solo des Drummers, nicht als Abschluss und Krönung eines gut gespielten Sets, sondern völlig unmotiviert zwischen zwei der insgesamt bloss acht verschiedenen Themes, die während der 90 Minuten aufgegriffen wurden. Die späteren Drummer Einlagen waren dann dort, wo sie hinpassten, mal im Dialog mit dem Bassisten, mal gar als klassisches Jazztrio, also  mit Klavier, Bass und Drums.

Räumlich zu separiert von seinen Mitmusikern

Etwas unglücklich Ibrahims Platzierung ziemlich weit entfernt von der Band, sodass nie ein richtig ganzes Eines entstand, dazu überliess der Chef die Szene eigentlich komplett seinen, zugegeben, ebenfalls grossartigen Mitmusikern, ergriff fast nie die Gelegenheit, um eine brillante Solosequenz einzustreuen, während der Bassist fast pausenlos die Saiten rauf und runter turnte und der Schlagzeuger brav seine Besen angenehm zurückhaltend einsetzte. Dann, schon fast stur, die Soli der einzelnen Musiker immer in der gleichen Abfolge, Altosax, Tenorsax, Posaune und Baritonsaxophon. Alle acht interpretierten Stücke waren charakterlich sehr ähnliche, ruhige Werke, liessen etwas die überschäumende afrikanische Lebensfreude vermissen.

Andeutung von Dollar Brands Antiapartheidhymne als Supplement

Abdullah Ibrahim privat
Abdullah Ibrahim privat

Zum Schluss gabs dann noch eine «Andeutung» von «Mannenberg»  ( ein Musikstück von Abdullah Ibrahim, ( damals, vor Übertritt zum Islam,  noch Dollar Brand) das 1974 erstmals auf Schallplatte erschien. Es gilt als Symbol gegen die damalige Apartheidpolitik in Südafrika. Der Titel bezieht sich auf das Township Manenberg nahe Kapstadt, das von zwangsumgesiedelten Coloureds bewohnt wurde. Das Stück ist dem Cape-Jazz zuzurechnen).

Trotz der leisen Enttäuschung über das etwas blasse Konzert, wahrscheinlich auch dem doch recht hohen Alter des Südafrikaners geschuldet, wurden die Künstler am Schluss mit stehender Ovation gefeiert, wobei der Meister im Hintergrund blieb und seine Musiker mit klaren Handbewegungen zu ihren Verbeugungen und zum Entgegennehmen des Applauses aufforderte. Erst nach einer äusserst grosszügigen Zugabe, die zudem zum Besten gehörte, was an diesem Abend gespielt wurde, verneigte sich auch der grosse Meister Abdullah Ibrahim vor seinem Publikum und schritt anschliessend sehr würdevoll von der Bühne. Ein eindrücklicher und bereichernder Abend für ein sehr aufmerksames, etwas erstauntes, aber trotzdem  dankbares Publikum.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: www.allblues.ch  und  https://www.jazzluzern.ch/

: abdullahibrahim.co.za/

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Abdullah Ibrahim in Action

Abdullah Ibrahim Meister am Piano

Abdullah Ibrahim mit Band

 

Abdullah Ibrahim in Aktion

 

Die Protagonisten geniessen den Schlussapplaus Foto Vanessa Bösch

Die Protagonisten geniessen den Schlussapplaus Foto Vanessa Bösch

 

Die Protagonisten geniessen den Schlussapplaus Foto Vanessa Bösch

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Lucerne Festival Orchestra | Andrés Orozco-Estrada | Pablo Ferrández u.a. KKL Luzern, 2. April 2023 besucht von Léonard Wüst

Das Lucerne Festival Orchestra mit dem Cellisten Pablo Ferrández unter Andrés Orozco-Estrada Foto Priska Ketterer
Das Lucerne Festival Orchestra mit dem Cellisten Pablo Ferrández unter Andrés Orozco-Estrada Foto Priska Ketterer

Besetzung und Programm:
Lucerne Festival Orchestra
MDR-Rundfunkchor
Andrés Orozco-Estrada Dirigent
Pablo Ferrández Violoncello
Regula Mühlemann Sopran
Simona Šaturová Sopran
Allan Clayton Tenor
Robert Schumann (1810–1856)
Cellokonzert a-Moll op. 129
Felix Mendelssohn (1809–1847)
Sinfonie Nr. 2 B-Dur op. 52 Lobgesang

Robert Schumann Cellokonzert a-Moll op. 129

Solo Cellist Pablo Ferrández wurde 1991 in Madrid geboren und studierte an der renommierten Escuela Superior de Música Reina Sofía bei Natalia Shakhovskaya und an der Kronberg Academy bei Frans Helmerson. Zudem war er Stipendiat der Anne-Sophie Mutter Stiftung.

Zum Werk Schumanns

Konzertfoto von Priska Ketterer
Konzertfoto von Priska Ketterer

Dieses Werk schrieb Schumann innerhalb von zwei Wochen. Während es großen Anklang bei seiner Frau Clara fand – sie lobte vor allem das Spielerische –, sagte es dem Widmungsträger Emil Bockmühl hingegen nicht zu. Er forderte einen neuen dritten Satz und behauptete, das Werk sei insgesamt zu wenig melodisch. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass ihm das Stück schlicht zu anspruchsvoll war. Bockmühl wollte es in dieser Form jedenfalls nicht aufführen, Schumann keine Änderungen vornehmen. (In einem Zeitraum von über zwei Jahren richtete Bockmühl nicht weniger als 26 Briefe an Schumann, in denen er sich ausführlich und zum Teil höchst kritisch über das Cellokonzert und die Möglichkeit seiner Aufführung äußert, die sechs Antwortschreiben Schumanns waren bislang nicht aufzufinden). So kam es, dass der Komponist sein Cellokonzert nie im Konzertsaal hörte. Erst am 23. April 1860, vier Jahre nach Schumanns Tod, wurde es in Oldenburg uraufgeführt.

Kein typisches Cellokonzert

Konzertfoto von Priska Ketterer
Konzertfoto von Priska Ketterer

Eine Fantasie für Orchester mit obligatem Cello? Der Beginn generiert Klänge wie von einer Orgel. Kein Thema, nur drei wechselnde Akkorde der Holzbläser. Doch sind sie Keimzellen, die später wiederkehren, die Form des Ganzen miteinander verklammert. Drei Sätze, die nahtlos ineinander übergehen. Das Cello setzt ein. Leise. Lyrisch. Ausdrucksvoll. Dazu machte sich der deutsche Cellist Alban Gerhardt sehr persönliche Gedanken: “Dieser sehr schwelgerische Beginn ist gar nicht schwelgerisch gemeint: Schumann schreibt dieses schnelle Tempo und er schreibt piano; die ganze Einleitung ist im piano gehalten.

Konzertfoto von Priska Ketterer
Konzertfoto von Priska Ketterer

Das Stück beginnt mit drei kurzen, schwermütigen Harmonien der Bläser, die eine melancholische Stimmung entstehen lassen und auf die das vom Solisten präsentierte Hauptthema folgt. „Vor allem das Hauptthema im ersten Satz ist eines der schönsten, das es je für Cello gegeben hat“, sagt der französische CellistJean-Guihen Queyras begeistert. Der zweite Satz („Langsam“) wirkt wie eine kurze Ruhepause, bevor im letzten Satz schnelle Läufe und große Sprünge die Solisten vor eine große Herausforderung stellen. Von Schumann spielerisch gemeint, wirkt dieser letzte Satz für manche so skurril, dass das Stück später sogar als der Beginn von Schumanns geistiger Verwirrtheit – Spätfolgen einer Syphilisinfektion – beschrieben wurde.

Schumann stellte nicht die blosse Virtuosität in den Vordergrund

Konzertfoto von Priska Ketterer
Konzertfoto von Priska Ketterer

Wie ist Schumann in seinem Cellokonzert mit diesen Schwierigkeiten umgegangen? Die Virtuosität steht bei ihm nie im Vordergrund – was nicht heißt, dass das Konzert leicht zu spielen wäre, im Gegenteil. Aber es gibt darin keine Zirkusnummern. Stattdessen hat er eine der großen Qualitäten ins Zentrum gestellt, die das Instrument auszeichnen: das Gesangliche, die Kantabilität. Das Cello darf das ganze Konzert über mit viel Seele singen. Und damit es nicht vom Orchester übertönt wird, hat Schumann das Tutti mit allergrößter Zurückhaltung behandelt. Das Orchester spielt hier und da ein paar Einwürfe und Überleitungen oder tritt mit dem Solisten in Dialog. Aber meist begleitet es ihn mit vornehmer Diskretion. Die Klangpalette des Orchesters behandelt Schumann sehr sparsam: die Streicher überwiegen, Holz- und Blechbläser setzen nur ein paar Tupfer dazwischen.
Der Solist intonierte äussrst sensibel, mit viel Feingefühl, liess aber bei virtuoseren Sequenzen durchaus sein iberisches Temperament durchschimmern.
Das Luzerner Renommierorchester und der kolumbanische Gastdirigent Andrés Orozco-Estrada supportierten ihn dabei grossartig, begeisterten das Publikum im ausverkauften Konzertsaal und wurden dafür mit einem stürmischen, langanhaltendem Applaus belohnt.

Felix Mendelssohn Sinfonie Nr. 2 B-Dur op. 52 Lobgesang «Lobe den Herrn»

Mendelssohns Lobgesang Regula Mühlemann im Duett mit Simona Saturova Foto Priska Ketterer
Mendelssohns Lobgesang Regula Mühlemann im Duett mit Simona Saturova Foto Priska Ketterer

Den Auftrag zur Komposition erhielt Mendelssohn wohl 1839 vom Rat der Stadt Leipzig anlässlich der Vierhundertjahrfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johannes Gutenberg. Mendelssohn rang lange mit der geeigneten Form für das Werk, dachte an ein Oratorium oder eine großangelegte Psalmvertonung, bis er schließlich in einer Mischung aus Sinfonie und Kantate die für ihn geeignete Form fand. So entstand der „Lobgesang“, der am 25. Juni 1840 in einem großen Festkonzert in der Leipziger Thomaskirche erstmals erklang. Daran beteiligt waren etwa 500 Personen, (in Luzern waren es ca. 160), in der total überfüllten Kirche, das Gewandhausorchester und verschiedene Chöre. Später erweiterte Mendelssohn das Werk noch um einige weitere Sätze. Die zweite Fassung des Werks erklang erstmals am 3. Dezember 1840 in Leipzig.

Urteil von Musik Analysten

Die musikalischen Analysten haben im „Lobgesang“ noch allerhand sonstige geistreiche Verflechtungen von Musik und Text und mehr oder weniger offenkundige symbolische Elemente aufgespürt, wie man sie nicht zuletzt von Johann Sebastian Bach kennt, in dessen heiligen Hallen das Werk uraufgeführt wurde. So sind etwa auch die Tonarten Folge und damit die Stimmung der Werkteile vom Grundgedanken geprägt, dass das Licht über die Finsternis siegt. Nach dem Abstieg in dunkles Moll folgt jeweils der Aufstieg in strahlendes Dur.

Das Werk erfuhr erst späte Anerkennung

Tenor Allan Clayton Foto Priska Ketterer
Tenor Allan Clayton Foto Priska Ketterer

Nach anfänglich eher zurückhaltender Annahme des Werks bei Kritikern und andern Komponisten, wird inzwischen anerkannt, dass der „Lobgesang“ einer eigenen höchst kunstvollen Logik folgt, und dass er an dieser zu messen ist. Die inhaltliche Grundidee ist die Parallelisierung des biblischen Geschehens und des aktuellen Festanlasses. Der Erlösung des Volkes Israel, das im Dunkeln der Glaubensungewissheit gefangen ist, durch Gott wird die Erlösung aus dem Dunkel der Unwissenheit gegenübergestellt, welche die Menschheit durch die Erfindung der Druckkunst erfuhr. Die verbindende Metapher ist das Bild von der Nacht, aus welcher die Menschheit in das Licht der Erkenntnis geführt wird. Besonders deutlich wird dies in der Nr. 6 des Werkes, wo der Solo Tenor, hervorragend an diesem Abend Allan Clayton, drei Mal in jeweils gesteigerter Tonlage fragt: „Hüter, ist die Nacht bald hin?“, worauf der Chor, nachdem der Solo-Sopran das Weichen der Dunkelheit angekündigt hat, strahlend „Die Nacht ist vergangen“ intoniert.
Besonders anschaulich wird dies an dem kraftvollen Eingangsmotiv der Posaunen, welches das ganze Orchester jeweils in der Art eines responsorischen Gemeindegesangs beantwortet. Dieses Motiv durchzieht in einfallsreicher polyphoner Verarbeitung den ganzen ersten Satz des symphonischen Teiles, um am Ende auch den triumphalen Abschluss des Gesamtwerkes zu bilden. Seine volle Bedeutung erschließt sich erst, wenn der Chor ihm die beziehungsreich auf den Gesang gemünzten (Psalm)Worte „Alles, was Odem hat, lobet den Herrn“ unterlegt. Ähnliches gilt für die choralartige Passage im Mittelteil des liedhaft-idyllischen zweiten Orchester Satzes, die durch den Chor Choral der Nr. 8 mit dem Text „Nun danket alle Gott“ ihre nachträgliche Bedeutung erhält. Was man als bloße Verdoppelung des musikalischen Materials kritisiert hat, wäre damit, anders als bei Beethovens 9. Symphonie, der tiefsinnige Versuch einer Synthese von absoluter und programmatischer Musik. Das ambitionierte Werk ist offensichtlich im Ganzen vom Gedanken der Synthese durchdrungen. Es verbindet nicht nur biblische und deutsche Vergangenheit mit der Gegenwart, sondern auch die verschiedensten tradierten Gattungen der Kunstmusik – von der Symphonie über die Kantate und das Oratorium bis zur responsorischen Psalmodie und dem Choral. Mit seinen vielfältigen kulturgeschichtlichen Rückgriffen ist das Werk ein genuines Produkt des musikalischen Historismus, als dessen führender Mitbegründer Mendelssohn gilt.

Orchester in Topform auf Weltklasseniveau

Konzertfoto von Priska Ketterer
Konzertfoto von Priska Ketterer

Das Orchester legte den fabelhaften Klangteppich, auf dem die zwei Sopranistinnen und der englische Tenor Allan Clayton, mit ihrem gesanglichen Können glänzen konnten. Natürlich besonders im Rampenlicht, aber auch herausragend, die Luzernerin Regula Mühlemann, inzwischen längst auf allen grossen Bühnen der Welt, von der Scala inn Mailand bis zur Yorker Met, gefeiert. Da musste die Slowenin Simona Šaturová , obwohl auch grossartig, zwangsläufig hintanstehen.
Auf qualitativ gleicher Ebene wie Mühlemann der englische Tenor, der bei uns noch nicht ganz so bekannt ist, was sich aber, bei solch überzeugender Leistung, schnell ändern wird, gilt Allan Clayton doch als einer der gefragtesten Sänger seiner Generation. Er studierte am St. Johns College in Cambridge und an der Royal Academy of Music in London. Für seine Künstlerischen Leistungen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen.

(Allan erhielt großes Lob als Hauptrolle in Brett Deans Oper „Hamlet“, die im Juni 2017 in Glyndebourne Weltpremiere feierte. Im selben Jahr interpretierte er die Rolle des David in Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ am Royal Opera House in Covent Garden).

Mendelssohn bleibt Oratorien Tradition treu
.
Mehrfach lässt Mendelssohn auch Textstellen zunächst von den Solisten ausführen und dann vom Chor wiederholen, und symbolisiert so die Ausbreitung der Erleuchtung im Volk Gottes. Mendelssohn folgt mit der Form der Textbehandlung der Oratorien Tradition des 18. Jahrhunderts.

Mächtige Klänge im grossen Konzertsaal

Die Mitwirkenden, fast 200 an der Zahl hatten natürlich auch das dementsprechende Klangvolumen und so erklang dann teils wuchtige Musik, in den Orchester und Chorpassagen, wohltuend diskret begleitend, wenn die “Solosänger*innen” ihre Einsätze vortrugen.
Ein eindrückliches Gesamtkunstwerk, mal mit grosser Palette und dickem Pinsel aufgetragen, mal mit feinen Bleistiftstrichen akustisch gemalt und vom Auditorium demensprechend mit kanganhaltender Akklamation und einer stehenden Ovation bedacht.

Fazit des Mendelssohn Frühlingsfestes mit 3 Konzerten

Obwohl bei den beiden Konzerten mit dem Lucerne Festival Orchestra, Chefdirigent Riccardo Chailly krankheitshalber kurzfristig ersetzt werden musste und ebenbürtig auch konnte, wurde es musikaliscjh, wie auch statistisch, mit der fast unglaublichen Auslastung von über 90%, ein grossartiges Wochenende im KLL Luzern an den Gestaden des Luzerner Seebeckens.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: www.lucernefestival.ch

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Konzertfoto von Priska Ketterer

Leitung Andrés Orozco-Estrada

Konzertfoto von Priska Ketterer

Andrés Orozco-Estrada Dirigent

Konzertfoto von Priska Ketterer

Mendelssohns Lobgesang Regula Mühlemann im Duett mit Simona Saturova Foto Priska Ketterer

Regula Mühlemann Sopran

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Igudesman & Joo | Yuja Wang KKL Luzern, 1. April 2023, besucht von Léonard Wüst

Duo Igudesman & Joo mit Yuja Wang
Duo Igudesman & Joo mit Yuja Wang

Besetzung und Programm:
Igudesman & Joo:  Aleksey Igudesman, Violine & Comedy | Hyung-ki Joo, Klavier & Comedy
Yuja Wang Klavier
«Happy Birthday, Sergei Rachmaninoff!» mit Special Guest Yuja Wang
Eine Geburtstagsshow, entworfen, komponiert und gespielt von Aleksey Igudesman und Hyung-ki Joo

Igudesman und Joo sind alles andere als «blosse» Musikclowns.

Aleksey Igudesman rechts und Hyung-ki Joo Foto Priska Ketterer
Aleksey Igudesman rechts und Hyung-ki Joo Foto Priska Ketterer

Das musikalische Talent des Russen Aleksey Igudesman (* 22. Juli 1973 in Leningrad) wurde früh erkannt und so wurde er schon im Alter von 12 Jahren an der Yehudi Menuhin School in London aufgenommen. Heute ist er, nebst seinen Auftritten, vor allem als Komponist tätig und hat schon für so bekannte Orchester wie das New York Philharmonic Werke verfasst, komponierte und arrangierte, teilweise zusammen mit Hans Zimmer, Filmmusik, in Violins of the World, einem Gemeinschaftsprojekt von Gidon Kremer, Julian Rachlin, Janine Jansen und Alexandra Soumm ( alles Spitzenviolinist/innen) werden Aleksey Igudesmans Violinduette aufgeführt und seine Gedichte von Schauspielerlegende Roger Moore vorgetragen. Alles in allem also ein breitgefächertes, sehr vielfältiges Schaffen auf absolutem Weltklasseniveau.

Comedy und Musik auf Weltklasseniveau

Aleksey Igudesman links und Hyung-ki Joo Foto Priska Ketterer (5)
Aleksey Igudesman links und Hyung-ki Joo Foto Priska Ketterer (5)

Aleksey Igudesman und Hyung-ki Joo (auch er absolvierte die Yehudi Menuhin School) kombinieren auf höchstem Niveau Humor mit klassischer Musik und Popkultur.

Auch im Goethe Institut präsent

Aleksey Igudesman
Aleksey Igudesman

Mit dem englisch-koreanischen Pianisten Hyung-ki Joo tourt Igudesman weltweit sehr erfolgreich und füllt grosse Konzertsäle. Ihre Popularität quer durch die Massen belegen auch die millionenfach angeklickten Trailer auf den sozialen Medien und YouTube. Der österreichisch-deutsche Dokumentarfilm «Piano Mania» über die beiden, wurde sogar in den Katalog des Goethe-Instituts aufgenommen.

Dass dies ein aussergewöhnliches Konzert würde, war mir klar, da ich die beiden auch schon mal am Silvesterkonzert des Zürcher Kammerorchesters 2010 im KKL erlebte. Welche Rolle dabei aber Yuja Wang übernehmen sollte, blieb mir im Voraus schleierhaft.

Richard Hyung-ki Joo
Richard Hyung-ki Joo

Zuerst enterten  die beiden Musiker in goldfarbenem Outfit die Bühne, platzierten ein paar lockere Sprüche in perfektem Deutsch  und liessen kurz darauf auch schon ein paar Melodiefetzen erklingen, mit dem entsprechenden Begleitkommentar von Igudesman.

Dann kann sie, Yuja Wang, am 10. Februar 1987 als Tochter einer musikalischen Familie in Peking geboren, durchaus bekannt, auch mit ihren körperlichen Reizen nicht zu geizen, in einem knappen roten, glitzernden, schulterfreien Body die Szene.

Das Komiker Duo feierte 250 Jahre Geburtstag

Aleksey Igudesman links und Hyung-ki Joo Foto Priska Ketterer
Aleksey Igudesman links und Hyung-ki Joo Foto Priska Ketterer

Igudesman erklärte diesen ungewöhnlichen Geburtstag mit der Tatsache, dass dieser Abend ja Sergej Rachmaninow, geboren 1. April 1873, zum 150sten gewidmet sei, zudem würden er und sein Bühnenpartner Jo, beide Jahrgang 1973 dieses Jahr 50 Jahre alt, ergo 150 + 50 + 50 ergäbe dann halt die 250.

Witziger «Tribut to Rachmaninow»

Im Happy-Birthday-Konzert von Aleksey Igudesman (Violine) und Hyung-ki Joo (Klavier), dienten selbstredend Werke des grossen russischen Komponisten als Ausgangspunkt für ihre Parodien, aber immer basierend auf perfektem handwerklichem Können auf ihren Instrumenten, garniert mit  dazugehörenden körperlichen Verrenkungen,  clownesker Mimik und witzigen Erläuterungen.

Kampf mit der Tücke des Objektes

Igudesman als Polizist gängelt Jo durch Musikgeschichte des Klaviers
Igudesman als Polizist gängelt Jo durch Musikgeschichte des Klaviers

Sie kämpften manchmal mit den Tücken des Objektes, in diesem Fall meistens das Klavier, auf dem Pianist Jo u.a. spektakulär übertrieben ernst zu. 2. Klavierkonzert ansetzte, um im späteren Verlauf zur Pop Version von «All by myself» heftig schluchzend, wobei nicht auszumachen war, ob vor Trauer oder aus Freude.

Der koreanische Pianist präsentierte sich auch noch als passabler Tenor, als er ab und zu singend eine Nummer ankündigte.

Rachmaninow für sechs Hände als Comedy Glanzpunkt

Hyung ki Joo und Yuja Wang Foto Priska Ketterer
Hyung ki Joo und Yuja Wang Foto Priska Ketterer

Später forderte Jo die chinesische Starpianistin, die wirklich wie ein billiges Flittchen daherkam, auf, sich neben ihn auf den Schemel zu setzen und mitzuspielen. Dem wollte Igudesman natürlich nicht tatenlos zusehen und setzte sich auch noch dazu, womit Yuja Wang jetzt zwischen den beiden Showprofis sass. Jetzt gings gleich harmonisch sechshändig weiter, dazu flirtete die Chinesin auch hefig abwechselnd mit einem von beiden, bevor sie sich mit zwei kurzen Ellbogenbewegungen der zwei entledigte, die unsanft auf dem Boden landeten und wie Maikäfer strampelnd auf dem Rücken lagen.

Es gab noch etliche Nummern, wobei Yuja Wang dabei eher eine Statistenrolle zu- und sie sich selbst wohl etwas verloren vorkam.

Mein Fazit des Silvesterkonzertes 2010 des ZKO mit Igudesman % Jo

Das Duo Igudesman& Joo mit Special Guest Yuja Wang in der Show zu Rachmaninows 150. Geburtstag Foto Priska Ketterer
Das Duo Igudesman& Joo mit Special Guest Yuja Wang in der Show zu Rachmaninows 150. Geburtstag Foto Priska Ketterer

Natürlich sind die beiden überdurchschnittlich gute Musiker, sonst würde die Show wohl eher lächerlich wirken, so aber ist es ein absoluter Hammer, ein Genuss für Augen, Ohren und vor allem auch fürs Gemüt. Magistral unterstützt vom Zürcher Kammerorchester, boten Igudesman & Joo eine genial zu nennende Performance.

Mein Fazit der Rachmaninow Comedy

Die Protagonistinnen beim  Schlussapplaus Foto Priska Ketterer
Die Protagonistinnen beim Schlussapplaus Foto Priska Ketterer

Die eher unglückliche Kombination des Komiker Duos mit der Starpianistin kam nicht bei allen gut an, einige, die wohl vor allem wegen der sonst so fabelhaften Yuja Wang gekommen waren,  verliessen sogar enttäuscht vorzeitig das Konzert und mein Eindruck war auch eher ein zwiespältiger, kam es doch so, wie ich eigentlich schon im Vorfeld ahnte.

Applaus gabs natürlich trotzdem nicht zu kurz aber man konnte sich des Gefühls nicht erwehrten, dass auch die drei auf der Bühne sich der Sache selbst nicht so sicher wären.

Ein Experiment, das wohl kaum eine zweite Auflage dieser Art erleben wird.

Trailer der Rachmaninow Show

youtube.com/watch?v=MbMVCUzdDP0

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos:  Priska Ketterer www.lucernefestival.ch

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Aleksey Igudesman links und Hyung-ki Joo Foto Priska Ketterer

Aleksey Igudesman links und Hyung-ki Joo Foto Priska Ketterer

Aleksey Igudesman links und Hyung-ki Joo Foto Priska Ketterer

Aleksey Igudesman rechts und Hyung-ki Joo Foto Priska Ketterer

Aleksey Igudesman rechts und Hyung-ki Joo Foto Priska Ketterer

Hyung ki Joo und Yuja Wang Foto Priska Ketterer

v l Aleksey Igudesman Yuja Wang und Hyung ki Joo Foto Priska Ketterer

v l Aleksey Igudesman Yuja Wang und Hyung ki Joo Foto Priska Ketterer

Die Protagonistinnen beim Schlussapplaus Foto Priska Ketterer

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Lakmé, Oper in drei Akten von Léo Delibes (1836-1891), Opernhaus Zürich Première besucht von Marinella Polli

Lakmé Szenenfoto von Toni Suter
Lakmé Szenenfoto von Toni Suter

Konzertante Aufführung
Musikalische Leitung Alexander Joel Szenische Einrichtung Natascha Ursuliak Choreinstudierung Janko Kastelic
Gérald, englischer Offizier
Edgardo Rocha
Frédéric, englischer Offizier
Björn Bürger
Nilakantha, Brahmanenpriester
Philippe Sly
Lakmé, seine Tochter
Sabine Devieilhe
Mallika, deren Begleiterin
Siena Licht Miller
Hadji, Diener Nilakanthas
Saveliy Andreev
Ellen, Geralds Verlobte
Sandra Hamaoui
Rose, ihre Cousine
Bożena Bujnicka
Mistress Benson, deren Erzieherin
Irène Friedli
Philharmonia Zürich
Chor der Oper Zürich

Die im Konzertsaal so beliebte Glöckchenarie, auch bekannt als Bell Song, aus “Lakmé” von Léo Delibes‘ (1836-1891), ist ein bekanntes Paradestück für Koloratursopranistinnen und Stimmvirtuosinnen aller Zeiten, wie zum Beispiel Mado Robin, Joan Sutherland und Edita Gruberova in der Vergangenheit, oder Nathalie Dessay heute. Zusammen mit “Viens, Mallika!… Sous le dôme épais”,  dem dank Werbespots und Filmen leider so strapazierten Blumenduett für Sopranistin und Mezzosopranistin, ist sie was heute aus diesem Delibes‘ romantischen Werk in drei Akten in Erinnerung bleibt.

Eine tragisch endende, unmögliche Liebe

Die phänomenale französische Sopranistin Sabine Devieilhe in der Titelrolle
Die phänomenale französische Sopranistin Sabine Devieilhe in der Titelrolle

Die Oper handelt, um in wenigen Worten zu sagen, von der unglücklichen Liebe zwischen Lakmé, der Tochter des Brahmanenpriesters Nilakantha, die isoliert in der Nähe eines Tempels lebt, und dem britischen Offizier Gérald. Als das Mädchen Gérald trifft, verlieben sich die beiden ineinander, was Nilakantha als Sakrileg betrachtet. Dem Priester gelingt es natürlich das Paar zu trennen, so dass Lakmé in ihrem Kümmer eine giftige Blüte isst und am Schluss stirbt.

Nicht überall im Standardrepertoire

Der uruguaysche Tenor Edgardo Rocha als Gérald
Der uruguaysche Tenor Edgardo Rocha als Gérald

‚Lakmé, an der Pariser ‚Opéra Comique’1883 erfolgreich uraufgeführt, wurde damals für Delibes ein Triumph, nicht zuletzt dank dem Libretto von Edmond Gondinet und Philippe Gille, aber besonders wegen deren Originalität, wegen des ausserordentlichen Erfindungsreichtums und der orientalischen Atmosphäre, welche dem Geschmack der Zeit entsprach. Obwohl der Franzose eher als Ballett-Komponist von ‘Coppélia’ und ‘Sylvia’ bekannt ist, ist ‘Lakmé’ als sein Hauptwerk zu betrachten. Heute gehört aber die ganze Oper nur noch in Frankreich und in dem englischsprachigen Raum zum Standardrepertoire, während sie in der Schweiz und in Deutschland leider viel zu selten aufgeführt wird. Auch im Opernhaus Zürich war von ‚Lakmé’ am 2. April (Aufführungen noch am 8. und 15. April) nur eine konzertante Aufführung in französischer Sprache mit deutscher und englischer Untertitelung und mit einer einfachen aber wirksamen szenischen Koordination von Natascha Ursuliak zu geniessen.

Ein unvergesslicher, hochklassiger Abend

Lakmé Szenenfoto von Toni Suter
Lakmé Szenenfoto von Toni Suter

Alexander Joels inspirierte, kompetente musikalische Leitung einer ‘Philarmonia Zürich’ en pleine forme begleitete das überaus aufmerksame Premièrenpublikum durch eine an besonderen Akzenten, an wunderschönen instrumentalen Momenten und an Kolorit reiche Partitur: der Londoner Maestro am Pult und alle Musiker, beachteten erfolgreich deren zahlreichen Détails. Eine sehr sorgfältige Abstimmung des Orchesters (von den Holz- und Blechbläsern bis zum Schlagzeug)  mit allen Sängern wurde auch nicht vernachlässigt.

Eine grandiose, betörende Interpretation der Titelrolle

Sabine Devieilhe als Lakmé und Siena Licht Miller als Mallika beim berühmten Blumenduett
Sabine Devieilhe als Lakmé und Siena Licht Miller als Mallika beim berühmten Blumenduett

In der intensiven Titelpartie war eine der heute sicher besten französischen Stimmen zu hören, Sabine Devieilhe, die am Opernhaus Zürich bereits die Titelfigur in Donizettis “Fille du régiment” und Sophie in Strauss’ ‘Rosenkavalier’ interpretierte. Der französichen Sopranistin gelang es, mit ihrer lupenreinen, dennoch überaus expressiven Stimme alle Voraussetzungen der Lakmé zu erfüllen; eine an akrobatischen Koloraturen sehr reiche und unheimlich fordernde Hauptrolle, für welche auch eine besondere Ausstrahlung und ein grosses Einfühlungsvermögen notwendig sind. Es war ein hinreissender Moment, als sie „Où va la jeune Hindoue” warm, präzis und mit phänomenalen Pianissimi sang. Das Blumenduett im 1. Akt, mit der ausgezeichneten deutsch-amerikanischen Mezzosopranistin Siena Licht Miller in der Rolle der Dienerin Mallika, hatte bereits vorher die Zuschauer verzaubert.

Ein Abend der schönen Stimmen

Lakmé Szenenfoto von Toni Suter
Lakmé Szenenfoto von Toni Suter

Auch der uruguaysche Tenor Edgardo Rocha interpretierte die ebenfalls anspruchsvolle Rolle des Gérald immer sehr diffenziert und ohne zu forcieren. Perfekt als Nilakantha auch Philippe Sly: der Bassbariton aus Montreal beeindruckte mit seiner tiefen, dramatischen Stimme. Sehr gut waren auch alle Sänger in den Nebenrollen –  besonders überzeugend der junge Bariton Björn Bürger als Frédéric – so wie der von Janko Kastelic vorbereitete ‘Chor der Oper Zürich’.

Die Standing Ovation an der Première war mehr als verdient.

Text: https://marinellapolli.ch/

Fotos:Toni Suter www.opernhaus.ch

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Lakmé Szenenfoto von Toni Suter

Lakmé Szenenfoto von Toni Suter

Lakmé Szenenfoto von Toni Suter

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Lakmé Szenenfoto von Toni Suter

Lakmé Szenenfoto von Toni Suter

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